laufen werde. Gegen 10 Uhr wurde indes bekannt, daß nicht am Bahnhof der. Emtzfang. Mtfinden werde, sondern unmittelbaL vob'dLm Mngawg zu dem Fürpensitz. Gegen '/Lltfflhr k^at der Fürst .aus dem Portal seines Gartens. WühHiastrsche Hoch­rufe begrüßten den Iayzlet, welcher, weißer Mütze und der Jnterims-ffniMm selftes Küraffier-sfiegr- ments mit dem Orden xour 1s merits und dem eisernen Kreuz 1. Klasse geschmückt, die zum Empfange getroffenen Anordnungen besichtigte. Der Fürst war sehr liebenswürdig, unterhielt sich mit mehreren der Harrenden und äußerte:Das dauert noch ziemlich lange, der Kaiser kommt eine Stunde später." Der Kanzler ging alsdann, gefolgt von seinem Schwie­gersohn , Grafen v. Rantzau und dessen Gemahlin, welche gestern in Friedrichsruhe eingetroffen waren, den Bahnkörper entlang, um den prächtig illuminier­ten Bahnhof zu besichtigen. Nach der Rückkehr vom Bahnhof zog sich der Fürst in sein Haus zurück, während die tausendköpfige Menge noch Isis Stunde warten müßtq, bevor der kaiserliche Zug langsam vor dem Schloßeingang anlangte. Tser Hpfzng be­stand aus 5 bis 6 WaM, In. dem dritten befand sich der Kaiser, ihm gegenüber Graf Herbert Bis­marck, der seinem Vater, welcher im Kürrassierhelm erschienen war, zuwinkte. Der Kaiser stieg aus dem Waggon, ohne die bereit gestellte Treppe' zu benü­tzen und eilte auf den Kanzler zu. Dieser versuchte dem Monarchen die Hand zu küssen, was abgewehrt wurde. Ein kräftiger Händedruck war die Begrüßung zwischen Kaiser und Kanzler. Beide gingen, von den übrigen Herren gefolgt, unter fortwährenden Hoch­rufen der Zuschauer in das Schloß des Fürsten, wo sehr bald die Lichter verlöschten. Der Kaiser schlief unter dem Dach seines Kanzlers.

Die kurze Dauer des Aufenthaltes des Kai­sers in Friedrichsruhe erklärt sich, wie von dort geschrieben wird, aus dem Verlangen des Kai­sers, seine Gemahlin und den neugeborenen Prinzen so bald wie möglich zu begrüßen. Der Kaiser hat in Friedrichsruhe mehrere Gnadenbeweise erlassen. Ein Lübecker Photograph erhielt die Erlaubnis, den Kaiser und den Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe zu photographieren.

Aus Kiel.schreibt man der PostEin Blick in die Schlafkabine des Kaisers. Wilhelm auf der ,,Hoherizollern" lehrt, wie Gottesfurcht und Liebe zu den Haupttugenden unseres Kaisers gehören. Auf dem Nachttisch neben dem Bett steht ein wohl­gelungenes Kabinetbild unserer holden Kaiserin, da­vor liegt ein kleines, einfach schwarz gehaltenes Ge- betbuch. Dies Büchlein ist schon alt; es hat dem Heldenkaiser Wilhelm allabendlich und an jedem! Morgen Trost und Stärkung gewährt, und der ju- ! gendliche Nachfolger hat diesen gottesfürchtigen Ge­brauch als teuerstes Vermächtnis sich zugeeignet.

Kiel, 1. Aug. Ueber die Aufsehen erregende! Verhaftung eines Franzosen, in welchem man einen; Spion vermutet, berichtet dasHamb. Fremd,e»bl.":; Der Verhaftete wohnte seit geraumer Zeit auf Belle­vue als Badegast und zog schon dadurch die Auf­merksamkeit auf sich, daß er, anders als die übrigen Badegäste, früh morgens fortging und stets erst abends spät heimkehrte, daß er seine Briefe nie im Gasthofe empfing, sondern stets selbst von der Post abholte, daß er endlich sich bei den Angestellten in Bellevue genau nach der Stärke der Forts, deren Lage. Ge­schützzahl und deren Kaliber zu unterrichten suchte. Bei seiner Verhaftung fand man denn auch verschie­dene Zeichnungen hiesiger Forts bei ihm. Der Ver­haftete nennt sich Eunen und will Baumeister in Loth­ringen sein. In Wirklichkeit soll er den Rang eines französischen Marine-Offiziers bekleiden."

