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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlolin) 80 , in dem Bezirk I ^ — -t,
außerhalb des Bezirks 1 X 20 -i. Monatsabonnement nach Vcrkältn s.
Samstag den 20. September.
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1884 .
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des „Gesellschafters"
auf das IV. Quartal,
Preis am Ort der Expedition 80 in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20 einschließlich Postzuschlags.
Um recht zahlreiche Bestellungen bezrv. Erneuerung derselben bittet
die Expedition L Redaktion.
Amtliches.
Nagold.
An die K. Standesämter.
Unter Hinweisung auf den Erlaß K. Ministeriums des Innern vom 8. Juli 1884, Ministerial- Amtsblatt Seite 293, werden die K. Standesämter angewiesen, binnen 8 Tage« den voraussichtlichen Jahresbedarf an den vom Staat zu liefernden Formularien zu den Standes-Registern 8. 6. (Haupt- und Nebenregister), Geburts-, Heirats- und Sterbe-Urkunden a. 8. b. 6. o. und zu den Familien-Registern für das Jahr 1885 anzuzeigen.
Zu diesem Zweck gehen den K. Standesämtern Bestellschreiben zu, in welche nicht blos der Bedarf an Formularien für das nächste Jahr, sondern auch der etwa noch vorhandene Vorrat an Formularien (links) einzutragen ist, wobei darauf aufmerksam gemacht wird, daß sowohl bei den Bestellungen des Jahresbedarfs als bei etwaigen Nachbestellungen von Formularien im Laufe den Jahres nie weniger als je 5 Bogen von den einzelnen Formularen und bei größeren Beträgen nur eine durch zehn teilbare Zahl von Formularien bestellt werden kann.
Den 17. Sept. 1884.
K. Oberamt. Güntner.
Zum akademischen Studium der kathol. Theologie sind u. a. ermächtigt und in das Wilhclmsstift zu Tübingen ausgenommen worden: Karl Hofmann, S. d. ff Kaufmanns in Horb; Franz Saiber, S. d. Uhrmachers in Horb.
Auf die erledigte Stelle eines Güterabfcrtigungsbeamten in Breiten ist der Güterabfcrtigungsbeamte, zugleich Bahnhof- kassicr Uhland in Calw seinem Ansuchen entsprechend versetzt worden._
Tages-Neuigkeiterr.
Deutsches Reich.
Calw, 15. Sept. (Deutsche Reichsp.) In der Herberge der Demokraten bei Adlerwirt Dirigier fand nach zuverläßigen Aussagen am Donnerstag unter Vorsitz Karl Mayer's aus Stuttgart eine vertrauliche Besprechung über die Reichstagswahl im 7. Wahlkreis mit den hiesigen Vertrauensmännern der demokratischen Partei Leimsieder Köhler, Oekonom Horlacher, Kaufmann Georgii und Ver- waltuugsaktuar Ziegler statt, in welcher die Aufstellung eines demokratischen Kandidaten gegen Stälin beschlossen wurde. Die Bezirke Neuenbürg, Nagold und Herrenberg sollen nicht vertreten, die Stimmung der Calwer Herren aber eine sehr gehobene gewesen fein, nicht minder zuversichtlich bleibt dabei der nationalgesinnte Teil der hiesigen Bürger, der zweifellos die Mehrheit bildet.
* Das landwirtsch. Gaufest in Tübin gen am 20. d. M., an welchem die Bezirke Tübingen, Böblingen, Herrenberg, Münsingen, Reutlingen, Rottenburg und Urach teilnehmen, scheint großartig zu
werden. Denn neben der Viehausstellung von Pferden, Rindvieh und Schweinen wird eine Ausstellung von landwirtsch. Produkten, Geräten und Maschinen statt- sinden; damit verknüpft wird sein eine Prämiirung von Dienstboten. Spiele, wie Hahnentanz, Sacklaufen, Wassertragen, Topfschlagen re. werden zur Erheiterung der Festbesucher dienen; auch ein Hundewettrennen wird veranstaltet werden. Eine Lotterie. 4000 Loose, wird das Fest mit vielen Hoffnungen und Enttäuschungen schließen.
