Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

^Z100.

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Dienstag den 26. August.

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Amtliches.

Die Grtsvorsteher

werden in Betreff der bevorstehenden Auswahl der Schöffen und Geschworenen pro 1885 auf die Ver­fügung des Justizministeriums vom 16. Juni 1880, Reglil. S. 156 ff., zur genauen Nachachtung hinge­wiesen.

Nagold, den 25. Aug. 1884. O.-A.-R. Daser.

Die cvg. Pfarrei Gündelbach (Knitilingeu) wurde dem Pfarrverw. L. Holzbaur in Emmingen übertragen^

^ Tages-leuigkeiten.

* Nagol d, 25. Aug. Der unfern Reichsfecht- fchülern gestern in Aussichtgestellte Besuch des Verbands Stuttgart per Extrazug konnte leider wegen zu ge­ringer Beteiligung nicht ansgeführt werden und hatten unsere Fechter dadurch statt 2600 leider nur andert­halb Dutzend ihrer Kollegen zu begrüßen. Dagegen War der Empfang dieser wenigen Gäste ein um so freudiger und herzlicher und übeia'!. wo sie Einkehr hielten, herrschte die froheste, brüderlichste ätimmung. Besonders erfreut wurden aber die hiesigen Fechter durch die Ueberreichung eines Ehrendiploms und die Rangierung eines Oberfechtmeisters an das Mitglied Hrn. Kaufmann Pflomm durch den Stuttgarter Verband, welche Auszeichnung aber auch eine verdiente ist, denn wenn alle Mitglieder mit solchem Eifer und Interesse der Sache sich widmeten, wie Hr. Pf., so fände der Plan dieser Vereine bald ihre Verwirk­lichung. Mit herzlichen Händedrücken und freudigen Hochs führte der 8 Uhrzug die werten Gäste wieder ihrer Heimat zu, einen baldigen Wiederbesuch in Aus­sicht stellend.

Freuden st ad t, 18. Aug. Ein schweres Un­glück hat, wie der Gr. schreibt, eine Familie in Aach getroffen. ^Der vierjährige Knabe des dortigen Lamm­wirts ging mit seinen Geschwistern auf die Bühne, um junge Kätzchen aufzusuchen. Da es ihm zu dunkel war, versuchte er den geschlossenen Bühneladen zu öffnen. Er stellte sich daher auf das Gesims, machte den Riegel los und stieß den Laden auf; dabei verlor er aber das Gleichgewicht und stürzte kopfüber zum Laden hinaus. Obwohl der schnell herbeigerufene Arzt keine äußeren Verletzungen an dem bei vollem Bewußtsein gebliebenen Kinde konstatiren konnte, starb es nach 10 Tagen infolge dieses unglücklichen Sturzes.

Stuttgart. Die Friedrichestraße wird bald den Namen Hotclstraße verdienen. Au den in der­selben schon bestehenden Hotels kommen in nächster Zeit zwei weitere. Am Samstag eröffnet Gogel sein neues Anwesen als Hotel zurPost", im Laufe des nächsten Monats wird der Umbau des Dierlamm'- schen Restaurants beendet sein und alsdann gleich­falls als Hotel sich austhun.

In Vothnang hat der Gemeindcrat, um die Heuer so massenhaft auftretenden Wespen etwas zu mindern, den Beschluß gefaßt, für jede vollständig eingcbrachte Wabe 20 ^ zu bezahlen. Infolge des­sen sind laut ,?N. T." in der Zeit von 5 Tagen 62 Waben verbrannt worden, wovon jede einen Inhalt hatte von 10001200 Wespen, also zusammen etwa 6200072000. Da die Wespen in den Weinber­

gen einen unberechenbaren Schaden anrichten, sobald die Trauben anfangen weich zu werden, so wäre es auch für andere Gemeinden empfehlenswert, wenn sie in ähnlicher Weise Vorgehen würden.

