ten und außerdem der Scheik der großen Bruder­schaft Taibya ein Schützling Frankreichs sei.

Toulon, 10. Okt. Ein Dampfer der Kom­pagnie Morelle ist in der Bai von Bormes gesunken. 22 Reisende sind ertrunken, 80 in Lavandou gelandet.

Italien.

Rom, 8. Okt. Bei dem Empfang der Diplo­maten soll Crispi zu seinen Freunden lächelnd be­merkt haben, er bringe den europäischen Frieden aus Friedrichsruh. Betreffs des Aufenthalts beim Fürsten Bismarck erzählt der offiziöseFracaffa" folgende Episode. Kurz vor dem Scheiden Crispi's reichte ihm Fürst Bismarck ein Album, in das jener einige Worte eintragen sollte. Crispi apostrophierte nun den Fürsten als Friedens-Apostel, was dieser mit Genugthuung aufnahm, indem er bemerkte, sein gan­zes Streben gelte tatsächlich der Erhaltung des Friedens.

Llinisterpräsident Crispi versichert in einem Brief an ungarische Freunde, Italien sei ent­schlossen, dem Grundsätze der Nichteinmischung in Bulgarien Geltung zu verschaffen.

England.

Ein Aufzug von 200 Unbeschäftigten, welche allnächtlich auf dem Trafalgar Square schlafen, bewegte sich, derFranks. Ztg." zufolge am Sonn­abend durch die Hauptstraßen der meist von Reichen bewohnten Stadtteile. Die Demonstranten führten ein schwarzes Banner mit sich, auf welchem folgende Worte geschrieben standen:Wir wollen Arbeit oder Brot haben". Die Polizei begleitete den Umzug. Die Führer derselben kündigten ihre Absicht an, täg­lich einen solchen Aufzug zu veranstalten, bis ihnen Unterstützung zu Teil wird.

London, 11. Okt. Aus Shanghai wird gemeldet, daß das britische KanonenbootWasp" während eines Sturmes gesunken ist. Alle Personen an Bord sind zu Grunde gegangen.

Die englische Regierung bekommt es in Irland nun auch mit den städtischen Behörden zu thun. Der auf Grund des Ausnahmegesetzes angeklagte Lord­major von Dublin erschien in voller Amtstracht, um­geben von allen Magistratsmitgliedern, vor Gericht, während ihm die Menge jauchzend Beifall zubrüllte. Eine Bestrafung des Herrn Oberbürgermeisters wird freilich seine großen Schwierigkeiten haben, denn die Bevölkerung der Hauptstadt Irlands ist wenig Eng­land geneigt. Die beiden Söhne des Prinzen von Wales wurden bekanntlich bei ihrem vor einigen Mo­naten erfolgten Besuche in aller Form ausgepfiffen, ohne daß die Polizei einzuschreiten vermochte.

Vorletzten Sonntag waren in Irland gegen 200 Versammlungen der Nationalliga angekündigt und fanden trotz behördlichen Verbotes sämtlich statt.

Rußland.

Petersburg, 7. Okt. Der Ausbruch neuer Petroleumquellen in Baku überschwemmt die Gegend. Es herrscht Tonnenmangel. Das Londoner Haus Rothschild kaufte große Massen Petroleum für Indien. Der Preis in Bombay ist um die Hälfte niederer als amerikanisches Petroleum.

Aus Moskau wird gemeldet, daß ernste Ruhestörungen unter den Arbeitern einer großen Baumwollspinnerei bei Klin stattgefunden haben. Ein ganzes Regiment sei aus Moskau nach Klin gesandt worden, um die Ruhe wiederherzustellen. Viele Per­sonen sollen getötet sein.

Bulgarien.

Es regt sich wieder in der bulgarischen Frage! Die russische Diplomatie hat einen neuen Vorschlag ausgeklügelt; freilich ist er auch darnach. Ein russischer Fürst soll als Statthalter nach Sofia gehen und ein türkischer Kommissar ihn begleiten. Das hat auch schon einen Eindruck gemacht, nur nicht den, welcher erwartet wurde: Die alten Nebenbuhler Stambulow und Radoslawow in Sofia sind auf dem besten Wege, sich zu versöhnen, und diese Thatsache würde für die bevorstehenden Sobranjewahlen von folgenschwerster Bedeutung sein. Was die Haupt­sache aber ist, die bulgarische Negierung hat fest be­schlossen , den russischen Fürsten und den türkischen Kommissar, wenn sie kommen sollten, nicht über die Grenze zu lassen. Mit diesem Vorschlag war es also wieder nichts.

Sofia, 10. Okt. Die bisherigen Wahl­ergebnisse sind günstig für die Regierung.

Grlcchcntiuio.

