umsonst nach dem Räuber des Juwelenladens in der ** Straße herumgespürt hat, und jetzt, da derselbe keinen Fuß weit entfernt vor Ihnen steht, wagen Sie nicht einmal, die Hand auszustrecken, um ihn zu verhaften. Und noch dazu unter Ihrem eigenen Dache! Ist das nicht ärgerlich, alter Bursche?"
„Und warum sollte ich es nicht wagen, Sie zu verhaften?" fragte ich, die Zähne übereinander beißend, um meinen wachsenden Zorn zu unterdrücken.
„Weil ich Ihnen bei dem ersten Versuch das Hirn zerschmettern würde. Sie sehen, ich fürchte Sie nicht, und wenn ich Ihnen sage, daß mein Name Dexter Price ist, so können Sie daraus schließen, daß ich mein Wort halten werde."
Einige Augenblicke sah ich den berüchtigten Dieb mit der größten Aufmerksamkeit an, und während dieser kurzen Zeit prüfte ich sorgfältig alle seine Züge. Zwei besondere Merkmale sielen mir dabei sogleich auf, nämlich, daß er auf der Biegung der Nase einen eigentümlichen Höcker und auf der Stirne zwischen den Augen eine Schramme hatte, welche selbst durch die Schwärze nicht ganz verdeckt wurde.
„Wohlan, glauben Sie, daß Sie mich wiedererkennen werden?" fragte Price nach einer kurzen Pause.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht," war meine ausweichende und gleichgiltige Antwort.
„Gut, ich meinerseits bin aber überzeugt, daß Sie mich nicht wieder erkennen werden, obschvn Sie sich unstreitig sehr viel auf Ihren Scharfsinn zu gut thun. Und nun, da ich Ihnen gezeigt habe, aus welchem Stoff ich gemacht bin, will ich Sie Ihren Gedanken überlassen. Bevor ich aber gehe, muß ich Ihnen eine Warnung geben. Sie befinden sich jetzt in meiner Gewalt, wie Sie es, ohne Ihr Wissen, in der letzten Zeit schon mehrmals waren; nun merken Sie auf: Wenn Sie den Versuch machen sollten, mich zu verfolgen, so werde ich Ihnen eine Kugel durch den Kopf jagen, so gewiß mein Name Dexter Price ist."
„Ich werde Ihnen jetzt nicht folgen," erwiderte ich in demselben gleichgiltigen Tone.
„Das ist das Beste, was Sie thun können," entgegnete Price, mährend er auf die Thür zuschritt.
Ohne seine scharfen Augen von mir abzuwenden, schloß der Räuber die Thüre auf und schritt hinaus. Im nächsten Augenblick hörte ich ihn die Thüre von Außen versperren, und gleich darauf vernahm ich seine Tritte auf der Stiege. Dann hörte ich die Hausthür gehen und wußte, daß der Spitzbube glücklich auf die Straße gelangt war.
Ich folgte ihm nicht, aus dem einfachen Grunde, weil ich nicht einsehen konnte, was es mir nützen sollte. Sobald er aber das Haus verlassen hatte, schlug ich heftig an die Thüre, und als mir geöffnet worden war, begab ich mich schleunigst in das Hauptquartier. In weniger als einer Stunde waren mehr als hundert Mann von der Polizei auf den Beinen, um alle Ausgänge der Stadt und alle Bahnhöfe zu besetzen, denn ich dachte mir, daß Price auf dem Sprunge stand, die Stadt zu verlassen, sonst würde er mir den prahlerischen Besuch nicht gemacht haben.
