lich müde, klettert auf den Wagen und schläft dort bald ein. Der Vater gibt im Drange der Arbeit auf das Kind nicht weiter Acht und bedeckt während des Ladens den Kleinen, ohne es zu wissen, mit Klee, wobei jener gar nicht erwacht. Als sämtliches Futter auf den Wagen geschafft, schlägt der Vater mit aller Kraft seine Sense in den Klee. Plötzlich vermißt er sein Söhnchen, weiß anfangs nicht, wo es finden, bis er schließlich auf den Gedanken verfällt, dasselbe könnte auf den Wagen gestiegen sein. Aber wer be­schreibt das Entsetzen des armen Vaters, als er tiefer im Futter den blutigen Leichnam seines Kindes, von der Sense mitten durchschnitten, findet. Die Ver­zweiflung eines Mannes, der unbewußt sein Kind mit eigener Hand getötet, kann man sich denken.

In einem Gasthofe inQuerfurt fällt einem Gast beim Bezahlen ein 50-Pfennigstück zur Erde und rollt unter den Tisch. Ein Fabrikant nimmt sofort einen 50-Markschein, macht daraus einen Fi­dibus, brennt ihn an und leuchtet damit. Die Gäste waren starr über diese Renommisterei, die besser einem Armen zu gute gekommen wäre.

Der deutsche Generalkonsul für Egypten, Herr v. Derenthall, der dem deutschen Botschafter Grafen Münster auf der Londoner Konferenz als sachver­ständiger Beirät zur Seite stand, hat sich nach Var- zin begeben, um dort während der Anwesenheit des Grafen Kalnoky zu bleiben. Die Berufung dieses Diplomaten nach Varzin in diesem Augenblicke spricht dafür, daß bei den Besprechungen des Fürsten Bis­marck mit dem Grafen Kalnoky die egyptische Frage eine Rolle spielt. Der österreichisch-ungarische Mi­nister hat von Kaiser Wilhelm durch den Grafen Szechenyi eine Einladung nach Schloß Babelsberg erhalten und wird voraussichtlich das Geburtsfest des Kaiser Franz (18. Aug.) am deutschen Kaiserhof mit­feiern.

(Eine Lehrerfamilie.) Der Lehrer Ferdinand Küppers zu Honverath, Kreis Erkelenz, hat 7 Söhne, welche alle sieben sich dem Lehrerstande gewidmet haben. Außer den sieben Söhnen hat Herr Küppers noch eine Tochter, welche das Lehrerinnen-Examen in Düsseldorf bestanden hat und gegenwärtig als Gouvernante in Belgien sich befindet. Frau Küppers (Mutter) hat zudem das Amt einer Lehrerin im Un­terricht in den weiblichen Handarbeiten.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 18. Aug. Graf Kalnoky verläßt Var­zin morgen und reist direkt nach Wien, da der Kaiser nur einen eintägigen Aufenthalt in Wien am 20. d. M. nimmt.

Ein raffinierter Schwindel wurde im Laufe der vorletzten Woche in Berchtesgaden und in Rei­chenhall und dessen Umgebung durch zwei als Or­densschwestern verkleidete Dirnen ausgesührt. Die­selben bettelten von Haus zu Haus, angeblich für ein Waisenhaus und unheilbare Kranke und hatten bereits ein hübsches Sümmchen, im Betrage von 350 vkL bei einander, als sich schließlich alles als Betrug herausstellte. Dieselben wurden in die Frohn- feste Traunstein abgeliefert.

Selbstmord eines Gefangenen. Wie aus Prag telegraphiert wird, spielte sich im dortigen Landgerichtsgebäude eine Scene ab, welche nicht geringes Aufsehen erregte. Der Schuhmachergchilfe Joseph Karasiat, welcher seine Frau er­schießen wollte, sollte vor dem Untersuchungsrichter, Landes­gerichtsrat Bartel, ein Verhör bestehen. Karasiat hatte aus einem Stuhle Platz genommen, sprang jedoch plötzlich auf, eilte zum Fenster, schlug mit den geballten Fäusten die Scheiben desselben ein, und stürzte sich kopfüber auf das Straßcnpflastcr, wo die Justizwache Dienst hält, herab. Karasiat blieb augen­blicklich tot.

