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Amts- und Intelligenz-Blatt für -er» Overamts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners-!! tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier!/ (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 4L — 4, außerhalb des Bezirks 1 4L 20 4. Monats- ! abonnement nach Verhältnis.
Dienstag den 19. April
Tages Neuigkeiten.
Dentlckes Reich.
j-si Nagold. Seminarkonzcrt. Bor Abgang des ältesten Seminarkurses, der in den letzten Tagen das I. Dienstexamen beendigte, hatten wir am letzten Freitag noch den Genuß, ein den von Stuttgart zur Prüfung erschienenen Herren, Oberkonsisrorialrat Dr. v. Burk und Schulrat Mo- sapp, zu Ehren veranstaltetes Konzert zu hören. Eröffnet wurde cs mit dem Chor aus Jephtha: „Singet dem Herrn" von Reinthaler, in welchem nach einer instrumentalen Einleitung der Männerund Fraucnchor abwechscln, bis sie zum Schluß sich im Preise Gottes vereinigen. Diesem Chor entsprach in Beziehung auf Großartigkeit der Wirkung der den Schluß bildende 88. Psalm B. 4— 9: „Jauchzet dem Herrn, alle Welt re.", ebenfalls mit Orchester und Orgelbegleitung, von Mendelssohn. Friedlich stimmungsvoll machte sich das „Ave Maria" aus der Loreley von Mendelssohn für Bioliniolo, Chor, Orgel und Klavier (letzteres mir der Nachahmung des Abendglockengeläutcs betraut) hübsch angeordnet von E. Hegele. Bon köstlicher Zartheit war ein gemischter Chor: „Frühlingslied" von Mendelssohn, dem es fast allein gelingen sollte, den diesmal doch recht brummbärigen Winter cndgiltig zu verscheuchen. Recht naiv sprach auch das neckisch-herzige Sandmännchenslied: „Die Blümelein, sie schlafen", gesetzt von E. Hegele, das Gemüt an. Bon den Männer- chören ist „der gute Kamerad" von Attenhofer gar herzbeweglich: „Hilf mir Gott" von Bernhard Klein von ergreifender Schönheit, und der „Siegesgesang der alten Deutschen nach der Hermannsschlacht" von T. Abt von überwältigender Kraftfülle. Von den rein instrumentalen Stücken notieren wir vor allem ein hübsches Andante für Streichquintett von E. Hegele, sodann ein gefälliges Trio für Violine, Cello und Klavier von Hofmann, von Einzellcistun- gen neben sehr gewandten Orgel- und Klaviervorträgen einiger abgehenden Seminaristen ein „Früh- lingslicd" v. Wermann für Tenorsolo mit Orgclbe- gleitung, das von Herrn Staiger trotz anscheinender stimmlicher Indisposition mit bekannter Bravour zu Gehör gebracht wurde. Indem wir dem tüchtigen Dirigenten und den eifrigen Mitwirkenden für den gebotenen Genuß herzlichen Dank sagen, geben wir dem Wunsch Ausdruck, daß die nun abgegangenen jungen Leute, die gewiß oft an solche gemeinsamen Aufführungen mit Freuden, aber auch mit Sehnsucht zurückdenken werden, den empfangenen Anregungen gemäß sich in der edlen Musika weiterbilden möchten, wozu es ihnen ja wenigstens in dem nächsten halben Jahr an Muße nicht fehlen wird.
