Amts- «nd Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag den 13. Mtober

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, sein. ^

1887 .

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auf den

auf das IV. Quartal

können bei allen Postboten bezw. den betreffenden Poststellen gemacht werden.

21 nr tliches.

Nagold.

Flotzsperre.

Die oberamtliche Bekanntmachung vom 8.d.Mts. (Gesellschafter Nr. 120) wird hiemit dahin berichtigt, daß das Ausfahren der Flöße aus der Altensteiger (nicht auch Monhardter) Wasserstube nun an den 4 Wochentagen

Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag gestattet wird und daß diese ausnahmsweise Beschrän­kung des Floßbetriebs nun bis längstens 24. d. Mts. gelten soll.

Den 11. Oktober 1887.

K. Oberamt.

Amtm Marquart, g. Stv.

Posthilfstcllcn sind u. o. errichtet worden in Fried­rich sthal (Frcndcustadt), Schwann (Neuenbürg), Spicl- berg und Unter-Schwandorf.

Tages-NrmigLeiten.

Deutsches Reich.

I Gestern (9. Okt.) hielt der Schwarzwald- Bienenzüchterverein im Gasthof z. Krone in Sulz seine Herbstversammlnng ab. Dieselbe war ziemlich zahlreich besucht. Nach der Eröffnung durch den Hrn. Vorstand erhob sich die ganze Versammlung zum ehren­den Andenken an das verstorbene Ausschußmitglied Hirzel von Schönbronn. Hierauf begann die De­batte über die Einwinterung der Bienen, welche sehr lebhaft war; sodann wurde ein neues Ausschußmit­glied gewählt und zum Schlüsse teilten noch einige der anwesenden Mitglieder Verschiedenes mit über die Verhandlungen bei der Wanderversammlung der deut­schen und österreichischen Bienenzüchter sowie über die damit verbundene Ausstellung bieuenwirtschaftlicher Geräte, lebender Völker u. s. w. Angesichts des dies­jährigen reichen Honigertrages wäre es wünschens­wert, daß die Bienenzucht sich immer mehr verbreiten würde.

Stuttgart, 10. Okt. (Amerikamüde.) Das Fr. I." schreibt: In den letzten Tagen kamen hier mehrere Familien aus Baden und Württemberg durch, welche vor wenigen Jahren nach Amerika ausgewan­dert waren, um daselbst ihr Glück zu versuchen. Da sie jedoch dort anstatt zu gewinnen noch zusetzten, so zogen sie es vor, mit dem Rest ihrer Habe nach der alten Heimat zurückzukehren.

Cannstatt, 0. Okt. Wie wir hören, ist Pfarrer Roller von Sternensels (Sohn des Hrn. Kaufmann Roller in Nagold) zum zweiten Helfer hierher ernannt worden.

Friedrichshafen, 9. Okt. Meinen Bericht von heute vormittag muß ich dahin ergänzen, daß gestern abend in Lindau klares Wetter herrschte. Von den Passagieren des BootsStadt Lindau" werden ein Handwerksbursche und eine Frau von Romans­horn vermißt. Das im Hafen in Lindau zur Zeit der Katastrophe anwesende BootLudwig" war so­fort zur Stelle und machte mit Erfolg Rettungsver­suche. Das österreichische BootHabsburg" erlitt einen größeren Leck, konnte jedoch heute früh von Lindau nach Bregenz bugsiert werden; der Kapitän desHabsburg" hat sich einer groben Pflichtverletzung

schuldig gemacht, sofern er sich bei der Ausfahrt aus dem Hafen und auch bei der Katastrophe gar nicht auf der Kommandobrücke befand. Die Erbitterung wegen dieser gleichgültigen Handhabung der bestehen­den Vorschriften seitens des österreichischen Personals ist eine große.

Brandfälle: In Gumpertsreuth das dortige Rittergut mit einem Schaden von 60 000 »kL; in Oehringen der Farrenstall mit seinem ganzen Inhalt; in Um mendorf ein Wohnhaus mit Scheuer; auf dem Nippenburger Hof (Schwieberdingen) am 9. Okt. ein Strohhaufen von etwa 3000 Ztr., im Wert von 7000

M ü n chen , 10. Okt. Der Landtag erhöhte den Malzaufschlag mit 135 gegen 2 Stimmen.

Leipzig, 10. Okt. Das Leipziger Reichs­gericht verurteilte Neve zu 1 »jährigem Zuchthause und 10 Jahre Verlust der Ehrenrechte wegen vor­bereitender Handlungen und Aufforderungen zum Hochverrat, Zuwiderhandlungen gegen das Spreng­stoffgesetz, Verbreitung verbotener Druckschriften und Meineid.

Graf Münster hat den Auftrag erhalten, Herrn Flourens zu ersuchen, Herrn v. Wangen und dessen Familie das Bedauern der deutschen Regierung über den Grenzvorfall auszudrücken.

Berlin, 7. Okt. Der Negus von Abessynien scheint entschlossen zu sein, den Krieg gegen die Italie­ner aufzunehmen und der englischen Vermittlung, welche ganz auf dem Standpunkte Italiens steht, kein Entgegenkommen zu zeigen. Angeblich sollen russische Einflüsterungen ihn zu dieser starren Haltung be­wegen.

Zum Priestcrjubiläum des Papstes hat derNordd. Mg. Ztg." zufolge der Kaiser eine kostbare, reich mit Edelsteinen besetzte Mitra und die Kaiserin ein prachtvolles Meßornat zum Geschenk gemacht.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 8. Okt. Zum Jubiläum des Papstes hat Kaiserin Elisabeth dem Papste als Jubiläums­geschenk eine Tiara übersendet, deren Wert man auf 340000 fl. schätzt; dieselbe ist über und über mit kostbaren Edelsteinen geschmückt.