Frankreich.

Paris, 15. Aug. In dem kleinen bei Vinti- mille in der Umgegend von Nizza gelegenen Dorfe Latte hat sich etwas Unerhörtes ereignet. In diesem Dorfe starb vor einigen Tagen ein angeblich an der Cholera erkrankter Mann. Die Furcht des Bauern­volkes war so groß, daß man, ohne den Besuch des Totenschauers abzuwarten, die Leiche in einen schnell fertiggestellten Sarg legte und diesen dann in ein am Eingänge des Kirchhofes sich befindendes Loch warf, das früher als Kotgrube gedient hatte. Vier Tage später sah der Totengräber, als er sich zu seiner Ar­beit begab, einen ganz nackten Mann, der auf einem halb offenen Sarge saß. Es war dies angeblich der an der Cholera Verstorbene, der aus seiner Erstar­rung erwacht war und genug Kraft gehabt hatte, um die Bretter seines Sarges zu zerbrechen. Die un­heimliche Nachricht verbreitete sich schnell und die in Schrecken versetzte Bevölkerung wollte den Wieder­auferstandenen mit Sensen vollends töten und ihn in

fein Grab zurückwerfen. Glücklicherweise legten sich einige entschlossene Männer ins Mittel und das scheuß­liche Verbrechen wurde nicht begangen. Der Arme, schließlich nach seiner Wohnung gebracht, starb nach kurzer Zeit, aber nicht an der Cholera, die er nie gehabt, sondern an den Folgen seiner 4tägigen Ein­scharrung.

Paris, 17. Aug. Viktor Hugo wird mit Familie 2 Monate am Bodensee verweilen. Eine Bestätigung der Timesnachricht, China habe Frank­reich den Krieg erklärt, liegt bis jetzt weder hier noch in London vor.

Mit der Deutschenhetze scheinen in Paris nicht mehr rechte Geschäfte gemacht werden zu können. Der Eigentümer desAntiprussien" hat dieser Tage seinen Bankerott anmelden müssen. Das Blatt fristet sein Dasein hauptsächlich durch Erpressungen, die es mit­tels Denunciationen gegen deutsche oder solche Be­triebsinhaber losließ, welche Deutsche beschäftigten oder mit deutschen Waren Handel treiben. Anfangs fürchteten sich die Betroffenen sehr vor diesen De­nunciationen, bald aber wurden sie weniger empfind­lich, und in letzter Zeit hielt es selten noch jemand der Mühe wert, sich wegen einerBerichtigung" mit dem Blatte in Benehmen zu setzen. Damit ging ihm das Lebenslicht aus. Aehnlich dürfte es auch sehr bald dem Spießgesellen desAntiprussien", dem Anti-Berlin", ergehen, obgleich derselbe jetzt noch mit ungewöhnlicher Hartnäckigkeit auf Straßen und Plätzen den Leuten aufgedrängt wird.

Dänemark. i

Zwei Vaterländer hat jeder Däne, Dänemark und Frankreich. So sprach beim Festdiener desj Aerztekongresses in Kopenhagen der berühmte Pari­ser Professor Pasteur und erntete dafür ein eisiges Schweigen, wogen die Dänen lebhaft die Rede Vir- chows applaudirten, der mit Recht die Beteiligung der Dänen an der wissenschaftlichen Arbeit hervor­hob. Ueberhaupt haben die Deutschen durch ihr Wissen und ihren Takt imponirt und die Abneigung und das Vorurteil, das sich sogar darin kund gab, daß auf den Schiffen in allen Farben nur nicht in den deutschen geflaggt wurde, zu besiegen verstan­den. Schließlich wurde auch deutsch geflaggt und durch die Rede Pasteurs verminderte sich die Anti­pathie gegenüber den Deutschen noch mehr.

Rußland.

InMoskau hat eine junge, schöne und an­scheinend heitere Kaufmannsfrau ihrem Leben durch Selbstverbrennung ein Ende gemacht. Sie entkleidete sich vollständig, übergoß sich mit Eldöl und zündete es an. Furchtbar verbrannt starb sie andern Tages. Amerika.

