allgemeinen Wohlwollen, als auch unsre Anlagen der allgemeinen Benützung, aber auch dem allge­meinen Schutze aufs Neue empfehlen.

r. Nagold,6. März. Der heutige Tag war für die hiesige Feuerwehr ein Freudentag. Mor­gens früh 9 Uhr wurden vor zahlreich versammelter Feuerwehrmannschaft von Herrn Oberamtmann Günt- ner im Auftrag des Kgl. Ministeriums des Innern an 4 Mitglieder der Feuerwehr für 25jährige Dienst­zeit die von Sr. Majestät unserem vielgeliebten Kö­nig Karl gestifteten Dienstehrenzeichen im Rathaus­saal in feierlichster Weise verliehen, woran sich die Uebergabe der von dem Landesausschuß der württ. Feuerwehren gestifteten Diplome durch den Kom­mandanten der hiesigen Feuerwehr anreihte. Einem Mitgliede wurde das von dem hiesigen Gemeinderat gestiftete Diplom für 20jährige Dienstzeit unter pas­sender Anrede von Herrn Stadtschultheiß Engel über­reicht. Der Abend vereinigte im Sautter'schen Saal nicht blos den größten Teil der freiwilligen Feuer­wehr mit ihren Angehörigen zu einem vergnügten Familienabend, es beteiligten sich hiebei auch außer denselben noch viele nicht dienstpflichtige Bürger und Beamte der Oberamtsstadt. Der anwesende verehrte Herr Stadtvorstand Engel wurde besonders gefeiert, indem jeder Feuerwehrmann sich durch seine Anwesen­heit geehrt fühlte und die auf ihn ausgebrachten Toaste mußten ihm die Ueberzeugung geben, daß er in der Bürgerschaft das vollste Vertrauen genießt. Die ganze Versammlung verlief in schönster Ordnung und Wurde in vielen Toasten aller derer gedacht, die zur Hebung und Förderung des Feuerlöschwesens jemals etwas beigetragen haben, daß aber unsere un­ermüdliche, noch junge Kapelle zur Verherrlichung unseres Freudentages in anerkennenswertester Weise beigetragen hat, darf hier nicht unerwähnt bleiben.

** Nagold, 6. März. Das heutige Ge­burtsfest Sr. Maj. des Königs Karl wurde hier in nachstehender Weise gefeiert. Nachdem sich die Schul­jugend mit den Präparanden am Rathause gesammelt und die Nationalhymne angestimmt hatte, bewegte sich ein stattlicher Festzug, an dem sich in großer An­zahl die Mitglieder der Feuerwehr und des Militär­vereins sowie die HH. Beamten und die bürgerlichen Kollegien beteiligten, unter den Klängen der städti­schen Musik zur Kirche. Der Festgottesdienst wurde durch den von den Seminaristen prächtig vorgetra­genen Beethov'schen Männerchor: Die Himmel rüh­men des Ewigen Ehre! eröffnet, worauf die Gemeinde das Lied: Lobe den Herren den mächtigen König der Ehren! anstimmte. Helfer Finckh legte der Fest­predigt den vorgeschriebenen Text: Der Herr ist gü­tig und eine Feste zur Zeit der Not (Nahum 1, 7) i zugrund. In derselben wurde trefflich ausgeführt, daß das Glück und die Stärke des Königs allein bei Gott stehe. Nach dem Gottesdienst zogen die Vereine mit Musikbegleitung ans Rathaus, worauf eine schöne Festfeier im Festsaale des Seminars statt­fand, welche eine zahlreiche Zuhörerschaft vereinigte.

(Bericht über die Seminarfeier und das Fest­bankett folgt in nächster Numer).

2 Haiterbach, 7. März. Zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät unseres Königs erdröhn­ten gestern mit Tagesgrauen Böllersalven. Um */z 10 Uhr bewegte sich der Festzug vom Rathaus zur Kirche, um 12 Uhr mittags fand im Gasthaus zur Traube ein Festessen mit gegen 30 Gedecken statt. Abends versammelte sich der Kriegerverein und der Liederkranz zu geselliger Unterhaltung im Gasthaus zur Krone. Daß sowohl beim Mittagstisch als bei der Abenduuterhaltung Gesang und Rede zu ihrem Rechte kamen, ist selbstverständlich.

Stuttgart, 4. März. Sicherem Vernehmen nach werden sich II. KK. HH. der Prinz und die Frau Prinzessin Wilhelm mit Gefolge zum 90jäh- rigen Geburtstage S. M. des Kaisers nach Ber­lin begeben.

Die bürgerlichen Kollegien von Eßlingen haben in gemeinschaftlicher Sitzung beschlossen, vom 1. April ab die Berbrauchsabgabe von Bier und Fleisch nicht mehr zu erheben.

