die Freundschaft und das Wohlwollen Oesterreichs für Montenegro legt.

Wien. Der Kultusminister verbot die Vor­nahme der altkatholischen Firmung durch Bischof Reinkens. Gegen das Verbot hat der altkatholische Synodalrat Rekurs an den Verwaltungsgerichtshof ergriffen und wird die Kinder in Passau firmen lassen.

Budapest, 6. Juni. Die Ueberschwemmung der Theiß ist im Steigen begriffen. Die Versuche zur Stopfung des Dammrisses waren vergeblich. Die Orte Mako und Vasarhely sind in größter Gefahr, trotz Aufwendung von einer Viertelmillion auf die Rettungsarbeiten. Bereits ist zahlreicher Menschen­verlust zu beklagen.

Szegcdin, 6. Juni. Die Situation in dem überschwemmten Gebiete ist unverändert. Die Schutzarbeiten werden eifrigst fortgesetzt; in Basar- hely sind zur Hilfsarbeit zwei Geniekompagnien ein­getroffen. Die Verwüstung ist erschreckend. Aus dem Wasser ragen nur die Baumkronen hervor. Zahllose Wirtschaftshäuser stehen bis zum Dache im Wasser. Das Elend ist ungeheuer. 40 000 Joch Anbau sind verheert, weitere 60000 kaum mehr zu retten. Die Landbevölkerung flüchtet in die Stadt.

Gegen die Erbauer der Schutzdämme im Theiß- und Maros-Winkel, Direktoren wie Ingenieure, wurde, da nach der Erklärung des Regierungskommissärs grobe Verschulden vorliegen, Untersuchung eingeleitet. Das Kommunikationsministerium sandte Personal zur Leitung der Schutzarbeiten, da es der Regulierungs- Gesellschaft mißtraut.

Frankreich.

Paris, 6. Juni. Großes Aufsehen hat es erregt, daß der Präsident der Republik, Herr Grsvy, mit seiner Familie beim gestrigen Rennen um den 6ranä prix äs Uarm nicht erschienen war, was früher stets der Fall gewesen ist. Grsvy soll fort- geblicben sein, weil er informiert war, daß General Boulanger ebenfalls zu dem Rennen kommen wollte und bei dieser Gelegenheit gewisse patriotische Komites eine Manifestation gegen den Präsidenten und für Boulanger beabsichtigten. Boulanger war auch that- sächlich anwesend, wurde aber aus dem Rennplatz wenig oder gar nicht beachtet und war nur auf der Rückfahrt an einzelnen Stellen, wo er von der Menge erkannt wurde, Gegenstand einer lärmenden Ovation. Der unverhoffte Sieg eines französischen Pferdes hat natürlich großen Enthusiasmus hervorgerufen.

Der Beginn des Baues des Nordostseekanals hat auch in Frankreich die Neigung für solche Unter­nehmungen geweckt. In der Kammer wird an die Regierung die Anfrage gerichtet werden, ob sie dem Projekt eines Kanales zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Mittelländischen Meere geneigt sei. So schnell wird der Staat freilich nicht an solche Bauten denken können, da jetzt schon großer Geld­mangel herrscht.

Belgien.

Brüssel, 7. Juni. Belgien schloß mit Krupp eine Lieferung von Stahlkanoncn in der Höhe von 16 Millionen ab.

Die Strikebewegung ist im Großen und Gan­zen jetzt im Erlöschen. Die Not hat über die Hals­starrigkeit der Strikenden den Sieg davongetragen. Einsichtige Leute verhehlen sich aber keineswegs, daß sehr bald ein neuer Arbeitsausstand eintreten wird, wenn immer noch nicht an die Schaffung sozialer Reformgesetze herangetreten wird.

Spanien-

Nach einen: Telegramm der „Daily News" ist

in Barzelona ein weitverzweigtes System von Posträuberei, begangen von Postbeamten selbst, ent­deckt worden. Zahlreiche Postbeamten sind verhaftet. Eine Haussuchung bei den Verdächtigen ergab eine Menge Brief-Packete niit Geld, Wechseln und son­stigen Werffachen.

England.

Die Bewegung gegen die deutschen Arbeiter j nimmt in England mehr und mehr zu. Jetzt ist l eine Zeitung „The Briton" erschienen, welche sich gegen die Einwanderung deutscher Arbeiter wendet.

