und dem Einwand der Inspektoren durch Freibillets wohlweislich vorgebeugt. Einem Privattelegramm , derVoss. Ztg." zufolge sind amtlich bisher 97 Todesfälle in Folge des Theaterbrandes sestgestellt. Gegen 60 als verschwunden bezeichnte Personen > sind nicht mitgerechnet. Von den 438 sofort nach dem Brandunglück als vermißt angegebe­nen Personen sind noch an 200 nicht ermittelt, und dies dürfte annähernd als wahre Zahl der Opfer des Brandes anzusehen sein.

Die Aufräumungsarbeiten in der Komischen Oper in Paris sind beendet. Die amtlich ermit­telte Ziffer der aufgesundenen Leichname betrüg 70, wovon 58 agnosziert sind. Außerdem hat man einige formlose Körperteile, aber keinen neuen Leich­nam gefunden. Es war gesagt worden, daß wissen­schaftlich festgestellt sei, daß eine gewisse Anzahl Körper ganz vom Feuer verzehrt ist. In der That wurden geschmolzenes Silber und Metalle in dem Schutt gefunden, was genügend beweist, daß man nicht mehr auf die Konstatierung neuer Todesfälle hoffen darf. Andererseits steht die der Polizeipräsek- tur angemeldete Zahl der Verschwundenen in keinem Verhältnis zu der wahrscheinlichen Ziffer der Opfer, und die Staatsanwaltschaft hat eine strenge Untersu­chung über die gemachten Anzeigen eingeleitet.

Daß von Seiten der Aufsichtsbehörde der ab­gebrannten komischen Oper in Paris ihre Pflichten in gewissenlosester Weise außer Augen ge­lassen worden sind, ist jetzt schon zur Gewißheit ge­worden. Der eiserne Vorhang funktionierte nicht; die Notthüren blieben verschlossen; jene Oellampen, welche beim Erlöschen des Gases das Innere des Theaters erleuchten sollten, existierten nicht, trotzdem der Theaterbrand von Nizza deutlich gezeigt hatte, welch furchtbare Verwirrung die plötzlich eintretende Finsternis unter dem Publikum erregt; die Dekora­tionen waren trotz Vorschrift nicht mit jener chemi­schen Lösung getränkt, welche dieselben zwar nicht unverbrennbar macht, aber nur langsam verkohlen läßt, kurz, überall zeigt sich, wie im Ringtheater, gewissenloseste Fahrlässigkeit.

Paris, 4. Juni. DieRepublique fran- yaise" kündigt an, der Kriegsminister, General Fer- ron, werde das Projekt des Generals Boulanger bezüglich des Mobilisierungsversuches durchführen.

Paris, 4. Juni. Ferron bot Boulanger ein Kommando an; Boulanger erbat sich aber vor An­tritt desselben einige Monate Erholung.

Die Pariser Akademie der Wissenschaften wählte zum auswärtigen Korrespondenten in der mineralogischen Abteilung den Geh.-Rat Dr. von Dechen in Bonn zum ersten Male seit langen Jah­ren wieder einen Deutschen.

DasJournal des Debats" ist mit der Amtsführung des verflossenen französischen Kriegs­ministers Boulanger aufs schärfste ins Gericht gegan­gen und hat sehr bedenkliche Seiten desselben in ein Licht gestellt, das die Verehrer des nun beseitigten Ministers wohl gerne ausblasen möchten. Seine Bemühungen für Hebung der Mannszucht werden beispielweise in ihrer ganzen Verkehrtheit und Er­folglosigkeit an den Pranger gestellt, nicht minder seine exorbitanten Kreditforderungen namentlich be­züglich desGewehrs der Zukunft", desMelinits"

und dergl. und sein famoser Mobilmachungsplan. Zum Schluß sagt das Blatt:Noch ist nichts ver­loren, höchstens etwa die aufgewandte Zeit. Dank dem beharrlichen Zusammenwirken vieler ausgezeichnet befähigter Führer, die wenig Lärm machen, aber vom besten Willen beseelt sind, ist unser Heer einer dauerhaft zusammengesetzten Maschine zu vergleichen, und eine solche bringt man nicht leicht in kurzer Zeit in Unordnung, mag man mit noch so großem Eifer dahin arbeiten. Es wird auch nur eines ge­setzten, ruhigen Kopfes und einer thatkräftigen Hand bedürfen, und ziemlich rasch die Spuren von Bou- langers Wirken im Kriegsministerium zu verwischen. Aber man darf es nicht verschweigen: es ist die höchste Zeit, dafür zu sorgen, daß dieser Mann außer Stand gesetzt wird, noch länger die Sicherheit Frankreichs zu gefährden."

