Gemeinschaft mit Dr. Brüning in Höchst schon im vorigen Jahr von einem Häuptling am Congo ein Gebiet von ziemlich bedeutendem Umfang erworben hat.

Die Westküste Aufrikas von Guinea bis Angra Pequena ist, wie man demBerl. Tgbl." schreibt, von einem ganzen Netz deutscher Niederlassungen in Beschlag genommen. 14 Hamburger und 5 6 Bre­mische Firmen sind auf dieser Strecke augesiedelt. In Cameruns befindet sich eine Niederlassung der be­deutenden Hamburger Firma C. Wocrmann, deren Chef Präses der Hamburger Handelskammer ist. Dieses Haus unterhält mit eigenen groben Dampfern eine regelmäßige Dampferverbindung nach Westafrika, von Madeira herunter bis Gabun, Kongomündung und Ambriz. Nebst Faktoreien und Plantagen besitzt das genannte Haus auch teils ältere, teils neuer­dings erworbene Terrains. Auch sollen mehrere Ne­gerhäuptlinge in der Gegend von Cameruns sich direkt unter den Schutz des deutschen Kaisers gestellt haben. DasBerl. Tgbl.", das sich vor wenigen Wochen noch mit Hrn. Bamberger vor fremdenNasenstübern'' gefürchtet hatte, fügt hinzu:Diese neueste Nachricht von der Westküste Afrikas wird in ganz Deutschland mit großer Freude und Genugthuung vernommen werden. Es ist damit ein tüchtiges Loch in die An­schauung gerissen, daß Deutschland bei der Ausschlie­ßung Afrikas als Aschenbrödel leer ausgehen werde. Von Vorteil ist bei den Besitzungen in Westafrika, daß sie völlig unabhängig von der Benützung des Suezkanals sind, so daß der Weg von Deutschland dorthin das freie Meer ist. In England wird sich wohl einiger Lärm wegen dieserneuen deutschen Kolonie" erheben, welche vielleicht später einmal auch eine gute Handelseinbruchsstelle nach dem oberen Kongo abgibt, den Stanley bekanntlich als die eigent­liche Reichtumsquelle des Kongogebietes bezeichnet." So schreibt das Berl. Tgbl.: Die letzte Freun­din des Hrn. Bamberger ist damit abgefallen und er steht nun ganz allein und einsam mit seinen An­sichten über denKolonisationsschwindel." Vielleicht bekehrt er sich auch noch.

Von einem Aufsehen erregenden Morde auf der Eisenbahn lassen sich die Ostd. Grenzb. aus Eydtkuhnen berichten. Das Blatt, dem wir die Ver­antwortlichkeit für die Richtigkeit dieser Nachricht überlassen müssen, schreibt: Wie wir nachträglich er­fahren, ist in der Nacht vom letzten Dienstag zum Mittwoch im russischen Courierzuge in einem Coups 2. Klasse ein Kaufmann aus Königsberg, 29 Jahre alt, bei der Station Swentiany ermordet und die Leiche aus dem Fenster geworfen worden. Da auf dieser Stelle der Courierzug sich mit einem Güter­zug kreuzt, so bemerkte der Locomotivführer des- terzngs wohl, daß etwas aus einem Coups geworfen wurde, konnte cs aber wegen der Dunkelheit nicht erkennen und machte auf Station Swentiany Anzeige. Man forschte sofort nach und fand die Leiche mit durchschnittenem Halse. Der Ermordete soll viel Geld bei sich gehabt haben, was die Briefcouverts, welche man bei ihm fand, nachwiesen; man fand ferner bei ihm eine wertvolle goldene und silberne Uhr und 10 Rubel. Ein Beamter vom Fahrperso­nal soll als des Raubmords verdächtig verhaftet sein.

Der Nordische Verbandstag der deutschen N e i ch s f e ch t s ch u l e hat den Beschluß gefaßt, in Wandsbeck ein Waisenhaus zu errichten. Ein Wands­becker gab den Grund und Boden, ein anderer 100000 Stück Ziegel dazu her. Der Baumeister, der die Vorarbeiten zu den Plänen besorgt, leistet einen Bei­trag von 2800 der Magistrat von Wandsbeck hat Abgabenfreiheit zugesichert. Auf diese Weise sind die Herstellungskosten um ein Bedeutendes herabge­mindert.