Ein Londoner Telegramm derKreuz Ztg." meldet den Untergang des Stettiner Lloyddampfers Deutschland"; die Mannschaft sei gerettet.

Auf der Feucrwchrgeräte-AussteUnng in Han­nover hat eine von Herrn Daimler in Cannstatt ausgestellte Feuerspritze mit Petroleummotor allseitige Bewunderung gefunden.

Pilsen, 2. August. Die hiesige Bezirkshaupt­mannschaft droht 60 czechischcn Gemeinden ihres Schulbezirkes mit der Sequestration vom 15. August ab, wenn bis dahin nicht die seit Jahren rückständi­gen Schulbeiträge eingezahlt sein sollten.

Elbing, 4. Aug. Infolge anhaltenden heftigen Regens ist abermals lleberschwemmung eingetreten. Eine große Anzahl Straßen ist überschwemmt, der

Eisenbahndamm hach Güldenboden gefährdet. Ernte teilweise vernichtet.

Die

Regens , haben die FlHffe alles überflutet. ^ .Ein,.gro-c ßer Teil dek Ernte ist^vernWet'ünd fottgeschwemmt.'

In O eff err e i ch krieselt. es einmal" wieder. Diesmal handelt es sich um den" Kultus- und Un­terrichtsminister v. Gautsch, auf dessen Rücktritt stark hingearbeitet werden soll. Als Nachfolger wird be­reits der Landespräsident von Schlesien, Graf Mer- Veld, genannt.

Alle Wiener Blätter besprechen den Besuch Kaiser Wilhelms in Friedrichsruh und kon­statieren das unveränderte Vertrauen des deutschen Herrschers in die' Politik des Reichskanzlers und dessen Bestrebungen, den Frieden zu erhalten. Die N-.,Fr. Ph- sagt:So hoch geehrt ward noch nie von seinem Monarchen ein Minister, wie Fürst Bis­marck von dem jungen Kaiser Wilhelm."

Frankeich.

Die Nrheiter-Str?iks in und umParis sind nqch neueren Nachrichten ' nicht unbedenklich. In einer Versammlung rief ,der Vorsitzende Vaillänt den Arbeitern zu;.Unser Streik ist das erste Scharmü-

Krupp in Essen bestellt. Leider ergaben die Schieß­versuche einen ungünstigen Erfolg, denn sie erwiesen " geringe TreffsMerheiij.und wurden für un­erklärt. Krupp.wunderte, sich, schrieb zurück, jdaß die deutsche Artillerie dieselben Kanonen mit be­stem Erfolg verwende, und feiste nach Brüssel. Da ergab sich derm zux.Beschqnmug ,der belgischen Artil­leristen, daß diese gewöhnliches^ Pulver zur Ladung verwendet hatten, während prismatisches, chokoladen- farbiges Pulver angewendet werden muß.

Italien.

Rom, 1. Aug. DemBerl. Tagebl." wird von hier berichtet: Die Regierung und die städtischen Behörden Roms werden fchon in den nächsten Tagen über die feierlichen Vorbereitungen zum Empfang Kai­ser Wilhelms Beschluß fassen. Nahe bei Rom wird große Truppenparade über 40000 Mann abgehalten werden.

England.

London, 2. Aug. Wie die Birminghamer ZeitungDaily Mail" erfährt, ist das neue Maga­zingewehr für die britische Armee für unbrauchbar befunden und die weitere Anfertigung desselben vom Kriegsministerium eingestellt worden. Es waren be­reits gegen 1000 Gewehre fertiggestellt.

Ueber die Witterungsverhältnisse in England

ist, daß es anfängt, eine politische Rolle zu spielen, so muß man schließlich auch die Antipathie überwinden, über das Wetter zu sprechen. Dieser Sommer ist bis auf den heuti­gen Tag so naß und kalt geblieben, daß sich der bekannte älteste Einwohner desgleichen nicht erinnert, und daß er dem bekannten Heineschen grün angestrichenen Winter alle Ehre macht. Ende Juli noch des Ueberziehers und des Parapluis

tz°l zur M-i d-, >y»-»!

