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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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^ Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag j j und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohnei ! Triigerlobn)l, in dem Bezirk l ^

! außerhalb des Bezirks I -<r 20 ^l. Monats-! ! abonneiuent nach Verhältnis i

Dienstag den 6. Mai.

Jnsertionsgebübr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S bei mehrmaliger je 6 Dre Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei ausgegeben sein.

1884

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A mtliche s.

N a g o l d.

An die Grtsvorsteher.

Mit Bezugnatzme auf den Erlas; k. Ministeriums des Juueru und des Kriegswesens vom 28. Februar d. I. (Ministericil-Amisblatt Nr. 8), woncuch

am Mittwoch den 11. Juni, vorm. 8 Uhr, in Nagold und am Freitag den 13.Juni d. I., vor- mittags 8 Uhr in Altcnstcig Stadt eine Pfcrde-Vormnsternng abgehackten wird, gehen den Ortsvorsichern Formularien zu den nach K 5 des revidierten Pferde-Aushebungs-Reglements vom 16. November 1876 (Regsbl. S. 456 ff.) über sämtliche in ihren Orlen vorhandenen Pferde anzulegenden Pferde-Registern mit der Weisung zu, letztere auzu- legeu und spätestens bis 20. d. Mts. Bericht darüber zu erstatten, das; dies; geschehen und wie hoch sich die Zahl der vorzufichreuden Pferde beläuft.

In Rubrik 6 der Verzeichnisse sind Geschlecht, Farbe und Alter jeden Pferds, sowie etwaige son­stige Bemerkungen einzutragen.

Gesuche um Dispensation von der Vorführung gemäs; Ziffer 8 des Miuisterial-Erlasses vom 20. Februar d. I. sind spätestens bis 23. d. M. mit den erforderlichen obrigkeitlichen Attesten versehen hier ciuzurcichen

Weitere Anordnungen werden folgen.

Den 6. Mai 1884.

K. Obcramt. Güutne r.

Nagold.

Die neu gefertigte Eutscrnungstabelle des Be­zirks kann gegen I ^ bezogen werden bei der

Obcramtspflcge.

Aus die erledigte Amtsgericbtsschreibeisstcllc in Nagold wurde der Amisgerichlsschreiber Klager in Balingen seinem Ansuchen entsprechend gnädigst versetzt._

Tages-Neuigkerten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 5. Mai. Aus Anlaß des Scmester- schlusses des hies. Seminars findet nächsten Donners­tag den 8. Mai, nachm. Ls5 Uhr, im Festsaal ein Konzert statt, worauf wir Musikfreunde aufmerksam zu machen uns erlauben.

-f- Na gv ld, 4. Mai. Letzten Feiertag den 1. Mai fand hier zum erstenmal eine freiwillige Lehr­lingsprüfung im Zeichensaal des neuen Schulhauses statt, woran sich folgende Lehrlinge beteiligten: 1) Benz, Friedr., Schlosserlehrling von hier, 2; Beut­ler, Johs., Schreinerlehrling von hier, 3)Conzel- mann, Christian, Hochdorf (Horb), Bäckerlehrling hier, 4) Gauß, Wilh., Schlosserlchrliug von hier, 5)Haier, Phil., von Egenhausen, Schrciuerlehrliug hier, 6) Kaufmann, Aug., von Renningen (Leon­berg) Kvnditorlehrliug hier, 7) Kemps, Friedr. von Rohrdorf, Schreinerlchrling hier, 8) L u y, Gottlieb, Schneiderlehrling hier, 9) Rapp old, Karl, von Rohrdorf. Schneiderlehrliug dort, 10) Schiefer, David, von Gültsteiu (Herrcuberg), Bäckerlehrling hier, 11) Wurz, Ulrich, von Spielberg, Schueider- lehrling hier. Die praktischen Arbeiten, welche wachs zuvor in den verschiedenen Werkstätten unter Aufsicht der Prüfungsmcister von den Lehrlingen gefertigt wurden, waren im PrüfungSsaale zur Einsicht aus­gestellt und durchaus befriedigend zu neunen. Diesen praktischen Arbeiten, welchen die Zeugnisse: 1 befrie­digend, 7 gut und 3 sehr gut gegeben werden konn- ...i, schloß sich die theoretische Prüfung an und wurde geprüft in 1) Schulbildung. Deutsche Sprache: ») Lesen (Zeugnisse: 1 genügend, 5 befriedigend, 5

gut), d) Gewerbe-Aufsatz (Zeugnisse 5 befried., 5 gut,

1 sehr gut), Rechnen (Zeugn. 1 genügend, 8 befrie­digend, 2 gut), Zeichnen (fakultativ) (Zeugn. 1 ge­nügend, 2 befriedigend, 2 gut). 2) Gew erbe lehre. (Hierin wurden nicht sämtliche Lehrlinge geprüft, je nach der Eigenart der Gewerbe.) Werkzcugkunde (Zeugn. 4 bcsr., 6 gut), Materialkunde (Zeugnisse

