Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

98 .

Erscheint wöchentlich 8mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 <1,

außerhalb des Bezirks 1 20 Monats­

abonnement nach Verhältnis.

Donnertag den 21. August.

Jnlertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben

1884 .

Tages Neuigkeiten

Deutsches Reich.

Stuttgart, 17. Aug. Wie wir erfahren, wird der deutsche Kronprinz die Truppen-Jnspektion des Xlll. (K. Württembergischen) Armeekorps in den Tagen vom 26. bis 28. August vornehmen. Am 25. beabsichtigt derselbe, einen Besuch bei Ihren Königlichen Majestäten in Friedrichshafen abzustat­ten und die Nacht vom 25. auf 26. wird er auf der Insel Mainau zubringen.

Stuttgart, 18. Aug. Die W. L.-Ztg., die seit der letzten Landtagswahl sich den leitenden Kreisen der deutschen Partei entfremdet hat durch ihre Bekämpfung der v. Wächter'scheu Kandidatur, regt heute die Kandidatur des Schwagers des Königs, Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar für den 1. würt- temb. Wahlkreis (Stuttgart Stadt und Amt) an.

Stuttgart, 18. Aug. Vom Montag den 1. September ab findet wieder alle Montage während der Saison im Stadtmagazin Hopfenmarkt statt.

Stuttgart, 18. Aug. Die Typhus-Epide­mie in der Kaserne scheint, wie derSch. Bk." schreibt, eine Wendung zum Bessern genommen zu haben. Doch soll die Jnfanteriekaserne völlig ent­leert werden.

Die Cannst. Ztg. enthält ein Eingesendet, wel­chem wir zu Nutz und Frommen unserer Leser auch hier eine Stelle cinränmen. Infolge der meist von Hamburg ausgehenden und in unseni Lokalblättern (vielfach auch in grösseren Zeitungen) immer und immer erschienenen Anpreisungen wohlfeiler Kaffee­sorten hat der Import in den letzten Jahren teils durch Unterküufer, teils durch unmittelbaren Bezug in kleineren Gewichtsportionen, größere Dimensionen auch in unserer Gegend angenommen und die ansa- ßigen Geschäfte mitunter nicht wenig geschädigt. Auch der Einsender dies hat sich durch jene Anpreisungen mehrmals verlocken und verleiten lassen, seinen jewei­ligen Bedarf aus der Metropole an der Elbe zu be­ziehen. So auch wieder zu Anfang des Monats Juni d. I. Aber die sorgsame und Pfiffige Haus­frau traute dem allzuverführerisch aussehendenrei­nen Naturkaffee von hochedlcr Sorte" nur halb und unterzog denselben einer Waschung, zuerst mit kaltem und dann mit warmem Wasser, wobei sich jenes erste Mal eine recht schöne hellgrüne, das zweite Mal aber eine schwarzgrüne Brühe niederschlug. Nun machte er dem Lieferanten hievon Anzeige und stellte die Sendung zur Disposition. In der darauf erfolgten Antwort vom 18. Juni erklärt sich der Lieferant zwar zur Zurücknahme bereit, machte aber die hiebei gewiß höchst originelle Bemerkung:Von derselben Sorte hat Se. Excellenz Graf Moltke und Se. Durchlaucht Fürst Bismarck erhalten, welche mir durch eigenhändiges Schreiben Lob über diese ausgezeichnete Qualität aussprachen." Was will man mehr? aber äs Austidus non ost ckisputanänin.

Eßlingen, 18. Aug. Letzten Samstag nach­mittag kam ein 19jähriger junger Mensch von hier in einen Laden, um einen Revolver zu kaufen. Er ließ sich einen zeigen, probierte daran eine mitge- brachle ältere Patrone und da diese nicht paßte, er­hielt er eine neue Patrone, die der Verkäufer kaum eingesetzt hatte, als der junge Mann sich von deren Tauglichkeit überzeugen wollte, den Revolver zur Hand nahm, im selben Moment gegen sich kehrte und sich den Schuß in die Seite jagte. Er schien nicht schwer getroffen, wurde zu einem Arzt in der Nähe begleitet und da dieser k gerade ausgegangen war, verfügte sich der Verletzte ohne weitere Hilfe

