Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Horb, 27. April. Die gestern abgehaltene Amts-Versammlung hat einstimmig beschlossen, für die 28 Landgemeinde.', des Bezirks und allen Bernfs- arten eine gemeinsame Krankenkasse zu errichten, vorerst mit Beschränkung der Verpflichtung auf die im H 1 des Ncichsges. gen. Personen; außerdem errichtet die Stadtgemeinde Horb für Gesellen, Lehrlinge und Dienstboten eine Gemeindckrankenkasse, wie eine solche schon seither nach Landesrecht bestanden hat. — Die seit 3 Jahren bestandenen Vcrpflcgungsstationen sind mit großer Majorität vom 1. Mai er. gänzlich aufgehoben worden.
Stuttgart, 26. April. (Schluß der 55. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Rußbaumcr gegen den Dienstrock, besonders wegen der Kosten. Der Helm dagegen sei nötig. Die Feuerwehr sei berechtigt zu sagen: .Mein ist der Helm und mir gehört er zu!" (Heiterkeit.) Abel plaidiert lebhaft gegen den Dienstrock. Rechne man seine Anschaffung nur für 25000 Feuerwehrmänner — den Rock zu 20 — so ergebe
sich ein Aufwand von einer Haide» Million. Beutler: Der Helm gehöre u. A. zur einheitlichen Organisation der Feuerwehren. Hält den Dienstrock für nicht so nötig. Rapp sür den Helm als Schutzmittel. Will den Dienstrock nicht obligatorisch eingesührt wissen, obgleich er zugibt, daß ohne denselben die Feuerwehren manchmal den Zigeunerbanden gleichen werden, Egger sür Helm und Dienstrock. Letztere» den Retter- und Stcigermannschaften, die im Dienst ihre Kleider nicht schonen können, sei nur ein Akt der Billigkeit. Leibbrand sür den Helm, den er auch sür die Spritzenmannschaft nicht sür überflüssig erachtet. Auch sür den Dienstrock schon vom sanitütlichcn Standpunkt. Der Dienstrock diene zur Erhaltung der Gesundheit unserer Feuerwehrleute. Die von Abel anfgcstelltc» Zahlen seien unrichtig. Die Anschaffung der Dienströcke koste nicht mehr als 3—400 000 ^ und das sei für unsere Gemeinden nicht zu viel. In dieser Weise zieht sich die Helm- und Dienstrock-Debatte durch volle zwei Stunden. Die Frage des Dienstrocks findet dadurch ihre Erledigung, daß man mit 41 gegen 88 Stimmen einen von Prälat v. Beck und Lang gestellten Antrag annimmt, wonach die Gemeindebehörden verpflichtet sein sollen, den Steiger- und Rettungsmannschaften Beiträge zur Anschaffung des Dicnstrocks zu gewähren. Was die Hclmfrage anbelangt, so wird die von Bcuttcr und Genossen beantragte Voraussetzung ausgesprochen. Ohne Debatte werden sodann noch die Art. 6 -8 (Verpflichtung der Gemeinden rcsp. Fcuer- löschverbande zur Aufstellung einer Lolalscnerlöschordnnng, ferner Bestimmung über die Ausstellung einer Bezirkssenerlvsch- ordnung in jedem Oberamtsbczirl) und Art. 9 und 10 (besonderere Bestimmungen über sreiwillige Feuerwehren enthaltend) angenommen. Schluß der Sitzung. Nächste Sitzung Montag nachmittags 4 Uhr. Feuerlöschwesen.
