Prälat v. Merz gab deshalb bei der heutigen Beratung dem Wunsche Ausdruck, es möchte doch lieber znsammengespart werden, damit man zu Ankäufen größerer Kunstwerke schrei­ten könne.

Stuttgart, 14. April. Soeben erschien im Berlage der Hofbuchdruckerei von Karl Liebig die Charfreitagspredigt des Herrn Stiftspredigers Dr. v. Burk. Der Reinertrag ist für die Kleinkinder­pflege in Teinach bestimmt und dürfte die Veröffent­lichung dieser hocherhebenden Predigt gewiß von Tausenden mit Freuden begrüßt werden.

Stuttgart, 14. April. Die Königin wird in der nächsten Woche hierher zurückkehren. Der König wird einige Wochen später erwartet. Man wird nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß dann die vertraulichen Vorbesprechungen mit den maßgebenden Persönlichkeiten des Landtags über die Verfassungsänderung beginnen werden, welche der Ministerpräsident vor Jahresfrist ankündigte, und auf Grund deren im Winter 18871888 eine Regierungsvorlage zu erwarten ist.

Stuttgart, 14. April. Die erste (zehn­wöchige) Uebung der Ersatz-Reservisten der Infanterie, Fuß-Artillerie und der Pioniere wird, wie uns mit­geteilt wird, vom 18. August bis 26. Oktober d. Js., beim Train-Bataillon vom 1. März bis 9. Mai 1888 stattfinden. Zu diesen Uebungen werden die in diesem Jahre beim Aushebungsgeschäft als übungspflichtige Ersatz-Reservisten bezeichneten Leute einberufen werden.

In Wiesbaden tagt augenblicklich derKon­greß für innere Medizin". Virchow- u. Leyden-Berlin, Leube-Würzburg, Li?bermeister-Tübingen und viele andere mehr sind in diesem Jahr in Wiesbaden zu- sammcngckommen, um dort insbesondere über die Be­handlung der Schwindsucht sich zu verständigen.

Frankfurt a. M., 15. April. Die Franks. Ztg. meldet aus Köln: Nach der ultramontanen Volkszeitung riet Papst Leo XIII. dem hiesigen Erzbischof, für die kirchenpolitische Vorlage zu stimmen.

Frankfurt a. M., 16. April. Der Franks. Zeitung meldet man aus Wien : Ein Bericht des österreichischen Botschafters in St. Petersburg de­mentiert die jüngsten Meldungen über stattgehabte Attentate.

Hamburg, 13. April. Die Schuhmacher­gesellen hier, in Altona und Ottensen haben gestern wegen Lohnzwistigkeiten die Arbeit niedergelegt. In Hamburg streiken 1200, in Altona 400 Gesellen, welche sämtlich dem Fachverein angehören.

Nach Leipzig ist auf nächsten Sonntag ein Parteitag der nationalliberalen Partei einberufen, welcher aus allen Teilen des Reiches be­sucht werden wird. Gegen 50 Reichstagsabgeordnete, .darunter v. Bennigsen und Miquel, haben ihr Erscheinen zugesagt.

Ems. 15. April. Der Kronprinz und die Kronprinzessin mit den Prinzessinnen Viktoria, Sophia und Margarethe sind heute vormittag kurz nach 8 Uhr per Extrazug vier eingetroffen. Pferde und Wagen nebst Personal sind vorgestern schon angekommen. Jeden offiziellen Empfang hatte sich der Kronprinz verbeten. !

Berlin, 14. April. Der Papst soll vor einiger Zeit an den Klerus in Elsaß-Lothringen eine Ermahnung gerichtet haben, sich deutschfeindlicher Agitation zu enthalten.

Berlin, 14. April. Die Zustimmung des Bundesrats zu der Branntweinsteuervorlage ist nach! derNationalliberalen Korrespondenz" durch Ver- ^ ständigung mit den Regierungen so weit gesichert, > daß der Bundesrat die Vorlage schon in der nächsten Woche dem Reichstag überweisen kann.