Hellbraun, 2. März. In Frankcubach stieß sich vor einigen Tagen eine junge Frau, Mutter einer zahlreichen Familie, ein kleines Dörnchen in die Hand und wollte dann mit einer Nadel dasselbe wieder entfernen. Dies gelang ihr nicht, vielmehr schwoll Hand und Arm an nnd nach 3 Tagen starb die Unglückliche an Blutvergiftung.

Im Königreiche Bnyern sind am 21. Febr. ca. 813000 giltige Stimmen abgegeben worden, davon ca. 410000 Stim­men für die Zei-trumskaudidateil, 271000 Stimmen für die

Kandidaten der Kartellparteicn, ca. 5300 Stimmen für die Sozialdemokraten, 52000 Stimmen für die Freisinnigen, 23000 Stimmen für die Demokraten.

In Bayern haben die nationalen Parteien bei den Wahlen ansehnliche Erfolge errungen. Sie haben 12 Mandate gewonnen, während sie früher nur 8 besaßen, und stehen außerdem noch in 5 Stich­wahlen mit dem Zentrum und den Freisinnigen.

Darmstadt, 4. März. Das Befinden des Prinzen Alexander hat nunmehr das Stadium der Reconvalescenz beschritten.

Berlin, 4. März. Dem hres. Tag­blatt zufolge ist die Stellung des Ministers des Innern v. Puttkammer erschüttertu. seine Ersetzung durch Herrn v. Bennigsen wahrscheinlich.

Berlin, 4. März. Der Reichstag wählte zum Präsidenten Wedell-Piesdorf mit l 84 von 284 Stimmen (99 weiße Zettel); zum ersten Vizepräsidenten Buhl mit 172 gegen 107, die für Franckenstein abgegeben wurden; zum zweiten Vizepräsidenten U n- ruhe-Bomst mit 169 von 286 (darunter 67 ungiltige) abgegebenen Stimmen. Hert- ling hatteeine aus ihn bereits gefallene Wahl abgelehnt, da dem Zentrum die erste Vize­präsidentenstelle zukomme.

Berlin, 5. März. Der Nationalzeitung zu­folge wird Herr v. Lesscps, welcher nächste Woche hier eintrifft, vom Kaiser und dem Kronprinzen empfangen werden.

Die auf die auswärtigen Verhältnisse Bezug nehmende Stelle der Thronrede ist äußerst knapp und zeigt lediglich an, daß die auswärtige Lage so ernst geblieben ist, wie zuvor. Eine be­sondere Bekräftigung erfährt diese Folgerung durch die Wiederholung des Appells an den Reichstag, einmütig und in patriotischer Opferfreude die Mili­tärvorlage rasch zu bewilligen. Die Opposition er­hält durch diesen, väterlich mahnenden Zuspruch des Kaisers selbst noch eine letzte Gelegenheit, von ihren bedaucrlickien Entschlüssen vom Anfang Januar zu­rückzutreten. Niemand würde sie darum schelten, je­der gute Deutsche würde es mit uns anerkennen, daß die Opposition einen namhaften Beweis von Vater­landsliebe erbracht hätte. Ob wir dazu jedoch Anlaß haben werden? Es ist leider stark zu bezweifeln.

Die kirchenpolitische Vorlage hat wenig Aussichten für ihr Durchkommen. Bischof Kopp selbst ist ohne Hoffnung. Die Konservativen opponieren wegen der Ordensrückberufung.

Als der Präsident des Reichstags v. Wedell- Piesdorf dem Alters-Präsidenten Grafen v. Moltkc seinen Dank aussprach für die Führung der Arbeiten und zum Zeichen der Zustimmung die Mitglieder aufforderte, dies durch Aufstehen zu bekunden, blieb der Abg. Singer (Soz.-Dem.) sitzen. (Pfui!)

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 3. März. General Kaulbars er­klärte heute einem Interviewer von derAllgemeinen Zeitung" , er sei dem Großfürsten Wladimir zur Dienstleistung zugewiesen und reise in einigen Wochen nach Petersburg. In Bulgarien herrsche eine wilde Bande. Rußland menge sich nicht ein. Alle Kom­binationen Rußlands mit der bulgarischen Frage seien falsch. Kaulbars hält die Situation für emi­nent friedlich und glaubt nicht an eine russische Intervention.

Wien, 4. März. Hier wird die Nach­richt derAgence Havas" über die russische Zirkularnote, betreffend die Lossagung Ruß­lands vom Dreikaiserbund, für begründet er­achtet.

Wien, 4. März. Die deutsche Thronrede wird hier äußerst reserviert gefunden.

Lest, 4. März. Die österreichische Delegation genehmigte den Militärkrcdit von 52^/» Millionen nach einem kurzen Referat des Berichterstatters ein­stimmig und debattelos.

Temesvar, 3. März. In den Kohlengruben von Reschitza streiken 700 Arbeiter; sie fordern Lohnerhöhung. Ruhestörungen sind nicht vorgekommen.

Italien.