Belgien-

Belgien ist ein großes Heerlager; auf der einen Seite die Arbeiter, von Anarchisten geführt,

- auf der andern Seite mobile Regimenter und Ba- 1 taillone von Soldaten, welche die bedrohten Städte und Orte schützen sollen. Das Arbeiter-Komitee hat der Regierung ein schriftliches Ultimatum zugesandt, ein Entweder Oder. Entweder soll die Regierung bis zum Pfingstmontag erklären, daß sie die Kammer auflöse, eine neue Verfassung gebe und das allgemeine l Stimmrecht einführe, oder der Bürgerkrieg werde seinen Anfang nehmen. Der Waffenverkauf ist von der Regierung im ganzen Land verboten. Die Re­gierung hat zum Teil die Miliz unter die Waffen gerufen, weil es an Soldaten fehlt.

Brüssel, 4. Juni. Die Arbeiterbewe­gung ist seit gestern neuerdings im Wachsen; die ! Stimmung der Arbeiter ist derartig verzweifelt, daß der Wiederansbruch der Revolution in weit schreck- ' licherer Weise als bisher zu befürchten ist. Es wur­den große Quantitäten Dynamit im Besitz der Ar- ! beiter entdeckt.

England.

In London hat sich eine Deutsche Mis­sion (London German Mission) gebildet, welche , unter den religiös verwahrlosten Deutschen Londons die Kenntnis der Bibel und des Christentums ver­breiten will. Bon den 100 000 Deutschen, die hier ! ansässig sind, sollen 80000 wie Heiden leben. In London herrschte gestern grimmige Külte.

In der Kohlengrube von Udston bei Glas­gow fand eine Explosion schlagender Wetter statt. 83 Arbeiter sind getötet.

Rußland.

^ Petersburg, 3. Juni. Der Reichsrat er- . höhte die Ausland-Paßsteucr von 5 auf 10 Rubel pro Halbjahr.

Durch nihilistische Brandstiftung sind in den Vorstädten von Petersburg 62 Häuser nieder- gebrannt.

Ucbler fast noch als die Pariser Revanche- > Schreier nehmen's die Russen, daß Grövy den Bou­langer hat gehen lassen. Sie nennen das Oberhaupt der Republik eine Schlafmütze und prophezeien ihm alles Ueble, weil er der Stimme desVolkes", d. h. des Parisers Pöbels, der von 200 Polizisten zu Paaren getrieben wurde, nicht nachgegeben Haff

Türkei.

Die Gerüchte über eine Palast-Verschwö­rung in Konstantinopel werden durch eine Meldung derPol. Korr." bestätigt. Auch Osman Pascha soll in dieselbe ver wickelt sein.

Handel «L Verkehr.

Konkurseröffnungen. Franz Anton Geig Bäcker in Donzdorf (Geislingen). Nachlaß des ch Rechtst walts Jakob Reicherter in Reutlingen, ff Johann Mari gcwes. Schneider in Fischbach, Gmdc. Schnetzenhausen (Te ! nang). Christian Bochingcr, Rotgerber in Backnang. CH stian Marquardt, Schlosser von Herrenbcrg, entwichen. Na laß der ch Marianne, gcb. Burkhardt, gew. Witwe des Jo ^ Pfänder, Sattlers und Wirts in Rohrbach, Gdc. Zicgelb,

' (Waldsee.). Gottlob Krauter, Rotgerbcrmcister in Backum i Felix Straub, Bauer in Bittelbronn (Horb). Nachlaß t ch Bauers Johannes Rall in Döttingen (Mnnsingen). CH stian Schorr,Notgerber in Waldenbuch (Stuttgart Amt). M dingcr, Jak. Friedrich, Weingartner, Gemcindepflegers So vo n Strümpfelbach (Waiblingen), entwichen. _

i Kleinere Mitteilungen.

! A Egenhausen, 1. Juni. Bekanntlich wurde wäh­

rend der Belagerung von Paris 1870171 der Verkehr nnt ! dem Lande durch Luftballone vermittelt. Laut Erlaß vom 20. Sept. 1870 wurden hiezu besondere Ballonkartcn und Bollonbriefe in verschiedenfarbigem Papier verausgabt und ! crstcre zum Preise von 10, letztere zum Preise von 25 Cen­times befördert. Dem Einsender dieses kamen vor einigen Tagen mehrere solcher Karten und Briefe in die Hände. Beide tragen Inschriften, die wohl auch weiterhin interessieren dürf- ^ ten und die ich bezüglich der Karten, abgesehen von rein Sachlichem, in Folgendem wiedergebe. Ich bemerke noch, daß die deutschen Uebersetzungcn einige unwesentliche Schreib­oder Druckfehler anfweisen. Der obere Rand der Karten trägt die Aufschrift:Thörichte Völker, werden wir uns immer erwürgen für das Vergnügen und den Stolz der Könige?"psuxlss in8SU8S8, nons sAorAsrons-uou8 loujonrs gonr ls xluimr 6t I'or^nail äs« roi8?" Am unteren Rande lesen wir:Oloirs et eonqust68 sissnitisnt crim68: äetäits siAuitls baüns 6t <1s- sir äo renKsanes."Frevel und Eroberung ist Verbrechen;

1 Niederlage bringt Haß und Rachsucht. Hier wird also Zloiro", das sonst Ruhm und Sieg bedeutet mitFrevel" übersetzt. Die beiden Seiten, deren Uebersetzungen verwechselt wurden, enthalten folgende Aufdrücke: links,Nur ein Krieg ist gerecht und heilig: Das Unabhängige."Larlü ästls l'enuemi, l Uranev preeigito-toi taut sntiers, ölort anx snvubissenrs ! rechts1Iu6 ssuls Ansrrs sst Mts et saints: cells äo ! I'inclöponäance."Paris trotzt dem Feind! ganz Frankreich i erhebt sich, Tod den Eindringlingen. Dieselben Aufschrif­ten befinden sich auch auf der Rückseite der Balloubricfe.