Glücklicherweise nahm ich meinen Posten an einem der nördlichen Bahnhöfe. Gehörig verkleidet ging ich überall herum und betrachtete besonders genau alle Personen, die in die Wagen stiegen: aber umsonst spähte ich nach der höckerigen Nase und der schrammigen Stirne. Der Zug füllte sich schnell an und die Zeit der Abfahrt war vor der Thüre. Als das letzte Zeichen gegeben wurde, gab ich den Gedanken auf, Price auf diesem Punkt ausfindig zu machen. Ich überlegte bereits, was ich ferner beginnen wollte, als ein Einspänner in raschem Trabe angefahren kam, der sogleich meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein junges, forsch aussehendes Frauenzimmer stieg zuerst aus, und gleich darauf folgte ein weißhaariger, gebeugt gehender alter Mann. Der Kutscher und das Mädchen standen ihm beim Aussteigen bei und gaben ihm den Arm, um ihn zum Eisenbahnwagen zu führen. Ich ließ mich so leicht nicht irre- füyren, sondern postierte mich unter eine Gaslaterne, an der sie vorbeikommen mußten. Als sie an mir vorbeigingen, beugte der alte Mann den Kopf nieder, aber obschon ich nur einen Blick von seinem Gesichte erhaschen konnte, so hatte mich mein gutes Auge doch nicht im Stiche gelassen. Ich hatte nach der höckerigen Nase und Narbe über derselben mich umgesehen
und dieselben wirklich entdeckt, da sie sich nicht leicht verbergen ließen.
Ich gab sogleich zwei andern Polizeibeamten, welche in meiner Nähe standen, einen Wink; sobald sie an meine Seite gekommen waren, was gerade geschah, als Price in den Eisenbahnwagen wollte, legte ich meine Hand auf die Schulter des Räubers und rief laut: „Price, die Reihe ist jetzt an mir. Ihr seht, ich kenne Euch, obschon Ihr einen recht anständigen alten Mann vorstellt."
Diese unerwartete Aeußerung brachte den Schurken so außer Fassung, daß er ganz seine gewöhnliche Vorsicht vergaß. Sick in seiner vollen Länge aufrichtend, redete er mich mit seiner natürlichen Stimme an: „Und wer zum Teufel sind denn sie?"
Ich nannte meinen Namen. Der Räuber stieß einen Fluch aus. zog Plötzlich ein Pistol hervor und richtete es gegen meinen Kopf. Ich war aber darauf vorbereitet, und bevor er losdrücken konnte, schlug ich es ihm aus der Hand und packte ihn an der Kehle. Meine Gefährten kamen mir zu Hilfe, und obwohl die Begleiterin des Verbrechers wie eine Tigerin kämpfte, so hatten wir uns dock sehr bald seiner versichert und seine Person unter Sch'oß uud Riegel unschädlich gemacht. Wenige Wochen darauf wurde er vor Gericht gestellt, überführt und zum Galgen verurteilt. Ganz so, wie er gelebt hatte, starb er auch, gleichgiltig, trotzig und selbst auf der Leiter noch Flüche ausstoßend.
Allerlei.
— Heißes Wasser gegen Verrenku ngen und Verstauchungen. Man halte den verwundeten Teil 15 oder 20 Minuten lang in Wasser, welches so warm sein soll, als man es aushalten kann. In gewöhnlichen Fällen werden dann die Schmerzen sich allmählich legen. Heißes Wasser, mittels eines Tuches aufgelegt, ist ein ausgezeichnetes Mittel gegen Nervenschmerz und Seitenstechen. Bei Brandwunden und Verbrühungen wende man Tücher an, welche gut in kühlem Alaunwasser gesättigt sind, und halte die wunden Teile gegen die Berührung mit der Luft bedeckt.
Verantwortlicher Redakteur Stcinwandel in Nagold. — Druck un» Verlag der G. W. Aais e r'schen Buchhandlung in Nagold.
Amtliche und Arivat-Aekanntmachungen.
K. Amtsgericht Nagold.
Das Konkursverfahren gegen Johannes Häutzler, Witwer und Schneiderin Uuterschwandorf, wurde nach Abhaltung des Schlußtermins und Vollzug der Schlußverteilung heute
aufgehoben.
Den 1. Juni 1888.
Gerichtsschreiber
B r o d b e ck.
H a i t e r b a ch.
Benachrichtigung L Aufforderung
an
Erbschafts Gläubiger.
In der Verlassenschaftssache der Katharine geb. Gutekunst , gewes. Ehefrau des Andreas Lehrer , Zimmermanns hier, hat sich eine Ueberschuldung ergeben, die Erbschaft ist ausgeschlagen, Konkurseröffnung bis jetzt nicht beantragt.