Die Erderschütterungen in Griechenland

dauern fort. Beschädigungen werden jetzt namentlich aus der Provinz Korinth gemeldet.

Kleinere Mitteilungen.

Calw, 5. Okt. Gestern stürzte hier ein mit der Aus­besserung eines Daches beschäftigter Zimmermann zwei Stock hoch herunter und erlitt dabei so schwere innere Verletzungen, daß er denselben heute Vormittag erlag. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und mehrere zum Teil unversorgte Kinder.

Tübingen, 7. Okt. Der kürzlich als des Batermordes verdächtige junge Mann in Herrenberg wurde heute aus der Haft entlassen und außer Ver­folgung gesetzt, nachdem sich herausgestellt hatte, daß in der That ein Unglücksfall vorliege.

Creglingen. Am 5. Okt. wurde der in weiteren Kreisen wohlbekannte 62jährige Michael Lang, ein reicher Bauer von Schirmbach, wegen Meineids, den er wegen einer Schuld an seine Magd geschworen hat, vom Schwurgericht in Hall zu der Zuchthausstrafe von 6 Jahren und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt.

Plieningen,. Okt. Von hiesigen Kleeäckern im Brachfeld find nach demFild. B." innerhalb 10 Tagen 60193 Mäuse gefangen und an die Gemeinde gegen Bezah­lung abgeliefert worden.

G ö p p i n g e n, 4. Okt. Im hies.Wo chenblatt" findet sich folgende Anzeige: Billige Zigarren! Zwei Stück Zigarren, prima Havanna-Ausschuß, erhält jeder gratis, welcher bei mir einen schwarzen Laib Brot kauft. Bäcker H. Ob dort das Brot oder die Zigarren billig sind?

Ulm, 4. Okt. Der Kontrolleur an der hies. Oberamts­sparkasse, der wegen der abhanden gekommenen 3000 in Haft genommen war, ist wieder auf freiem Fuß; die Unter­suchung gegen ihn ist eingestellt, da sich der Verdacht, er habe das Geld in den Registraturkasten versteckt, in keiner Weise bestätigte.

In Unterkochen fiel ein zweijähriges Kind, das die Mutter auf den gemauerten Herd gesetzt hatte, kopfüber in einen siedenden Krauthafen und verbrannte sich so, daß der Tod einige Stunden darauf eintrat.

Zu komischen Verwechslungen führt in München ab und zu ein Doppelgänger des Prinzregenten Luitpold, der in Gesichtsbildung und Bartwuchs eine frappante Aehnlichkeit mit dem Regenten hat. Sehr häufig tritt, wenn der Doppel­gänger, ein zur Ruhe gesetzter Gutsverwaltcr, Namens Strauß, vorbei passiert, die Wache ins Gewehr, Militärpersonen, Gen­darmen u. s. w. erweisen die Honneurs, und Zivilisten ziehen ehrfurchtsvoll den Hut. Der Landesregent weiß von diesem Spiele der Natur und amüsiert sich nicht wenig, wenn sein Ebenbild ihm begegnet.

München, 3. Okt. Der Viktualienhändler Georg Ma- gin verkaufte in seinem Laden ein mit 75 pCt. Margarin gefälschtes Schmalz als reines Rindschmalz und wurde hicwe- gen zu 130 Geldstrafe eventuell 15 Tage Gefängnis ver­urteilt.

Durch gebrannt ist in München der 22 Jahre alte Zeitungsverleger Georg Furch, der eine Zeit lang mit sei­nerDeutschen Zeitung", derNeuzeit" undEulenspiegel" einen ziemlichen Lärm zu machen verstanden hat. Er sollte am Samstag eine Zahlung von 17000 an seinen Kom­pagnon, der ihm das Geld gekündigt hatte, leisten, zog es aber vor, hierauf mit 7000 Mark, welche er alsKaution" von mehreren, erst kürzlich bei ihm cingetretenen jungen Leu­ten ausgenommen hatte, zu verduften. Sein Personal hat noch die Gehalte von ihm zu fordern. Der Konkurs ist be­reits angemeldet worden.

Bayreuth, 4. Okt. Das hiesige Schwurgericht ver­urteile den Sträfling Wild des Zuchthauses Plasscnburg wegen Ermordung eines Aufsehers zur Todesstrafe und zu Ost, Jahren Zuchthaus.

Ein Badegast in Kissingen, dessen Ehrgeiz dahin ging, so viel zu wiegen wie Bismarck, stürzte bei seiner Ab­reise auf einen Bekannten zu mit dem Jubelruf:Jetzt feh­len mir nur noch 2 Pfund an Bismarck!"Aber an Ge­hirn!" antwortet der Freund lakonisch.

