Eine Anzahl von Personenwagen, für die württem- bergische Eisenbahnverwaltung bestimmt, steht am Bahnhof zur Ablieferung parat.
Für das Schneckenburger-Denkmal in Tuttlingen sind bis jetzt ca. 9800 ^ eingegangen.
Niederstetten, 30. Dez. Einem Krämer in dem benachbarten Wermuthausen wurde in letzter Zeit häufig Sonntags während des Gottesdienstes Geld aus dem Ladentisch gestohlen und trotz Auf- passens gelang es nicht, die Diebe ausfindig zu machen. Nachdem jedoch einige der Schule noch nicht entwachsene Knaben durch größere Geldausgaben sich verdächtig machten, unterzog man dieselben einem Verhör und sie gestanden, die Diebstähle begangen zu haben. Die entwendete Summe soll über 100 Mark betragen.
Bcandfälle: In Döttingen (Münsin- gen) am 30. Dez. ein Wohnhaus und 2 Scheuern; in Laupheim am 31. Dez. ein Wohnhaus und eine Scheuer.
Augsburg, 4. Jan. Die „Abendztg." meldet den Abschluß einer Hungerwette: Ein Münchener Humorist Gemming will 30 Tage lang bei täglich einmaligem Genuß eines Glases Wasser hungern. Die Wette ist von 2 Herren zu 20000 ^ gegen 10000 c/el acceptiert, Gemming erhält die Hälfte. Der Hungerkandidat bleibt in Üngerer's Restaurant beobachtet von 2 Zeugen und einem Arzt. Jeden abend muß Gemming eine Runde durch das Lokal machen. Der Beginn der interessanten Wette ist auf den 5. Januar festgesetzt.
Leipzig, 30. Dez. Die heute abend im Kry- stallpalaste stattgehabte, von über 2000 Bürgern besuchte Versammlung nahm einstimmig eine Resolution an, welche festes und unbegrenztes Verträum in die politische und militärische Leitung des Reichs, sowie die Ueberzeugung ausspricht, die Reichsregierung werde dem deutschen Volke keine Lasten ansinnen, die nicht für die Sicherheit des Vaterlandes unerläßlich seien, das deutsche Volk werde daher die einem großen Zwecke dienenden Opfer willig auf sich nehmen. „Wir halten es für eine patriotische Pflicht, alle Parteirücksichten schweigen zu lassen gegenüber der die Existenz des Reiches berührenden Wehrsrage und so sprechen wir die Erwartung aus, daß der Reichstag ohne Zaudern der Militärvorlage im Sinne der Regierung zustimme."
Es ist nichts gegen Sparbüchsen eiiizuwenden, mag der Eine seinen „Feuerfesten" dazu machen, der Andere eine irdene Büchse, der Dritte seinen Strumpf und der Vierte die Ofcnplatte, obwohl die Sparkasse die beste Sparbüchse ist. Ein armer Schnitzer im Sp essart starb und hinterlicß nichts als ein elendes Häuschen, eine Witwe und viele Kinder. Die Not war groß, die Witwe hätte gern was verkauft, aber cs war nichts da zum Verkaufen. Ein Nachbar, dem sie ihre Not klagte, sagte, der hübsche Stein, auf dem eurer alter Ofen steht, gefällt mir, verkauft mir ihn. Man wurde handelseinig, der Ofen wurde weggerückt, die Platte gehoben und siehe da, unter der Platte zeigte sich ein Loch und in dem Loch ein Packet in Lumpen eingewickelt und in den Lumpen 1500 Mark in Silber und Nickel. Das war die Sparbüchse des Schnitzers gewesen. Oben drauf lag ein Papier: Für die größte Not!
Aus Thüringen, 31. Dez. An 50 Unglücks- und Todesfälle sind es, die man bis jetzt in Folge des letzten Schneewetters in Thüringen konstatiert hat. In Floh bei Schmalkalden ist Wassersnot ausgebrochen, in Folge dessen verschiedene Haustiere umgekommen sind. — Das Unwetter hatte ans die Lebeusmittelpreise großen Einfluß. Das Pfund Zucker wurde an einzelnen Orten mit 2 ein Liter Milch mit 50 ein Hase mit 6 ^ u. s. w. bezahlt. — Verschiedene Orte bei Suhl litten Mangel an Lebensmitteln und mußten dieselben telegraphisch erbeten werden. — Ein anderes großes Unglück hat zu Weihnachten eine Familie in Diedorf im Eisenacher Oberland betroffen. Deren 12jähriger Sohn ist beim Spielen mit anderen Knaben auf tragische Weise ums Leben gekommen. Er geriet mit dem Kopfe in eine Schlinge. Dieselbe zog sich zu und die Spielgenossen schaukelten nun den hängenden Kameraden aus Scherz, bis der Strick riß und der Unglückliche als Leiche gefunden wurde. Das Herzeleid der Eltern ist grenzenlos.