4 befried., 6 gut), Waarenkunde (Zeugn. 2 befried.,

5 gut). Die Prüfungs-Kommission bestand aus 1) Vorstand des Gewerbeschulrats: Herrn Helfer Finckh, 2) Vorstand des Gewerbcvereius: Herrn Fabrikant Sannwald, 3) den beiden Lehrern der gewerblichen Fortbildungsschulen: Oberamtsbaumeister Schuster und Schullehrer Dölker, 4) den Prüfungsmeisteru: g.) der Bäcker: Bäckermeister Moser sen. und Wagner, d) der Schlosser: Schlossermeister Rähle und Zimmer- manu, o) der Schneider: Schneidermeister Holzapfel und Wagner, ä) der Schreiner: Schreiuermcistec Bertich se»., Küblcr und Lutz, e) der Konditoren: 1 Mitglied des Vereins deutscher Konditoren, Herr Berg in Stuttgart. Nach Feststellung der Prüsuugs- zeugnisse wurden solche in schöner Ausstattung*) am Samstag de» 3. Mai den betreffenden Lehrlingen im Rathaussaale hier vor versammelter Prüfungs­kommission in feierlicher Handlung überreicht, wobei zuerst Fabrikant Sannwald daS Wort ergreift, um eindringliche Worte an die geprüften Lehrlinge zu richten, betonend, daß die jungen Leute nicht glau­ben möchten, sie haben nun ausgclernt, sondern daß das ganze Leben eine Lehre bilde und der Geschäfts­mann niemals auslernen könne. Redner weist ferner darauf hin, welcher Wert auf die Erstehung einer tüchtigen Lehrzeit zu legen und von welcher Bedeu­tung die Lehrliugsprüsungen seien. Indem noch der Dank den Prüfungsmeistern ausgedrückt wurde, knüpfte Helfer Finckh als Vorstand des Gewerbeschulrats und der Prüfungskommission einige Worte an die des Vorredners an, indem er die geprüften Lehrlinge ermunterte, sie mögen sich von dem heutzutage über- haiiduchmeudeu Haudwerkerproletariat ausscheiden, worin die Erstehung ihrer Prüfung den Anfang bilde und worin er freudig ein gewisses Selbstbewußtsein erblicke. Redner sprach die Hoffnung aus, dieses Selbstbewußtsein in gutem Sinuc möge sie niemals in ihrem später,; Leben, in welchem noch viele Prü­fungen an sie herantrcteu werden, verlassen. So schloß der feierliche Akt und haben wir dem Bericht nur noch den Wunsch beizufügeu, eS möge dieser er­freuliche Anfang der freiw. Lehrlingsprüfungen immer mehr Nachahmung finden und die Zeit kommen, in welcher kein Handwerksmeister einen ungeprüften Lehrling cinstellt oder einzustellen braucht.

Stuttgart, 2. Mai. Das Köuigl. ev. Kon­sistorium hat, wie derSt.-A." meldet, mit Geneh­migung Sr. K. Hoh. des Prinzen Wilhelm aus den Sonntag Exaudi, den 25. Mai, eine Kollekte in allen evangelischen Kirchen Württembergs zur Erbauung einer deutsch-evangelischen Kirche in Jerusalem anbe­raumt. In Jerusalem soll aus dem ehemaligen Jo- hanuitcrplatz eine deutsch-evangelische Kirche errichtet werden, nachdem schon seit langer Zeit das Bedürf­nis einer solchen für die Ausbreitung des Evangeliums im Lande seines Ursprungs und im fernen Mor- geulaude zur allgemeinen Anerkennung gekommen ist.

