Amts- und Intelligenz-Matt für den Obemmts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier lohne Trägerlvkn) vO -l, in dem Bezirk ! — -ch
außerhalb des Bezirks I 20 Monats-
Dienstag den 11. November.
Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bet einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je S Die Inserate müssen
spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der
1884 .
abonnemcnt nach Verhältnis.
Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben sein.
Aus die erledigte Gcrichtsnotarsstrlle in Marbach wurde der Gerichtsnvtar Stclirccht in Horb seinem Ansuchen entsprechend versetzt.
Von Angehörigen de-s K. Landjägcrkorps sind wegen vorzüglicher Dienstleistungen n. a. Auszeichnungen zucrkannt worden: Geldprämien hat erhalten: der Stativnskommandant Birk in Nagold. Oetzentlich belobt wurde der Landjäger Eisein ann in Baiersbronn.
Die erledigte evangelische Pfarrei Neuhengstctt, Dek. Calw, wurde dem Pfarrverweser Friedrich Brudi'in Wiisten- rvth, Dek. Weinsbcrg, gnädigst übertragen.
Das Caplarrd.
Das Capland bildet den wichtigsten Teil Südafrikas nnd da nenerdings verschiedene Ereignisse, vor allem die gegenseitigen Kämpfe der Engländer, Bocrn und Zulukaffern, die Aufmerksamkeit wieder aus diesen südlichsten Teil Afrikas gelenkt haben, so dürste eine kurze Schilderung desselben ain Platze sein. Zunächst sei es aber gestattet, einen Abriß aus der Geschichte Caplands zu geben.
Als in den Jahren 1486 und 1497 die kühnen portugiesischen Seefahrer Bartolomeo, Diaz und Vasco de Gama glücklich die äußerste Spitze Südafrikas erreichten und letzterer durch die gelungene Umschiffung derselben den wichtigen Seeweg nach Ostindien entdeckte, beschränkten sich die Portugiesen fast 200 Jahre darauf, auf ihren Reisen nach Indien in der Tafclbai Anker zu werfen, ohne von der Auffindling des Caps der guten Hoffnung weiteren Nutzen zu ziehen. Erst die holländische ostindische Compagnie besetzte 1601 das Capland mit einer Co- lonie und 1652 gründeten die Holländer an der jetzigen Stelle, wo die jetzige Capstadt steht, das erste Fort. Eine Anzahl holländischer Ansiedler (dosrs), welche das um das Fort herumliegende Gebiet, so weit sie konnten, in Beschlag nahmen, trieben in der Verbindung mit der militärischen Besatzung die schwarzbraunc Bevölkerung der Hottentoten, Kaffer», Fingos, Buschmänner u. s. w. aus ihrem Gesichtskreise oder machten sie zu Sklaven. Bald drangen die Boern bis an die Grenzen des Kaffernlandes vor und die Co- lonie gedieh in solchem Maße, daß sie die Habsucht Englands reizte. Während des nordamerikanischen Krieges unternahmen die Engländer 1782 einen Angriff auf das Capland, welcher allerdings mißglückte, ein zweiter Angriff lieferte aber 1795 dasselbe den Engländern in die Hände. Zwar mußte England im Frieden von Amiens (1803) das Cap den Holländern wieder zurückgeben, aber schon 1806 nahmen es die Engländer von neuem in Besitz und 1814 bestätigte sie in demselben der Pariser Friede definitiv. Die folgenden Jahrzehnte brachten den Engländern blutige und langwierige Kämpfe mit den Kaffen, und ebenso gerieth die englische Regierung mit den Boern in blutigen Conflict, als sie die holländische Sklavenwirtschaft nicht mehr dulden, sondern alle Colonisten mit den Kaffern, Hottentoten und Buschmännern gleichstellen wollte und den Sklavenhandel aufhob. Die mit den Maßnahmen der Engländer unzufriedenen Boern wandten sich nach Nordwesten, von denen hier ein Teil die Orange-Republik , ein anderer die Transvaal-Republik gründete, welche vor einigen Jahren mit den Engländern infolge deren Unduldsinnkeit in einen Krieg verwickelt wurde, der bekanntlich für das stolze Al- bion gerade keine sonderlichen Lorbeer,, im Gefolge hatte. In den 60er und 70 Jahren wurde das Gebiet der Capcolonie durch Annexionen bedeutend erweitert, so daß heutzutage das Copland einen Flächenraum etwa von der Größe Deutschlands umfaßt.
