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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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> Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners-! A /» ^ tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier

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Dienstag den 8. November

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1887 .

Gemäß Amtsgerichte 1. Januar

Amtliches. Amtsgericht Nagold.

Z 12 der Dienstvorschriften wird hiemit veröffentlicht,

1888

für

daß

die

am

31. Dezember

1) die odentlichen Sitzungen des Schöffengerichts am 5., 12., 19-, 26. Januar, 2., 8., 9., 16., 23. Februar, 1.. 7., 8., 15., 22., 28. März, 5., 11.,

12., 19., 26. April, 3., 9., 16., 17., 24., 30. Mai, 7., 13., 14., 21., 28. Juni, 5., 11.. 12.,

19., 26. Juli, 2., 9., 16., 23., 30. August, 6.,

13., 20., 27. September, 3., 4.. 11., 18., 25. Oktober, 1., 7., 8., 15., 22., 29. November, 5.,

6., 13., 19., 20., 27. Dezember,

2) die ordentlichen Sitzungen des Oberamtsrichters am Dienstag, diejenigen des Amtsrichters am Freitag jeder Woche mit Ausnahme der auf diese Tage fallenden Fest- oder bürgerlichen Feiertage abgehalten werden;

3) der ordentliche Gerichtstag, an welchem mündliche Anfragen und Gesuche bei einem Amtsrichter vor­getragen, Anträge und Gesuche zu Protokoll des Gerichtsschreibcrs angebracht und Verhandlungen gemäß 8 461 C.-P.-O. gepflogen werden können, am Samstag jeder Woche mit Ausnahme der auf denselben fallenden Fest- oder bürgerlichen Feiertage;

4) der Gerichtstag in Altensteig stets an einem Montag und zwar am 2. und 30. Januar, 27. Februar, 26. März, 23. April, 28. Mai. 25. Juni, 9. Juli, 27. August, 24. September, 22. Oktober, 19. November und 17. Dezember statt­findet.

Den 31. Oktober 1887.

Oberamtsrichter Daser.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

O Nagold, 6. Nov. Nachdem im Laufe der letzten Woche der bisherige Oberamtmann Güntner auf seinen neuen Bestimmungsort Urach abgezogen ist, wurde dem Amtsnachfolger desselben, Herrn Regie­rungsassessor Gugel, von der hiesigen Feuerwehr mit der städtischen Musikkapelle an der Spitze ein Fackel­zug gebracht. Der Feuerwehrkommandant Schuster hielt, nachdem die Musik einige passende Stücke vor­getragen hatte, eine kurze Ansprache, in welcher er dem Herrn Oberbeamten namens der Feuerwehr sei­ner Hochachtung und Ergebenheit versicherte, worauf der Herr Reg.-Ass. Gugel in freundlicher Weise erwi­derte und besonders betonte, daß es ihn freue, durch die Feuerwehr, die sich kürzlich erst im Ernstfälle so wacker gehalten, begrüßt zu werden, und daß es sein Bestreben sein werde, stets in gutem Einvernehmen mit Feuerwehr und Bürgerschaft