Die Elektrizität dürfte mit der Zeit die Dampf­kraft beim Drucken von Zeitungen ersetzen. In Ame­rika ist bereits der Versuch damit gemacht worden. Die in Lawrence erscheinendeAmerikan" ist das erste Tageblatt in den Vereinigten Staaten, welche ihre großen Hoe'schen Druckerpressen durch elektrische Kraft in Betrieb setzen ließ.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 21. Aug. Kalnoky referierte heute nachmittags dem Kaiser in besonderer Audienz über die Varziner Abmachungen.

Wien, 22. Aug. Dorn's Volkswirtschaftliche Wochenschrift meldet, daß die Ausführung des Pla­nes. vier österreichisch-ungarische Kriegsschiffe zur speziellen Berücksichtigung der kommerziellen Interes­sen zu entsenden, unmittelbar bevorstehe. Ende Au­gust werden die CorvettenHelgoland",Aurora",

Frundsberg" undSaida" den Centralhafen mit Instruktionen zur besonderen Wahrnehmung der han­delspolitischen und consularischen Interessen verlassen.

Am 18. Aug. habe» in H e r m a n n st a d t, der Hauptstadt des siebenbürgischen Sachsenlandcs, die Festlichkeiten begonnen, durch welche der ringsum von Magyaren, Rumänen, Serben und Serbo-Kroa- ten umgebene wackere deutsche Volksstamm der Sie­benbürger Sachsen die Erinnerung an seine vor 700 Jahren erfolgte Einwanderung in jene ferne Ostmark feiert. Die Deutschen Siebenbürgens sind wohl be­rechtigt, dieses außerordentliche Jubiläum mit Stolz und Freude zu begehen, denn das, was von den deutschen Einwanderern und ihren Nachkommen in diesem entlegenen Winkel der habsburgischen Monar­chie während dieses langen Zeitraumes geleistet wor­den ist, stellt dem deutschen Charakter und dem deut­schen Geiste ein neues, glänzendes Zeugnis aus. Sie haben ans ihrer neuen Heimat eine Stätte deut­scher Gesinnung und deutscher Gesittung, deutschen Geistes und deutschen Wesens geschaffen, sie haben ein kaum minder großes Verdienst die deutsche Fahne, obwohl fast vergessen von der großen deut­schen Mutter, in allen Völkerstürmcn unentwegt hoch­gehalten und die Siebenbürger Sachsen thun dies heute noch, so daß sie die Sympatlsie ihrer Stam­mesgenossen auch jenseits der schwarzgelben Grenz­pfähle in vollstem Maße verdienen.

