durchzusetzen vermochte, hat die Familie Rothschild beschlossen, das Stammhaus ihrer Voreltern mit größter Vorsicht abbrechen zu lasse» und unter thun- lichsler Benutzung des alten Materials in dem Roth- schild'schen Parke wieder aufzubauen.

Köln, 7. Nov. Vergangene Nacht wurde im hiesigen Männer-Arresthause ei» schändliches Ver­brechen vollsührt. Der berüchtigte, in den Jahr­büchern des kölnischen Verbrechertums vielgenannte Jerusalem brach mit zwei anderen Strafgefangenen zwischen 3 und 4 Uhr aus dem Schlafzimmer ans;' dann überfielen sie den Aufseher Arnold und erwürg­ten ihn. Durch die Wache wurden alle drei festge­nommen. Der Ermordete war verheiratet und Vater von 4 Kindern.

Magdeburg, 8. Nov. Das Konsistorium der Provinz Sachsen hat bezüglich sinnloser und kirch­lich anstößiger Taufnamen in der kürzlich ausgegebe­nen diesjährigen 10. Nummer seinerAmtlichen Mit­teilungen" die nachstehende Verfügung erlassen:Die Herren Geistlichen unseres Aussichtsbezirks weisen wir darauf hin, daß, wenn sinnlose oder kirchlich anstö­ßige Namen als Taufnamen gefordert werden, und wenn die nötige seelsorgerische Einwirkung auf die Eltern fruchtlos geblieben ist, der beanstandete Name bei der kirchlichen Handlung der Taufe wegzulassen, daß aber die in Folge dessen mangelnde Ueberein- stimmung mit dem standesamtlichen Register durch einen entsprechenden Vermerk im Kirchenbuche aufzu­klären ist."

Mons, 10. Nov. In den Kohlenbergwerken bei Wasmes (Hennegau) hat das schlagende Wetter 20 Personen getötet und 5 verwundet.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 11. Nov. Wegen der in Paris herr­schenden Cholera ist die Einstellung des Orient-Ex­preßzuges vorbehältlich der Zustimmung Deutsch­lands angeregt worden.

Frankreich.

Paris, 8. Nov. Ein Telegramm von Briere aus Hanoi vom 7. Nov. meldet: Einige Seeräuber- banden wurden zersprengt. Die Chinesen machten erneute Angriffe auf Tayenquen , wurden jedoch mit Leichtigkeit zurückgeworfen. Die Franzosen hatten einen Verwundeten. Ein Telegramm Courbets ans Kelung vom 7. Nov. besagt: etwa 1000 Chinesen griffen am 2. Nov. die die Straße nach Tamsui be­herrschenden Befestigungen an, wurden aber nach drei­stündigem Kampfe mit großem Verluste zurückgewie­sen. Die Franzosen hatten einen Verwundeten.

Paris, 8. Nov. Peyron deponiert in der Kammer die Vorlage über einen Kredit von 3 400 000 Franks für den Transport nach Tonkin. Ferry ersuchte die Tonkin-Kommission, am Montag sich nochmals zu versammeln, um wichtige Mitteilungen entgegenzunehmen. Chauvcau wird im Bericht aus­führen, Tonkin werde in den ersten Jahren 5 000000 Franks Einnahmen, 20000000 Franks Ausgaben verursachen.

Paris, 10. Nov. Nach Mitteilung der Seine- Präfektur sind Hierselbst von Mitternacht bis Sonn­tag 2 Uhr nachmittags 23 Choleratodesfälle vorge­kommen. Von Mittag bis 11 Uhr abends sollen -138 Cholera-Erkrankungen und 51 Cholera-Todes­fälle vorgekommen sein. Offizielles über letztere Nach­richt liegt noch nicht vor. Aus Montreuil werden 10 Cholerafälle gemeldet.

