in die Dschungel zu fliehen und mit den Räubern gemeinschaftliche Sache zu machen.

Amerika.

Cleveland, der amerikanische Präsident, hat eine Reise in den Westen angctreten, um sich seinen Wählern persönlich zu zeigen und wo nötig zu ihnen zu sprechen. Da er sich keiner festen Anstellung er­freut, wie seine Kollegen in der alten Welt und seine Zeit im nächsten Jahr abläuft, so sagen die Leute, er mache eine Wahlreise. Er ist überall gut ausge­nommen worden, am besten in Chicago, wo er fast erdrückt worden wäre, weil die Leute dort am wärm­sten oder neugierigsten waren.

Die amerikanischen Anarchisten sandten dem N.-.I. Herold zufolge mit der letzten Post mehrere Tausend Exemplare eines in deutscher Sprache gedruckten, von Most Unterzeichneten Zirkulars nach Deutschland, worin die deutschen Soldaten zur Empö­rung aufgercizt werden. Die Kerle sind verrückt.

Kleinere Mitteilungen.

Stuttgart, 3. Nov. In der letzten Zeit sind Selbst­morde unter den hiesigen Geschäftsleuten fast an der Tages­ordnung. Gestern erschoß sich wieder ein Ladeninhaber aus der Rothebühlstraße Namens S. Der Mann hatte sich mit­tags ins Bett gelegt und teilte seiner Frau sein Vorhaben mit, die ihn natürlich daran zu verhindern suchte uud ihm den Revolver entreißen wollte. Es kam dabei zu einem förm­lichen Handgemenge zwischen den Eheleuten, wobei der Mann noch seiner Frau in den Finger biß und drohte, er werde auch sie erschießen, wenn sie ihn noch ferner hindere, sein Vorha­ben auszuführen. Dabei riß der Mann sein Hemd auf, ein Schuß krachte, und er sank leblos in die Kissen zurück.

Arnstadt i. Thür., 30. Okt. Wegen Branntwein- steuerhintcrziehung wurde das hiesige Filialgeschäft von Men- dcrshauscn ans Erfurt mit einer Defraudationsstrafe von 1350 -6 belegt. Das Geschäft selbst wurde vom Fürstlich-Son- dershausen'schcu Landrat vorläufig geschlossen und unter Sie­gel gelegt.

Berlin, 28. Okt. Die Tiara der dreifachen Krone, welche der Kaiser dem Papste zu seinem Priester-Jubiläum übersandt hat, ist wohl die erste Probe der Berliner Kunst­stickerei im Vatikan. Als Mittclstück prangt auf derselben das Familienwappen Leo XIII. Die Garnierung mit Gold und Edelsteinen ist eine kostbare. Das Kunstwerk ruht in einem prachtvollen Etuis. Gleich nach seiner Vollendung wurde das kaiserliche Geschenk an das Hofmarschall-Amt ab­geliefert und sofort durch einen eigenen Kurier an Herrn v. Schlözer befördert. Jedenfalls wird sich Berlin im Vatikan mit diesem Erzeugnis seiner Kunstindustrie sehen lassen dürfen.

DemSchwarzwäldcr Boten" berichtet man aus Bu­karest, 27. Okt.: Im Hafen von Giurgiu ist eine große Anzahl fremder Arbeiter beschäftigt, die, wenn sie sich genü­gend Geld erspart haben, wieder in ihre Heimat zurückkehrcn. Zu diesem Zwecke müssen sie ihre Papiere abstcmpeln lassen, was erst dann geschieht, wenn sie eine Quittung vorweiseu können, daß ihre Steuern bezahlt sind. Um dem zu entgehen, lassen sich viele dieser Arbeiter von einem Samsar (Schiffmann) für eine kleine Summe bei Nacht über die Donau setzen, um nach Rustschnk zu gelangen. Em Boot bringt den Flüchtling nach einer in der Donau liegenden rumänischen Insel, wo er von einigen Türken erwartet wird, welche ihn nach Rustschuk weiter befördern sollen. Statt dessen aber ließen die Tür­ken ihr Boot auf einer bulgarischen Insel anlaufen und be­

