Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

. Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners-i Z ^ ^ ^ tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier '

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Samstag den 29. September

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mit dem Unterhaltungsblatt:

Das Plauderstübchen"

für das IV. Quartal.

Mit dem 1. Oktober fängt wieder ein neues, das IV. Quartal an, weßhalb diejenigen verehrlichen Abonnenten, welche das Blatt blos vierteljährlich bestellten, ersucht werden, ihr Abonnement sofort zu erneuern, da hievon die ununterbrochene Zusen­dung des Blattes abhängt. In Betreff der Abonne­mentsgebühr siehe oben am Kopfe des Blattes. _ Expedition L Redaktion.

Die erledigte Amtsgerichtsschreibersstclle in Nagold wurde dem stellvertretenden Amtsgerichtsschreiber Bäder bei' dem Amts gericht Stu ttg art ü ber tragen. __

Tages-Nertigkeiten.

Deutsches Rcirb.

.'X Herrenbcrg, 25. Sept. Die heurige Schlußprüfung der Haushaltungsschule fand im Beisein des Herrn Prof. Dr. v. Weber und des Herrn Prälaten Dr. v. Merz statt. Die Prüfung erstreckte sich auf alle im bürgerlichen Haushalt vor­kommenden Gebiete, wobei die Mädchen treffende und sichere Antworten zu geben wußten. Die reichhal­tige Ausstellung der Jndustriearbeiten zeigte, daß mit Verständnis und Fleiß gearbeitet wurde. Das zahl­reiche Publikum und die Angehörigen der Schülerin­nen waren von den Leistungen sehr erfreut. Der Winterkursus beginnt am 15. Oktober und würden die Leistungen der Schule cs verdienen, daß dieser Kursus zahlreich besucht würde.

Nach einer in allen katholischen Kirchen ver­lesenen Anordnung des hochw. Bischofs von Rot­tenburg soll von Heuer an jedes Jahr am Ernte­dankfest regelmäßig für die Hagelbeschädigten des Lan­des gesammelt, bezw. sollen an diesem Tage die Op­ferbecken in den Kirchen aufgestellt werden. Die Al­mosen sind durch die Dekanatämter an die Zentral­leitung des Wohlthätigkeitsvereins zur Verteilung einzusenden.

Tübingen, 26. Septbr. (Tagesordnnng für die Schwurgerichts-Sitzungen des 3. Quartals 1888). Es kommen folgende Strafsachen zur Aburteilung: Gegen den Zimmer­mann Jakob Schmid von Trailfingen wegen Brandstiftung; gegen den Holzhauer Christian Friedr. Klaus von Wildbad wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit; gegen Jak. Klotz, Gottl. Friedr. Dürr, Gottl. Burkhardt und Jak. Friedr. Schmand er, sämtlich von Kapfenhardt, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit; gegen den Spcisewirt Joh. Georg Ziegler von Oberkollbach, wohnhaft in Reutlingen, wegen betrüglichen Bankerutts; gegen die led. Dienstmagd Marg. Holzäpfel von Beinberg wegen Meineids und Verleitung zum Meineid und gegen den Adlerwirt Matth. Lutz von Otlcnbronn wegen Anstiftung zum Meineid; gegen Hermann Bub, vorm. Stadtschultheißen von Neuenbürg, wegen Unter­schlagung amtlicher Gelder und erschwerter unrichtiger Buch­führung; gegen den led. Schreiner Friedr. Mollenkopf von Pfullingen wegen eines Verbrechens des mit schwerem Raub verbundenen Mords.

Stuttgart, 25. Sept. Heute Mittag ist un­ser Königspaar von Friedrichshafen wieder hier ein­getroffen. Ein größerer Empfang auf dem Bahn­hof fand auf Allerhöchsten Wunsch nicht statt. Die Vorbereitungen zum Empfang des Kaisers sind wahrhaft großartig. So viel ist zur Ausschmückung der Stadt selbst nicht bei den Besuchen Kaiser Wil­helms I. geschehen. Der Schloßplatz mit seiner herr­lichen Umgebung muß in der projektierten Beleuch­tung einen geradezu feenhaften Anblick bilden und