Vorgestern überreichte das Kardinalkol­legium dem Papste eine Adresse. Der Papst

erwiderte, indem er zuerst des verstorbenen Jakobini rühmend gedachte, er sei bei Beginn des Pontifikates erschrocken gewesen über die Schwierigkeiten der Lage des päpstlichen Stuhles im allgemeinen und über die noch schwierigere Position des Papstes in Rom. Heute fühle er sich gestärkt, wenn er an die über­menschliche Lebensfähigkeit des Papsttums denke, das,

! obgleich gehaßt und bekämpft, unablässig Eroberungen auf dem Missionsgebiete fortsetze. Da das einzige Heil der Welt auf der wohlthätigen Mission des Papsttums beruhe, werde er fortfahren, die Unab­hängigkeit und Sicherheit des päpstlichen Stuhles zu ! verlangen; zwar suche man die Handlungen und Ab- ! sichten des Papsttums zu entstellen, aber wenn es ! seine Unabhängigkeit wieder erlange, werde ! Italien, welches demselben seinen schönsten Ruhm ^ verdanke, zu allererst den Vorteil davon genießen.

! Die ultram. Hetzpresse geht mit dem Papst , nicht eben säuberlich um. So schreibt dasBayerische ! Vaterland" Dr. Sigls angesichts der Nachricht von ! der 3. Kundgebung des Papstes : Jetzt wär's aber ' nachgerade genug und Zeit, daß das Kardinalskol­legium es nicht mehr beim Protestieren bewenden ließe, sondern in einer passenden Weise diesen ! Schreibereien ein Ende machte. Nach der Allg. Ztg." wurde dem leichtgläubigen Landvolke ^ im Elsaß weiß gemacht, der Papst sei protestantisch > geworden und würde eintrerenden Falls die Witwe I des Fürsten Bismarck heiraten.

! Frankreich.

! Paris, 3. März. Die deutsche Thronrede wurde hier als friedlich ausgelegt und bewirkte eine Hausse an der Börse, obgleich noch Bewegung über die Nachrichten ans Bulgarien herrschte.

Paris, 4. März. Nachrichten aus Giurgewo zufolge war der Aufstand in Rustschuck (Bulgarien) durch ein Geniebataillon hervorgerufen worden. Die dort garnisonierende Infanterie .nahm an demselben nicht teil und griff vielmehr die Genietruppen an, wurde aber zurückgewiesen. Die Miliztruppen kamen der Infanterie zu Hilfe, worauf die Aufständischen geschlagen wurden. Etwa zehn Aufständische wurden füsiliert.

In Paris ist die Freude über das Auftre­ten Rußlands groß.Ohne Vertrag, nur durch die Macht und Umstände ist Rußland unser Bundes­genosse. Die Ereignisse haben Frankreich in die Arme Rußlands geworfen. Rußland im Stich zu lassen, hieße uns selbst preisgeben. Es ist nicht eine Alliance und ist mehr als eine Alliance, eine wechselseitige Bürgschaft. Das Gewitter, das nun über Frankreich hing, dehnt sich jetzt am ganzen Himmel Europas aus". So schreibt Cassagnac, der Gegner der re­publikanischen Regierung.

Die französischen Rüstungen werden, wie derKrzztg." geschrieben wird, ununterbrochen wci- s ter fortgeführt. Alle Anzeichen deuten daraus hin,

! daß die zablreichen Baracken längs unserer Grenze ! bald belegt werden sollen; dieselben scheinen einen ! Fassungsraum für nahezu 30 Bataillone und eine ^ Anzahl Batterieen zu haben. Es ist wohl erklärlich,

^ daß diese Vorgänge der Besorgnis des nahen Aus- bruches eines Krieges in den Grenzlanden immer I neue Nahrung geben.

! In Frankreich wird eine Kabinetskrisis ! nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Mi- ! nister sind sowohl bezüglich der allgemeinen Politik,

, als auch namentlich der Getreidesrage verschiedener i Ansicht. Boulanger insbesondere tritt seinen Kolle- ! gen immer schroffer entgegen und die Sprache der für Boulanger thätigen Preßorgane beweist, daß die­ser augenblicklich alles aufbietet, um, wenn die Krisis ausbricht, nicht allein das Kriegsministerium zu be­halten, sondern auch in dem neuen Kabinet eine noch hervorragendere Rolle spielen zu können, als in dem jetzigen, wo er doch ungefähr schon alles thut, was er will.

i England.

London, 3. März. DerStandard" schreibt die Revolte in Silistria russischen Einflüssen zu.

London, 4. März. Reuters Bureau meldet aus Sofia: Gestern nachmittag wurden hier etwa 30Personen, darunter Karaweloff und Usapoff, verhaftet, da entdeckt worden ist, daß sie mit den Verschworenen in Silistria und Rustschuk in Verbindung gestanden haben.

DieTimes" erfährt aus W re n:Das Aus­wärtige Amt in Wien empfing die Meldung, die Militär-Revolte in Silistria sei sofort unterdrückt