mit Freundlichkeit und gemessenem Ernst mit dem steuer­pflichtigen Publikum zu verkehren, so daß sein Weg­gang, ich möchte fast sagen ohne Ausnahme, von allen Nagoldern bedauert wird. Nachdem der Vereinsvor­stand Acker die Versammlung eröffnet hatte, ergriff Ausschußmitglied Schaible das Wort, um dem Schei­denden für seine Thätigkeit im Verein als Ausschuß­mitglied zu danken, wobei er nicht versäumte, seine guten Eigenschaften, die derselbe während seines fast 10jährigen hiesigen Aufenthalts an den Tag legte, hervorzuheben und seine Verdienste mit einem Toaste zu feiern. Hierauf nahm der Scheidende selbst das Wort, dankte für die zahlreiche Beteiligung in herz­lichen Worten und betonte besonders, daß nur Fa­milienrücksichten ihn bewogen haben, sich nach Kirch- heim versetzen zu lassen, gab dann noch einen aus­führlichen Rückblick auf seine seitherige Amtsthätigkeit im Dienste des K. Steuerkollegiums, und habe er, trotz hie und da vorkommender Kollisionen mit Steuer­pflichtigen, doch im allgemeinen friedlich mit den mit ihm verkehrenden Einwohnern gelebt. Zum Schluffe leerte er sein Glas auf das fernere Wohl der Stadt Nagold. Stadtpfleger Kapp dankte ihm noch für seine Thätigkeit als Kassier einer Unterstützungskasse. Ein weiterer Redner sprach in launiger und humo­ristischer Weise namens der Wirte, Bierbrauer, Brannt­weinbrenner und sonstigen Steuerpflichtigen und gab der angenehmen Hoffnung Raum, daß auch der Amts­nachfolger in die Fußstapfen seines Vorgängers treten werde. Sehr viel trugen zur Erhöhung der Stim­mung die Vorträge der hiesigen Stadtkapelle und der später erschienenen Liederkranzmitglieder bei, die in ernsten und heiteren Weisen abwechselten. Wünschen ! wir dem scheidenden Freunde auch in seinem neuen Wir- ? kungskreis alles Gute, wie ihm auch seine Nagolder ^ Freunde stets ein gutes Andenken bewahren werden.

Tübingen, 5. Nov. Heute früh Punkt 7 Uhr wurde die Mörderin ihrer Stieftochter, Franziska Langheinz von Kiebingen, Oberamts Rotten­burg, durch Scharfrichter Schwarz von Oehringen mit dem Fallbeil hingerichtet. Sie starb als reuige Sünderin. Der ganze Hinrichtungsakt gieng so schnell von Statten, daß von dem Zeitpunkte des Erscheinens der Delinquentin auf dem Richtplatz bis zum Fallen des Beiles kaum 4 Minuten verstrichen l waren. Der Akt der Ergreifung durch die Scharf-! richtergehilfen bis zum Fallen des Beiles dauerte' kaum 30 Sekunden. Nachdem der schauerliche Akt, der die Anwesenden tief ergriff, vollzogen war, sprach ! Herr Stadtpfarrer Ege noch ein Gebet, das seines! bleibenden Eindrucks nicht verfehlte. Wie wir hören,! hat die Verurteilte in den 2 vergangenen Tagen ihre ! entsetzliche That schwer bereut. Gestern vormittag I besuchte sie ihre Mutter, ihr Mann glaubte sie nicht! mehr sehen zu wollen. Der Abschied zwischen der Mutter und der so tief gesunkenen Tochter soll gewesen sein. In vorvergangener

. , , zu bleiben. Hier- ..

auf folgte seitens der Feuerwehr ein Umzug um die > herzzerreißend

Stadt mit Zapfenstreich, der vor dem Rathause fein ! Nacht schlief die Verurteilte von 10 Uhr bis morgens E»d. ,°nd. ^ ! 5 UP. Ln d.r letzt.» N-cht war ,i-etwas

8 Nagold, 6. Nov. Aus Anlaß der Ver- ! ger, betete und weinte ohne Unterlaß. Die Todes­setzung unseres Stadtaccisers Koch nach Kirchheim! angst hatte ihr Haar gebleicht, so daß das Gesicht u. T. versammelten sich gestern abend auf Einladung j aus dem schwarzen Tuche heraus ein greisenhaftes des Militär- und Veteranen-Vereins eine größere An- ' Aussehen hatte. Der tröstende Glaube gab ihr, durch zahl seiner Mitglieder, sowie noch viele weitere ; den liebevollen Zuspruch ihres Seelsorgers Kraft, Freunde des Scheidenden aus der hiesigen Bürger- , dem schrecklichen Tode in der letzten ernsten Stunde schaft im Sautter'schen Saale, der wohlbesetzt war. ruhig und gefaßt ins Angesicht zu schauen, und so Wir werden nicht sehlgreifen, wenn wir den Grad der ; schied sie aus diesem Leben als zwar schwere, aber Beliebtheit eines Beamten nach der Stärke der Be- ihre Missethat tief bereuende Sünderin, teiligung bei seinem Abschied bemessen, denn Hr. Koch Stuttgart, 2. Nov. Am Dienstag feierten hat es verstanden, neben gewissenhafter Pflichttreue die hiesigen Volksküchen das freudige Ereignis, daß

nunmehr 2000000 Portionen Essen von beiden zu­sammen verabreicht worden sind. Das Konnte hatte zu dieser Feier sämtliche Damen, welche den Aufsichts­dienst in der Küche besorgen, etwa 70 an der Zahl, zu einem Kaffee in den Festsaal der Herberge für Fabrikarbeiterinnen eingeladen.