New - Nork, 14. Aug. Zur Warnung für Arbeiter! Amerikanischen Blättern zufolge wollen einige gewissenlose Unternehmer den Umstand, daß die Bill, welche die Jmportation fremder Arbeiter unter Kon­trakt nach den Vereinigten Staaten verbieten sollte, nicht Gesetzeskraft erlangte, weil sie den Senat nicht passierte, insofern für sich fruktisizieren, als sie gerade das im grüßen Maßstabe inscenieren wollen, was jene Bill verbieten sollte, nämlich europäische Arbeiter unter der Vorspiegelung, daß ihnen in Amerika gut bezahlte und dauernde Arbeit verschafft werde, unter einem im Voraus festgestellten Kontrakt in Massen zu importieren. Als Hauptunternehmer wird der Spekulant H. W. Main und als sein Agent ein Deutscher, Namens Krott, bezeichnet, welch letzterer bereits auf dem Wege nach Europa sein soll, um zunächst in Deutschland Arbeiter und Taglöhner, so­wie männliche und weibliche Dienstboten anzuwerben, welche sich von vornherein, in Unkenntnis der ame­rikanischen Lebens- und Arbeitsverhältnisse und ohne Rücksicht auf die Konjunkturen des Marktes, kontrakt­lich verpflichten müssen, eine bestimmte Anzahl von Jahren für einen im Voraus festgesetzten Lohn zu arbeiten. Wer in Nord-Amerika fortanbillige Hände" mieten will, namentlich in Fällen von Arbeitseinstel­lungen, würde nur bei jenen ehrenwerten Unterneh­mern seinen Bedarf zu bestellen haben und sicher sein, von dem Lager derselben mit der verlangten Anzahl vonHänden" umgehend bedient zu werden und zwar zu billigeren Preisen als den ortsüblichen in den Ver­einigten Staaten, da dieimportierten" Arbeiter na­türlich so niedrig als möglich abgelohnt werden. Als Lager" dieser Spekulanten in Menschenfleisch soll eine große Waldparzelle von 100000 Acker im Westen in Aussicht genommen worden sein. Die deutschen Arbeiter mögen auf ihrer Hut sein, da derartige Leute es verstehen, unter der Hand und ohne schroffe Ver­

letzung der Gesetze zu agitieren. Wer sich derartigen Spekulanten auf Menschenfleisch in die Hände gibt, ist verloren!

New-Aork, 15. Aug. Die Angabe, daß die Ueberlebenden der Greelyschen Nordpolexpedition durch den fürchterlichsten Hunger zum Genuß mensch­lichen Fleisches getrieben worden seien, bestätigt sich. Ein Telegramm aus Rochester im Staate Newyork meldet nämlich daß die Leiche des Lieutenants Kis- lingbury auf Veranlassung seiner Verwandten aus­gegraben und ärztlich untersucht worden sei. Die Aerzte fanden, daß die Leiche fast nur noch aus Kno­chen bestand und bloß ein Gesamtgewicht von noch nicht 50 Pfund hatte. Alle größeren Muskelteile und sogar das Fleisch von Gesicht, Händen und Füßen waren mit einem scharfen Instrument entfernt worden. Lieutenant Greely hat dem Marineministec einen amtlichen Bericht über die Erschießung Henrys gesandt.

Handel K Uerkeffr.

Stuttgart, 16. Aug. DasN. T." schreibt: Sämt­liche Frankenstücke, bis zum Jahre 185V ausgeprägt, ebenso die von den Päpsten geprägten Lire in Silber sind außer Kurs und besitzen nur Mctallwert von 5060 <1 per Stück. Ob­gleich nun diese Münzen bei Zahlungen in der Schweiz nicht angenommen werden, kommt es doch sehr häufig vor, daß Rei­sende, die aus der Schweiz zurückkehren, solche minderwertige Sorten zurückbringen und verhilltnismäßig bedeutenden Verlust haben. Es dürfte deßhalb geraten sein, bei Annahme von Fran­ken einige Aufmerksamkeit aufzuwendcn.

Stuttgart, 18. Aug. (Landcsprodnktenbörse.) Wir notieren per 100 Kilgr.: Walzen, bapr. 20 amerik. 19 -4L 75 -j bis 20 ^L russ. Sax 18 -4L bis 19 dto. Assow. 17 -«, Kernen 19 ^L 50 bis 19 -4L 70 -I, Dinkel 12 -4L 40-1 Gerste württ. neue 18 -4L, Kohlrcps 26 -4L.