Die Capstadt, die Hauptstadt der Capcolonie, ^
liegt am Nordfluß des 1072 Meter hohen Tafelsberges, sowie am Teufels- und Löwenberg und an der Südseite der weiten Tafelbai und gewährt einen der prächtigsten Prospekte der Erde. Ihre weißen, netten Häuser mit flachen Dächern sehen von der Secseite aus wie Perlenreiheu in einem breiten Hals- schmucke. Die Castells „Victory", „Obercrombin Robertson", „Reform", „Waterloo" und einige kleinere Werke beherrschen die Stadt und den Hafen.
Die Straßen der Stadt sind breit, regelmäßig und an den Seiten meist mit Eichen bepflanzt, so daß die Bewohner sich in der Hitze des Sommers, die jedoch selten 30 Grad übersteigt, im Schatten prächtiger Alleen bewegen können. Die Stadt hat 15 Kirchen, darunter eine römisch-katholische, eine evangelisch-lutherische und eine holländisch-reformirte Kirche, vier Synagogen, mehrere Moscheen, ein schönes Rathaus und weitangelegte Casernen. Die Capstadt ist Sitz der Regierung, eines englischen und eines römischen Bischofs, verschiedener gelehrter Gesellschaften, einer Börse, mehrerer Banken, Dampfschifffahrtsund Assecuranz-Gesellschaften u. s. w. Die Stadt zählt gegenwärtig 35—36,000 Einwohnern der verschiedensten Nationalitäten, denn außer Engländern, Holländern, Deutschen und Franzosen giebt es Hottentotten, Neger, Araber, indische und chinesische Kulis und Malayen.
Die ursprüngliche Bevölkerung des Caplandes besteht aus Hüttentoten, Buschmännern und den sogenannten Colouiekaffern, zum Unterschiede von den verschiedenen unabhängigen Kaffernstämmen. außerdem noch aus Griquas und Betschuanen. Die Hot- tentotcn oder Quaiquar („Stotterer") deren Sprache reich an tiefen Kehllauten, dem Kollern des Truthahns ähnelt, besaßen ursprünglich einen hohen Grad von persönlichem Mut und Intelligenz, aber sie haben ihre edleren Eigenschaften im längeren Verkehr mit den eingewanderten Europäern verloren und dafür sich deren Untugenden angeeignet. Dem Namen nach ist zwar ein großer Bruchteil der Hottentoren Christen, aber fast alle diese Bekehrten sind nur deshalb Christen geworden, um als Tagediebe und Vaganten auf den Missionsstationen Herumstreifen zu können und sich füttern zu lassen. Die Coloniekaf- fern und Buschmänner sind aber noch viel schlimmer. In Faulheit. Schmutz und Völlerei suchen sie einander zu übertreffen, Tabak und Branntwein sind ihnen die Attribute der irdischen Seligkeit. Der grelle Putz, mit welchem sie mit leidenschaftlicher Vorliebe ihren schmutzigen Leib bedecken, dient nur dazu, ihre bis zum Ekel häßlichen, braunen Gesichter mit hervorstehenden Backenknochen, kleinen blinzelnden Schweinsaugen, gequetschten Nasen und plump aufgeworfenen Lippen mehr hervorzuheben. Dazu verbreiten diese braunen Kerle einen pestilenzia- lischen Geruch, so daß ein englischer Reisender Fremden allen Ernstes den Rath giebt, ein von einer Hottentottin oder einem Kaffernweib zurecht gemachtes Zimmer erst dann zu betreten, wenn es nach deren Entfernung eine halbe Stunde lang gelüftet worden.
