Hier sollte am Nachmittag die große Corrida stattfinden, das Stiergefecht, für das seit langer Zeit ! zwei der prächtigsten Bullen ans einer einsamen Matte der Andes vorbereitet worden und wozu der > berühmte Matador Jgnazio Lerda sein Erscheinen bereits von Guajaquil aus zugesagt hatte. Kein Wunder, daß die Bevölkerung, die in ihrer Leidenschaftlichkeit von den spanischen Vorfahren noch so manche Sitte ererbt und bewahrt, ob des zu erwar- ! tenden Hochgenusses sich schon am Morgen in fieber- ! Hafter Aufregung befand und es kaum dulden konnte, ! daß die Spitzen der Behörden, der Präsident, die Minister, die Alkalden, der Erzbischof und Klerus sich noch nicht gezeigt hatten, um ihre Teilnahme zu beweisen an dem Feiertage, der größere Bewegung hervorrief, als in Europa ein Nationalfest. ' Die seltsamsten Trachten umwogten das Theater, an dem noch die Arbeiter beschäftigt waren, die weißen Leindächer zum Schutze gegen die Tropensonne auszuspannen, während schon daneben aus der Stallung ^ ein dumpfes vielverheißendes Brüllen die Massen ^ in Entzücken versetzte. Es mußte ein Fest von höch- ! stem Glanze werden, denn sogar der Präsident von Ecuador und ein Verwandter desjenigen von Boli- ^ via hatten ihr Erscheinen zugesagt und die ^ Stadt Lima hatte es sich ein Erkleckliches kosten lassen, zu dem natürlichen Blumenschmuck, der > alle die flachen, zum Schutz gegen Erdbeben nur ^ einstöckigen Häuser ohnehin so üppig bedeckte, noch i den künstlichen von Fahnen und Guirlanden aller! Art hinzuzufügen und sich würdig zu präsentieren. Unter feierlichem Glockengeläute von all' den zahllosen Kirchen und Kapellen Limas und unter fieberhafter Aufregung verlief der Vormittag und die Stunde des Beginnes der Hauptsache nahte. Schon seit Mittag hatten sich die Sitzreihen gefüllt und häufig genug gab es Streit um die besten Plätze. Stufe um Stufe saßen sie aufgeschichtet, im buntfarbigsten Aufputz, mit begierig aufgeregten Gesichtern und harrten ungeduldig des Erscheinens des Präsidenten und seiner hohen fremden Gäste und damit des Zeichens zum Anfang.
In einem unter den Sitzreihen befindlichen Gange befanden sich inzwischen der Direktor des Theaters, der Polizeivorstand, der erste Alkalde und ^ noch einige andere Respekts.Personen in der entsetzlichsten Aufregung.
„Oa.ra.mba. (Teufel), dieser Streich", knurrte, der Alkalde, „was soll das werden! wird gewiß ei- ! nen Aufruhr geben, der Pöbel wird's uns und unsre ^ Häuser entgelten lassen; denkt Euch nur die Wut
der Massen da oben, wenn sie erfahren, daß der Lerda nicht kommt."
„Und in ganz Lima haben wir keinen Menschen, der ihn ersetzen könnte", warf der Polizeichef ein; „diese Schande vor den fremden Gästen, die extra zu diesem Feste hergekommen sind."
„Wäre nur ein einziger lüspaäa (Degen, d. h. Kämpfer) hier, der es halbwegs mit dem braunen Stier wagen könnte," seufzte der Direktor; „konnte der Dummkopf, der Lerda, mit seinem Armbruch nicht warten, bis wenigstens die Corrida vorüber wäre? O, es ist zum Verzweifeln; die Miliz wird uns nicht schützen vor der Volkswut. kor vios, ich gäbe lieber meine 4 oder 5000 Realen aus der eigenen Tasche, als daß ich den Leuten die Enttäuschung mitteilen müßte, denn so wird sich die ganze Raserei zuerst auf mich Unschuldigen werfen, weil wir nicht einen zweiten Matador engagiert haben, und mir mit den Meinen bleibt nur die Flucht."
„Sollte denn," meinte der Alkalde angstschweiß- triefend, „nicht ein Metzger oder sonst etwas hier sein, der es wagte, wenn ich ihm so 3 oder 4000 Realen böte? Bedenkt! 4000 für eine Stunde Arbeit. Wir könnten's im Schlächterviertel ausrufen lassen, indes die zwölf jüngeren Bullen abgethan werden, mit denen der Sancho fertig werden kann. Um Gottes und der Heiligen Willen, werte Herren, es muß was geschehen, sonst demoliert uns der Pöbel aus Wut die Häuser und wir sind verloren. Der Kampf mit dem Braunen wenigstens muß gut ausfallen; wir dürfen da den Halbmond nicht anwenden, sonst bricht der Pöbel los."
Dieser Halbmond ist eine scharfe Sichel an langer Stange, womit, falls der Matador eine Wunde erhält, dem Stiere die Sehnen der Beine durchgehauen werden. Das Volk wird dabei stets zornig, weil der Kampf damit ohne jede Gefahr zu Ende ist und das Vergnügen des Stierkampfes ja eben in dem Wagnis und der Aufregung besteht.
Der Polizeichef schickte sich an. die beschlossene Aufforderung im Metzgerviertel bekannt zu machen, indem er den anwesenden Corregidor seine Weisungen gab. Die höchste Eile war nötig, denn eben ertönten Trompeten, die hohen Gäste waren angelangt, man mußte zur Begrüßung ans Thor eilen und that es in heimlicher Todesangst um den zweifelhaften Erfolg des beschlossenen Versuches.
(Forts, folgt).
Plage giebt Julius Hensel, Lehrer der organischen Chemie, ein Mittel an. „Will man augenblicklich dem Raupenfraß ein Ende machen, ohne den Bäumen zu schaden, so muß man die betroffenen Bäume mit Spritzen bearbeiten, die statt gewöhnlichen Wassers mit einer ganz schwachen Lösung ( 1 : 1000 ) von Potasche (kohlensaurem Kali) gespeist werde. Ich stehe für den Erfolg, denn ich habe die Sache an Obstbäumen ansprobiert." Ein so einfaches Mittel dürfte doch wohl eines Versuches wert sein.
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