raubten und ermordeten dort ihre Passagiere. Dies blutige Geschäft wurde schon seit einiger Zeit betrieben, ohne daß die Behörden Kenntnis von der Sache erhielten. I» vergange­ner Woche ist man nun durch die Hilferufe eines Opfers dem Verbrechen auf die Spur gekommen. Eine aus Rumänen und Bulgaren gemischte Kommission ist mit der Untersuchung betraut; zwei Türken, welche dringend verdächtig sind, wur­den verhaftet.

Billroth und die englischen Taschendiebe. Prof. Billroth hielt in Wien auf seiner Klinik einen interes­santen Vortrag über Gastrotomie (Magenschnitt). Bekanntlich handelt es sich bei einer solchen Operation um die Entfernung verschluckter Gegenstände aus dem Magen. Eine solche Ope­ration hätte, wie Billroth erklärte, an einem 12jährigc» Kna­ben vorgenommen werden müssen, der beim Spielen ein Zehn- Deka-Messinggewicht verschluckt hatte.Ich dachte," sagte der Vortragende,an den Magenschnitt, da fiel mir aber ein an­deres Äcrfahren ein, ein Verfahren, das ich von den engli­schen Taschendieben gelernt habe. Die englischen Taschen­diebe pflegen nämlich, wenn sie auf frischer That ertappt wer­den, den gestohlenen Gegenstand, Ringe, Juwelen re. rasch zu verschlucken, damit bei eventueller Leibesvisitation bei ihnen nichts gefunden werde. Die englische Polizei kennt zwar die­sen Gaunerkniff, es kann aber selbstverständlich nicht angehen, daß an dem Verdächtigen, um ihn des Diebstahls überwei­sen zu können, der Magcuschnitt vorgenommen wird. So bleibt der gestohlene Gegenstand in dem Magen des Gauners wohlverwahrt und ist er wieder in Freiheit gesetzt, dann wendet er ein sehr einfaches Mittel an, um das Gestohlene auch verwerten zu können. Er beginnt eine sogen. Kartoffel­kur, vertilgt mehrere Tage hindurch große Quantitäten Kar­toffeln und siehe da, der Erfolg bleibt nicht aus. Statt der Gastrotomie habe ich nun an meinem kleinen Patienten das Verfahren der englischen Taschendiebe mit Erfolg angewen- dct. Hier ist das Zehn-Deka-Gewicht, das der Vater seinem Familienschatz einvcrleiben wollte, das ich mir aber zur De­monstration für meine Hörer ausbat.Ich habe von Man­chem etwas gelernt," so schloß Billroth seinen interessanten Vortrag,aber daß ich von Taschendieben was lernen werde, daran hätte ich wahrlich nie gedacht.

Ein ganz merkwürdiger Vergiftungsversuch ist in Brüssel vorgekommen. Eine Familie von 8 Personen war in Folge des Genusses von Rotkohl, der im Garten gewachsen war, schwer erkrankt. Der herbeigerufcnc Arzt konstatierte Arsenikvcrgiftung und gab Gegenmittel. Es ist festgestellt, daß ein Unbekannter die Kohlköpfe im Garten geöffnet, Ar­senik hineingethan und sie dann wieder geschlossen hat. Nach dem Thäter sucht man noch.