1793. Wan fewre ein Bankett nach dem andern und vergesse, daß das Volk hungere. Boule fordert alle. Arbeiter auf, sich am Streik zu beteiligen, dann wären die Arbeitgeber gezwungen, nachzügeben. Der

Anarchist Laval ruft aus, der Streck müsse allge- ...

mein werden, dann gebe es die Revolution! Hier ' nicht entbehren zu können, ist auch für hier eine Seltenheit, bricht großer Lärm cpis. Der bekannteBürger"

Maxime Li^bonne stürmt auf die Rednertribüne und ruft ays:Es lebe die Kommune! Ich bin gegen den Streik, weil unter 20000 Arbeitern nicht 10 die Courage haben, ihre Arbeitgeber aufzuhängen.

Nehmt Revolver als Werkzeuge zur Arbeit, aber steckt nicht die Hände in die Hosentaschen und streikt nicht!"

Paris, 2. Aug. Der Streik der. Erdarbeiter dauert fort- Heute vormittag durchzogen mehrere Trupps Streikender den Quai, um die Radekarren der Nichtstreikcnden, sowie deren Arbeitsgeräte in das I Wasser zu werfen.

! Paris, 3. Aug. Gestern nachmittag erklärten ' auch die Kellner und Friseurgehilfen den allgemeinen Streik. Gegen abend kam es zu einer förmlichen Schlacht zwischen der Polizei und den Streikenden, wobei 15 der letzteren durch die blanke Waffe verletzt wurden. Viele Verhaftungen wurden vorgenommen.

Die französischen Blätter arbeiten in Sensation.

Sie veröffentlichen einen angeblichen Bericht des Reichskanzlers an den Kaiser Friedrich gegen die Vermählung des Prinzen Alexander von Battenberg mit der Tochter des Kaisers. Der Reichskanzler weist darin auf die Notwendigkeit hin, den Zaren schonend zu behandeln. Der Bericht ist von der bekannten Frau Adam den Blättern mitgeteilt wor­den und auch in der neuesten Nummer derNouvelle Revue" erschienen.

Paris, 3. Aug. Die Publikation des Bis- marckschen Berichts hat hier wie eine Bombe gewirkt. Zur Verstärkung des Eindrucks verbreitet man auch noch die Nachricht, daß gegen den intimen Ratgeber des verstorbenen Kaisers, Baron Secken­dorfs, eine Art Arnim-Prozeß angestrengt würde, natürlich weil er nichts besseres zu thun wußte, als die Denkschrift des Fürsten Bismarck der Frau Julictte Adam in die Hände zu spielen!! Bisher sagten die Pariser, Mackenzie habe den Bericht derFrau mit den schönen Schultern" ausgeliefert.

Um Herrn Bo ulanger, den braven General, - wird es immer öder und stiller und. selbst von seinen ^

Intimen zieht sich mancher von ihm zurück oder hält j sich wenigstens in anständiger Entfernung von ihm und scharfe Anklagen bekommt er bald da bald dort­her. So brachte z. B. das sozialistische Blatt xarti ouvrier« vor einigen Tagen folgende durch den Drück besonders hervorgehobene Notiz an der Spitze seiner Spalten:Wir erinnern daran, daß Boulänger während der siebzehn Monate seines Mi­nisteriums 1300000 Frks. geheimer Fonds ver­schlang, d. i. 2400 Frks. täglich oder 100 Frks. stündlich, die Nachtarbeit mit eingerechnet.

Belgien.