Bei Bodersam im Böhmer Wald treffen ein junger Forstmann und ein Wildschütz aufeinander. Halt! ruft der Förster, aber im selben Augenblick sitzt ihm die Kugel des Wilderers in der Brust und er bricht zusammen. Sterbend drückt er sein Gewehr ab und sein Gegner stürzte zum Tode verwundet nieder. Nur einige Stunden lebte er noch und konnte erzählen, was geschehen ist.
Berlin, 1. Jan. Der Köln. Ztg. zufolge sprach der Kaiser heute den Ministern und andern Abordnungen gegenüber seine volle Zuversicht in Erhaltung des Friedens aus.
Berlin, 4. Jan. Die konservative Ostpreußische Ztg. berichtet von größeren Truppenbewegungen in Rußland nach der preußischen Grenze und von einer auffallenden russischen Grenzbesetzung.
Berlin. Das „Deutsche Tageblatt" berichtet, die türkische Regierung habe bei einer hiesigen renommierten Waffenfabrik 400 000 Repetiergcwehre bestellt, von denen 30 000 als erste Rate in möglichst kurzer Frist hergestellt und an die Türkei abgeliefert werden sollen.
Die zweite Lesung der Militärvorlage im Reichstage wird voraussichtlich in den Tagen vom 10. bis 12. Januar stattfinden. Die definitive Entscheidung hängt nach wie vor von den Beschlüssen der Zentrumspartei ab.
Der „A. Schw. Ztg." schreibt man aus Paris: Einer Meldung aus Rom zufolge befindet sich der Papst in schweren Geldverlegenheiten. (?) Der diesjährige Ertrag des Peterspfennigs belief sich auf etwa l'/s Millionen weniger als im vorigen Jahre. Dieser Ausfall rührt hauptsächlich von der Abnahme der Gaben aus Frankreich her.
Trotz aller postalischen Findigkeit ist die Menge der unbestellbaren Postsendungen doch noch außerordentlich groß. 1885 wurden von den deutschen Postanstalten nicht weniger als 816 133 Sendungen behufs Ermittelung der Absender an die betreffenden Dienststellen der Oberpostdirektionen eingeschickt; davon blieben 31,4 pCt. endgiltig unbestellbar, während die übrigen — 560 825 Stück — an die ermittelten Absender zurückgegeben werden konnten.
Im November 1886 sind 127 Segelschiffe und 13 Dampfer zu Grunde gegangen.
In sehr bemerkenswerther Weise wird heute in der „Nordd. Allg. Ztg." in einer „von hoher Stelle in Konstantinopel" dem Blatt zugegangcnen Mitteilung erklärt, alle Nachrichten über eine russischtürkische Entente seien erlogen; die Pforte werde zwar von friedlichen Empfindungen geleitet, sei aber im Notfälle bereit, ihre Rechte als Großmacht zu wahren und werde niemals ihre Zustimmung zu einem Vertrage geben, über dessen Endziel sie nicht klar sei.
In Spandau passierte in den Festtagen der Fall, daß in einem Tanzlokal ein Kind zur Welt kam.
Oesterreich Ungarn.
Wien, 29. Dez. Die „N. Fr. Pr." schreibt heute: „Deutschland hat eine Schwenkung zu Rußland hin gemacht, und eine aktive Teilnahme des deutschen Reiches an irgend einem gegen Rußland gerichteten Schritte ist einfach ausgeschlossen. Die Beziehungen zwischen Petersburg und Berlin sind wieder vortrefflich. Aber auch das Verhältnis zwischen Rußland und Oesterreich ist heute entschieden ein freundschaftlicheres, als vor 2 oder vor 4 Monaten. Die Spannung zwischen Petersburg und Wien hat — höchst wahrscheinlich in Folge der Bemühungen Deutschlands — in jüngster Zeit nachgelassen, und in demselben Maße, als sich die Befürchtungen für den europäischen Frieden vermindern, schwindet die Aussicht, daß Oesterreich die Rolle eines bulgarischen Beschützers, die England bereits ablehnt, auf sich nehmen werde. Vom Standpunkte des Rechts und der politischen Moral mag das traurig sein, aber selbst der reinste Idealismus kann nicht leugnen, daß der europäische Friede den Wünschen der Bulgaren vorgeht, und daß man, um den ersteren zu erhalten, die letzteren teilweise Preisgeben darf."
Wien, 2. Jan. Die Leitartikel der öfftziö- sen Blätter besprechen die äußere Situation und drücken allgemein die Zuversicht aus, daß der Frieden erhalten bleibe. Rußland stehe wie die übrigen Mächte auf dem Boden der Verträge. Bulgarien wird ermahnt, sich den Wünschen des Zaren zu fügen.
Wien, 3. Jan. Die Fabrik von Ganz und Comp, erhielt von der deutschen Regierung eine Bestellung auf Fünfzehn-Centimeter-Geschosse mit Eisenringen für 50 000 -/A bei kürzester Lieferzeit.
Die deutsche Minorität (13 Mitglieder) ist aus dem Gemeinderate der Stadt Pilsen ausgeschieden, nachdem die czechische Majorität die Subvention für das deutsche Theater abgelehnt hatte.