Ein entsetzlicher Fall von Gräberschäudung wird aus Belgien gemeldet. In Corbes hat der Totengräber die Gräber geplündert, um seinen Vorrat an Kleider und Wüsche zu vermehren. Eine vorgenommene Hausdurchsuchung führte zur Auffindung einer riesigen Quantität von Wäsche, Kleidern, Schmuck rc. Alle gefundenen Gegenstände wurden auf die Mairie gebracht, wohin die Einwohner gerufen wur­den, um die ihren toten Verwandten geraubten Sachen zu agnoscieren. Fast jede Familie fand irgend einen Gegenstand, den sie reklamierte. Die Entdeckung des ruchlosen Verbre­chens wurde durch die Magd des Maire hcrbeigeführt. Diese Frau verlor vor Monaten ihr einziges Kind und hängte um den Hals der Leiche ein goldenes Medaillon, das sie als 'Familien-Erbstück hochschätzte. Wer beschreibt ihre Entrüstung, als sie an einem Sonntag entdeckte, daß die Tochter des To­tengräbers das Medaillon ihres toten Kindes als Schaustück trug. Sic zeigte den Fall an und die gerichtliche Untersu­chung brachte den Beweis des von dem Totengräber verübten Verbrechens. Er wurde verhaftet und im nächsten Tage in seiner Gegenwart eine Untersuchung der beraubten Gräber vorgcnommen. Unter anderem fand man eine vollständig

nackte Leiche, der sogar der Sarg weggenommen war. Die Erhitterung der Bevölkerung ist eine furchtbare. Der bestia­lische Totengräber war ein Frömmler der schwärzesten Sorte.

Die Stürme auf dem Meer machen keinen Unterschied unter den Völkern. In dem einzigen Monat September sind an Segelschiffen verloren d. h. untergcgangen 18 amerikanische, 3 österreichische, 35 englische, 10 chilenische, 4 dänische, 5 hol­ländische, 4 deutsche, 7 italienische, 12 norwegische, 3 schwe­dische rc. im Ganzen 110. Dampfschiffe gingen verloren: 5 englische und ein spanisches.

In Paris sieht man folgende Affiche angeschlagen: Kaufen SieBoulangcr trotz allem!" Es ist das ein ab­führender Desfert-Liqucur, der einzige, der kein deutsches In­gredienz in sich hat, der einzige, der dem Unterleib Mut cinflößt."

Weinmanschcu. In Kalifornien hat die Gesetzge­bung ein Gesetz angenommen, welches bei einer Strafe von 60 bis 500 Dollars und Gefängnis jedes Manschen nud Fäl­schen der Weine verbietet.

Handel «L Verkehr.

Stuttgart, 5. Nov. (Kartoffel-, Kraut- und Obst­markt.) 800 Ztr. Kartoffeln, 3 >e 20 ^- 3 50 -4 per Ztr.

10 OM St. Kraut, 20 26 .6 per 100 Stück. Güterbahn­hof (4. Nov.): Mostobst: 50M Ztr. österr. 7 50-18

per Ztr.; 4000 Ztr. belgisches, 6 .6 80 -1-7 ^30-4 per Ztr. 3000 Ztr. französisches, 6 .66 .6 30 -4 per Ztr.

In Ludwigs bürg fand letzten Freitag der Verkauf von 101 nicht mehr dienstfähigen Pferden des Württ. Armee- Korps statt. Kauflustige fanden sich zahlreich ein; durchschnitt­lich wurden schöne Preise erzielt.

Konkurseröffnungen. Adolf Krauß, entwichener Konditor von Aalen. Johann Baptist Limbeck in Bellamont ( Biberach). _

Allerlei.

Die Erfinderin der Tournüre. Durch die Zeitungen ging vor einigen Wochen die Nachricht, daß sich in der Damenwelt eine auffällige Strömung gegen die Mode der Tournüre bemerkbar zu machen beginne. Zu dieser Notiz bemerkt die Rh. W. Ztg." , daß die Tournüre durchaus nicht ein mißratenes Kind unseres Jahrzehntes ist, vielmehr auf eine vielhundertjährige Vergangenheit zurückblicken kann. Als nämlich unter der Regierung König Franz II. von Frankreich die Herren seines lustigen Hofstaates Gefallen daran fanden, ihren hageren Gestalten durch ein künstliches Embonpoint majestätischeres und würde­volleres Ansehen zu geben, revanchierten sich die Da­men dadurch, daß sie sich gleichfalls mit größerer Fülle schmückten nur in umgekehrter Weise, als die Ver­treter des stärkeren Geschlechts. Man sagt, Margue- rite von Növal, eine junge Hofdame, die sich durch ihre übermütigen Streiche auszuzeichnen pflegte, sei die erste gewesen, die in toller Laune eines Tages mit einer Tournüre von kolossalem Umfang erschienen sei. Ihr gebührt demgemäß das erste Recht auf den Ruhm dieser Modeerfindung, die nach etwa fünf Jahren wie­der in Vergessenheit gerieth, bis sie in unseren Tagen abermals aufgetaucht ist.