daß die Straßen nicht Zurückbleiben, davon zeugt die fieberhafte Thätigkeit, welche auch bei Ausschmückung der Häuser sich entwickelt. Die mittlere Bahnhof­halle erstrahlte heute Abend erstmals in elektrischem Licht. Es war das eine Probebeleuchtung für den Kaiserempfang, die sehr gut ausfiel. Die Serenade im Schloßhof soll nach der' neueste« Bestimmung mit ! SpeidelsHeil dir Wilhelm" eröffnet werden, wel- chem Liede Emil Engelmann einen neuen Text un- ! terleot hat. Der Verein zur Hebung des Fremden- ! Verkehrs errichtet im Bahnhof über die Kaisertage ein Wohnungs-Nachweisungsbureau. Schon jetzt macht j sich ein Fremdenzufluß bemerkbar. !

Stuttgart, 25. Sept. Die allgemeine Be- ! teiligung bei dem heute nachmittag stattgehabten Lei- ^ chenbegängnis Mathilde Marlow's zeugte von ^ der Liebe und Verehrung, welche dieschwäbische > Nachtigall" in allen Kreisen genoß. Eine nach Tau- ! senden zählende Menge hatte in den Straßen Auf­stellung genommen, durch welche der imposante Trauer­zug sich bewegte. Am Grabe sprachen außer dem Geistlichen Kaplan Mangold der Geh. Hofrat Dr. v. Weither Namens der Intendanz, Kammersänger ! Schütky Namens der Mitglieder des K. Hoftheaters,

^ Prof. Faißt im Namen des Vereins für klassische i Kirchenmusik und endlich ergriff auch der älteste Sohn ! der Verstorbene«^ Herr v. Homolatsch, noch das ^ Wort, um dertreuesten Mutter" einen Rosenkranz ! aufs Grab zu legen. Dasselbe hatten auch die übri- ^ gen Redner gethan.

Stuttgart, 26. Sept. Eine geradezu fieber­hafte Thätigkeit herrscht heute in der Stadt. Man legte überall die letzte Hand an, um die Dekoratio­nen fertig zu stellen. Der Schloßplatz wird einen herrlichen Anblick darbieten. Sehr schön wirkt eine auf hohem Postament aufgestellte VVürttombsrxia, welche in der einen Hand einen Palmzweig darreicht und sich mit der anderen auf einen Schild, mit dem württ. Wappen stützt.

Stuttgart, 26. Sept. Die hiesige Bäcker­genossenschaft verhandelte heute in ziemlich stürmischer Debatte über die Frage der Erhöhung der Brod- preise. Es kam allerdings noch nicht zu einem sol­chen Beschluß, aber man kam doch überein, die den Brodpreisen zugrunde liegenden Tarife einer anderen Berechnung zu unterziehen, auf Grund derselben dann voraussichtlich der Vorstand eine Erhöhung der Brod- preise festsetzen wird. Im klebrigen beschloß man, daß die hiesige Bäckergenossenschaft sich in eine In­nung umzuwandeln hat.

Die bürgerlichen Kollegien Ulm haben schon früher für diejenigen feucrwehrpflichtigen Einwohner der Stadt, die in der Feuerwehr keinen Dienst leisten, 3 Stenerstnfen von 10,8 und 2 festgcstellt. Die Einteilung der Pflichtigen in diese 3 Klassen ist nunmehr erfolgt, die Anzahl der Pflichti­gen beträgt in 1. Klasse (tO 113, in 2. Klasse (5 .«) 314 und in 3. Klasse (2 °«) 765.

In der Kirchweihwoche vom 21. bis zum 28. findet in Weingarten eine Mission statt, zu deren Abhaltung 6 Kapuzinerpatres gewonnen wurden.

Brandfälle: In Winterlingen (Ba­lingen) vom 23. auf den 24. ds. Mts. eine Mühle.

Die englische Kronprinzessin, die Prinzessin von Wales, hat mit ihren Töchtern während ihres Aufent­haltes in Gmunden in sehr großer Lebensgefahr geschwebt. Bei einer Spazierfahrt fuhr der Wagen über ein Geleise, als sich plötzlich die beiden Schlag­bäume mit Rücksicht auf einen heranbrausenden Zug senkten und das Gefährt völlig einsperrte. Mit schnel­ler Geistesgegenwart sprang der die Prinzessin be­gleitende Oberst Clarke aus dem Sattel, riß den Wagen auf das freie Geleise hinüber, nnd kaum war

dies geschehen, so brauste auch der Zug haarscharf

vorüber. Alle Anwesenden waren aufs Tiefste er­schüttert. Die Spazierfahrt wurde aufgegeben.