Der Reichstag wird sich nach seinem Wieder- zusammentritt zunächst mit einem Nachtragsetat zu beschäftigen haben, der durch die Bewilligung der Militärvorlage notwendig geworden ist und sich außer­dem auch noch auf die Kosten für den Umbau von Festungsanlagen, die Ausrüstung der Armee mit dem neuen Gepäck und die Erbauung einiger strategischer Eisenbahnlinien beziehen wird.

Ein neuer Grund für den Rücktritt K e u- dells wird der Schles. Volkszeitung aus Rom be­richtet. Danach ist Herr v. Keudell dem Grafen Robilant zum Opfer gefallen.Fürst Bismarck hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, bei der italieni­schen Kabinetskrisis den Grafen Robilant als Mini­ster des Auswärtigen zu halten. Robilant machte

sein Verbleiben im Amte von dem Rücktritte des Herm v. Keudell abhängig. Was beide Diplomaten gegen einander haben oder vielmehr der Minister gegen den Botschafter, ist nicht bekannt. Thatsache ist, daß der Verkehr der beiden stets ein sehr kühler war. Fürst Bismarck erklärte Herrn v. Keudell, er könne sich einen beliebigen Botschafterposten wählen, aber Rom müsse er verlassen. Darauf antwortete Herr v. Keudell mit seinem Entlassungsgesuche." (Nun ist aber Graf Robilant doch nicht Minister ge­blieben. D. R.)

In Berliner Hofkreisen, so erzählt das dortigeTageblatt", hege man ernste Besorgnisse we­gen der erschütterten Gesundheit der Kaiserin von Rußland. An und für sich von zartester körper­licher Konstitution, sei die Kaiserin unter den Schick­salsschlägen der letzten Wochen fast zusammengebro­chen. Zu der unaufhörlichen Angst um ihr eigenes Leben sowie um das Leben ihres Gatten und ihrer Kinder habe sich der harte Kummer über die Erkran­kung ihrer Schwester, der Herzogin Thyra von Cum- berland, gesellt, zumal gerade das verschlimmerte Lei­den der letzteren mit Recht auf die jüngsten Peters­burger Ereignisse zurückgeführt werde. Außerdem sei die Zarewna ununterbrochen von Besorgnissen rück­sichtlich der Gesundheit ihres ältesten Sohnes, des Thronfolgers gequält. Das Zusammenwirken aller dieser Umstände habe die Kaiserin in einen Zustand tiefer Niedergeschlagenheit, nervöser Ermattung und körperlicher Schwäche versetzt, aus welchem sich bei dem geringsten weiteren Anlaß nur zu leicht ein ernstliches Nervenleiden entwickeln könne.

Dem Reichstage ist soeben von dem von der Delegiertenversammlung der deutschen Anwalts­kammer-Vorstände gewählten Ausschuß eine Denk­schrift zugegangen, in welcher in eingehendster Weise die Bitte begründet wird, dem Gesetzentwurf, betr. die Abänderung von Bestimmungen des Gerichts­kostengesetzes und der Gebührenordnung für Rechts­anwälte, die Zustimmung zu versagen. Daß das Gerichtskostengesetz und die Gebührenordnung für Rechtsanwälte gar sehr eine Abänderung, bezw. eine Ermäßigung nötig haben, brauchen wir unseren Le­sern nicht mehr erst zu beweisen.

Zwischen den Kabineten von Rom und Ber­lin schweben Unterhandlungen über die Neubesetzung des Botschafterpostens am Quirinal.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 14. April. Nach Petersburger Be­richten wäre die Reise des Zaren nach der Krim infolge hochernster Berichte aus dem Innern des Reiches auf unbestimmte Zeit vertagt.

Wien, 15. April. DiePolitische Korresp." teilt aus Petersburg mit, die Verleihung des Groß­kreuzes des Wladimir-Ordens an Herrn von Giers werde von dem Kaiser mit einem Handschreiben be­gleitet werden, worin der Kaiser seine Zustimmung! zu der Politik des Herrn v. Giers ausspricht und > dieselbe als mit seinen Absichten und Gefühlen über- ^ cinstimmend bezeichnet.