Paris, 10. Nov. DerKöln. Ztg." wird geschrieben: Der Ausbruch der Cholera in Paris oder vielmehr die offizielle Feststellung, daß sic be­reits seit dem Monat Juni in der französischen Haupt­stadt herrscht, hat, obgleich die Behörden alle mög­lichen Vorsichtsmaßregeln ergriffen haben, einen pa­nischen Schrecken unter der Bevölkerung, aber nament­lich unter den hier weilenden Fremden, hervorgerufen. Die letzter» haben zu Tausenden Paris verlassen. Wie groß die Angst ist, beweist, daß die Theater so wenig besucht waren, daß mehrere Theaterdirektoren bereits davon sprachen, ihre Anstalten zu schließen. Für Paris, wo das Elend bereits sehr groß ist, ist der Ausbruch der Cholera jedenfalls ein harter Schlag, da sie nicht allein die Fremden verscheuchen, sondern auch dem ausländischen Geschäft schweren Schaden zufügen wird. Die Epidemie tritt bis jetzt nicht bös­artig auf; leider wird sie aber von dem feuchten und warmen Wetter, welches wir seit einigen Tagen haben, begünstigt.

Paris, 10. Nov. Mehrere Abendblätter, namentlich das JournalParis", melden: Die Ge­

rüchte über Friedensverhandlungen mit China haben an Bestand gewonnen, die Unterhandlungen sollten in London durch Vermittlung GranvilleS mit Ticng lebhaft fortgesetzt weroen.

Paris, N. Nov. Von gestern Mitternacht bis abend 11 Uhr wurden 125 Chvlcrakranke und 33 Chvteratote angezeigt; hiezu kommen weitere 17 Choleratote in dem Hospital der Avenue Bretenil.

England.

London, 10. Nov. Eine Explosion fand am Sonnabend in der Hochin-Kohlengrube bei Trcde- gar statt, während 15 Bergleute in der Grube an­wesend waren. Man befürchtet, daß alle umgekom- mcn sind, 4 Tote wurden bereits gefunden.

Spanien.

Madrid, 7. Nov. Bedeutende Uebcrschwem- mungcn haben in den Provinzen Alicante, Nlmeria, Malaga, Albacete und Murcia geschadet, Häuser und Pachthöfe sind zerstört, auch Menschenleben sind zu Grunde gegangen, da die Ueberschwcmmungcn nachts vorkamcn. (Eine Folge der Abholzung.)

Egypten.

(Die Wunder des Mahdi.) Aus Dongvla be­richtet der Korrespondent desDaily Telegraph": Die beiden am Leben gelassenen Christen von Stc- warl's Boot sind griechische Kaufleute aus Khartum. Mein Gewährsmann hat sie gesprochen. Ein Kauf­mann aus Obeid sagt, daß der Mahdi sich ein Sanc- tuarium erbaut bat. wohin er sich zum Gebet zurück­zieht. Zuweilen ladet er seine Chefs dahin ein und richtet an sie eine Ansprache, der er einige Wunder folgen läßt, so läßt er z. B. ein Kaffeebrett sich auf seinen Befehl bewegen, oder zaubert durch einen Lan­zenstich in den Erdboden eine Flamme hervor." Amerika.

Die Präsidentenwahl in Nordamerika ist, wie wir schon in unserer letzten Nummer als wahr­scheinlich bezeichnen konnten, nunmehr definitiv zu Gunsten des demokratischen Kandidaten Clcveland ausgefallen. Nach beinahe 25 Jahren zum ersten­mal wird wieder ein Demokrat ans Ruder kommen; so lange ist es her, daß mit Abraham Lincolns Wahl die Republikaner zur Herrschaft gelangtrn und zu­gleich der Bürgerkrieg zum Ausbruch kam, der mit Abschaffung der Sklaverei endete. Ein Vierteljahr­hundert fast, bemerkt dazu die Köln. Ztg., haben die Demokraten Zeit gehabt, über ihre Fehler nachzu­denken und sich die öffentliche Achtung wieder zu erringen, und ein Vierteljahrhundert hatten die Re­publikaner Zeit, ihre Verdienste um den Staat durch unerhörte Bestechlichkeit und Mißwirtschaft vergessen zu machen. Langsam ging in den letzten Jahren die demokratische Sonne auf. Wie verächtlich sich die Republikaner bei rechtlich denkenden Männern gemacht, geht am schlagendsten aus dem Umstande hervor, daß die unabhängigen Republikaner, unter denen deutsche Männer wie Karl Schurz voranleuchten, sich diesmal nicht nur von ihrer Partei lossagten, sondern sogar für Cleveland eintraten. Niemand hatte begeisterter für die Sklavenbefreiung und gegen die südlichen Demokraten gekämpft, als Herr Karl Schurz. Welche Unsumme von republikanischer Nichts­nutzigkeit muß dazu gehört haben, diesen Mann ins demokratische Lager zu treiben! Vier Wochen nach dem 4. Nov. werden die 401 Wahlmänner zusammen­treten und den Präsidenten der Republik ernennen. Cleveland wird nach den bisherigen Wahlnachrichten mit 219 Stimmen ernannt werden.