Verantwortlicher Redalteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaise r'schen Buchhandlung in Nagold.

Amtliche und

gen.

Revier Psalzgrafenweiler.

Limlmschr- L ZttklttMiMP-AKImrii.

Donnerstag den 10. Noviir., vorm. 9stz Uhr, wild im Gasthaus z. Schwa­nen in Pfalzgiasenweiler die Beifuhr und das Zerkleinern von 690 Kbm. Kalksteinen für verschiedene Wege des Revie rs v erakkordieit.

Egenhausen.

Schafweide-

Berpachtnug.

Am Samstag den 12. Novbr.

d. I., nachm.

1 Uhr. wird die hiesige Schafweide, welche im Vorsommer 300- 325 und im Nachsommer 400 Stück ernährt, auf dem Rathause hier an den Meist­bietenden in Pacht gegeben, wozu Lieb­haber eingeladen sind.

Den 2. November 1887.

Schultheißenamt.

Welker.

Nothfelden.

Liegenschafts-

Verkauf.

In der Zwangsvollstreckungssache gegen

Jakob Supper, Taglöhner von hier,

kommt in Folge Nachgebots die hienach beschriebene Liegenschaft am

Mittwoch den 23. Novbr. d. I., mittags 12 Uhr,

zum II. und letzten Mal auf hiesigem Rathaus im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf und zwar:

Gebäude:

Nr. 96.

a 61 gm Wohnhaus,

19

öcheuer,

52 Hosraum,

1 a 32 gm Ein 2stockigtes Wohn­

haus und Scheuer unter einem Dach mit Wagner- weikstätte und Stallung unten im Dorf.

Anschlag. 500

Angebot. 400

Nachgebot 1 oder im

Ganzen nun . . . . 401

Länder:

i P.-Nr. 2915 4 a 51 gm i " 2916 5 32

^ 9 a 83 pm

! im Breitenwasen.

! Anschlag.170

! Angebot.120

Nachgebot 1

! oder im Ganzen nun . 121

Tkrikrr

Zelg Ottenbühl:

Parz. Nr. 1256.

24 a 61 gm im Schlegel.

Anschlag.30

Angebot beim I. Verkauf . . 0 !

Nachgebvt.10 !

Liebhaber werden mit dem Anfügen ^ eingeladen, daß jeder Bieter für den! Kaufschilling einen tüchtigen Bürgen und Selbstzähler zu stellen hat und Beide vor der Zulassung zum Aufstreich ihre Zahlungsfähigkeit durch gemeinde- rätliche Zeugnisse uachzuweisen haben. Als Verwalter ist bestellt >

Gemeinderat Volz.

Den 1. November 1887.

Gemeinderat als

_Vollstreckungsbehörde.

keetmmiKeii

fertigt die Zaiser'sche Buchdr.

Nagold.

SW Mark

hat sogleich auszuleihen. Wer? sagt die

Redaktion.

Nagold.

45« Mark

hat gegen gesetzt. Sicherheit sogleich auszuleihen

_die Arme npflege.

R o h r d o r f.

500 Ilru li

Pfleggeld liegen gegen gesetzt. Sicher­heit zum Ausleihen Parat bei

Bäcker Harr.

Nagold.

WitKaLendern

pro 1888

sind wir mit den gangbarsten versehen und empfehlen solche einzeln, wie auch an Wiederverküufer.

G. W. Zaiser'sche Buchhdlg.