Die bayrische Rheinpsalz hat 30 volle Jahre keinen ihrer Könige zu sehen bekommen. Man kann sich denken, welche Feste sie jetzt dem Prinzre­genten Luitpold bei seinem Besuch von Stadt und Land bereitet und wie sie ihm zugejubelt hat. Pro­testant oder Katholik, alle waren einmütig, bei Nie­mand hatten die gehässigen Anschwärzungen und Ver­leumdungen verfangen, mit denen die Schwarzen den Regenten nach dem Tod König Ludwigs II. über­schüttet haben.

Fürst Bismarck hat in Friedrichsruh den Besuch des Dr. Franz, des Präsidenten des evangel. Oberkirchenrates in Wien, erhalten. Der Kanzler drückte ihm seine große Freude über das gute Äer- hältnis zu Oesterreich aus, das sogar zu einem enge­ren Bündnis geführt habe. Das war, sagte er, von Anfang an unter Streit und Kampf das Ziel meiner Politik, und wir befinden uns wohl dabei. Dr. Franz hat dies nach Wien berichtet und der Kaiser hatte eine große Freude.

Berlin. 25. Sept. Betreffs der Veröffentli­chungen aus dem Tagebuche des Kaisers Friedrich erfährt dasDeutsche Tagebl.", die Regierung werde eine umfassende Untersuchung einleiten.

Berlin, 25. Sept. Während unsere Freisin­nigen und alle, welche unserer Kolonialpolitik feindlich gegenüberstehen, die neue Emin Pascha Expedition als höchst unbedeutend darzustellen sich bemühen, müssen ihre Blätter heute Telegramme aus London veröffentlichen, wonach die, von ihnen so oft als Praktiker, namentlich in der Kolomalpolitik gepriese­nen Engländer das betreffende Unternehmen denn doch mit ganz anderen Augen ansehen. Nach diesen Meldungen fordert dieTimes" die britische ostafri­kanische Gesellschaft auf, der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft in der Ausdehnung nach dem Innern Afrikas energisch zuvorzukommen. Dem gegenüber haben wir alle Veranlassung, uns nicht zuvorkommen zu lassen.

Berlin, 25. Sept. Fürst Bismarck ist nachmittags 5'/i Uhr vom Grafen Rantzau und Geh.- Rat Rottenburg begleitet nach Friedrichsruh zurück­gereist. Graf Herbert Bismarck gab ihm bis zum Bahnhof das Geleite.

Berlin, 25. Sept. Bon Stuttgart reist der Kaiser über Tübingen, Sigmaringen, Radolfzell ; nach der Mainau.

! Berlin, 26. Sept. DerNat.-Ztg." wird bestätigt, daß die Kaiserin Friedrich sich mit großer Schärfe gegen die ohne ihr Borwissen erfolgte Ver­öffentlichung der Auszüge aus dem Tagebuche des ! verstorbenen Kaisers Friedrich in derDeutschen Rundschau" ausgesprochen habe.

Berlin, 26. Sept. DasKl. Journal", das allerdings für wenig glaubwürdig gilt, teilt mit, der ' Einsender der Veröffentlichung werde den Nachweis erbringen, daß Kaiser Friedrich kurz vor seinem Sterben ihn ermächtigt habe, das Tagebuch 3 Monat ^ nach des Kaisers Tode zu publizieren.

Berlin, 26. Sept. Mehrfach wird gemeldet, daß Fürst Bismarck bei seinem gestrigen Besuch ' vom Kaiser mit ganz besonderer Herzlichkeit empfan­gen und begrüßt worden sei. Der Reichskanzler sei i von dem jungen Monarchen mit sichtlicher Bewegung entlassen worden.

^ Berlin, 26. Sept. Wie dieFreis. Ztg."

! meldet, ist eine weitere Ausgabe des Auszuges des