Stuttgart, 18. Ailg. (Mehlbörsc.) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 468 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Mehl Nr. 0 32 -4L 50 -!, Nr. 1 29 ^L bis 30 -4L 50 -1, Nr. 2 27 -4L 75 -s bis 28 -4L 50 -I, Nr. 3 25 -« 50 -1 bis 26 -4L, Nr. 4 20 -4L bis 22 ^L. In ausländischen Mehlen wurden Ivo Sack verkauft.

Stuttgart, 18. Aug. Heute beginnt die Tuchmesse; auch Heuer wieder ist eine empfindliche Abnahme der Zahl der Verkäufer zu verzeichnen. Schon vergangenes Jahr war die Zahl der Firmen auf 142 gesunken (in früheren Zeiten betrug sie mehr als das 3sache); Heuer sind es »och 123 Verkäufer. Der Grund dieser Erscheinung ist weniger in der Abnahme der Fabrikation, als vielmehr in der veränderten Art des Absatzes zu suchen. Die Eisenbahnen erleichtern das Reisen, so daß auch der kleinere Produzent sich gelegentlich nach Abnehmern umschcn kann: gar viele Produzenten haben ihre ständige Kundschaft und haben de» Besuch der Messe nur in vermindertem Grade, teilweise gar nicht mehr nötig. Während diese Messe einem sicheren Ende entgegengeht, ist der Wollmarkt in Entwick­lung begriffen und hat heute im Vergleich zum Vorjahre die 3fache Zufuhr zu verzeichnen.

Stuttgart, 19. Aug. Auf dem Wilhelmsplatz ist heute das erste Mostobst, ca. 30 Säcke, zum Verkauf gebracht; der Ztr. stellt sich auf 3 -4L bis 3 -4L 50 -I. Aus dem Lcon- hardsplatz sind heute ca. 200 Säcke Kartoffeln zu 3 -4L 50 -k bis 4 -4L 50 ^1 zugesührt, auf dem Marktplatz ca. 3000 Stück Filderkraut zu 2025 -4L pro Hundert.

Tübingen, 15. Aug. Auf dem heutigen Markte wa­ren erstmals einige Säcke Mostobst zugesührt, der Preis pro Sack betrug -4L 6.50, Kraut waren 300 Stück zu Markte ge­bracht, welche einzeln verkauft wurden zu 2030 -I. Auf dem Schweinc-Markt betrug die Zufuhr an Milchschweinen ca. 500 Stück. Die Preise bewegten sich zwischen 16 und 24 ^L pro Paar.

Liebe und chtück.

Erzählung von P. Lachner.

(Fortsetzung.)

Susanne trat einige Zeit darauf auch wieder ein und meldete, was bisher drüben im Zimmer Mariens vorgegangen war. Marie hatte nach dem Abendbrote auch Feder und Papier zur Hand genom­men und geschrieben. Lucie wollte nun auch gerne wissen, an wen dieser Brief gerichtet sei, doch Susanne war in dieser Beziehung zu wenig neugierig und klatschhaft, auch reichten ihre Augen und Lesefertigkeit nicht so weit, um einen Brief aus der Ferne zu lesen.

Lucie faßte nun ihren Plan. Sie bestellte Su­sanne auf eine halbe Stunde später in ihr Zimmer, damit diese den Friedensbrief an Marie besorgen sollte. Lucie setzte sich darauf noch einmal nieder und voll­endete den Brief. Sie las ihn dann noch einmal sorgfältig durch und hoffte das Beste von ihren Ge­ständnissen und Erklärungen.

Susanne kehrte auch pünktlich zurück und war überglücklich, als sie den Auftrag erhielt, den Brief an Fräulein Marie" zu übermitteln. Die gute Alte wußte schon seit vorgestern, daß Krieg zwischen den beiden Schwestern ausgebrochen war, ein Ereignis, welches abgesehen von den Kinderjahren der Schwestern zum ersten Male zwischen ihnen eingetreten war. Doch damals, als die Schwestern noch klein waren, da ließen sie sich von der Susanne noch lenken und leitew bei ihren kleinen Streiten, aber in diesem förmlichen-