Deggendorf (Bayern), den 24. Mai. Heute nachm. 4 Uhr wurde die iu gesegneten Umständen befindliche Frau des Ziegeleibesitzcrs Obser von Metten samt einem etwa dreiviertcl Jahre alten Kinde, das sie auf dem Arme trug, durch einen sogenannten kalten Blitzstrahl in ihrer Behausung ' getötet. Die unglückliche Mutter hintcrläßt einen trostlosen Gatten und 13 lebende Kinder.

In glücklicher Verlegenheit ist die Stadt Berlin. Sie hat im Stadtsäckel 2240000 ttä Ucbcrschuß liegen. Rat­schläge, was sie damit machen soll, gehen v on allen Seiten ein. Fürs Haus." Nummer 240 dieses praktischen Wochen-

blattcs für alle Hausfrauen (vierteljährlich nur 1 .>7) enthält u. N.;

Znm Polterabend. Gesellschaftliche Lügen. Wie ich durchFürs Hans" einem Kind das Leben rettete. Kaffec- sünden. Bienen- oder Wespenstiche. Nicht ins Blaue hinein fragen. Unreine Gesichtshaut. Fingernägel, die leicht zerbre­chen. Wintcrknrcn. .Kohlenanzünder. Waschmaschinen. Gu­ter Gricskoch. Kibitzeier. Löwenzahn. Vcgctariancr-Spcisc- zcttcl. Rätsel. Auflösung des Rätsels in 237 rc. :c. _

Braunschweiger SV Thaler-Lose. Die nächste

Ziehung findet am 1. Juli statt. Gegen den Kursvcrlust von ca. 30 Mark pro Stück bei der Auslosung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, KrauzSsische Straße 13, die Versicherung für eine Prämie von 70 Pf. , p ro Stück.

BeranrworMcher ÄevLireur l e i n w a n d e l in Nagold. Druü und

Nerla, der W. Ha i ler'schen vuchbandlunß in Naqold.

Amtliche und Nrivat'Nekanntrnachungen.

Wegen baulicher Verbesserungen bleibt die Kanzlei der Unterzeichneten Stelle am 1015 d. M. je inkl. geschlossen. Alten steig, 2. Juni 1887.

K. Kameralamt. Bühler, A.-V.

Revier Wildberg.

FichtenM-ierholz L Brennholz Berkaus.

Am Samstag den 11. Juni. vorm. 9 Uhr, aus Abtswald, Dannach, Tier- gärtle: 58 Rm. Nadelholzscheiter, 85 Rm. desgl. Prügel u. Anbr. Zusam­menkunft im Hirsch in Effcingen. > Nachmittags Idr Uhr, aus obere u.! untere Calwer Halde u. Schloßberg: 63 Rm. fichtenes Papierholz in Dop­

pelzentnern n. 63 Rm. Nadelholzscheiter und Anbruch. Zusammenkunft aus der Station Teinach bei Wirt Theurer.

Stadtgemeinde Nagold.

KrkMhch-Vttkllils.

Im Di­strikt Ziegel­berg (bei Jselshau- Zen) kommen am

Samstag den 11. Juni

zur Versteigerung:

140 Rm. Nadelh.-Schtr. u. Prügel, 1800 Stück Nadelreis erster Qualität.

Zusammenkunft nachm. 1 Uhr am untern Eck des Ziegelberg beim Bahn- Uebergang.

Gemeinderat.

Stadtgemeinde Nagold.

Der Krenchch-Nkrkimf

vom letzten Samstag (im Killberg) ist genehmigt.

Gemeinderat.

Nagold.

45V Mark

hat gegen gesetzliche Sicherheit sogleich auszuleihen.

Ortsarmenpflege.

Kapp.

W i l d b e r g.

16'. Mttkl Wiesen

sind zu pachten bei

Heinrich Haar er, Metzger.

Z

D Unserer Heden I

Amalie Voxel Z

AUL MsrLek D

A '/u idrern deute JloutkA statt- N D llnckenäsn 20. OednrlstüKe I D ein dreiinüliZes donnerndes W

,MooL!" I

von sämtdodeu ZtammZäöten. U

Nagold.

Ein Killdsmädchtn,

welches mit Kindern um­zugehen versteht, wird zum sofortigen Eintritt gesucht. Näheres durch die

Redaktion.