Stuttgart, 18. Sept. Gestern abend kurz vor 8 Uhr brannte es in dem Hause 7 der Münzstraße, wo sich das Tuch- uud Manufakturgeschäft von S. Grünwald befindet. Das Feuer ist im Comptoir ausgebrochen und hat sich mit einer wunderbaren Schnelligkeit dem Magazin und Laden mitgeteilt. Auch Flaschner Leinert, Sporerstraße, dessen großes Magazin nur durch eine Bretterwand vom Grünwald'schen Komptoir getrennt war, hat durch das Feuer großen Schaden erlitten, indem sein in jenem Raum befindliches Warenlager durch das Feuer, wie die Hitze, säst vollständig zerstört wurde. Der angcrichtete Schaden ist sehr erheblich. Hr. Leinert berechnet seinen Anteil an demselben auf 20 000 «L.
In Heilbronn verhandelte die Volkspartei über die Getreidezölle. Mehrere beantragten die Aufhebung des Zolls. Da erhob sich der demokratische Führer der Partei, der Reichstagsabgeordnete Karl Mayer, und sagte, bei der Stimmung der Landwirte dürfe man mit solchen Anträgen nicht kommen, wenn man nicht auf jeden Wahlerfolg verzichten wolle. (E. Richter hat in einer Wahlrede in Alzey erklärt, seine Partei beabsichtige nicht, die Getreidezölle aufzuheben.)
In Heilbronn sind im städtischen Bahnhof bis jetzt 170000 erlegte Mäuse eingeliefert worden.
Oberndorf, 17. Sept. Wie der „Sch. B." berichtet, stattete heute der japanesische Kriegsminister mit zwei Artillerieoffizieren der Mauser'schen Gewehrfabrik einen Besuch ab. Die Herren machen eine militärwissenschaftliche Inspektionsreise durch Europa; sie find europäisch gekleidet und bedienen sich im Verkehr mit außen der französischen Sprache. Zur Zeit sind auch zwei Ingenieure aus Schweden und Norwegen in der Fabrik mit Spezialstudien beschäftigt.
(Verein für Arbeiterkolonien in Württemberg.) Der erste Jahresbericht für 1883/84 ist erschienen. Er bezweckt vor Allem, den Freunden und Gönnern, deren Opferfceudigkeit die Möglichkeit der Eröffnung der Arbeiterkolonie auf dem Dornahofe bei Altshausen zu verdanken ist, den Nachweis zu liefern, was geleistet worden ist, und allen denjenigen, welche über die Bedürfnisfrage in Bezug auf Einrichtung einer Arbeiterkolonie unter süddeutschen Verhältnissen, und in Folge dessen auch über die Existenzfähigkeit der Anstalt Zweifel gehegt haben, zu zeigen, daß die Kolonie nicht allein exislirt, sondern auch existenzfähig ist. Der Bericht bespricht die verschiedenen Bedenken, welche gegen die Einrichtungen von Arbeiterkolonien früher gehört worden sind und widerlegt dieselben auf Grund der gemachten Erfahrungen. Er schildert dann eingehend das Leben der Kolonisten auf dem Dornahofe und bringt Beispiele über die Wirkungen des Aufenthalts in der Kolonie auf einzelne derselben. Es sind dies Lichtblicke in den täglichen Erfahrungen, welche allein schon reichlich entschädigen für so manche Enttäuschungen, welche ja unmöglich ausbleiben können. Der Bericht widerlegt in eingehender Weise die Besorgnis, es könnte auf der Kolonie, namentlich im Winter, an Arbeitsgelegenheit fehlen, und glaubt mit gutem Gewissen die Versicherung geben zu können, daß die Kolonisten stets zu strenger Arbeit angehalten werden und damit der Zweck einer Arbeiterkolo
nie auch wirklich erfüllt wird. Nach den beigegebenen statistischen Notizen sind bis zum 31. August d. I. seit der Eröffnung aus allen Theilen Württembergs und Hohenzollerns 154 Mann ausgenommen worden, von welchen sich an diesem Zeitpunkte 28 noch dort befanden, während 34 durch Vermittlung der Verwaltung und durch eigene Bemühungen anderweitig Unterkommen gefunden haben, 65 wieder in geordneter Weise wieder auf die Wanderschaft gegangen, 12 wegen Verfehlungen (Trunkenheit, Unbotmäßigkeit, Arbeitsscheu u. s. w.) ausgeschlossen worden und 5 davongelaufen sind; 1 Mann wurde wegen Diebstahls verhaftet. Von obigen 154 Mann gehörten 105 der evangelischen, 49 der katholischen Konfession an.