Italien.
R o m, 30. Dez. Der Stadtrat von Mailand
nahm nach heftiger Debatte die Aufstellung des Denkmals Napoleons HI. an. Die Aufregung ist so groß, daß das Rathaus von der Feuerwehr, Kara- binieri und einem Bataillon Infanterie geschützt werden mußte.
Der Papst Leo XIII. hat an den Kaiser Wilhelm einen eigenhändigen Neujahrs-Gratulationsbrief gerichtet und demselben eine Abschrift der Rede beifügen lassen, mit welcher er die Glückwünsche des Kardinals-Kollegiums beantwortete. Gleichzeitig sind solche Abschriften auch den Nuntien zugesandt, welche deren Inhalt den Regierungen mitteilen sollen, bei denen sie beglaubigt sind.
Frankreich.
Paris, 2. Jan. „Temps" sagt: Nicht Deutschland bedrohe den Frieden, sondern Rußland. Die russische Autokratie und der slavische Fanatismus seien unberechenbar.
Präsident Grevy empfing am Neujahrstage die Glückwünsche des diplomatischen Korps und erwiderte auf die Ansprache des päpstlichen Nuntius, der den Gefühlen der Verehrung für das Oberhaupt der französischen Nation und den Wünschen für die Wohlfahrt Frankreichs Ausdruck gegeben hatte, er sei tief gerührt von den ausgesprochenen Wünschen und sage dafür dem diplom. Korps seinen verbindlichsten Dank. Er beglückwünsche dasselbe, daß es an seinem Teile zu den guten Beziehungen mitgewirkt habe, die Frankreich mit den anderen Mächten seit einem geraumen Zeitabschnitt unterhalte. Er hege das Vertrauen, daß sich dieser Zeitabschnitt durch die Weisheit der Negierungen und zum Heile der Nationen noch weiter verlängern werde. — Auch der Ministerpräsident Goblet hat eine Rede gehalten,
^ in welcher er die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens aussprach. Er empfing nämlich eine Deputation der Wechsel-Agenten und erwiderte auf derer Ansprache, die Regierung sehe nichts in den Bezieh ungen Frankreichs zu allen auswärtigen Mächten was kriegerische Befürchtungen rechtfertigen könnte. Die Regierung wünsche den Frieden. Frankreich bedürfe desselben nicht nur der Geschäfte wegen, sondern auch um die im Lande begründete republikanische Freiheit endlich zu einer regelmäßigen Funktio nierung zu bringen. Niemand könne die Aufrichtig keit der Regierung in Zweifel ziehen und cs thu das auch Niemand. Es sei allerdings wahr, daß ! ganz Europa sich gewissermaßen in einem Zustande ! des bewaffneten Friedens befinde, und daß ein solcher ! Zustand wohl ausreiche, vorhandene Befürchtungen zu erklären. Ein solcher Zustand existiere, es hänge aber nicht von Frankreich ab, denselben zum Aufhören zu bringen. Die Regierung glaube nicht, daß ein Krieg daraus hervorgehen würde, und von diesem Standpunkt aus führe sie ihre gesamte Politik. Das beste Mittel, den Frieden zu erhalten, bestehe darin, die Ruhe zu bewahren. Der Minister schloß ' mit folgenden Worten: „Während wir uns bemühen,
! die Stabilität der Regierung zu vermehren, während ! die Ministerien der Marine und des Kriegs uner- ! müdlich für die Vertheidigung des Landes wachen,
! mögen Sie, meine Herren, fortfahren, den Kredit ^ und den Wohlstand Frankreichs aufrecht zu erhalten!" Die Rede hat den Beifall aller Pariser Blätter ge- i funden. — Dem französischen Botschafter in Berlin,
! Herbettc, ist das Großkreuz des Ordens der Ehrenlegion verliehen worden, eine Anerkennung, die sehr bemerkt worden ist.
700 Pariser Gymnasiasten veranstalte- ' ten eine lärmende Straßenkundgebung gegen die Regierung wegen Verkürzung der Nenjahrsferien. Die Polizei mußte einschreiten.
Belgien.
Brüssel, 3. Jan. Der Direktor des luxemburgischen Justiz-Departements erklärte offiziell, daß Deutschland, Belgien, Frankreich, Holland und Luxemburg thatsächlich ein Uebereinkommen zur Auf- . rechterhaltung der Sicherheit im Falle von Arbeiterunruhen schlossen. Die diesbezüglichen Verhandlun- ^ gen fanden in Luxemburg statt.
England.
London, 31. Dez. „Wenn Graf Kalnoky", so bemerkt die „Pall Mall Gazette", „noch nicht weiß, was die Abdankung Churchills bedeutet, so können wir es ihm kurz sagen. Sie bedeutet, daß das machtvollste konservative Parteihaupt, ein Mann, welcher ein unbedingter Gegner eines englisch-öster-' , reichischen Bündnisses ist, nunmehr frei und darauf ! erpicht ist, das ganze Schwergewicht seines Ansehens,