Ueber Gönnenwein's Auftreten als Ringkämpfer in Amerika erfahren wir von einem Augenzeugen Folgendes: Nach amerikanischer Sitte muß beim Ringen einer der Kämpfer bei dreimali­gem Ringen zweimal geworfen werden. Gegner Gön- nenwein's war ein Professor Arthur Schmidt,Platt­deutschlands Eiche", genanntAugust der Starke". Der Ringkampf, welchem 4000 Personen beiwohn­ten, fand in der Jrring-Hall statt und warf G. in der ersten Stunde es wird stets ohne Ausruhen eine Stunde gerungen seinen Gegner. Beim zweiten Gange schwoll jedoch der eine Arm Gönnen­wein's derart an, daß er den Gürtel statt mit der ganzen Hand nur mit den Fingern fassen konnte, hierzu kam noch ein Krampf, so daß auf Anordnung der Aerzte der Kampf aufgegeben werden mußte. Am Samstag vor acht Tagen fand in der deutschen Turnhalle ein zweiter Ringkampf statt. Gerungen wurde drei Stunden, ohne daß einer fiel, schließlich brachen beide ohnmächtig zusammen und mußte der Kampf abgebrochen werden. Bei dem ersten Ringen;

waren auf Gönncnwein 10,000 Dollars, auf Schmidt 6000, bei dem zweiten auf Gönnenwein 12,500, auf Schmidt 15,000 gesetzt worden.

Handel L Verkehr.

Stuttgart, iv. Nov. (Landesprodukienbörsc.) Das Geschäft der heutigen Börse war von keiner Bedeutung, da Käufer die erhöhten Forderungen nur in wenigen Fällen be­willigen wollte». Wir notieren: Weizen, bnheriscder 18.10 bis 18.90, Redivinter .L 19.25, russischer Sax. 18.25 bis 18.50. russischer Assow. 10.90, Dinkell2, Gerste nieder- baherischc 17.25, baherischer Nvrdlinger >r 18.75, Haber 12.15-11.

SIuttarl, 10. Nov. (Mehlbörsc.) Das Mchlgeschäft leidet immer noch an schwachem Absap bei unveränderten Prei­sen. An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 1025 Sack als verknust zur Anzeige gekommen zu folgende» Preisen: Mehl Nr. 0 30-31.50, Nr. i 28 T'.öO, Nr. 2

2K27.50, Nr. 3 2424.50, Nr. 4 .8, 19.5021. In

ausländischen Mehlen nichts.

s::j Wildberg, 8. Nov. Begünstigt von prächtigem Wetter fand gestern der Martinimarkt hier statt. Derselbe war ziemlich stark besucht und der Handel war lebhaft. Der Vichmarkt ivar gut befahren und wurden ordentliche Preise erzieh. Ochsen galten 30 -40 Carolin, Kühe 180200 E, Kalbe!» 15020o Rinder 130150 Kleinvieh 50 bis

1001L. Der Schweinemarkt war sehr gut befahren und fan - den die vielen schönen Tiere raschen Absah. Milchschwcine galten 1822 , Laurer 3050 sehr starke 55 - 80 ^6.

Auf dem Gespinnstmarkte war sehr schöne Ware in großem Borrate zu treffen. Flachs wurde das Psd. zu 1 10 bis

1 20 -I, Hanf das Psd. zu 90 verkauft. Der Krämer­

markt war von Verkäufern stark, von Käusern ziemlich schwach besucht; nachmittags besserte sichs aber bedeutend.

Allerlei.

