Wahrung der Interessen der französischen Staats­angehörigen dem russischen Gesandten anvertraut worden.

London, 23. Aug. Rcuter's Bureau mel­det aus Foutscheu: Admiral Courbet zeigte die Ab­sicht an, das Bombardement auf das Arsenal von Foutscheu heute zu eröffnen. Ein Telegramm der Times aus Foutscheu von heute nachmittag 2 Uhr besagt, daß die Feindseligkeiten begonnen hätten. Aus Peking von gestern wird gemeldet, die Gouver­neure der Provinzen Kwangsi und Jünnan erhielten Befehl, mit ihren Truppen nach Tongking zu mar­schieren.

Vierlinge. Die Frau eines Gasarbeiters in Carlisle. Namens Lenon, brachte am 16. d. weib­liche Vierlinge zur Welt.

DieTimes" bringt einen Artikel über das Verhältnis zwischen Deutschland und Eng­land, worin sie die von der englischen Regierung in der Angra Pequeua-Angelegenheit Deutschland gegenüber beobachtete Haltung tadelt und hinzufügt, Afrika sei groß genug, um Spielraum für die fried­lichen Unternehmungen Deutschlands wie Englands zu gewähren. Die Bestrebungen Deutschlands, an der Südwestküste Afrikas Märkte für sich zu eröffnen oder Kolonien zu gründen, könnten die Engländer ohne Eifersucht betrachten. DieTimes" drückt schließ­lich ihr Vertrauen auf die Fortdauer guter Bezie­hungen zwischen England und Deutschland aus.

Handel K Uerkehr.

(Konkurseröffnungen.) Jakob Kibele, Käser von Siggle'S, Gde. N ooshausen (Leulkirch). Otto Widmann, Buch­binder. Nürtingen. Johannes Schulz, Kaufmann in Ulm. Inhaber eines unter der FirmaJohs. Schnlz" betriebenen Cigarren- und Kolonialwarcn-Handelsgeschäfts.

Stuttgart, 20. Aug. (Tuchmesse.) Bou den 123 Verkäufern, welche die diesjährige Tuchmessc befahren haben, sind 12 aus Nagold, 30 aus Freudenstadt, 1 aus Weil der Stadt, 4 aus Reutlingen, 8 aus Obcrschwandorf, 19 aus Me- zingen, 3 aus Lambrecht, 11 aus Ebhausen, 8 aus Nördlingen, 1 aus Dettingen, 2 aus Stuttgart, 1 aus Eislingen, 1 aus Degerloch, 3 aus Erbach i. O., 4 aus Beerfelden, 1 aus Wurmlingen, 7 aus Göppingen, 1 ans Memmingen, 1 aus Kornthal, 2 aus Tuttlingen, 2 aus Calw, 1 aus Aalen.

Stuttgart, 23. Aug. Aus dem Marktplatz waren etwa 78000 Stück Filderkraut zu 15 18 pro Hundert, aus dem Leonhardsplatz etwa 400 Ztr. Kartoffeln zu 3 50

bis 4 zugeführt.

Der Allmand-Obstertrag der Gemeinde Lauffen a. N. wurde um 11 245 .«i verkauft. Der Zir. kommt ca. auf 7

Karlsruhe, 21. Aug. DieBad. L.-Z." schreibt: Ist das 1884er Jahr auch kein Kometenjahr, so wird cs hin­sichtlich des Weines doch seiner Eigenschaft als 50jähriges Jubeljahr des 34crs alle Ehre machen. Als Probe hiervon darf wohl gelten, daß Herr Fr. Sachs zum HotelPrinz Wilhelm" dahier jetzt schon, also im letzten Drittel des Monats August, einen trefflichen 1884er Freinsheimer (Pfälzer), reinen neuen Traubenweiu, ausgeschenkt.