P e st, 10. Okt. Graf Kalnoky soll dem König Milan versichert haben, daß die Balkanvölker sich der friedlichen Arbeit widmen könnten, da ein Friede von längerer Dauer zu hoffen sei.

Frankreich.

Paris, 8. Oktbr. Die große Mehrheit der hiesigen Blätter spricht sich mit größter Genugthuung über die Regelung des Grenzstreites aus und erkennt an, daß Deutschland sehr entgegenkommend gehandelt und die Entschädigung reichlich bemessen habe.

! Der russische Geschäftsräger Kvtzebue behauptet, daß ! Großfürst Nikolaus einen ganz unschuldigen Trink- spruch ohne Anspielung auf die Revanche gehalten ! habe. Die französischen Blätter suchen nunmehr auch ! den Vorfall totzuschlagen.

! Paris. 10. Okt.Journal des Debats"

' meldet, die Regierung habe infolge mehrerer in den , Departements allzu leichtfertig und ohne Grund für den Verdacht der Spionage vorgenommenen Verhas- . tungen von Ausländern den Behörden ancmpfohlen,

, bei Anwendung des Spionagegesetzes künftig mit grö- ^ ßerer Umsicht zu verfahren und keine Maßregeln zu ergreifen, die die freie Bewegung der Ausländer hin- , dern, ausgenommen, wenn sehr ernste Gründe für die ! Schuld derselben vorliegen.

Die Affaire Caffarel nimmt immer größere Dimensionen an und droht ein ungeheurer Skandal zu werden. Eine ganze Anzahl Personen,- darunter auch ein gewisser Baron Emil v. Kreittmayr aus Bayern, der am Ende identisch ist mit einem vor mehreren Jahren in München des Landesverrats an- geklagten Kreittmayr, scheint in diese schmutzigen Hän­del verwickelt zu sein. Die Blätter sind angefüllt mit Details und Berichten über Zwiegespräche mit den bezichtigten Personen. Kriegsminister Ferron ist entschlossen, im Interesse der Ehre der Armee die unerbittlichste Untersuchung anzuordnen und nieman­den zu schonen. General Caffarel ist als Schützling Boulanger's verhaßt; auch der General und Exkriegs­minister Thibaudin wird als Bekannter derDame" Limousin, Maitresse des letzteren, welche beim Skandal eine große Rolle spielt, mitgenannt. Ein Herr Lo- rentz, welcher ebenso wie Herr Kreittmayr der Frau Limousin Kunden für Dekorationen zuführte, wurde ebenfalls verhaftet. General Andlau, der früher bei der Limousin eine gleiche Rolle gespielt hat, wie jetzt General Caffarel, erhielt heute eine gerichtliche Vor­ladung , der wahrscheinlich die Verhaftung folgen wird. Die Mutter der Frau Limousin war eine Deutsche. Frau Limousin selbst spricht und schreibt deutsch und soll die Dokumente des Kriegsministeriums übersetzt und nach Berlin geschickt haben. Ge­neral Caffarel war ein Günstling Boulangers, der ihft in den Generalstab berief, er entstammt einer korsischen Familie. Sein Großvater machte in Egyp­ten als napoleonischer General den Namen der Caf­farel berühmt. Bei der Kapitulation von Metz kam jener als Oberstlieutenant in die Gefangenschaft der Deutschen. Es ist hiebei nicht nur nichtetwas faul" im Staate Frankreich, es ist nahezu alles faul und zwar gerade da, wo die wichtigsten Interessen Frankreichs auf dem Spiele stehen, in den höchsten Kreisen, welchen die Geschicke des Landes anvertraut sind und welche um die Wohlfahrt des Volkes am meisten besorgt sein sollten. Blasierte Minister und Generale, welche dem Familienleben längst aäieu ge­sagt haben, Halbweltdamen, Kupplerinnen, Spione, alles wandelt in greller Beleuchtung vor unseren staunenden Augen vorüber wie in einem Kaleidoskop. WeitereEnthüllungen" sollen in Aussicht stehen und so dürfen wir wohl auf die weitere Entwicklung des Skandals gespannt sein.

Paris, 10. Okt. General Andlau wurde heute verhaftet, weil er mit der gleichfalls verhafteten Frau Ratazzi dieselben Geschäfte machte wie General Caffarel mit der Frau Limousin. Nach den Mel­dungen der Morgenblätter liefern die gestern bei Caf­farel beschlagnahmten Papiere den Beweis, daß sich derselbe für Geld am Ordenshandel beteiligte. Die Polizei beschlagnahmte bei der Frau Limousin gegen tausend Briefe und Hunderte von Visitenkarten, dar­unter die des vorigen Kriegsministers Boulanger, mit den eigenhändig hinzugefügten Worten:Morgen, liebe Frau, erwarte ich Sie um 11 Uhr"; ferner zahl­reiche Karten des Abg. Wilson, Schwiegersohnes des Präsidenten der Republik. Auch mit dein früheren Kriegsminister Thibaudin stand dieselbe in sehr ver­trautem Briefverkehr.

Der Afrikaforscher Karl Solles, welcher aus Marokko nach Paris heimgekehrt ist, bestreitet die Ver­giftung des Sultans, giebt als Krankheit den Typhus an und behauptet, die Thronbesteigung des Sohnes ^ sei unmöglich, der Bürgerkrieg unvermeidlich, weil die Brüder des Sultans nach der Thronfolge trach-