Der Gedankenleser Cumberland und der Kaiser. In den glänzenden Räumen des Fürsten Radziwill zu Berlin fand am Freitag eine Svirse statt, zu welcher auch Mr. Cumberland geladen war. Der Kaiser erschien bereits gegen 9 Uhr. Um halb io Uhr sührle Prinz Radziwill Mr. Cumberland dem Kaiser vor, der in liebenswürdigster Weise den jungen Engländer begrüßte und ihm die Mitteilung machte, daß er mit lebhaftestem Interesse von den Erfolgen Kenntnis genommen habe, die Herr Cumberland in seinen eigenartigen Produktionen erzielt. Fürst Radziwill ersuchte hierauf den Gast um einige Demonstrationen. Cumberland entdeckte zu­nächst die Dame, aus deren Händen Prinz Blattenberg einen Fächer genommen, und die Persönlichkeit, welcher er denselben eingehändigt, und dann eine Stecknadel, welche Graf Perpon- chcr am Rockkragen des Prinzen Hatzfeldt befestigt hatte. Als sodann der Kaiser den Wunsch aussprach, Cumberland möge einen in irgend einem entfernteren Teile der Wohnung befind­lichen Gegenstand, den Fürst Radziwill sich denken wolle, aus­findig machen, bezeichncte der Fürst dem Kaiser heimlich das gedachte Objekt, indem er auf einem Papier dessen Namen nnd Standort niederschrieb und dem Kaiser einhändigte. Cumbcr- land, dem vorher die Augen verbunden, eilte durch vier er­leuchtete in ein fünftes ganz dunkles Zimmer und brachte von dem Kaminsimse einen kleinen Kandelaber in antiker Arbeit zurück. Der Kaiser öffnete das von Fürst Radziwill beschrie­bene Papier und brach in wiederholte Rufe des Erstaunens aus. Dann wünschte der Kaiser die ihm beschriebene Demon­stration des Zahlenerratens von einer Banknote ausgeführt zu sehen. Der Hausherr hatte bereits eine Tafel und Kreide zur Hand und nachdem er sich die ersten drei Zahlen auf einer 100 Marknote in Gedanken eingeprägt, schrieb Cumberland die Nummer 294 sofort richtig auf. Der Kaiser wünschte nun, au sich selbst die Kunst des Gedankenlesens erprobt zn sehen. Er reichte Cumberland seine rechte Hand, dachte sich die Zahl und fast im selben Augenblicke ergriff der Demonstrator die Kreide und schrieb die Zahl 61 auf die Tasel, der er nach kurzem Zögern noch eine 4 hinzufügte. Der Kaiser erklärte, er habe anfänglrch die Absicht gehabt, an drei Zahlen zu den­ken, und habe neben der 61 noch die Zahl 4 im Sinne gehabt.

(Gerechte Entrüstung.) Professor (seinen Hö­rern eine Patientin vorführend):Meine Herren, hier haben Sie ein prächtiges Beispiel sür Skcophulose. Sehen Sie diese dicke Nase, die triefenden Augen, dies aufgedunsene Gesicht." Patientin:Na, wissen Sie, Herr Professor, der schönste sind Sic gerade auch nicht!"

(Einige Hausmittel bei der Wäsche.) Wenn man beim Kochen von weißer Wäsche ein wenig Terpentin zusetzt, so wirrd sie schöner und weißer und verliert jeden unangenehmen Geruch. Seife, die Harz enthält, sollte man niemals gebrauchen, denn sie schadet öfters der Farbe und trägt dazu bei, daß wollene Gegenstände einschrumpfen. Wenn man 2 Teile Weinsteinrahm und 1 Teil fein- gepulvertcs Sauerkleesalz miteinander vermischt und trocken in einem Glase aufbewahrt, so kann man damit Rostflecken leicht ausmachen, wenn man ein wenig davon anwendet, während der Gegenstand naß ist. Nachher sollte der Flecken mit reinem warmen Wasser ausgewaschen werden.

Fürs Haus". Dem praktischen Wochenblatt für HausfrauenFürs Haus" sind nach Ankündigung in der neuesten Nummer wieder so viele neue Abonnenten zugcströmt, daß die Auflage um weitere 10 000 Exemplare (in diesem Quartale schon die dritte Erhöhung) vermehrt werden mußte. Die notariell beglaubigte Auflage dieser Wochenschrift beträgt demnach gegenwärtig 70 000.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. DruL »sd Verlag der G. W. Z aiser'schen Buchhandlung in Nagold.