Stuttgart, 28. April. (58. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Fortsetzung der Beratung des Gesetzes über das Fcnertvfchwefen. Art. I I. Beschwerdefnhrnng gegen Ordnungsstrafen der Kommandanten bei Ortsvorsteber. Die Kommission beantragt „beim obersten Verwaltungsorgan der srenmlligcn Feuerwehr." Leibbrnnd zur Wahrung der Autorität des Kommandanten sür Beschwerdesübrung bei dem Ortsvorstand, nicht bei dem Vcrwallnngsrat der Feuerwehr, beantragt, de» Entwurf wieder herznstellen. Nach einiger Debatte nimmt man den Antrag Leibbrand an. Art. 12. Bestätigung der Wahl des Kommandanten durch das Obcramt. Kommission beantragt: „durch den Gcmeinderat." Frhr. H. v. Ow stellt den Antrag, den Entwurf wieder herzustellen. Wird angenommen. Art. 13. lieber Zusammensetzung der Bernssfenerwehren. Angenommen. Art. l4 enthält in der Hauptsache die Bestimmung, daß die Enlichcidnnq darüber, ob wegen öffentlicher Berufs-Pflicht bei Beamten eine Verhinderung znin Fenerwchrdienst der Vorge
setzten Dienstbehörde bvrliegc. Kommission beantragt: „dem Gemeinderat." v. Ow und v. Hosacker beantragen Äliedcrhcr- stellung des Entwurfs. Eggers: Man soll die Leute nicht bis zum 60. Lebensjahr zur Feuerwehr beiziehcn. Wenn cs Not Ibue, werde kein ehrlicher Mann znrückbleibcn. Stellt den Antrag, die Altersgrenze ans 56 Jahre festzusetzcn. Min. v. Höldcr spricht sich mit aller Entschiedenheit gegen den Kommissions- antrag ans, ans dem ein unberechtigtes Mißtrauen gegen die Vorgesetzte Dienstbehörde hcrvorleuchte. Sogar im Militärgesetz befinde sich der Satz, daß über Abkömmlichkeit der militärpflichtigen Beamten die Vorgesetzte Dienstbehörde zu entscheiden habe. Art. 14 wird nach dem Entwurf mit dem Amendement Eggers angenommen. Art. 15—17, weitere Bestimmungen über die Organisation der Pflichtseuerwehrcn enthaltend, werden angenommen. Art. 18 enthält Bestimmungen wegen der Hebungen. Dekan Kollmann und Prälat v. Lang wünsche», daß die Kommandanten Uebnngcn an Sonntagen nicht vornehmen. Min. v. Hölder. Hinsichtlich der Sonntagsheiligung bestehe die Verordnung vom 27. Dez. 1871. Hat noch nicht gehört, daß durch Fenerwehrubungcn am Sonntag den religiösen Gesllhlen zu nahe getreten wäre. Geschähe dies-, so würde eingeschritten Werder. Man nimmt Art. 18 an, ebenso Art. 19, der Strafbestimmungen wegen Fehlen bei Uebnngcn enthält.
Stuttgart, 29. April. (57. Sitzung.) DieStadtgc- mcinde Lausten ladet die Mitglieder der Kammer zum 350. Jahrestag der Schlacht bei Lauffen, der am 13. Mai gefeiert wird, ei». Fortsetzung der Beratung des Gesetzes, bctr. das Feuerlöschwesen. Bei Artikel 20, von der Organisation der gemischten Feuerwehren handelnd, beantragt die Kommission Zustimmung. Von den Abg. v. Weber und v. Wolfs wird der Antrag eingcbracht, daß bei icn freiwilligen Abteilungen bei den gleichen Vergehen gegen die Dienstordnung das gleiche Strafmaß wie bei den 'Pflichtigen Abteilungen zur Anwendung kommen soll. Dieser Zusatzantrag Weber und Wolfs wird abgelehnt, Kommiffivnsanlrag angenommen. (Schluß folgt.)
Die bürgerl. Kollegien Stuttgarts staben eine Petition an die Negierung beschlossen, dahin gehend, dnß vom nächsten Jahr an das Schulgeld in den Stuttgarter Volksschulen ganz abgeschafft werden solle.
Aus Sntt gart wird vom 23. ds. der Wiener „N. Fr. Pr." geschrieben: König Karl, welcher seit der ersten Hälste des Monats November in San Remo zur Wiederherstellung seiner Gesundheit weilt, wird diesen Kurort demnächst verlassen und eine Uebergangsstation am Lago Maggiore beziehen. Zu diesem Zwecke reist der Betriebsoberinspektor Hörner von hier nach San Remo, um den königlichen Separatzug zu leiten. Es hat sich mehr und mehr heransgestcllt, daß die Gesundheit des Königs nach der Lungenentzündung, die er im letzten Jahre durchgcmacht hat, noch immer viel zu wünschen übrig läßt.
Den Bericht über die Landcsvcrsainmlung der deutschen Partei, welche in Stuttgart am 27. April stattfand, müssen wir für die nächste Nummer leider zurückstellen.
Stuttgart soll jetzt auch ein König-Wilhelms- Denkmal erhalten, das von Bildhauer v. Hofer modellierte und ans dessen Kosten soeben in München gegossene Reiter-Standbild welches der berühmte Künstler dem Verein zur Förderung der Kunst zur Aufstellung in hiesiger Stadt überlassen hat. Es soll vorläufig (noch nicht endgilrig) der Vorplatz des Museums der bildenden Künste dazu ausersehen sein.
Stuttgart. Die städtischen Gebäude Ro- senstraßc 3l und Katharinenstrnße 14 (altes Armenhaus) werden am nächsten Freitag im öffentlichen Aufstreich auf den Abbruch verkauft.