Nürnberg, 20. Aug. (Hopfen.) Die Ernteaussichten lauten infolge des Regens äußerst günstig und rechnet man auf eine gute Drewiertel-Erntc; auch England meldet eine Besserung der Pflanze. Nach vorjähriger Ware ist die Nach­frage sehr gering; man löst für Prima nicht mehr als 105 bis 110 für Mittel 7080 Geringe sind ganz ver­

nachlässigt.

Liebe und Hlück.

Erzählung von P. Lachner.

(Schluß.)

Du zeigst Dich jetzt wieder einmal von Dei­ner schwachen Seite, Ernst. Wenn einem das Glück die ganze Hand, wie es hier der Fall ist, bietet, da gilt es zugreifen, denn hier steht unter Umständen das Glück unseres ganzen Lebens auf dem Spiele. Und sollen wir deshalb die Einladung der Damen ver­schmähen, weil sie jung und husch sind und keine El­tern mehr haben? Ein solcher Narr bin ich nicht und Deine Narrheiten lasse ich nicht zur Geltung gelangen. Die Damen besitzen ihren eigenen Hausstand, haben eine alte treue Wirtschafterin, welche die Damen schon als Kinder gepflegt hat und außerdem besitzen sie noch einen alten, ehrlichen Diener. Das ist Voraussetzung und Bedingung genug zu nobler Lebensart."

Nächsten Sonntag nachmittag 1 Uhr werden wir der freundlichen Einladung Folge leisten und wenn nur irgend möglich, einen guten Eindruck auf die Herzen der Damen zu machen suchen. Aber bis dahin muß ich noch einen guten Teil Deines Philister­tums von Dir entfernen.

Du wirst morgen unter meiner Anleitung mo­dernisiert, Ernst. Dein schönes Haar ist zu lang und zu wenig gepflegt, ebenso Dein Bart, hier werde ich mit Hilfe eines geschickten Friseurs Ordnung schaffen. Mit Deinen Kleidern bist Du auch immer mehrere Jahre hinter der Mode zurück, auch hier muß ein Sprung nach vorwärts gethan werden, denn alle Da­

men sehen eist die Gestalt und dann das Herz der Männer an und dieser Neigung darf man keine nö­tigen Hindernisse in den Weg stellen."

Der Bruder Ernst wollte opponieren, aber es half ihn nichts, der Maler setzte seinen Plan nach jeder Richtung durch.

Hans von Grünau war auch taktvoll genug, an die Schwestern Nollenhagen erst noch einen Brief zu schreiben, worin er meldete, daß er es mit seinem Bruder wage, die freundliche Einladung anzunehmen nnd außerdem fehlte es in dem Briete auch nicht an einigen zarten Schmeicheleien, wie sie Personen, welche sich für einander intereffieren, sich zu sagen pflegen.

Der bedeutsame Sonntag kam heran. Ein Wagen fuhr nachmittags 1 Uhr vor dem Hause, in welchem die Schwestern Rollenhagen wohnten, vor, und zwei elegante Herren, die sich mit feiner Lebens­art bewegten, entstiegen demelben und begaben sich hinauf in die Wohnung der Schwestern. Es waren die Herren Ernst und Hans von Grünau.

Ernst seufzte zu wiederholten Malen in Er­wartung der Dinge, die da kommen sollten, aber das frühere Auftreten und die Ermunterungen seines Bru­der ließen ihn seine Rolle würdig spielen.

Die Schwestern Rollenhagen erschienen in strah­lender Schönheit und Eleganz, sie empfingen das Bruderpaar auf das freundlichste und nicht nur dem Maler, sondern auch dem Gelehrten wurde es einige Zeit darauf, nachdem die erste Scheu vor den fremden Damen vorüber war, ganz paradiesisch zu Mute. Marie fand recht großen Gefallen an dem Maler Hans von Grünau und im Laufe des Nachmittags verlor sie ihr Herz an den schönen jungen Mann, womit dieser in jeder Beziehung einverstanden war. Zwischen Lucien und Ernst von Grünau fand ein ähnlicher Vorfall statt, nur zeigte der Gelehrte zu sehr seine Schüchternheit, io daß es zwischen ihm und Lucien noch zu keinem stillen Einverständnisse kam. Jedenfalls entließen die Schwestern Nollenhagen am späten Nachmittage die Herren von Grünau mit der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, an denen sich die sichere Aussicht auf ein bleibendes Zusammenleben, wie es die Ehe vorschreibt, knüpfte.