Nach dem Etat für Schullehrer-Seminare wird aufgewendct für Nagold: Gehalte und Belohnungen 17 330 Mark, Sachliches S090 4L, Stipendien u. s. w. 13560 4L, Lehrmittel 1200 ^lL, Seminarübungsschule 5100 4L, nach Abzug eines städtischen Beitrags von 3260 1840 4! Ins
gemein und unvorhergesehene Ausgaben 300 4, Einnahmen 18 .L - Ucbcr eine zu errichtende Taubstummenanstalt jin Nagold sagen die Erläuterungen: „An Stelle des im (Etat pro 1885187 in Aussicht genommenen Internats in Eßlingen, für welches sich ein geeignetes Gebäude nicht gefun- jden hat, soll ein Extern at in Nagold in Verbindung mit 'dem Schullchrerseminar für 30 Zöglinge männl. Geschlechts 'eingerichtet werden, von welchen jedoch im Etatsjahr 1887/88 nur 10 und im folgenden Etatsjahr weitere 10 ausgenommen werden sollen. Zu den 3 erforderlichen Lehrzimmcrn sind im Seminargcbäude die geeigneten Räumlichkeiten ausgemit- tclt worden, welche mit geringen baulichen Veränderungen ganz dem Zwecke entsprechend hergestellt werden können. Auch im Seminar ist ein Zimmer für einen unständigen Lehrer der Taubstummenanstalt verfügbar. Nach den eingezogenen Erkundigungen können die Zöglinge der Taubstummenanstalt
in Familien der Stadt in Kost und Wohnung untergebracht werden, denen sie mit Ruhe anvertraut werden können. Durch die Verbindung der Anstalt mit dem Schullehrerseminar wird eine Kostenersparnis erzielt, da für die Leitung der Anstalt, für die Erteilung des Unterrichts in den Nebenfächern, sowie für die Bedienung mit verhältnismäßig geringem Aufwand das Personal des Lehrerseminars beigezogen werden kann. Zugleich wird hiedurch der Vorteil erreicht, daß den Seminaristen in Nagold, ähnlich wie dies bei den Schullchrersemi- naren in Eßlingen, Nürtingen und Gmünd der Fall ist, Gelegenheit geboten ist, sich für den Taubstummenunterricht aus- zubildcn. — Da die Anstalt nur mit 10 Zöglingen und 1 Lehrer begonnen und erst nach 2 Jahren etwa die volle Zahl von 30 Zöglingen, 3 Lehrern, ausgenommen werden soll, so berechnet sich der Aufwand im 1. Etatsjahr niederer als im 2. Erst in der folgenden Etatsperiodc wird der Aufwand durch Anstellung eines 2. unständigen Lehrers (Lchrgehilfen) die normale Höhe erreichen. Gerade für den Anfang ist ein erfahrener Lehrer erste Bedingung einer gedeihlichen Entwicklung der Anstalt; weshalb die sofort zu besetzende 1. Stelle mit einem ständigen Lehrer (Oberlehrer) besetzt werden muß. Gehalte und Belohnungen 1887/88 2410 4L, 1888/89 440 4L. ^ Sachliches 200, bezw. 300 4L, Verpflegung der Zöglinge 2700, bezw. 5400 .^L, Außerordentliches 50 4L, Einnahmen j 650, bezw. 1000 4L
* Nagold, 18. April. Ein bedauernswerter Unglücksfall traf vom letzten Samstag auf Sonntag den 24 Jahre alten Mühlknecht Stock des Müllers Weil in Wildberg. Derselbe fiel auf der Retourfahrt einer Langholzfuhre auf dem Weg von Deckenpfronn nach Gültlingen auf dem sog. Mäuse- staigle so unglücklich unter feinen leeren Wagen, daß ihm neben dem Bruch eines Fußes und Armes das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verletzt wurde. Der Bedauernswerte erlag am Sonntag früh den schweren Verletzungen.