Stuttgart, 5. Nov. Als Nachfolger des früheren Bundesratsmitglieds in Berlin v. Schmid wurde Landgerichtsdirektor v. Stieglitz ernannt.

Stuttgart, 5. Nov. Die Stadt Stuttgart beabsichtigt ein 4proc. Anlehen von 500 000 Mark, das innerhalb von 5 Jahren unkündbar amortisierbar sein soll, aufzunehmen.

Ulm, 3. Nov. Anläßlich des Ausbaues seiner Fabrik gab Hr. C. D. Magirus hier seiner zahlrei­chen. mehrere hundert Mann starken Arbeiterfchar ein Fest, das von denselben sehr beifällig ausgenommen wurde. Die hlchft gelungene Feier, die der Besitzer des ältesten und größten Etablissements dieser Branche seinen Arbeitern gab, zeugte auf's Neue von den guten Beziehungen zwischen Arbeitgebern und -Neh mern, die allein imstande war, die Fabrik auf eine Höhe zu bringen, wie sie seitdem in ganz Deutschland nicht erreicht wurde.

Es ist sonderbar, mit welcher Zähigkeit sich trotz aller Warnungen in der Presse und seitens der Behörden der Glaube an die Auszahlung der Millio­nen des alten holländischen Gouverneurs Metzgers von Weibnom erhalten hat. In Würt­temberg, überhaupt in Süddeutschland und in Thü­ringen hatten sich mehrere hundert Erblustige gefun­den und viel Geld und Zeit an die Sache gewendet. In Stuttgart ist so eben eine Ministerialbekannt­machung erschienen, welche klipp und klar auseinan­der setzt, daß es mit den Millionen, auf welche die Ansprüche verjährt sind, absolut nichts ist; sie zerstört mit rauher Hand alle an diese Erbschaft geknüpften Hoffnungen und wird hoffentlich das Gute haben, daß diejenigen, die sich zur Metzger'schen Sippe rech­nen, in der Zukunft ihr Geld nicht mehr für Kosten­vorschüsse für die Eintreibung der Millionen an schlaue Unterhändler wegwerfen.

In München bestand bei zwei Regimentern der Befehl, daß Ehrenposten zwei Stunden unaus­gesetzt neben ihren Schilderhäusern stehen mußten, ohne bei Hitze oder Kälte einen Schritt rechts oder links machen zu dürfen. Dieser Befehl ist jetzt für den Winter aufgehoben. Nicht auch für den Som­mer, wenn sich überhaupt die Sache bestätigt?

Der Magistrat von Nürnberg hat sich über die Abzahlungsgeschäfte in Folge der Erhebungen der bayerischen Regierung dahin geäußert, daß er ein Verbot der Abzahlungsgeschäfte nicht befürworten könne, doch empfehle er eine Kontrolle, wie bei den Pfandleih- und Rückkaufsgeschäften. Außerdem sollen die Reisenden solcher Geschäfte Hausierscheine lösen.

Mit der Ergreifung der flüchtigen Direktoren der Leipziger Diskontobank hat die Polizei trotz aller Anstrengungen bisher noch kein Glück gehabt. Wohl glaubte man schon da u. dort die Gesuchten ge­funden zu haben, allein wenn man zugreifen wollte, waren sie wieder verschwunden. So will man den Direktor Winkelmann in Genua gesehen Haben, wäh­rend sein Kollege Dr. Jerusalem vor einigen Tagen in Pest aufgetaucht sein soll. Ein Polizeibeamter glaubte im Theater in einem elegant gekleideten Herrn den Dr. Jerusalem zu erkennen, stellte ihn auch, aber dieser gab sich unter energischem Protest für einen Ingenieur aus Hannover aus. Als der Polizist mit Verstärkung anrückte, war der Vogel