Es begann sich darauf ein Korrespondenz zwi­schen den liebenden Paaren zu entwickeln und kam die­jenige zwischen Hans von Grünau und Marie Rollen­hagen zuerst in Fluß. Ernst von Grünau schleppte seine Liebesqual aber wie eine Zentnerlast mit sich herum, denn seine große Gelehrsamkeit verhinderte ihn, den rechten Weg zur Einleitung eines zarten Verhält­nisses mit der geliebten Lucie zu finden und vom Bru­der Hans wollte er sich in dieser Angelegenheit auch kein Wörtchen sagen lassen. Doch endlich fand der Doktor einen Ausweg, er machte mit einem Gedichte Schillers der angebeteten Lucie eine Liebeserklärung, die folgendermaßen lautete.

Noch seh' ich sie, umringt von ihren Frauen, Die Herrlichste von allen stand sie da,

Wie eine Sonne war sie anzuschauen,

Ich stand von fern und wagte mich nicht nah.

Es faßte mich mit bangevollem Grauen,

Als ich den Glanz vor mir verbreitet sah;

Doch schnell, als hätten Flügel mich getragen, Ergriff es mich, die Saiten anzuschlagen.

Was ich in jenem Augenblick empfunden,

Und was ich sang, vergebens sinn' ich nach;

Ein neu' Organ halt' ich in mir gefunden,

Das meines Herzens heil'ge Regung sprach:

Die Seele war's, die Jahre lang gebunden,

Durch alle Fesseln jetzt auf einmal brach Und Töne fand in ihren tiefsten Tiefen,

Die ungeahnt und göttlich in ihr schliefen.

Und als die Saiten lange schon geschwiegen,

Die Seele endlich mir zurücke kam,

Da sah ich in den engelgleichen Zügen Die Liebe ringen mit der holden Scham,

Und alle Himmel glaubt' ich zu erfliegen,

Als ich das leise, süße Wort vernahm;

O droben nur in sel'ger Geister Chören Werd' ich des Tones Wohllaut wieder hören!

Das treue Herz, das trostlos sich verzehrt,

Und still bescheiden nie gewagt zu sprechen,

Ich kenne den ihm selbst verborgnen Wert.

Am rohen Glück will ich das edle rächen;

Dem Armen sei das schönste Loos bescheert;

Nur Liebe darf der Liebe Blume brechen;

Der schönste Schatz gehört dem Herzen an,

Das ihn erwidern und empfinden kann.

Lucie antwortete geschickt darauf mit Goethe's Worte:

Ich denke Dein, wenn mir der Sonne Schimmer Vom Meere strahlt;

Ich denke Dein, wenn sich des Mondes Flimmer In Quellen malt.

Ich seh Dich, wenn auf dem fernen Wege Der Staub sich hebt;

In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege Der Wanderer bebt.

Ich höre Dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen Die Welle steigt;

Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,

Wenn alles schweigt.

Ich bin bei Dir. Du seist auch noch so ferne,

Du bist mir nah;

Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.

O, wärst Du da!"

Ueberglücklich hielt Ernst von Grünau diese Zei­len Luciens in den Händen. Einige Wochen später gab es zwei der glücklichsten Paare, wozu die dama­lige Verlobungszeitung mit beigetragen hatte, wenn es die Schwestern Rollenhagen auch erst viel später ihren Gatten erzählten und dabei erfuhren, daß Hans von Grünau richtig mit unter den Heiratskandidaten gewesen war, obwohl das Rendezvous im Theater weder von ihm noch von den Schwestern Nollenhagen wegen der dazwischen liegenden Ereignisse eingehalten worden war.