Innsbruck, 14. April. In Margone bei ^ Trient sind, lt.N. N." , 19 Häuser abgebrannt, ^ wobei zehn Menschenleben verloren gingen. Ein! Greis liegt noch im Sterben.

Italien.

Die Italiener haben mit Massauah entschie­denes Unglück. Erst ist ihnen über die Mißerfolge ihrer Truppen in Massauah ein Ministerium in die Brüche gegangen, jetzt verlieren sie einen neuen Dampfer mit Mann und Maus. Und zwar denje­nigen,Venedig" mit Namen, auf dem sich der neu­ernannte Kommandant der dortigen Truppen, Gene­ral Saletta, eingeschifit hatte. Das Kanonenboot Scilla" ist ausgeschickt, den DampferVenedig" zu l suchen.

Belgien.

Brüssel, 16. April. DerNord" kündigt ein Manifest des Zaren an, welches Herrn v. Giers offene Genugthuung gegen Katkoff gewährt.

England.

London, 14. April. Bei dem vor Dieppe erfolgten Schiffbruche des DampfersViktoria" sind von 94 Passagieren, die sich an Bord befanden, an­geblich 20 ertrunken. Unter den Geretteten befinden sich drei Deutsche.

London, 14. April. Es liegen hier nach i der K. Ztg. einige erfreuliche Anzeichen vor, daß die rumänische Regierung nicht länger gewillt ist, den

panslawistischen Wühlern zu gestatten, Rumänien zum Herde der Aufstandsversuche gegen Bulgarien zu machen, sondern daß sie beginnt, im Einklänge mit ihrer internattonalen Pflicht, nicht nur gegen die Verschwörer bulgarischer, sondern auch russischer Na­tionalität mit scharfen Ausweisungsmaßregeln vor­zugehen.

Rußland.

Die russische Armee zählte nach einer im Russkch Invalid" veröffentlichten Zusammenstellung am 1. Januar ds. Jahres 30 655 Generäle, Stabs­und Oberoffiziere und 824762 untere Chargen. Bon den letzteren befanden sich in der Infanterie 607 647 Mann, in der Kavallerie 77 140 Mann und in der Artillerie 114325 Mann. Die finnländischen Trup­pen, die in die obengenannte Ziffer nicht eingerech­net sind, bestanden aus 175 Offizieren und 4628 unteren Chargen. Was den Generalstab anbelangt, so gehörten zu demselben 765 Generäle, Stabs- und Oberoffiziere. Alles auf dem Papier.

Türkei.

Konstantinopel, 16. April. Die Pforte hat bei Krupp neuerdings für 4*/r Millionen Fran­ken Geschosse bestellt und ist mit Gruson wegen einer ansehnlichen Lieferung von Eisenpanzern für neue Panzerschiffe in Unterhandlung getreten.

Kleinere Mitteilungen.