Die Grazer Tagespost schreibt: Ein 20jähri- ges Mädchen, Tochter eines Fabrikswerkmeisters in Graz, hatte als Mitglied eines geistlichen Vereins vor kurzer Zeit das Unglück, sich in einen jungen Mann zu verlieben und wieder geliebt zu werden, was zur Folge hatte, daß der junge, brave Mann, welcher einen wöchentlichen Verdienst von 15 bis 20 fl. aufzuweisen hat, somit einen eigenen Haus­stand zu gründen und in der Lage ist, in aller Form bei den Eltern um die Hand der Tochter an­hielt. Der Vater, welcher lange den Plan in sich trug, seine Tochter nur zur Frau seines guten aber bejahrten Freundes zu machen, war über die Wer­bung des jungen Mannes außer sich und versuchte alles Mögliche, die jungen Leutchen von dem Ge­danken einer Heirat ab- und seine Tochter bei sei­nem Freunde anznbringeen. Doch was vermag der Mensch gegen den Starrsinn eines verliebten und geliebten Mädchenherzens. Es mußte ein außerge­wöhnliches Mittel gesucht werden und wurde ein solches auch in einem hiesigen Frauenkloster gefun­den. Gelegentlich eines Spazierganges wurden von der Familie auch die Nonnen in dem bekannten Klo-. ster besucht und die neuen Räumlichkeiten daselbst besehen. Da wollte es derZufall", daß das Mäd­chen, welches man mit besonderer Freundlichkeit auf einige Gegenstände aufmerksam machte, in einem Zim­mer als Letzte der Gesellschaft zurückblieb, als sich schnell die Thüren schlossen und verriegelt wurden, so daß die Arglose trotz Rasens und Weinens sich als Gefangene betrachten und momentan in das Schicksal ergeben mußte. Nach einiger Zeit erschie­nen zwei Nonnen, entledigten die Gefangene trotz ihres energischen Protestes der weltlichen Kleider und verwandelten die weltliche Braut in eine unfrei­willige geistliche. Der gefangenen Kandidatin ward strengstes Schweigen geboten und zwei Nonnen wur­den ihr zur fortwährenden Beaufsichtigung beigege­ben. Doch nicht nur das geistliche Auge, auch das Auge des Gesetzes wacht. Der auffällige Abgang des allseits beliebten Mädchens wurde in wenigen Tagen bemerkt und die bereits ruchbare Geschichte von Freunden zur Anzeige gebracht. Die Sicher­heitsbehörde leitete die entsprechenden Schritte ein und nach versuchter Verleugnung des Geschehen wurde das reklamierte Mädchen von Seiten des Klo­sters erst ausgeliefert, nachdem die Verhaftung der beteiligten Persönlichkeit in Aussicht gestellt worden war. So geschehen im Monat August 1884." Frankreich.

Paris, 21. Aug. Der chinesische Gesandte Li-fong-pao hat heute Jules Ferry die Antwort der chinesischen Regierung auf das französische Ultimatum übergeben. Die Antwort lautet ablehnend. China verweigert die Zahlung der Kriegskostenentschädigung und zieht lieber die Gefahren eines Krieges mit Frank­reich vor. In amtlichen Kreisen glaubt man, daß Admiral Courbet die Feindseligkeiten gegen Futscheu bereits eröffnet habe und daß die chinesische Gesandt­schaft morgen Paris verlassen werde.

Wie dieK. Z." von Paris meldet, ist Ferry amtlich benachrichtigt worden, daß man von Berlin

aus die Freilassung der beiden in Koblenz wegen Spionage verhafteten und ihrer Schuld völlig über­führten französischen Offiziere befohlen habe. Die Freigebung ist lediglich deshalb erfolgt, weil man in Berlin den Franzosen einen neuen Beweis dafür geben wollte, daß Deutschland bereit ist, alles zu thun, was Frankreich Verlegenheiten ersparen kann.

Es verdient hervorgehoben zu werden, daß bei der Bewilligung des Tonkin-Kredites in der sranz. Kammer kaum ein Drittel der Deputierten zur Stelle war. Nicht blos ist die bewilligte Summe sehr be­deutend, sondern dieselbe kann noch weitere Kredit­sorderungen nach sich zieben. Ueberdies ermächtigt dieselbe die Regierung zu kriegerischem Vorgehen, was doch immer seine Wichtigkeit hat, selbst wenn China der zu bekämpfende Gegner ist. Dem heut. Telegramm zufolge ist der Krieg jetzt unvermeidlich. Als es sich darum handelte, sich in ganz nnquali- fizierbarer, dabei völlig nutzloser Weise um die Ver­fassungsrevision zu zanken, sich gegenseitig die ärgsten Dinge ins Gesicht zu schleudern, waren die Herren Parlamentarier stets vollzählig.