Brutalität. In Pippinsricd in Bayern war vor kurzem eine Hochzeit, wobei ein Bauer sehr betrunken war. Zwei Männer machten sich denSpaß", den Berausch­ten als Schwein zu behandeln. Sie legten ihn in einen Trog, rieben ihn mit Sägemehl ein und schütteten einen Kü­bel kalten Wassers in den Trog. Da dem Bauern das nasse Element nicht zusagte, erhob er sich, um aus dem Trog zu steigen. Einer der beiden Männer, welcher die Rolle des Metzgers spielte, versetzte dem Bauern mit dem Stiefelabsätze einen Stoß ins Genick, so daß der Getroffene wieder in ,den Trog zurückficl und bald darauf verschied. Der Spaß dürfte bei dem Strafgericht sein Nachspiel haben.

Ein höflicher Mann war der Hofrat Ludekus in Dresden. Er hatte für den Fall seines unvermuteten To­des folgende Trauerbriefe selbst geschrieben und auf Vorrat drucken lassen:Mein Dahinscheiden aus diesem Leben beehre ich mich allen meinen Freunden und Bekannten hierdurch an­zuzeigen." Datum des Poststempels. Ein mit dem Nachlaß betrauter Freund hat die Trauerbriefe am Todestage pünkt­lich ausgeschickt.

Der Vorschußverein in Mitweida hat seine Liqui­dation beschließen müssen, da er durch gefälschte Wechsel solche Verluste erlitten hat, daß die haftbaren Mitglieder einen Teil ihres Vermögens verlieren werden.

Hamburg, 4. Okt. Eine Zuschrift von Helgoland macht denHamb. Korr." aus eine Barbarei aufmerksam, die daselbst in dieser Jahreszeit von den Kurgästen mit Eifer betrieben wird, es ist der Massenmord der nach Süden ziehen­den Waldvögel; diese Tierchen machen auf Helgoland Rast und werden Nachts mittelst Laternen herangelockt und gefan­gen, um verzehrt zu werden. Der Leuchttnrmwächter hat, wie er selbst geäußert, in einer Nacht 3000 Vögel getötet. Hier­nach müssen in der ganzen Zeit dieser scheußlichen Jagd hun­derttausende von nützlichen Singvögeln umgebracht werden.

Eines hübschen Wortes des Grafen Wilhelm Bis­

marck, welches derselbe gelegentlich der Brücken-EinweihungS- fcier in Offenbach gesprochen, gedenkt dasF. I.":Der Main", sagte der Sohn des Reichskanzlers,trennt die Deut­schen nicht mehr, und wo sonst etwas Flüssiges zwischen sie tritt: da trinken sie cs aus!"

Reiche Spende. Das Beispiel, welches die Herren Grillo und Krupp in Essen gegeben haben, hat bei den westfälischen Industriellen bereits nachgewirkt. Aus Veran­lassung seiner silbernen Hochzeit hat, dem Jserl. Tageblatt zufolge, Kommerzienrat Hugo Ebbinghaus seiner Vaterstadt Iserlohn ein Kapital von 300000 z»m Zwecke einer dauernden Stiftung für wohlthätige und gemeinnützige städtische Zwecke geschenkt, unter Vorbehalt seiner Zustimmung über die Art der Verwendung.

In Stettin erhängte sich dieser Tage ein Zahntech­niker, wie es scheint, aus Verzweiflung darüber, daß ihm seine Frau, die ihn bereits mit einer stattlichen Anzahl von Kindern beschenkt, abermals Zwillinge geschenkt hatte. Seine Vermögensverhältnisse sind in bester Ordnung.

Ein aus Bayern gebürtiger, 34 Jahr- alter unver­heirateter Maurer trat Dienstag abend gegen 11 Uhr in eine Wirtschaft in Elberfeld und ließ sich ein Glas Bier geben. Nachdem er dasselbe zur Hälfte geleert hatte, stand er auf und sagte:Meine Herren! Wollen Sie einmal sehen, wie sich einer erschießt?" Hierauf nahm er einen Revolver aus der Tasche und schoß sich in den Mund, so daß er sofort entseelt auf seinen Stuhl niedersank.

Wieder ein Rätsel des Geizes und der Habsucht. Ein mehrfacher Millionär, der Gutsbesitzer Max H., er­stritt sich 6000 durch Urkundenfälschung und Meineid. Er wurde des Betrugs angeklagt und sitzt in Köln hinter Schloß und Riegel. Auch sein Vater war wegen Meineids ins Zuchthaus gekommen und starb darin.

Am Geburtstage des Herzogs von Cumbcrland hatte der Graf v. d. Schulenburg in Braunschwcig ein Tele­gramm nach Gmunden gesandt mit der Adresse:An den Herzog von Braunschweig und Lüneburg." Dieses Telegramm erhielt der Graf mit dem Vermerk zurück:Adressat un­bekannt."

