ein Krieg gegen Deutschland, und jeder Waffenfähige würde dann ins Feld ziehen.

Frankreich.

Paris, 18. Dez. Wie verlautet, wird Car­not anläßlich des Neujahrsfestes alle politisch Ver­urteilten amnestieren.

Paris, 22. Dez. Der Präsident der Repu­blik war von den radikalen und den patriotischen Organen eines entsetzlichen Verbrechens beschuldigt worden: er sollte den Botschafter Frankreichs in Berlin, Herrn Herbette, beauftragt haben, anläßlich der Notifizierung seiner Wahl zum Präsidenten der Republik dem Kaiser Wilhelm zu versichern, daß er von den friedlichsten Gesinnungen beseelt sei. Herr Carnot wurde dieserhall, zur Rede gestellt und ihin dabei auseinandergesetzt, daß ein solcher Schritt nicht alleinvom Standpunkte des Patriotismus" scharf gerügt werden müsse, sondern auch eine Verletzung der Verfassung bedeute, welche dem Präsidenten der Republik nicht die Befugnis erteile,die Politik Frankreichs zu engagieren". Herr Carnot hat sich nun beeilt, auf diesen Angriff durch sein OrganLe Siocle" antworten zu lassen, daß die Nachricht be­züglich des Herrn Herbette erteilten Auftrages eine Erfindung sei und daß er nicht daran denke, eine persönliche Politik verfolgen zu wollen. Man sollte meinen, daß eine solche Erklärung den radikalen Blättern genügen müßte, zumal dieselbe zeigt, wie sehr der Präsident der Republik sich bewußt ist, was er derLanterne" und den anderen Schandblättern schuldet. Aber die Blätter fahren trotzdem fort, Herrn Carnot anzugreifen und überdies die sofortige Abberufung und Ersetzung durchbewährte Patrio­ten" des französischen Botschafters in London. Was Herrn Herbette anbetrifft, so wird derselbe beschul­digt,ein feiger Höfling des Kaisers und des Für­sten Bismarck" geworden zu sein. So absurd, so unglaublich wie das auch klingen mag, man kann überzeugt sein, daß jetzt die Tage des Herrn Wad- dington in London und des Herrn Herbette in Ber­lin gezählt sind. So weit ist es hier gekommen, daß auch die Regierung es nicht mehr wagt, sich dem Terrorismus zu entziehen, den gewisse radikale Schandblättcr ausüben.

Paris. 22. Dez. Während alle anderen Blätter aus Grund einer Information des Ministers des Aeußeren melden, daß in der Affaire Kaufsmann nichts entschieden sei, behauptet derFigaro", daß die Einstellung des Verfahrens ungeordnet werde, erstens, weil Kaufsmann nicht wußte, auf welchem Territorium die Jäger sich befanden, als er schoß; zweitens, weil er Befehl erhalten hatte, nach einma­ligem Anruf auf die Wilddiebe zu schießen; drittens weil eine große Aehnlichkeit zwischen dem Hunde des Legnebes und dem Hunde eines bekannten Elsäßer Wilddiebs bestand. DerFigaro" meint, daß man, trotzdem die französische Untersuchung das Gegenteil ergab, sich in Frankreich über das Urteil der deut­schen Gerichte nicht beunruhigen dürfe, da nach der Entschädigung der Witwe Brignon und nach der offiziellen Entscheidung der deutschen Regierung die Angelegenheit politisch und diplomatisch begraben sei.

Paris, 24. Dez. Die neue Untersuchung we­gen Ordensschwindel ist belastend für Wilson, des­sen früherer Sekretär Ribaudeau mitverhaftet ist. Einer Depesche aus Tanger zufolge brach in M a- roeeo ein Aufstand aus. Der Gouverneur von Ksima flüchtete nach Kadix.

Die ZeitungParis" bringt das Ge­rücht, Fürst Ferdinand von Bulga­rien werde abdanken oder habe es schon ge- than. Er wolle nicht Ursache eines Krieges sein. (?)

Belgien.

Die Ueberschwemmungen nehmen in Bel­gien eine immer größere Ausdehnung an. Die Maas ist derartig angeschwollen, daß alle Häfen überschwemmt sind und die Schifffahrt eingestellt werden muß.

Brüssel, 24. Dez. DerNord" erklärt heute, der europäische Friede sei nunmehr gesichert. (Der Nord" muß es ja wissen. D. Red.) (Fr. I.)

Bon Brüssel aus wird Stanley von neuem toigesagt. Er soll mit all seinen Begleitern umge­kommen sein.

Brüssel, 19. Dez. Bei den angeblich ans dem bel- NÜchen Schießplätze zu BraSschaet stattfindendcn vergleichen­den Schleßversuchcn auf größere Entfernungen haben sich die Krnpp ichen Geschütze den von französischer Seite gelieferten

, weit überlegen gezeigt, so daß alle an den Versuchen beteilig- ; teu Militärs sich zu Gunsten der crstercn ausgesprochen haben.