! Die Anzahl der Deutschen in London wird auf 56 000 ! angenommen, von welchen 14 350 Armennnterstützung " empfangen. In den Grafschaften sollen die Dinge nicht besser liegen, besonders werde über die fremden Einwanderer in Manchester, Birmingham, Liverpool, Leeds, Hüll, Shesield, Newcastle, Glasgow und Car­diff geklagt, wo, wie der „Briton" versichert, es gleichfalls von Deutschen wimmeln soll. In Man­chester allein sollen sich über 12 000 Deutsche befin­den, welche durch ihre nieder» Lohnforderungen den englischen Arbeitern eine sehr fühlbare Konkurrenz machen. Sowohl der „Briton" als auch andere ! englische Blätter fordern die Regierung auf, diese ! die eigene Bevölkerung schädigende fremde Einwan­derung durch Gesetze zu beschränken und keinem mit- ! tellosen Fremden den Aufenthalt in England zu ge­statten. Einige Blätter, wie z. B. die „Daily News" benutzen diese Klagen zu politischen Seitenhieben.

! Das Blatt sagt nämlich: „Entweder müssen die in- ! neren Verhältnisse dieses großartigen deutschen Rei- ! ches ganz trostlose sein, oder die Masse des deutschen Volkes besitzt gar kein National- und Baterlandsge- sühl. Auf eine andere Weise können wenigstens wir Engländer diese massenhafte Auswanderung der Deut­schen aus ihrem Baterlaude uns nicht erklären. Sie ist ein Unikum, welches in keinem andern Staate Europas vorkommt." Demnächst wird in London eine große englische Arbeiter-Versammlung stattfin­den zur Beratung der Einwanderungsfrage.

Italien.

In der italienischen Kammer erklärte der Kriegs­minister , die Regierung werde auf jeden Fall ihre Revanche an den Abessyuieru nehmen. Es werde deshalb eine Vorlage gemacht werden, doch könne er noch nicht Genaueres sagen.

Rußland.

Petersburg, 4. Juni. Der „Swet" ver­öffentlicht eine von 3650 Bulgaren „im Namen des bulgarischen Volkes" an den Fürsten Alexander unter dem 1. Mai gerichtete Adresse, des Inhalts, der Fürst möge jeglichen Gedanken au eine Rückkehr nach Bulgarien aufgeben, auch keinerlei Liebes-Tele- ! gramme mehr an die Regentschaft richten.

Eine neue Dreikaiser Zusammenkunft , im Lause dieses Jahres soll nicht ausgeschlossen sein, ! da sich die Beziehungen zwischen Deutschland und ! Rußland in allerl etzter Zeit we sentlich gebessert haben.

Handel Verkehr.

Stuttgart, 6. Juni. (Landesproduktenbösc). Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, ungarischer 21 05 4

l bis 21 .6t 70 4, Weizen Banaler 21 .6! 75 4, Weizen, frän­kischer 22 .L 40, Kernen 22 ^

Stuttgart, 6. Juni. (Mehlbörse). An heutiger , Börse sind von inländischen Mehlen 2475 Sack als verkauft ! zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Nr. 0 32—83 ! Nr. 1 ^ 29.50-31, Nr. 2 28 29, Nr. 3 26- 27,

Nr. 4 ^ 21-23._

Kleinere Mitteilungen.

^ In Barmen ist solche Wohnungsnot, daß seit dem 1. Mai noch über 30 Familien mit weit über 100 Kindern ' ohne Wohnung sind. Es sind meist anständige Leute, welche

immer pünktlich die Miete bezahlt haben. Die meisten wur­den nur, weil sie Kinder haben, von den Vermietern znrück- gcwiesen.

Ein Hamburger Gctrcidchändler, der an der dortigen Börse 200 Sack Roggenmehl cingekauft hatte und diese Ware bei der Einfuhr in den Zollverein als seine Fnt- terklcie, welche zollfrei ist, deklarierte, verlor die Ware durch Konfiskation nnd muß 2964 Zollstrafe bezahlen.