in seine elterliche Wohnung, woselbst er jetzt in ärzt­licher Behandlung ist. Es dürfte zweifellos ein Selbstmordsversuch vorliegen, dessen Motiv nicht be­kannt ist. Die Kugel sitzt noch im Körper des Be­troffenen, der wenn er mit dem Leben davon kommt sich noch vor dem Strafrichter wegen ver­suchten Betrugs zu verantworten haben dürfte. Er ließ nämlich in dem Laden zur Bezahlung des Re­volvers zwei angebliche Geldrollen zurück, die jedoch wertlose Spielmarken enthielten.

Nürtingen, 16. Aug. Der Schaden, den das Hagelwetter am 4. ds. im hiesigen Obcramts- bezirk angerichtet hat, ist nun amtlich ermittelt und beträgt 288 000 c/lL. In Aich beträgt der Schaden 66 000, in Grözingen 78 000, in Oberensingen 47000, in Wolfschlugen 42000, in dem kleinen Orte Zizis­hausen 18 000 <//L.

Heilbronn, 17. Aug. Von hiesigen Tur­nern wurde heute Vormittag ein Preiswettschwimmen veranstaltet, an welchem sich 24 Schwimmer betei­ligten. Die Schwimmbahn betrug einen Kilometer. 18 der Schwimmer erreichten das Ziel.

Karlsruhe, 13. Aug. Der Prozeß des Hirsch Hausmann dürfte für den Verurteilten noch ein ihn finanziell schwer treffendes Nachspiel, abgesehen von den Civilprozesfen seitens der von ihm Geschä­digten, haben, indem derselbe wegen Stcuerdefrau- dition zur Veranrwortung gezogen wird, und man spricht davon, daß sich das Klageobjekt auf nicht weniger denn 72 000 belaufe. Wir können, schreibt hierzu dieNeckar-Ztg.". nicht umhin, den Landleuten nach diesem Prozesse eine gute Lehre mit auf den Weg zu geben. Daß solche erschreckende Beschwind­lung möglich ist, liegt zum nicht geringsten Teile an der Abneigung des Landmanns, eine ordentliche Zei­tung zu halten. Statt dessen läßt er sich lieber von dem nächsten besten Kolporteur einen Schund- und Schauerroman auf Lieferung aufhängen oder ver­wendet sein Geld auf gewisse bekannteReutlinger" Verlagsartikel oder er liest gar nichts. Würde der Landmann man nehme sich hierin Nordame­rika zum Muster für sich oder einige zusammen ein ordentliches Blatt halten, so könnte er daraus eine Belehrung erhalten, die es Leuten von dem Schlage eines Hausmann einfach unmöglich machte, ihn bis auf's Hemde auszubeuten.

Ein schrecklicher Unglücksfall wird derN. B. Ldsztg." aus Schwetzingen gemeldet. Samstag fand dort die Hochzeit der Tochter des Dr. Werner mit einem Beamten aus Metz statt. 'Nach derselben nm 11 Uhr wollten einige Gäste, drei Herren und eine Dame nach Heidelberg in einer von dort ge­nommenen Droschke zurückfahrcn. Der Kutscher wahrscheinlich berauscht fuhr jedoch fehl, kam auf die Chaussee nach Brühl und fuhr direkt in den Rhein. Von den Insassen ertrank ein Pfarrer, ein Mann von 70 Jahren und Verwandter des Braut­paares und der Kutscher, sowie die Pferde. Die Dame wurde von den beiden Herren gerettet.

Aus dem Sprengel des Landgerichtsbezirks Bamberg soll gegen 15 bis 18 Bierbrauer Unter­suchung wegen Beimischung von Ingredienzen im Gange sein.

Auf die Entdeckung und Ergreifung der Thäter des in München verübten großen Postdiebstahls wurde von der Postdirektion eine Belohnung von 5000 ausgesetzt.

In Frankfurt wird ein Gymnasium für Mädchen eingerichtet.