Dabei sind die braunen Capbewohner hinterlistig und diebisch. Sie stehlen den Knopf von der Jacke des Soldaten, wenn er nicht aufmerksam ist. Wegen der unaufhörlichen Viehdiebstähle der Buschmänner und Kaffern hat das englische Gouvernement Tausende von strengsten Bestrafungen ergehen lassen müssen und die wilde Bevölkerung unter schweren Kümpfen immer weiter nach den nördlichen Grenzen ^ des Caplandes zurückgetrieben. Trotz Faller Bemü
hungen der englischen und herrnhutischen Missionäre' sowie der englischen und deutschen Ansiedler ist es heute nur zum kleinsten Teile gelungen, die Urbewohner aus ihrer Versunkenheit herauszureißen.
_ (Schluß folgt.) _
Tages-Neuigketten.
Deutsches Reich.
Stuttgart, 2. Nov. Mit dem Bau eines neuen Rathauses in Stuttgart wird es Ernst. Der alte Bau wird zu eug und bietet durch sein Fachwerk einen viel zu geringen Schutz für die wichtigen Dokumente (Güterbuch, Pfandwescn, Standesregister u. s. w.), die hier ausbewahrt werden. Ob es mit dem Bau rasch gehen wird, möchte man stark bezweifeln, es handelt sich um einen sehr wichtigen und ausgedehnten Bau; die Platzfrage wird schwer ins Gewicht fallen. Allein willkommen ist der Bau für unsere Handwerkslente; der Staatsbau hat fast ganz aufgehört; an Privatbauten ist ein großer Ueberfluß vorhanden.
Stuttgart, 7. Nov. Mit der gestern erfolgten Rückkehr Sr. K. H. des Prinzen Wilhelm von Arolsen, wo derselbe sich etwa 14 Tage mit seiner Mutter I. K. H. Prinzessin Katharine aufgehalten, ist hier mit großer Bestimmtheit ein Gerücht aufgetaucht, dessen Bestätigung in allen Kreisen der Bevölkerung des Landes mit lebhafter Freude begrüßt werden würde. Es verlautet nemlich, daß die Verlobung Sr. K. Hoheil des Prinzen Wilhelm in aller Bälde bevorstände, und zwar mit der Prinzessin Hilda, der Tochter des Herzogs Adolph von Nassau. Die Reise des Prinzen und seiner Mutter nach Arolsen soll mit diesem Heiratsprojckt in Beziehung gestanden sein und darf nur daran erinnert werden, daß die Fürstin Helene von Waldeck-Pyrmont, die Mutter der verstorbenen Prinzessin Wilhelm, eine nassauifche Prinzessin, die Schwester des Herzogs Adolph von Nassau ist. Die nassauifche Herzogsfamilie ist protestantischer Konfession und was Prinzessin Hilda anbclangt, so ist dieselbe am 5. Nov. 1864 geboren und soll ebenso anmutig wie liebenswürdig und wohlunterrichtet sein.
Stuttgart, 8. Nov. Es erscheint sicher, daß der württembergische Landtag noch im Laufe dieses Monats znsammentreten wird.
Im 9. Wahlkreis hat Schwarz (deutsch-freisinnig) mit 9073 Stimmen über Burkhardt (national) mit 8386 Stimmen gesiegt.
Stuttgart. Daß Molkte sich schon voriges Jahr in Wolle nach dem System Gustav Jäger umkleiden ließ, ist bekannt. Dies Beispiel hat fein Gutes gehabt, denn neuerdings schreibt man aus Berlin: Das Wollregime des Prof. Jäger hat bei maßgebenden sanitätlichen Autoritäten der deutschen Armee eine so außerordentlich günstige Aufnahme gefunden, daß eine genaue praktische Untersuchung seiner Einwirkung auf die Gesundheit der Soldaten demnächst bei einem unserer Truppenkörper eingeführt werden soll. Graf Moltke und mehrere hervorragende Autoritäten des großen Generalstabes haben sich als Anhänger des Jäger'schen Systems warm für dasselbe interessiert.
Stuttgart, 6. Nov. Der Kommissionsbe- richt der Kammer der Abgeordneten über den Gesetzentwurf, betr. die Gemeindeangehörigkeit, ist heute erschienen. Derselbe, redigiert von den Berichterstattern Beutter und Sachs, umfaßt 45 Seiten. Was die leitenden Grundsätze des Gesetzentwurfs anbelangt, das Streben, dem Bürgerrecht wieder einen