Mehrere Berner Arbeitgeber haben den Freitag zum Zahltag gemacht, um den Arbeitern einen Teil der Verfüh­rung zum Vertrinken des Lohnes an Sonn- und blauen Mon­tagen zu nehmen und den Frauen die Markteinkäufe am Samstag zu ermöglichen.

Bern, 8 . Okt. Gestern wurde bei den Truppenübun­gen ein Mann erschossen und einer verwundet. Der Thäter, bei welchem Kugeln in der Westentasche gefunden wurden, ist verhaftet.

Bestrafte Galanterie. Ein dänischer Soldat, der während der Manöverübungen in Ringsted die Finger einer am Fenster sitzenden Dame küßte, erhielt für seine Galanterie, wieRingsted Folkebladet" meldet, eine Arrcststrafe von acht Tagen.

Einem sozialdemokratischen Schuster iu Süd frank- reich fiel aus Amerika eine Erbschaft von vielen Millio­nen zu. Er fand sich sehr leicht in die Ueberraschung und stutzte nur, als seine politischen Glaubensgenossen ihn zu ei­ner Versammlung cinluden, um über die Verwendung des Kapitals gemeinsam zn beraten.Hunderttausend", antwor­tete er,will ich Euch schenken, im klebrigen pfeife ich was auf Euch, meine Lieben."

In der Hafenstadt Bari liest man an einem Laden folgende Aufschrift: Blutegel, Kleinvcrschleiß von Brot und Unterricht iu der Mathematik." Mehr kann man in einem Geschäft nicht verlangen.

Der Kaiser von Rußland alsKartenkünstler". Der ! Hamb. Korresp. berichtet: Wie bekannt, gebietet der Selbst­herrscher aller Reußen über eine nicht gewöhnliche Körperkraft.

! Davon hat er neulich auf Schloß Fredensborg einen neuen ! Beweis geliefert. Ein Prestidigitateur unterhielt die Gesell- ! schaft mit seinen hübsch ausgeführten Kunststückchen und zeigte ? namentlich in der Behandlung der Karten große Fertigkeit.

! Als derselbe seine Vorstellung beendet hatte, sagte der Kaiser, ! daß auch er ein Kartenkunststück auszuführen wisse, welches j ihm schwerlich Jemand aus der Gesellschaft werde nachma- ! chen können. Der Zar nahm ein neues aus 52 Karten be- ! stehendes Spiel in die Hand und riß dasselbe mit einem ^ raschen Griffe mitten durch. Es gehört dazu eine ganz be- ^ deutende Kraft der Hände.

Eine Forderung von 143000 Dollars hat Dr. Sim- mons in Ncw-Iork, Hausarzt des verstorbenen Exgou­verneurs Tilten, welcher denselben 7 Jahre und 11 Monate behandelt hat, an die Testamentsvollstrecker nachträglich ein­gereicht. In der That eine bescheidene Forderung.

Die Frauen von Kansas in Nordamerika scheinen so ziemlich die emanzipiertesten unter ihren amerikanischen Mit­schwestern zu sein. Sie haben nicht allein das Stimmrecht in Gemeindeangelegenheiten für sich erobert, sondern neuer­dings auch durchgesctzt, daß eine Frau bei ihrer Verheiratung nicht nötig hat, den Namen ihres Gatten anzunehmen, wenn sie keine Lust dazu hat.

Melbourne, 24. Aug. (Ein großer Goldklumpen). DemArgus" wird aus Ballarat vom 23. Aug. gemeldet, daß an letzterm Tage in der Midas-Grube in Sulky Gully ein Klumpen reinen Goldes im Gewicht von 51 Pfund gefun­den wurde. Das Stück Edelmetall hat die Form einer ko- > lossalen offenen Hand mit eng aneinander liegenden Fingern, eine Länge von etwa 12st, Zoll, eine Breite von 8 st 2 Zoll ! und varriiert in Dicke bis zu 2st, Zoll. Man veranschlagt den Wert des Fundes auf 52 000 Wahrscheinlich wird der Goldklumpen zur Ausstellung nach London gesandt werden.

Handel L Verkehr.

Gechingen, 9. Okt. (Hopfen.) Preise 95 -105 ;

noch feil 100 Ztr. sehr schöne Ware. ^ .

Rottenburg a. N-, 3. Okt. (Hopfen). Das Landesge­fängnis verkaufte 25 Ztr. zu 112 pr. Ztr.

Reutlingen. 8 . Okt. Heute ca. 20 Wagen schönes österreichisches Mostobst zum Preise von 7.207.80 pr. Ztr. Zu so hohen Preisen geht der Handel verhältnismä­ßig flau.