(Gegen die Hauskatze.) Gegenwärtig wird eine Denkschrift und Petition über die Schädlichkeit der Hauskatze in Württemberg vorbereitet. Es wird darin gesagt, während die nützlichen Vögel immer mehr abnehmen, zeigen die der Landwirtschaft und der Forstkultur schädlichen Insekten eine beunruhigende Zunahme. Die meisten Insektenfresser fallen mit ihrer Brut den Katzen zum Opfer. Letztere seien durch die vielen Bahnwärterhäuser leider über das ganze Platte Land verbreitet. Die Denkschrift verlangt die Erlaubnis, daß herumschweifende Katzen ohne weiteres getötet werden dürfen, und beruft sich hiefür auf andere deutsche Länder. Es soll — so verlangt die Denkschrift — jede in Feld oder Wald herumschweifende oder in fremdes Eigentum eindringende Katze für vogelfrei erklärt und der Jagdausübende, resp. die Eigentümer des fremden Grundes ermächtigt werden, solche lirovi manu zu töten oder töten zu lassen; es wolle ferner festgesetzt werden, daß von seiten der Gemeinden in den Jagdpachtverträgen eine Schonung dieser Katzen nicht ausbedungen werden darf; endlich wolle die Einführung einer Katzensteuer, analog der Hundesteuer, vorbereitet werden, um auch hiedurch der unabsehbaren Vermehrung dieser Tiere entgegenzuwirken.
Heute wurden die Lose der dritten Serie der Ulmer Münsterbaulotterie ausgegeben. Die Ziehung findet vom 23.—25. Februar nächsten Jahres statt.
Brandfälle: In Kitzinghof bei Bartho- lomä (Gmünd) drei Häuser nebst den daran gebauten Scheuern, 13 Stück Vieh, 2 Pferde und 7 Schweine verbrannten; in Altheng st ett am 16. Sept. das Wohnhaus, Scheune, Schweinestall und Strohschopf nebst Mobiliar und Erntevorräten des Bauers Georg Süßer in Folge Anzündens eines Wespennestes durch Kinder; in Michelbach (Gera- bronn) am 14. ds. ein Wohnhaus, wobei auch ca. 40 Klafter Holz verbrannten.
Würz bürg. 13. Sept. Der Juristentag hat folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Der deutsche Juristentag wolle als seine Ueberzeugung aussprechen: Die Einführung der Berufung zum Oberlandesgericht gegen die erstinstanzlichen Urteile der land- gerichtlichen Strafkammern ist dringend zu wünschen. 2) Der Juristentag erklärt: Ein wirksamer Schutz gegen die beim Spe- kulationsverkchr in Zeitgeschäften vorkommenden Mißbräuche ist von einer im Wege der Gesetzgebung zu normierenden, auf Handhabung einer straffen Disziplinargewalt abseiten der Börsenorgane gerichteten Börsenordnung nicht zu erwarten; dagegen empfiehlt der Juristentag die Frage zur weitern Behandlung, ob nicht gesetzlich mit Strafe und dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte zu bedrohen wäre: 1) wer öffentlich in Bekanntmachungen wissentlich falsche Thatsachen vorspiegelt oder wahre Thatsachen entstellt, um zur Beteiligung an einem An- lchen zu bestimmen; 2) wer in betrügerischer Absicht auf Täuschung berechnete Mittel anwendet, um auf den Kurs von Effekten oder den Marktpreis von Waren cinzuwirkcn; 3) wer mit Personen oder für Personen, welche öffentlich oder von Privaten Angestellte sind, in Kenntnis dieser ihrer Eigenschaft ohne Vorwissen ihrer Vorgesetzten oder Prinzipale Zcitkaufge-