Stuttgart, 13. April. Heute setzte die Kammerder Abgeordneten die Beratung des Kultusctats fort. Für die Universität Tübingen wurden für die nächsten beiden Jahre je 691667 ^ in den Etat eingestellt. Die Positionen für die niederen landwirtschaftl. Lehranstalten wurden sämtlich nach kurzen Erörterungen genehmigt. Bei Art. 70 Polytechnikum, das mit jährlich 245 908 4L im Etat figuriert, entspann sich eine große Debatte, deren Kernpunkt sich auf den Gegensatz zwischen humanistischen und realistischen Studien bezog. Zu Gunsten der letzteren legte der Abg. Lcibbrand, welcher die Frage aufs Tapet brachte, eine Lanze ein. Er hob den Rückgang der Frequenz des Polytechnikums in den letzten zehn Jahren hervor und wies auf den empfindlichen Mangel au Maschineu-Tcchuikcrn hin, der schon besteht, so daß der Staat genötigt war, die höchsten Stellen dieser Branche mit Ausländern zu besetzen. Mau solle doch den Strom von dem Gymnasien mehr der technischen Hochschule zuleiten, insbesondere aber mehr zum Besuch der Realghm- nasten anrcizcn. Die Ursachen des Rückgangs des technischen Studiums sicht Redner u. A. mit in der untergeordneten Stellung die den technischen Bezirksbcamten Angewiesen sei. Um die verderbliche Studienfreiheit am Polytechnikum einigermaßen einzuschränken, solle man neben den Staatsprüfungen noch Diplomprüfungen einführen, wie in Zürich und in Frankreich. — Auf das Kräftigste wurde Leibbrand von dem Frhrn. v. Varnbüler unterstützt, der den Wert realistischer Bildung ganz besonders hervorhob. Ohne praktisch gebildete Leute könnten wir den großen Wettkampf auf dem Gebiete der Industrie nicht bestehen und würden wohl daran thun, den nicht genug geachteten realistischen Studien unsere volle Aufmerksamkeit zu widmen. Gegen das Corpsunwesen an Universitäten und Polytechniken zog Frhr. v. Varnbüler ganz besonders scharf zu Felde. Insbesondere solle mau den Polytechnikern sagen, daß sie in die Lchrsäle gehören und kein Recht haben, zu allen Zeiten mit bunten Bändern und Mützen herumzulaufen. Auch der Abg. Kraus plaidierte für gleiche Rechte für Realgymnasium und Gymnasium und auch der Univcrsitätskanzler v. Rümclin ist mit den Ausführungen der Vorredner zum Teil einverstanden, obwohl er einigen Punkten widersprechen muß. Der starke Besuch der Universitäten rühre in der Hauptsache von der Stockung im gewerblichen Leben her. Man ziehe deshalb das nicht reichliche, aber sichere Brot des Staatsdienstes vor. Im gcwerhlichen Leben fehle es aber an Studierenden auch nicht. Die Frage der Realgymnasien sei noch nicht spruchreif, v. Rümelin wünscht, es werde auf eine Einheitsschule hingearbeitet, in welcher erst in den höheren Klassen ein geschiedener Lehrplan eintrete, und betont, daß eine ständische Versammlung nicht der Ort sei, eine Ent
scheidung über die Frage der humanistischen und realistischen Studien zu treffen. Redner spricht sich gegen einen Studieu- zwang aus und kann sich keinen rechten Begriff machen, wie es die Regierung anfangen solle, um, dem Wunsche Leib- brand's entsprechend, die jungen Leute den realistischen Studien zuzuführen. Kultusminister v. Sarwey betont auch, daß die angeregte Frage in diesem hohen Hause nicht ausgetragen werden könne. Nach seiner persönlichen Ansicht liege eine Begegnung auf der Linie einer Ausdehnung der realistischen Fächer. Eine bestimmte Erklärung könne er nicht geben. Der Minister beleuchtet sodann die Vorbildungsfrage für Mediziner und Juristen und sagt, daß er persönlich dafür wäre, den Realgymnasien das Recht zur Erreilung der Ma- turitas zu den juristischen Studien einzuräumen. Das Polytechnikum sei nicht schuld an dem Rückgang seiner Frequenz. Der Zudrang zum technischen Studjum sei in ganz Deutschland zurückgegangen. Was den angeregten Unterrichtszwang anbelangt, so würde die Einführung desselben die Frequenz des Stuttgarter Polytechnikums nicht heben und das Corpsleben an demselben, wie es jetzt besteht, gebe zu keinen Klagen mehr Anlaß. Nachdem der Minister noch hervorgehoben, daß die Verwaltung den gegebenen Anregungen ihre volle Aufmerksamkeit schenken werde, ward die Debatte geschlossen und die Ausgaben für das Polytechnikum genehmigt.