Brandfällc: In M o o s h a u s e n (Leut- kirch) am 20. ds. ein Wohn- und Oekonomiegebäude, Schaden ca. 8500 ; in Denna ch (Neuenbürg)

am 20. ds. 2 Wohn- und Oekonomiegebäude, ein Wohnhaus und ein Stallgebäude, Schaden ca. 6700 Mark.

Für die nächste Zeit ist ein Komet in Aussicht gestellt, welcher Zeine Sonnennähe etwa Mitte Sept. erreichen soll. Doch würde er schon in den näch­sten Tagen zwischen 3 und 4 Uhr morgens in öst­licher Richtung zu sehen sein, falls die Beobachtungs­verhältnisse günstig sind.

Zu Mannheim fand man in der Nähe der Fleischhallen am 17. nachts drei Viehtreiber im Blute schwimmend. Einer war tot, die beiden an­deren sind sehr schwer verwundet, daß an ihrem Auf­kommen gezweifelt wird. Noch in derselben Nacht wurden 12 ihrer Kollegen als der That dringend verdächtig sestgenommen.

In Folge einer unsinnigen Wette fand in M ünche n am Mittwoch abend in einer Wirtschaft ein Familienvater seine» jähen Tod. Derselbe ging nämlich d>e Wette ein. eine Flasche Weißbier zu leeren, ohne den Kork herauszunehmen und wollte dies da­durch ausführen, daß er den Kork mit einer Gabel in die Flasche stieß. Hiebei ging indeß diese letztere in Trümmer, der obere Teil der Flasche drang dem Unvorsichtigen in den Oberschenkel und durchschnitt die Hauptader, so daß der Tod infolge Verblutung alsbald eintrat.

In Niederstetten hat die fürstl. Hohen- lohesche Domänenvcrwaltung im vorigen Jahr eine Weidenpflanzung von l'/s Morgen mit 75 000 franz. Setzlingen angelegt. Das erste Jahr brachte einen Ertrag von 100 -,16. Heuer wird er 3400 sein. Da aus Deutschland jährlich ca. 12 Millionen für Weiden nach Frankreich gehen, ließe sich bei uns auf diesem Felde auch manches erzielen.

Bestrafte Gewissenlosigkeit. In Dresden wurde dieser Tage ein Fleischermeister aus Lom­matzsch, R. Hemmann, der von einer Gutsbesitzers- frau Wilh. Fritzsche aus Zöthain eine hochgradig perlsüchtige und lungenkranke Kuh angekauft und das Fleisch teils frisch verkauft, teils zu 3000 Stück Koch­würsten verarbeitet hatte, die auf dem Pfingstschießen zu Lommatzsch abgesetzt wurden, wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz zu der exemplarischen Strafe von 1 Jahr Gefängnis und 3 Jahren Ehren­rechtsverlust verurteilt; die Mitangeklagte Frau Fritzsche erhielt 4 Monate Gefängnis. Von den Konsumenten des verdorbenen Fleisches waren sehr viele an hef­tigen Leibschmerzen und Diarrhoe, zum Teil verbun­den mit Uebelsein und Erbrechen, erkrankt. (Wieviel Kollegen hat dieser sächsische Metzger?)

Herrnhut. 22. Aug. Wir brachten kürzlich nach andern Blättern die Mitteilung, die Brüderge­meinde Herrnhut sei durch schwere Einbrüche lange Zeit beunruhigt und schließlich der Nachtwächter der Gemeinde als Uebelthäter entlarvt worden. Der Allgem. Schw. Ztg." wird nun von Jemand, der in Herrnhut hierüber nähere Erkundigungen eingezo­gen hatte, geschrieben, es liege hier eine fette Ente vor, da man in Herrnhut selbst weder von Dieb­stählen noch Einbrüchen etwas wußte.