Italien.

j Papst Leo XIII. feiert zu Weihnachten sein ! öOjähriges Priesterjubiläum; der greise Kirchenfürst ! steht im 77. Lebensjahr und vollendet am 20. Febr.

! nächsten Jahres das erste Dezennium in seinem höch- ! sten Kirchenamte.

! In den Staaten, welche bei dem bevorstehen­den Pa pst-Jubiläum unvertreten bleiben werden,

! zählen Frankreich und Portugal; Italiens Fernblei- ! ben ist selbstverständlich. Daß Portugal Niemand - schickt, hat seinen Grund darin, daß die Königin Pia eine Schwester König Humberts ist. Endlich wird!

! noch Rußland sich ablehnend verhalten. !

! AusSanRemo wird zur Krankheit des! Kronprinzen berichtet, daß an eine Operation! j nicht mehr gedacht wird. Nicht nur der eigene Wille ! i des Kronprinzen spricht dagegen, sondern auch der ! Stand der Krankheit. Es ist blühender Unsinn, wenn die Behauptung wieder auftaucht, man wolle ! den Kronprinzen jetzt noch zur Operation drängen. !

San Nemo, 27. Dez. Dr. Mackenzie ist ^ gestern Abend wieder hier ein getroffen.

England.

^ London, 22. Dez. In einem Artikel über die l Lage sagt dieTimes", für England sei die Zeit ! für eine aktive Einmischung in die militärischen An- l gelegenheiten des Kontinents vorbei und zwar von!

! dem Augenblicke an, wo die großen Armeen Regel! wurden. Allein zur See spiele England noch eine j, führende Rolle und es komme ihm zu, dieselbe zu! erhalten durch Stärkung seiner Flotte und durch Si- j cherung der einzigen Allianz, auf welche England>

^ rechnen könne, nämlich der Allianz mit Italien. !

Rußland. ;

In den südrussischen Häfen, namentlich! i Odessa und Sebastopol, wird laut derPolit. Korr." !

! eine rege Thätigkeit der russischen Kriegsverwaltung!

entwickelt. Sämtliche Schiffe der freiwilligen Flotte!

^ sind für allmälige Beförderung von 500000 Mann j ! meist jüngster Jahrgänge nach Batum gechartert.

! Diese Truppen sind teils für den Kaukasus, teils für Armenien bestimmt.

Die gesamte russische Studentenschaft ; steht in Hellen Flammen. Die Universitäten zu Kiew,

^ Charkow, Odessa, Kasan und St. Petersburg sind geschlossen und die Polizei verhaftet flott darauf los. lieber dieAufhetzungen" selbst, deren Art und Cha­rakter derübelwollenden Leute" schweigt die Ge­schichte. Nihilisten?

In der offiziellen Welt Rußlands und in allen militärischen Kreisen macht sich eine bedauerliche,

! weil gefährliche Ucberschätzung mit Bezug aus die Macht Rußlands geltend. Ein Feldzug gegen Oest- reich-Ungarn wäre in den Augen der russischen Cbau- l vinisten mit einer militärischen Promenade nach Wien ' gleichbedeutend. Ebenso sind die namhaften Verbes­serungen , welche im italienischen Heereswesen wäh­rend der letzten 20 Jahre eingeführt wurden und der militärische Geist, der vom Norden Italiens ausgehend, das italienische Heer durchdrungen hat, ! den russischen Militärs,?, wie es scheint, unbekannt! geblieben. Während der letzten Zeit hört man so- ! gar recht allgemein abfällige Acußerungen über das I deutsche Heer, daseine ganz veraltete Maschine" ; genannt wird, während das russische Heer, von Ju- j gendkraft strotzend, auf der Höhe der Situation sich!

> befinde. Das klingt genau so, wie die französischen !

> Gascognaden im Sommer des Jahres 1870.

! Das Projekt wegen Einführung des Brannt- j weinmonopoles ist von der russischen Regierung ! endgiltig aufgegeben worden.

Rumänien.

Bukarest, 22. Dez. Die Kammer bewilligte! einstimmig zehn Millionen für den Ankauf von; 100000 Rcpetiergewehren und Munition.

Bulgarien.

Aus Sofia wird weiter gemeldet: Fürst, i Ferdinand berief sämtliche Brigadiers und Gene- !

! ralstabsofsiziere zu einer Beratung über die Mittel zur Verteidigung des Landes. In dieser Versamm­lung wurde festgestellt, daß die Bekleidung der Trup­pen viel zu wünschen übrig lasse, und der Kriegs­minister ermächtigt, die Lieferung von 30000 Mon­turen und ebenso vielen Mänteln, Stiefeln und Tor­nistern auszuschreiben. Der Wiener Korrespondent, der Times, der mit dem Prinzen Ferdinand Fühlung hat, bringt eine Erzählung, die ihm aus Sofia zu­

ging. wonach Prinz Ferdinand 60000 Rubel einer Persönlichkeit gegeben hatte, die damit die Unter­stützung Rußlands beschaffen sollte. Diese 60000 waren aber bald verpulvert, und der Prinz sollte nochmal zahlen. Darauf ist er aber nicht hinein­gefallen.