Vor Jahr und Tag hatte die belgische Mi­litärverwaltung 100 stählerne Standgeschütze bei

und die Folgen machen sich bereits sehr empfindlich für Pro­duzenten und Konsumenten landwirtschaftlicher Produkte. Die englischen und schottischen Farmer sind keine wohlhabenden Leute und sie leiden unglaublich, aber cs ist das nichts gegen das unglückliche Irland, welches in dringender Gefahr ist einer Hungersnot, denn die Kartoffeln scheinen zu mißraten und an allen Ecken und Enden klagt man schon über auf­tretende Fäule. Eine Hungersnot zur Zeit in Irland, wo fast zwei Drittel des Bodens schon infolge der Exekutionen brach liegt, würde das Land vollends ruinieren und gänzlich entvölkern, weil Englands Eigennutz dafür gesorgt hat, daß Irland selbst keine nennenswerte Industrie hat und mit seinen Bedürfnissen auf den englischen Markt angewiesen blieb. Au­ßerdem wird von dort gemeldet, daß die Kaiserin Friedrich anfangs September auf sechs Wochen nach Schottland zum Besuch der Königin Viktoria kommt, welche Höchstdcrselben das Schloß Abergeldie zur freien Verfügung gestellt hat. Ihre Majestät würde auf der PachtHohenzollcrn" unter dem Kommando des Prinzen Heinrich in England cintreffcn und sich nach Beendigung ihres Aufenthaltes nach Italien begeben für den Winter.

Amerika.

New-Uork, 4. August. In einem Hause der Bowerystraße brach eine Feuersbrunst aus, wobei l 5 Personen umkamen.

Kleinere Mitteilungen.

Vom Wetter. Der Hundertjährige hat den Nagel auf den Kopf getroffen, indem er deck heurigen Sommer, der im Zeichen des Saturnus steht, ganz so charakterisierte, wie er sich uns gezeigt hat. Der Sommer sagt der alte Ka- lendcrmacher ist in einem saturnischen Jahre kalt, mit stätigcm Regenwcttcr und daher unfruchtbar; doch ist der Hcumonat Juni über die Hälfte sehr warm und schön, im übrigen aber fast kontinuierlich feucht, Sturm und Platzregen. Das Jahr ist insgeheim kalt und feucht; denn ob es schon zu gewissen Zeiten trocken ist, ist cs doch mehrtcils mit Regen angefüllt und daher ein kaltes, ungeschlachtes Jahr. Unge­schlacht, das ist wohl die treffendste Bezeichnung für die reg­nerische und kühle Witterung, die uns seit beinahe 4 Wochen Tag für Tag beschieden war. Wir haben leider nach der Prophezeihung des alten Schäfers Thomas nicht auf Be­ständigkeit zu hoffen. Das ganze Jahr 1888 ist einmal ver­pfuscht, und wir werden, wenn nicht alles täuscht, erst dann anfatmen, sobald die drei Bretzeln in der Jahreszahl wieder auf zwei zusammengeschmolzen sind und wir dann schreiben können 1889.

Von der Grenze. Ein Markircher Handwerker altelsässischcr Herkunft war nach St. Dis gereist, um bei einem dortigen Wirte Geld zu erheben. Dem Wirt kam der clsässische Gläubiger zu ungelegener Zeit und um ihn los zu werden, sagte er zu einigen seiner Gäste: Da sitzt ein Spion! Der Deutsche wurde derart mißhandelt, daß es 4 Polizisten, welche hcrbeigerufeu waren, kaum gelang, ihn zu schützen. Als sie ihn endlich bei Seite geschafft hatten, sagten sie ihm, schleunigst das Weite zu suchen, was er sich natürlich auch nicht zweimal sagen ließ.

ZcrbrochcneGold stücke. Eine OLerlausitzer Firma sandte, laut Fr. Ztg. ein zerbrochenes Zehnmarkstück an das Kgl. Württ. Münzamt mit dem Ersuchen ein, dasselbe um- zutauschcn. Sic erhielt folgenden Bescheid: Anliegend folgt eine gute Krone zurück. Schicken Sie künftig derartige Stücke an das Münzamt dorten, denn cs ist gleich, ob der König von Sachsen, von Württemberg oder ein anderer Regent da­rauf ist. Sämtliches Geld wird auf Reichskostcn geprägt u. ist Reichsgeld, deshalb ist auch jede Müuzkasse verbunden, es einzulösen und an das Münzmetall-Dcpot des deutschen Reichs in Berlin abznliefern. Nur gewaltsam beschädigte oder im Gewicht verringerte Stücke werden nicht voll, sondern