Eine amüsante Entweichnngsgeschichte wird aus Lille (Nordfrankreich) gemeldet. Der dortige Gefangnis- direktor sitzt ruhig und behaglich i» seinem Kadinet, es werden ihm zwei Detektivs der städtischen Polizei gemeldet.Herr Direktor," lautet die Ansprache des Einen,wir haben die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß binnen einer Viertelstunde, und zwar unter Ihren Augen, zwei IhrerPensionäre" entweichen werden." Der Direktor glaubte zuerst an einen Spaß, aber die Angaben der Polizisten lauten so bestimmt, daß kein Zwei­fel mehr erlaubt ist. Es handelt sich um zwei gefährliche eng­lische Einbrecher, welche einer weitverzweigten Bande angehören. Ein Mitglied derselben wurde auf den Kontinent geschickt, um die beiden Genossen aus den Händen der Justiz zu befreien, aber seine Heriiberkunst wurde von der Polizei signalisiert und man ließ daher den Befreier nicht ans dem Auge. Der Di­rektor wollte die beiden Fluchtlustigen sofort in den Karzer stecken lassen und so die Entweichung verhindern. Aber die Polizisten sannen auf andere Wege, und man ließ dem ausgc- heckten Plane freien Lauf. Gegen Mittag wurden im Hofe des Arrcsthauses eine Anzahl Wagen geladen, welche in unge­heuren Körben die im Gefängnis angefcrtigten Schuh- und und Flechtwaren herausfördern sollten. In einem dieser Körbe hatten die zwei Gefangenen, offenbar im Einverständnisse mit dem Bestochenen Aufseher Platz genommen. Für Anzüge, Pcrrücken und Geld habe ein aus England gekommener Be­freier gesorgt.Anstandslos rollen die Frachtfuhrwcrke

zum Taore hinaus und die beiden Gesellen mochten sich schon des Gelingens erfreuen, als einige Kundert Schritte weiter der Wagen auf Befehl eines von sechs Agenten begleiteten Kommissars ungehalten, der ominöse Kord geöffnet, die beiden Sträflinge heraus geholt, gebunden und ins Gefängnis zurück gebracht wurden, wo ihrer eine Disziplinarstrafe harrte. Da­mit war jedoch das Abenteuer nicht abgeschlossen. An Stelle der Sträflinge huschten zwei Polizisten in den Korb, denn sie wußten, daß der englische Spießgeselle an einer verabredeten Stelle seine Freunde erwartete, um sie bis zum Bahnhof zu ge­leiten. An der vereinbarten Stelle machte der Fuhrmann Halt und der Engländer schickte sich von selbst au, die Schnüre, welche den Korb sesthiclten, aufzutrennen. Plötzlich sprangen, wie die Popanze aus einer Nürnberger Schachtel, die beiden Geheimen" heraus, übermanntcn ihn und brachten ihn zur Polizei, wo er als gefährlicher Verbrecher erkannt und in Ge­wahrsam behalten wurde. Der Kerkermeister wurde ebenfalls verhaftet.

Italien.

Rom, 19. Ang. In Nola (Provinz Caserta) hat eine Vanernrevolte stattgefnnden. An 500 Land­leute durchzogen, mit Flinten, Pistolen, Beilen, Sen­sen und Knütteln bewaffnet, den Ort unter dem Rufe: Tod dem Bürgermeister!" und häuften um Gemeinde­hause einen Holzstoß ans, um dasselbe in Asche zu legen. Die einschreitenden Carabinieri wurden miß­handelt. Nähere Einzelheiten fehlen noch.

Rußland.

Der Voss. Ztg. wird aus Petersburg ge­schrieben: In Hofkreisen gilt gegenwärtig die Reise des Kaisers nach Warschau nach Schluß der großen Manöver für ausgemacht und man versichert, daß, ungeachtet der Neigung des Monarchen, mit kleinem Gefolge zu reisen, bei der Reise nach Warschau ihn doch verschiedene Minister und ein größeres Gefolge begleiten werden.

Türkei.

Odessa, 21. Aug. Gegen den Gendarmerie- Oberst Kantansky wurde gestern von der Tochter eines hiesigen Kaufmannes, Namens Kaliuschnajah, ein Mordversuch gemacht. Dieselbe feuerte auf den Oberst mehrere Revolverschüsse ab, welche fehl gin­gen. Die Verbrecherin wurde verhaftet.

England. ^

London, 21. Aug. Eine Depesche der Ti­mes aus Pecking von heute behauptet, das Tsuug- li-Uamen lehne fortgesetzt die Forderungen Frank­reichs ab und erkläre, China sei zum Kriege vorbe­reitet. Die Depesche der Times will sogar wissen, auf dem französischen Consulate zu Peking sei heute Mittag die französische Flagge cingezogen nnd die