Kleinere Mitteilungen.

Horch, 18. Dez. Der Taglöhncr Klemens Dettling von Altheim, der mit Fällen von Holz beschäftigt war. wurde beim Stürzen einer Tanne von dem in den sogen. Windring eingesetzten Hebel ins Genick getroffen und war augenblick­lich tot.

Rotten bürg, 16. Dez. Heute Nachmittag 2 Uhr sollte einem Weingärtner von hier im Wege der Zwangs­vollstreckung verschiedenes Mobiliar zum Verkaufe gebracht werden. Dies alterierte den sonst fleißigen und sparsamen Mann derart, daß er zum Selbstmord seine Zuflucht nehmen wollte. Um Hz12 Uhr nachmittags jagte er sich auch wirklich eine Rcvolvcrkugel in den Leib. Diese aber prallte an einer Rippe ab und verfehlte ihr Ziel das Herz. Der Lebens­müde wird am Leben erhalten bleiben, da die Kugel glück­lich entfernt werden konnte; er wird jetzt erst recht das Leben zu schätzen wissen.

Weilimdorf, 19. Dez. Bei der heute auf der Feld - markung zwischen Ditzingen und Weilimdorf abgehalteneu Hofjagd wurden 100 Hasen geschossen. S. H. Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar beteiligte sich auch hierbei.

Wegen Vatermords wurde gestern sM.j der 18jährige Händler Michael Maier von Lantenbach, ein arbeitsscheuer Mensch, dem K Amtsgericht zu Crailsheim geschloffen cingeliefert. Der Thätcr hat seinem Vater infolge eines Wortwechsels mehrere Messerstiche beigebracht, die den sofor­tigen Tod herbeisührten. Einem zur Hilfe herbeigeeilten Mann versetzte er gleichfalls 5 Stiche.

Die Stadt Wiesbaden hat von dem Rentner Bach­mayer, einem Münchener, der seit vielen Jahren in Wies­baden gewohnt hat, eine Erbschaft von 2 Millionen ge­macht. München sind 100000 vermacht.

(Der Wechselfrcsser.) Ein eigentümlicher Vorfall spielte sich am Freitag an der Berliner Börse ab. Eine Bank hatte einen ihrer Boten mit dem Inkasso eines Wechsels von 3000 ^ betraut. Der Bezogene erbat sich den Wechsel für einen Augenblick, angeblich um das Accept auf seine Richtig­keit zu prüfen, verschlang aber sofort das Papier, welches der arglose Kassenbote ihm anvertraute.

Berlin wird Badeort! Es ist alles in großer Auf­regung, denn im Admiralsgartenbad mitten auf der Fried­richsstraße in der Rcichshauptstadt ist in einer Tiefe von 750 Fuß eine an die Erdoberfläche aufsteigende Soolquelle mit einem Salzgehalt von 3 pCt. beim ersten Anstich erbohrt worden. Die Mutung ist für eine Fläche von 2187000 (ZMeter eingelegt und durch die zuständige Bergbehörde be­reits abgenommen worden.

Handel Verkehr.

Stuttgart, 20. Dez. (Möbelmcssc). Der Verkehr war auch gestern Nachmittag ein recht flotter, leider blieben die Preise sehr gedrückt. So hörten wir zwei hiesige m einer Möbelfabrik beschäftigte Schreiner über die Preise, welche ein Landschreiner für seine Ware erhielt, bemerken:so viel er­halten wir dafür Arbeitslohn", und nun muß der Landschrei­ner noch das Holz liefern, die Ware nach hier bringen und will wo möglich noch etwas verdienen.

Stuttgart, 21. Dez. (Weihnachtsmesse). Die Mcß- leute haben am heutigen Thomasfeiertag wohl den besten Erntctag während der ganzen Dauer des Wcihnachtsmarktes. Das winterliche Weiter weckt auch in den Buden der Pelz- Händler neue Hoffnungen auf einen guten Markt. Die- bclmessc geht mit dem heutigen Tag zu Ende und hatte ein ziemlich günstiges Ergebnis. Die Zufuhr war Heuer eine größere als im Vorjahre, die auswärtigen Produzenten fan­den diesmal starken Absatz an die Möbelhändler.

Nürnberg, 23. Dez. (Hopfeumarkt). Die Stim­mung ist ruhig. Es notieren: feinste Sorten 7090 ^c, gutmittel 50-70 . mittel 3050 , geringe 2030

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Füttert die hungernden Vögel

auf schneefreien Plätzen, also unter Vordächern, in GarteulMischcu u. s. w.

rierantwortlicher Redakteur -Lteinwandel in Nagold, -e- DrvS und -Serlai der iS. W. Zaiser'schen vuch!)andlunü ia Nagold.