Von Mergentheim schreibt man der „Heilb. Neckarztg.", daß die Hoffnungen aus einen reichen Obst- und Herbstsegen nach den mehrfachen Frostnächten fast ganz geschwunden seien; auch in Tübingen sind sie, was das Obst betrifft, sehr herabgemindert, der Weinstock aber bis jetzt nicht geschädigt.
Wie der „Jpf" meldet, wird in Oberschwabcn eine große Katholikenversammlung in Sachen der Propaganda und der Reichstagswahlen vorbereitet.
Aale n, 27. April. Letzten Freitag abend wurde zwischen hier und Essingen auf der Eisenbahn in einem Viehwagen, laut „Schw. M.", ein Ochse los und als der außen stehende Wärter die Thüre öffnete, um das Tier wieder zu fesseln, wurde er von demselben über den Wagen hinuntergeworfen und von den Rädern jämmerlich zermalmt. Der Ochse selbst sprang sodann auch hinaus, blieb aber zwischen 2 Wagen hängen und wurde auf dem Essinger Bahnhof ans dieser Situation befreit.
Jsny, 26. April. Die bekannten Otterjäger, Gebrüder Schmidt, haben mit ihren feindressierten 3 Hunden auf Veranlassung der hiesigen Standesherrschaft an der Argen und Ach gejagt und hiebei in drei Tagen 9 Thiere, worunter mehrere trächtige Fischotterweibchen, erlegt.
Gestern abend (26.) 7 Uhr 30 Min. ist in Aspcrg ein anscheinend betrunkener Mann, dessen 4—6 Kinder im Zuge waren, unter den Zug geraten und vollständig zermalmt worden.
Brandfälle: In Jlsfeld am 27. April zwei neugcbaute Häuser; in Heilbronn der Mittelbau der Bläß'schen Essigfabrik; in Oberfahlheim das zur dortigen Bierbrauerei gehörige Wirtschaftsgebäude; in Ravensburg in der außerhalb der Altstadt an der Kuppelnau gelegenen Holzmanufaktur das Dach des Gebäudes.
Hasla ch, 27. April. Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich gestern laut „Konst. Ztg." in dem benachbarten Fischerbach. Zwei 7jährigs Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, spielten auf dem Felde am Feuer, während in geraumer Entfernung davon Dienstboten beschäftigt waren. Der Knabe zündete einen Strohwisch an, hob denselben unter die Kleider des Mädchens, so daß dieses sofort in Hellen Flammen stand und in diesem Zustande davonrannte. Bis die allerdings sehr rasch herbeigeeilten Dienstboten zu Hilfe kamen, bot das arme Kind einen schauerlichen Anblick dar: der ganze Körper, nur Brust und Rücken ausgenommen, war mit Brandwunden bedeckt, beim Ausziehen der Kleider lösten sich ganze Fetzen von der Haut los. Unter den unsäglichsten Schmerzen gab das unglückliche Geschöpf, das ein bildschönes Mädchen war, heute nacht seinen Geist auf.
Frankfurt a. M., 23. April. Gestern
Abend erschienen in einer Restauration unweit des Rvmerbergs zwei Soldaten mit silbergrauen Bärten. Die anderen Gäste waren über die seltsame Erscheinung erstaunt und ans Befragen erzählten sie ihre Leidensgschichte. Im Jahre 1870 waren beide als Landwehrlentc bei der Belagerung von Metz. Hier vergriffen sie sich an einem Unteroffizier und wurden in Folge dessen zu 15 Jahre» Festung verurteilt. Vierzehn Jahre haben sie abbüßen müssen, eins wurde ihnen geschenkt. Der eine der beiden Soldaten war aus Stettin. Als er in den Krieg zog, verließ er die Frau und sechs Kinder; die Frau ist unterdessen vor Gram gestorben. Der andere, unverheiratet, war aus Hamburg. Beide waren in hohem Grade freudig gestimmt, namentlich fühlte sich der Unverheiratete glücklich, seine greisen Eltern wic- derzusehen; schwer aber fiel es Ersterem auf's Herz, daß ihn seine Kinder nicht kennen werden.
Berlin, 29. April. Der am Sonntag stattgehabte Ministerrat und die darauf folgende Audienz des Fürsten Bismarck beim Kaiser betrafen, wie man vernimmt, die Frage wegen eines Gesetzes behufs Verhütung anarchistischer Anschläge. Eine diesbezügliche Vorlage an den Bundesrat steht unmittelbar bevor.