Berlin, 22. Aug. Verschiedene Blätter for-j dem die Entsendung deutscher Kriegsschiffe in die

chinesischen Gewässer zum eventuellen Schutze der dortigen Deutschen. Offiziös wird auf die Möglich­keit von Zwischenfällen hingewiesen, da ein Krieg zwischen Frankreich und China auch die Interessen anderer Staaten berühre. Bezüglich der Bespre­chungen des Fürsten Bismarck mit dem Grafen Kal- noky bemerkt dieKreuzztg.": Bei der Besprechung aller wichtigen politischen Fragen sei volles Einver­ständnis erzielt worden; dennoch möge man nicht jede wichtigere Erscheinung der nächsten Zeit direkt auf jene Unterredungen oder gar auf getroffene Ver­abredungen beziehen.

Die Auszeichnung Dr. Kochs durch den Or­den der Ehrenlegion von Seiten der französischen Regierung hat den tiefsten Ingrimm der Pariser Hetz­blätter erregt. Am unflätigsten geberdet sich die sa- lyrische nouvalls Imns«. Da sieht man auf dem Titelblatt Jules Ferry Herrn Dc. Koch das Kreuz des Ordens überreichen. Koch, zu dessen Fü­ßen eine Klystierspritze mit der Aufschrift:Krupp" liegt, ist als Hahn dargestellt die Franzosen spre­chen seinen Namen wie eog (Hahn) aus. Der Zeich­ner hat drolligerweise Koch die Züge Birchows ge­geben. Unter dem Bilde befindet sich folgendes Ge­spräch: Minister:Sie sind Preuße?"Ja" (Laut des Esels).Sie sind nach Frankreich gekommen, um die Cholera zu studieren?"Da".Sie haben uns Dummheiten gesagt?"Da" (bei Seite).Ich hätte gern eine Pendule vocgezogen." Glück­

licherweise führt der Autor dieses elenden Machwerks den NamenKohl".

Der Nationalzeitung zufolge haben sich Fürst Bismarck und Graf Kalnoky bei der Varziner Zu­sammenkunft u. a. auch über Maßregeln gegen den Anarchismus verständigt, welche den Anschluß der üb­rigen Staaten erwarten lassen, zumal Rußlands Bei- trit gesichert sei. Maßregeln gegen den Anarchismus bilden seit Jahren einen ständigen Gegenstand der Unterhaltung der Staatsmänner, zu einem greifbaren Resultat haben sie bisher aber niemals geführt, haupt­sächlich darum, weil England und Frankreich ihre Mitwirkung verweigerten. Beide Länder hätten den dringendsten Anlaß, den wohlgemeinten Versuchen der Ostmächte, ein gemeinsames Auftreten gegen die anar­chistische Gefahr zu Stande zu bringen, alle Förderung angedeihen zu lassen. Daß aber der französische Radikalismus und der englische liberale Doktrinaris­mus sich dazu bewegen lassen werden, ist trotz aller bösen Erfahrungen der letzten Jahre zu bezweifeln.

In Hamburg teilt man dem B. T. zufolge die Erwartung, daß mit der Besitzergreifung von Angra Pequena und Camerun die Reihe der unter den L-chutz des Reichs gestellten deutschen Niederlassungen noch nicht abgeschlossen sei. Es ließe sich in der That nicht einsehen, was die Reichsregierung hindern sollte, ihren Schutz allen den deutschen Niederlassun­gen an jener Küste, soweit die Rechte anderer Staaten nicht entgegenstehen, angedeihen zu lassen. Sie dürfte dabei der freudigsten Zustimmung der öffentlichen Meinung von ganz Deutschland sicher sein, die sich auch in vorliegenden Stimmen der Blätter verschie­denster politischer Richtung übereinstimmend kundgibt. Ferner wird der K. Ztg. versichert, daß, was bisher noch nicht fcststand, in Angra Pequena nun ebenfalls die deutsche Flagge weht, die von einem anderen Schiff, derLeipzig", aufgehißt worden. Endlich erwähnen wir an dieser Stelle, daß unter den Män­nern, die es unternommen, deutsche Kolonieen in Afrika zu begründen, auch ein Stuttgarter. Hr. Geh. Kommmerzienrath Si.gle sich befindet, der in