Ueber die Zustände in Kamerun erfahren wir aus einem Briefe des dorthin gesendeten württemb. Lehrers Kristaller an einen Seminarfreund folgendes: DieElla Wörmann", die am 1. Januar hier eintreffen sollte, kam erst am S. an, aber immer noch zu früh für mich; denn eine Leh­rerswohnung gibt es hier noch nicht. Vorerst fand ich gast­liche Aufnahme bei den mit mir angckommenen Baseler Missio­naren. Der Gouverneur, Herr v. Soden, der selbst noch keine richtige Wohnung hat, machte ein Asyl für mich ausfindig, d. h. zwei. Die erste Wohnung wäre auf einer Hulk (abge­takeltes Schiff). Hier hätte ich ein Zimmer gehabt mit zwei handgroßen Fenstern unten im Schiffsraum, und neben dem Bett hätte sogar noch ein Waschtischchen Platz gehabt und wäre noch ein 0,5 Meter breiter Raum übrig geblieben. Meine Studien hätte ich oben im Saal machen müssen, wo den gan­zen Tag gehandelt und gefeilscht wird. Ich entschied mich deshalb für die zweite Wohnung am Strand. Da ist ein Häuschen aus Holz und auf den Sand gebaut; es steht auf etlichen Pflöcken. Die Zimmerdecke wird durch das Dach ge­bildet. Zur Zeit der Ebbe kann ich zu Fuß in meine Woh­nung kommen; bei der Flut muß ich auf einem Kru-Neger durchs Wasser reiten. Mein eigenerDiener" ist ein Bursche von etwa 10 Jahren, (kein Neger weiß, wie alt er ist). Ich muß ihn füttern und kleiden, was hier zu Land eine teure Sache ist. Ich schwatze mit ihm Englisch, Deutsch und Dualla untereinander. Der Feuchtigkeitsmesser steht immer aufzu feucht" odersehr feucht"; nur einmal im vergange­nen Jahre stand er aufnormal". Meine Stiefel schimmeln jeden Tag; meine Stahlfedern rosten. Alle 34 Tage muß ich meine Sachen ein paar Minuten in die Sonne legen, da­mit sie wieder trocknen. Gleich nach meiner Ankunft wurde ich samt dem Schulhaus au den Meistbietenden versteigert. Drei Dörfer streiten sich um das Schulhans und den Schul­meister: Tokoto-Dorf (Bona Duma), Jos-Dorf (Bona Priso) und Bcll-Dorf (Bona Ndscho). Letzteres scheint am meisten Aussicht zu haben, weil sein BeherrscherKing" Bell am meisten Elcfantenzähne, Weiber und Sklaven hat, also auch am besten bezahlen kann. Er hat auch das vorläufige Schul­haus zur Verfügung gestellt, das ist ein Haus mit einem Raum, aus Palmrippcn und Palmblättern gebaut. Der Bo­den ist von Lehm, die Fenster aus Holzgittern, das Dach von Gras. Lage hübsch über dem Fluß. Mein Schulhaus wird, falls sich die Häuptlinge einigen können, in einem Jahr fertig werden. Schulen wollen sie alle, aber bezahlen wollen sie nicht. Mit König Bell hatte ich schon drei Palaver; er scheint der gescheidcstc von allen zu sein. Sein Haus ist aus deutschem Holz; sein Salon, um den ich ihn beneide, sieht aus wie eine bessere Dachkammer.

Die Notlage der Lehrer in Belgien ist groß. Es vergehen Monate, ehe sie nur einen Teil ihrer Besoldung erhalten. Nicht viel besser ergeht es den fest angestellten Lehrern; auch bei diesen sind die Klagen über die unregel­mäßige Gehaltszahlung allgemein. Selbst in den größeren Gemeinden, ganz abgesehen von den kleinen Ortschaften, müs­sen die Lehrer Monate lang auf ihr Gehalt warten, und be­schweren sie sich bei der Regierung, so werden sie auf den langwierigen Rechtsweg verwiesen.

Die jungen Witwen von Mailand trauern u. kla­gen und das Ergebnis ihrer Klagen war ein Prozeß, der ein Dutzend dieser Liebenswürdigen vor Gericht geführt hat. Die Hauptperson dieses Witwenprozesses war ein hübscher Wjähriger Mann Namens Ochnar. Der Galgenstrick hatte es verstanden, sich mit einer Reihe der reichsten Witwen, de­nen er sich als Offizier vorstcllte, zu verloben und ihnen große Geldsummen abzuschwindeln. Als er in der Haupt­verhandlung vorgcführt wurde, begann ein herzzerbrechendcs Stöhnen der schnell versöhnten Witwen, nur die Richter blie- b en ungerührt und verurteilten ihn zu 3. I. Gefängnis.

Handel L Verkehr

Nagold. (Nutzholz-Marktbericht). Der heurige Hauptverkauf von Nadelstammholz aus hiesigem Stadtwald hat am Freitag den 15. d. M. stattgefunden. Um eine möglichst stacke Konkurrenz für die ausgebotenen 1300 Festmeter zu erzielen,