Allerlei.

(Nitroglycerin als Arzneimittel.) Der unheilvolle Sprengstoff, welcher in den Händen der Bosheit und der Niedertracht Leib und Leben schädigt, wird seit einiger Zeit in Oesterreich als Heilmittel gegen Brustbeklemmung, Asthma. Neuralgie und Kopfschmerz vielfach mit großem Erfolg ange­wandt. Man verkauft dort in den Apotheken kleine Chocoladetäfelchen, welche den zweihundertsten Teil eines englischen Grans au Nitroglycerin enthalten. In so kleiner Gabe wirkt das an und für sich in größerer Dosis giftige Nitroglycerin in den genann­ten Fällen heilend und schmerzlindernd. Nach dem Einnehmen eines solchen Täfelchens entsteht im Ver­laufe der ersten fünf Minuten ein Gefühl der Schwere und ein Pulsieren im Kopfe, das bald vorübergeht, um einer wohlthuenden Erleichterung Platz zu ma­chen. Besonders günstig erweist sich das Nitrogly­cerin bei der Brustbeklemmung (Angina, pectoris), da eine einzige Tablette die unerträglichen Schmerzen stillt oder wenigstens lindert, ohne irgend welche nachtheilige Nebenwirkungen zu äußern.

Der älteste aller Schauspieler war Jean Noel, der am 13. Januar 1829 in Paris, 118 Jahr alt, starb und doch noch im 100. Jahre auf­trat. Er hatte vom achten Jahre an die Bühne betreten, 92 Jahre lang auf ihr nicht mit großem Ruhm, aber doch steter Brauchbarkeit gewirkt und 2760 Rollen gespielt. 28010 Mal war er aufge­treten, 1040 Mal gestorben, 130 Mal König, 920 Mal ein ehrlicher Mann, und 13 500 Mal ein Schurke und Unglücklicher gewesen, allein immer mit dem besten Herzen und der heitersten Laune. Für Schminke hat er 27 600 Francs ausgegeben, für Gage 138 000 Francs eingenommen.

Für die Menschheit etwas beschä­mend ist folgende Statistik: Nimmt man die Be­völkerung der Erde zu 1200 Millionen an, so fände sie auf der Fläche des gefrorenen Bodensees Platz, und das Gedränge wäre nicht einmal sehr groß, da jedem Menschen vier Quadratfuß zur Verfügung ständen. Bräche die Eisdecke und ginge auf die Weise der ganze Menschenschlag zu Grunde, so würde dadurch der Wasserstand des Sees nur um 6 Zoll steigen.

Die Länge der unterseeischen Kabel beträgt annähernd 90000 Seemeilen a 1,«55 Kilometer, also 166 950 Kilometer.

- (Solider Bau.) Opernsänger:Mein lieber

Hausherr, gestern fiel ohne Veranlassung der Ösen in meinem Zimmer ein. Ich bitte Sie, einen neuen setzen zu lassen." Hausherr:So? Ohne Veranlassung? Glauben Sic vielleicht, ich habe keiue Qhreu! Haben Sie nicht gestern zwei Stunden lang gesungen?" _

Kunst-Notiz. Nagold. Soviel mir vernehmen, wird die rühmlichst bekannte Künstler-Gesellschaft des Alexan­der Düpuis im Laufe dieser Woche einige Vorstellungen hier geben. Da diese Gesellschaft noch von früher her in gutem An­denken steht, so wünschen wir derselben, die diesmal mit eini­gen ganz neuen, hier noch nie gesehenen Leistungen auswarten wird, einen recht zahlreichen Besuch. Mehrere Kunstfreunde .

Verantwortlicher Redakteur Stein« andel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Z aiser'schen Buchhandlung in Nagold.