Hievon werden die Gläubiger mit dem Anfügen benachrichtigt, daß, wenn kein Antrag auf Konkurseröffnung erfolgt, mit Ablauf von
zwei Wochen
nach Bewirkung gegenwärtiger Bekanntmachung die Masse verwertet und nach den außerhalb des Konkurses geltenden Grundsätzen verteilt wird.
Zugleich ergeht an etwa unbekannte Gläubiger die Aufforderung binnen obiger Frist ihre Ansprüche hierher an- zumeldeu und zu erweisen.
Nagold, den I. Juni 1888.
Kgl. Gerichtsnotariat: Siegle, A.-V.
Revier Enzklösterle.
Stilii»»- Kleinlich ü KreililhchNttkllilf.
Am Montag den 11. Juni, vormittags 9 Uhr im Waldhorn zu Enzklösterle aus den Staatswaldungen: I Abt. 3 Wildbaderteich, Abt. 4 Miß; II Abt. 1 Sprollenwasen, Abt. 2 Vorderer Scheiterschlag; VI Abt. 9 Kleinbärloch; VII Abt. 24 Kälberwald, Abt. 31 Hahnenmoos: 1396 Stück Nadelholz-Langholz I. bis V. Kl. mit 1299 Fm.. 149 Stück dto. Sägholz I. bis III. Kl. mit 120 Fm. 1590 Stück Nadelholz- Hopfenstangen I. bis IV. Kl., 112 Rm. j buchene Scheiter, 3 Rm. dto. Prügel, 210 Rm. dto. Ausschußhvlz, 483 Rm. , Nadelholz-Roller für Papierfabrikation ! geeignet, 1 Rm. Nadelholz-Scheiter: und 637 Rm. dto. Ausschußholz. Beginn mit dem Brennholz.
Mötzingcn und Unterjettingen. !
GlhkilstWillhch - UttkMf.
Am Donnerstag den 7.Juni kommen zum Aufstreich:
1. im Mö- tzinger Gemeindewald vordere Kleeplatte 30 stärkere und schwächere Schäleichen nebst 40 eichenen Wagnerstangen mit Zusammenkunft beim Rathaus in Mötzingcn, nachmittags 1 Uhr;
2. im Unterjettinger Gemeindewald Kehrhau 10 stärkere und schwächere Schäleichen nebst 11 eichenen Wagnerstangen mit Zusammenkunft nachmittags 3 Uhr beim Rathause in Unterjettingen.
Ueberberg, Gerichtsbezirks Nagold.
Wald-Verkaus.
Im Auftrag der Erben des verstorbenen Jakob Kiese, gewesenen Privatiers in Stuttgart, kommt am Montag den 11. Juni d. I., nachmittags 1 Uhr, auf hiesigem Rathaus zum Verkauf, auf hiesiger Markung:
1) P. Nr. 117/4
1 Im 21 L 80 IN Nadelwald, gemeinderätl. Anschl. 1600 ^
2) P.-Nr. 3710 - s 4
6 Im 5 a 13 in Nadelwald, gemeinderätl. Anschl. 10000 Bemerkt wird, daß vorbeschriebene Parzellen wüchsig und gut bestockt sind. Kaufsliebhaber sind cingeladcn.
Den I. Juni 1888.
Ratsschreiberei.
Wc-MhUttlMf.
Am Freitag den 8. Juni werden im hiesigen Gemeindewald verkauft: 39 Wagner- und Baueichlen mit 7,82 Fm., 434 Wagnerstangen und 709 Baumstützen. Zusammenkunft morgens 9 Uhr im Walde auf der Straße nach Sulz. _ Waldmcisteramt. W c i k.
Nagold.
Kalk-
Ausnahme
Freitag den 8. d. Mts. mittags und Samstag,
in Hautters Ziegelei.
Unterjettingen.
Danksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme während der Krankheit und bei dem schmerzlichen Verluste meines lieben Gatten
8««K«r,Mkhgkrs,
für die zahlreiche Begleitung zu seiner letzten Ruhestätte ^uud für den erhebenden Gesang des verehrl. Gesangvereins sage ich hiemit den innigsten Dank.
Die trauernde Witwe:
Barbara Seeger.
Zugleich im Namen der übrigen Hinterbliebenen.