I» Zeüc» des Zunftwesens wurden fvlche Zeugnisse der Ledrlinge und Gesellen groß in Ehren gehalten und meist als Zimmerzierde unter GiaS und Rahmen gebracht. Diese von Herrn Oberamtsbaumeister H. Schuster gefertigten Diplome zeigen aber eine solch saubere künstlerische Ausstattung, das; sie von den Inhabern schon deßhalb eine schonende Ausbewahrung verdienen.

Bereits wurde zu diesem Zwecke iu allen evangeli­schen Gemeinden Preußens eine Kollekte veranstaltet, die einen Ertrag von 332 000 geliefert hat. Da diese Summe aber für den Bau eines Gotteshauses und der mit ihm im Zusammenhang stehenden An­lagen und Einrichtungen bei den schwierigen örtlichen Verhältnissen nicht genügt, so wurde von Preußen aus auch die Beihilfe der evang. Gemeinden iu den verbündeten deutschen Ländern nachgesucht.

Stuttgart, l. Mai. Vorder hiesigen II. Strafkammer standen gestern 6 junge Engländer im Alter von l820 Jahren, angeklagt der Sachbeschä­digung sowie des Widerstands gegen die Staatsge­walt. Die Angeklagten hatten in der Nacht vom Samstag den 1. März in verschiedenen Wirtschaften dahier herumgetrunken und nach 12 Uhr im angehei­terten Zustandesich noch recht lustig machen wol­len", wozu sie sich das Demolieren aller möglichen Gegenstände ausersahen. 37 Fälle mit einem Ge- sammtschaden von ca. 300 kamen zur Anzeige, von denen 36 erwiesen und von den Angeklagten zu­gestanden wurden. Der von den Angekl. am schwer­sten Belastete wurde zu 5 Monaten, zwei andere zu 4, zwei zu 3 Monaten und einer, welcher an den Sachbeschädigungen nicht beteiligt war, zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. Anläßlich des diesjährigen Volksfestes wird der württ. Rennverein eine Lotterie veranstalten, in welcher Pferde, Vieh, Wagen, land­wirtschaftliche Maschinen im Wert von nahezu 70000 Mark ausgelost werden.

Stuttgart, 3. Mai. Gestern nachmittag entstand im Hasenbergwald im sogen. Birkenkops in einer Forchenknltur ein Waldbrand, wobei ca. 45 Morgen abgebrannt sind. Entstehungsursache bis jetzt unbekannt.

Laut Bekanntmachung des Stadschultheißenamts Eßlingen werden gegenwärtig falsche Einmarkstücke ausgcgeben. Dieselben sind aus Blei und Zinn ge­fertigt, tragen die Jahreszahlen 1874, 1875, 1876 und 1882 und unterscheiden sich von den echten durch ihre dunkle Farbe, durch den Klang und durch den unvollständig ausgeprägten Rand.

Asperg, 1. Mai. Eine blutige Scene hat sich heute früh zwischen 7 und 8 ilhr in dem Stalle eines Maurers hier zugetragen. Der Maurer Gott­lob Reichert, iu Mitte der sechziger Jahre stehend, hat seine hochbetagte Ehefrau, als sie mit Melken beschäftigt war, mit einem Beile totgeschlagen. Ein geringer Wortwechsel soll den Mann zu der schreck­lichen Tbat veranlaßt haben. Derselbe stellte sich alsbald selber dem Gericht. Von den 7 Kindern, welche die Familie hat, war zur Stunde der That niemand im Hause anwesend. Heute vormittag drückte er eine Scheibe des Arrestlokales ein und suchte sich miteiuemGlassplitterdie Pulsadern zu öffnen.

Von den Ellwanger Bergen, 1. April. Der unlängst in hohem Alter verstorbene ehemalige Kaplan Fröhlich von Westhanien hat sein Baarver- mögen von ca. 80000 S. G. dem Herrn Bischof Dr. v. Hefele vermacht; letzterer bedachte damit ver­schiedene katholische Kirchengemeindcn und fand gestern im Stadtpsarrhanse zu Ellwangen eine solche Aus­teilung statt. Unter andern erhielten im Dekanats­bezirke Ellwangen die Gemeinden Gaßallmerspann, Marktlustenan, Kottspiel je 1000 Crailsheim 4000 -4L Ein sehr namhafter Betrag ist nach Hall bestimmt, wo die ziemlich zahlreichen katholischen Kir- ! chcngcnossen noch eines eigenen Gotteshauses bedür- !sen, da sie ans die Stiftskirche in Combairg ange- ' wiesen sind.