Nach der soeben erschienenen, von Professor Jnraschek bearbeiteten nnd außerordentlich brauchbaren Hübner'schen statistischen Tafel betragen die Schulden aller Staaten der Erde in Summa ca. 128000 Millionen Mark. Die wichti­geren Staaten sind mit folgenden Schuldbeträgen belastet: Frankreich 29708, Großbritannien 15296, Rußland 14625, Oesterreich-Ungarn 9110, Italien 8874, Nordamerika 7199, Spanien 5149, Preußen 4073, Türkei 3180, Portugal 2162, Aegypten 2119, Japan 2097, Niederlande 1799, Belgien 1392, Deutsches Reich ohne Einzelstaaten 640, Schweden nnd Nor­wegen 400, Dänemark 108, Schweiz (ohne Kantonschulden) 29 Mill. Mark.

Wie man vor 50 Jahren auf der Eisenbahn fuhr, geht aus einer Schrift des Rechnungsrats Ulbrich in Ber­lin hervor, worin es heißt: „Von den Personenwagen waren anfänglich nnr die der ersten Wagenklassc ganz geschlossen; die Wagen zweiter Klasse hatten zwar eine feste Bedachung, waren aber an den Seitenwänden nur mit Leinwandvorhängcn zum Auf- nnd Zuziehen versehen. Die Personenwagen drit­ter Klasse waren ganz offen. Die Reisenden in dieser Wagen­klasse waren daher vielfachen Belästigungen durch die Wit­terungsverhältnisse, durch Staub und Funken ausgcsctzt. In einer Leipziger Zeitung wurden deshalb für Eisenbahnfahrende Halbmasken mit Gaze, das Stück für 20 4 als Schutz gegen Äsche und Staub, sowie auch Dampfwagenbrillen von Ge­werbetreibenden zum Kaufe angebotcn.

Die Detektiv-Uhr. In London wurden vor Kur­zem Versuche mit einer „Detektiv-Uhr" gemacht, welche darin besteht, daß in dem Gehäuse einer Taschenuhr ein winziger photographischer Apparat eingeschlossen ist, der sich mittels einer Feder öffnen läßt. Ist dies geschehen so springt die vhotographische Kammer sn miniature sofort heraus, schließt ^ sich wieder ein nnd die Aufnahme ist fertig. Ein Detektiv, der sich des Bildes eines Verdächtigen versichern will, wird also nnr seine Uhr zu ziehen brauchen, als ob er nach der Zeit sähe und die Züge des Ahnungslosen sind festgcstcllt. Zum Zweck des Versuchs wurden auf diese Weise genaue Abbildungen einer Anzahl von Personen ausgenommen, welche sich bei den jüngsten Sozialistcnversammlnngcn unter die Menge gemischt hatten. Ein Teil der Berliner Polizeibcamtcn soll bereits mit Taschenapparaten zum Zweck unauffälligen ^ Photographierens im Gehen versehen sein.

Ein Sturm mit Hagel hat letzten Mittwoch die Kul­turen im ganzen Bezirk Bellinzona verwüstet.

! Seit ca. 6 Monaten ist das beliebteste Getränk nnse-

l rer Damenwelt, der Kaffee, im fortwährenden Steigen begrif­fen, und ist auch jetzt, nachdem die Steigung für manche ^ Sorten nun schon 30 Pfg. pro Pfd. beträgt, nach den Berich­ten der letzten Auktion in Havre eine weitere Steigung zu cr- ^ warten. Grund dieses ungeheueren Prcisaufschlags ist in ! der Hauptsache die schlechte Ernte von 1886; auch lauten die ^ Berichte über die diesjährige Ernte schlecht.

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nächste Ziehung findet am 1. Juli statt. Gegen den Kursverlust von ca. 40 M. Pr. St. bei der Auslosung übernimmt das Bank­haus Carl Neuburger, Berlin, Französische Siratze 13, die Versicherung für eine Prämie von 3 Mark pro Dt.

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Holz-Abfuhr.

Die Räumung der Staatswaldungen ! von den noch in denselben lagernden, im Jahr 1886 verkauften Holzerzeug­nissen aus württembei gischen und badi­schen Waldungen hat bei Strafvermei­dung bis 15. Juli d. I. zu erfolgen.

Enzklösterle, 7. Juni 1887.

K. Revieramt.

Stadtgemeinde Nagold.

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