Berlin, 15. Aug. Die Nachrichten des

Daily Telegraph", daß die englische Regierung ein Kanonenboot nach Helgoland zum Schutze der dor­tigen Fischerei beordert habe, hat in hiesigen politi­schen Kreisen angenehmste Heiterkeit hervorgerufen. Man glaubt hier übrigens, daß die eigentümliche Fassung dieser Meldung nur den Zweck habe, den wahren Sachverhalt zu verhüllen, und daß das eng­lische Kanonenboot bei Helgoland thatsächlich die Auf­gabe haben würde, die Seeräuberei englischer Fischer in der Nordsee künftig zu verhindern. Bestätigt sich diese Annahme und thut das englische Schiff im ge­gebenen Falle seine Pflicht, dann wird man die Maß­regel mit Genugthuung begrüßen können.

Berlin, 16. Äug. Ein Gnadengesuch Kras- zewski's soll vom Kaiser abgelehnt worden sein.

DerKöln. Ztg.", derWiener Pol. Korresp." und anderen Blättern wird aus London gemeldet, daß die Kabinette nunmehr einig geworden seien, eine Konferenz zur Regelung der Kongofrage zu be­rufen. Deutschland werde höchst wahrscheinlich die Einladungen zu dieser Konferenz demnächst erlassen und auf der Konferenz den Vorsitz führen. Die Köln. Ztg." schreibt dazu: Bestätigt sich diese Nach­richt, so hat die Auffassung den Sieg gewonnen, die Fürst Bismarck von Anfang an in dieser Angelegen­heit vertrat, daß die Kongo-Angelegenheit eine inter­nationale Frage sei, die nicht durch einseitige Verträge erledigt werden könne, die einem oder mehreren Staaten zu Ungunsten der anderen Vorrechte in dem Znkunftstaate am Kongo sichern wollten. Die Kon­ferenz wird in ihrer Art die erste sein und ohne Frage wichtige Aufstellungen machen für das Völkerrecht in Bezug auf Staatenneubildungen durch private An­nexion oder Erwerb wilder Staatsgebiete durch Pri­vate oder durch zivilisierte Staaten. Es ist ein kaum zu haltender Zustand, daß ein Staat durch bloße Erklärung oder durch Käufe fraglicher Art ganze Länderstreckeu soll vorweg nehmen und andere Staaten von ihnen ausschließen können, die dort wesentliche Interessen haben. Die Annexionen auf dem Papier, wie sie England neuerdings in Afrika und Australien durch seine Kolonieen vornehmen lassen will, können für Dritte nicht wirksam sein. Es wird auf dem zu erwartenden Kongokongreß unerläßlich sein, diese dringend gewordenen Fragen allgemein zu ordnen, wenn man den besonderen Beratungsgegen­stand, die internationalen Rechtsverhältnisse der Kon­gogebiete befriedigend erledigen will."

Essen, 18. Aug. Dierheinisch-westfälische Zeitung" meldet aus Herne: Heute fand auf Zeche Shamrock bei Herne eine Explosion schla­gender Wetter, durch verbotswidriges Schießen verursacht, statt. Acht Personen, darunter 3 Fa­milienväter, sind getötet. Die Wetterführung der Grube ist in Ordnung. Der Betrieb wurde nicht gestört.

Wie sehr die öffentlichen Feste den Leichtsinn der Bevölkerung und damit das Unglück und den Ruin vieler Familien fördern, beweist zur Genüge die eine Tatsache, daß in einer Dortmunder Pfand- leihanstalt in wenigen Tagen vor dem dortigen Schü­tzenfeste Sachen zum Gesammtwerte von ca. 20,000 Mark versetzt worden sind.

In jBohlschau bei Neustadt in Westpreußen soll der Blitz am letzten Montag in ein Wohnhaus eingeschlagen und 12 Bewohner (3 Männer, 2 Frauen und 7 Kinder) getötet haben.

Bettlach, 11. Äug. Ein Landwirt war mit feinem Kinde auf's Feld gefahren, um Futter zu holen. Während des Ladens wird der Kleine plötz-