Stuttgart, 14. April. Aus dem Bericht des Justizministers an S. Maj. dm König über die Verwaltung und den Zustand der gerichtlichen Strafanstalten des Königreichs pro 1885/88 ist eine Reihe interessanter Daten zu entnehmen. Das Aufsichtspersonal besteht aus 195 Personen. Der tägl. Durchschnittsstand der Gefangenen betrug 1885/86 2069, d. h. um 250 weniger 1884/85. Unter den am 31. März 1886 in den Strafanstalten sich befindenden 2044 Gefangenen waren 1704 männliche und 280 weibliche; darunter 74 jugendliche Gefangene und 15, welche das 70. Lebensjahr überschritten hatten. Von diesen 2044 Personen waren 1010 Zuchthaus- gefangene (darunter 30 Männer und 9 Weiber auf Lebenszeit), 908 Gefängnissträflinge und 126 Haftgefangene. Unter ihnen waren 296 Nichtwürttemberger, darunter 273 deutsche Reichsaugehörige und 23 Ausländer. Die Zahl der Rückfälligen betrug 58,350/g der Gesamtzahl der Neueingeliefertcn. Der Gesamtaufwand auf die Strafanstalten betrug pro 1885/86 1403619 4L, woran 886515 4L aus den Einnahmen der Strafanstalten gedeckt wurden. Der wirkliche Zuschuß der Staatskasse betrug 535378 4L Der Durchschmttsaufwand des Staats auf einen Gefangenen betrug 252 4L (am wenigsten 172 4L 25 4 im Zuchthaus Ludwigsburg, 316 73 4»
im Zellengefängnis Hcilbronn, am meisten 938 4L 58 4 in der Zivilfestungsstrafanstalt Hohenasperg). Von den durchschnittlich vorhandenen 2069,1 Gefangenen waren beschäftigt — für Rechnung fremder Unternehmer 641,5, für den eigenen Gewerbebetrieb 998,8, für die Regie der Anstalten 312,5, die übrigen 116,3 waren im Dunkelarrest, gebrechlich oder krank. Der Arbeitsverdienst der Gefangen betrug 221901 4L, 107 4L 21 4 für den einzelnen. Ihr Nebenverdienst betrug 60815 4L, von denen zu Kostzulagen 24712 4! verwendet wurden. Die sämtlichen Privatgelder der Gefangenen betrugen Ende März 1886 48961 4L Der Regiebetrieb an dem neuen Gcrichtsgefängnis in Stuttgart und dem amtsgerichtlichen Gefängnis in Ulm hat sich in dem abgelaufenen Jahr in befriedigender Weise weiter entwickelt. Was das Gcsund- heitsverhältnis in den Strafanstalten anbelangt, so brach im November 1885 im Ludwigsburger Zuchthaus eine Typhus- cpidemie aus und im Rottenburger Gefängnis trat die Genickstarre auf. 1885/86 starben 42 Gefangene. Die höchste Sterblichkeit (12 Tote — 1,22»/o) zeigt sich im Ludwigsburger Zuchthaus, die geringste (3 Tote — 0,37«/<,) im Heil« bronner Zellengefängnis.
Stuttgart, 14. April. Die Kammer der Abgeordneten erledigte heute den Etat des Departements des Kirchen- und Schulwesens. Zu Debatten von allgemeinerer Bedeutung kam es dabei nicht mehr. Württemberg wendet für seine Gymnasien, Realanstalten, Lyceen rc. jährlich 977000 Mark auf, für sein Volksschulwcsen 1327000 4L, für das höhere Mädchenschulwesen 42 000 4L, für das Turnwescn 53110 4L, für Waisenhäuser 116000 4L, für Taubstummcn- und Blindenanstalten 67620 4 Die wissenschaftlichen Sammlungen des Staates sind mit jährlich 101076 4L, darunter ein Anschaffungsfouds von 24340 4L Für die Pflege der vaterländischen Kunst- und Altertumsdcnkmale verwendet der Staat jährlich ca. 28000 4L und für Beiträge in Privat- vercine für Kunst und Wissenschaft 13820 4L Zu den Kosten der europäischen Gradmessung trägt Württemberg jährlich 1000 4L bei und der zoologischen Station in Neapel ist ein jährlicher Beitrag von 1500 4L gewährt. Was den Anschaffungsfonds für Gemälde anbelangt, so hat man cs schon lange als mißlich empfunden, daß dieser Fonds durch Ankäufe geringer Kunstwerke ziemlich nutzlos verzettelt wird.