Amts- urid Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

öl. a g 0 l d.

An die Grt«fchuUrehörden « Rechrmngs- steUer.

Die Unterzeichnete Stelle sieht sich veranlaßt, zur öffentlichen Kenntnis zu dringen behuss künftiger Nachachtung, daß bezüglich der Frage, ob die inner­halb einer Bermaltnngsperivde sich ergebenden Re- vcnüen-Überschüsse des Schulfonds, dessen Grund­stock unmittelbar oder nur zufolge eines dies aus­drücklich bestimmenden Beschlusses der Verwaltungs­behörde Zuwachsen, bei Schnlsondsstistungen die gleichen Bestimmungen wie bei anderen Stiftungen gelten und daß bei denselben der aus einer bestimmten Ver­waltungsperiode erwachsene Revenuen - Überschuß gleichfalls jedesmal bei der Rechnungsstell-, beziehungs­weise bei der Fertigung der Grundstocks-Berechnung dem Grundstocks-Soll zuzusehiagen ist.

Bei dem übrigen Schulsonds-Vermögcn aber ist die Zuweisung zum Grundstock durch einen be­sonderen Beschluß der Ortsschulbehvrde bedingt.

Den 14. April. !884.

K. gemeinsch. Oberamt in Schulsachen.

Güntner. Mezger.

Die Mltteischulsieile in Möhringen a.j Fildern wurde dem Oberlehrer Klistle in Haiterbach und die Schulstelle in Schwarzenberg (Freudenstadt) dem Untcrlchrer Halst in Dorn- stettcn übertragen.

Ge starben: v Schober, Hugo, Dr. und Professor am K. Polytechnikum, Ritter des Kronord. t. Kl., Herzleiden, 47 I., Stuttgart.

Tages-^euigkerten.

Deutsches Reich.

^ Nagold, 16. April. Der Ertrag der in den letzten Wochen vom Psarrgemcindeeat vorgenom- incnen Hauskolickte sür die Restauration der oberen Kirche belauft sich auf die schöne Summe von 555 Mark und ist ein Beweis von der Opferwilligkeit unserer Stadt auch für religiöse Zwecke. Gegen­wärtig findet hier die erste Dienstprüsiing lLehrge- hilfenprüfting) der 58 Seminaristen des III. Kursus statt. Die Oberschulbehch.de ist hiebei vertreten durch die HH. Obetkonsistorialrat v. Burk und Schulrat Mo ja pp von Stuttgart.

Herrenberg, 10. April. In unserem Gäu stehen die Kirschbäume und Frühobstbäume in schön­ster Blüte. Auch die Birn- und Apfelbäume las­sen bezüglich dcS Fruchtansatzes nichts zu wünschen übrig, so daß wir alle Aussicht haben, ein Obstjahr zu bekomme», wie schon lauge nicht metzr.

^Stuttgart, 8. April, lieber das Krankeu- kassengesetz sprach gestern abend Dr. Miller, Sekre­tär des Oberbürgermeisters, im Bürgermusenm vor den Mitgliedern von 6 vereinigten Bürgervcrcinen. Von besonderem Interesse war der Epilog, den Red­ner dazu gab, in dem er nachwieS. daß weder den Arbeitern noch Arbeitgebern allzugroße Lasten gegen­über ihren bisheugcu Ausgaben für Krankheiten auf- erlcgt werden. Nur die Fabrikanten ec., welche bis­her ihre Pflichten den Arbeitern gegenüber nicht ge- than, werden jetzt gezwungen zu der lleberzeugung kommen, daß ihre Ausgabe nicht darin besteht, viel Geld zu verdienen durch billige Produktion und teueren Verkauf, sondern darin, daß sie treue und kluge Knechte des Herrn sein sollen, die über das Gesinde wachen und für dasselbe sorgen sollen zu rechter Zeit. Wohl Würden durch Außerachtlassung dieser Pflichten einige hundert Millionäre mehr erstehen, aber damit ist dem Staate nicht gedient; der Staat will sich seine Mil­lionen treuer zufriedener Bürger, seine patriotischen

Soldaten erhalten! Der erste Schritt ans dem Wege zu einer möglichst umfassenden, von Humanität und Christentum, von staatserhalteuder Politik geforderten Fürsorge für die besitzlosen Klassen ist geschehen, wo­durch diese zu der lleberzeugung gelangen, daß der Staat eine nicht blos notwendige, sondern auch wohl- thätige Einrichtung sei. Andere Staaten eifern unse­rem Beispiele nach und wir werden noch weiter gehen auf dem Gebiete der Arbeiterfürsorge, um die sozialen Gegensätze auszugleichen.

Stuttgart, 1l. April. Der Landtag ist znm 22. April einbernfen.

Stuttgart, 10. April. Die Frage, ob der Frost in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ge­schadet, beantwortet derSchw. M." dahin, daß der Schaden im Großen und Ganzen gleich Null ist. Nur an einigen überaus saftigen und krautigen Gewächsen, wie Diklytra und dgl., läßt sich ein Verbrühen Nachweisen.

Crailsheim, 7.. April. Die Forterhebung der örtlichen Biersteuer wurde heute vom Gemeinde­rat und Bürger-Ausschuß genehmigt. Ein Antrag des Stadtschuliheißen, das Schulgeld für die Volks­schulen auszuheben oder doch zu ermäßigen, wurde einstimmig abgelehnt, dagegen wurde ein weiterer An­trag, das Polizeipcrsonal zu vermindern, angenommen.

Ravensburg, 13. April. In den letzten 8 Tagen haben die Fischvtterjüger Ewald und Wilhelm Schmidt 8 Ottern erlegt, worunter 5 Ottcrmütter mit 3 ungebornen Jungen.

Ein erschütternder Unglücks fall hat sich am Gründonnerstag nachmittag in der 20 Minuten von Dußlingen entfernten Rilling'schen Zementfabrik, der sog. Pulvcrmühle, ereignet. Ein Arbeiter der Fab­rik stieg in den Zcmcutvsen, um nach einem Defekt zu scheu. Als derselbe nicht wieder zum Vorschein kam, stieg der Mitbesitzer der Fabrik, Wörner von Appcnweiher (Badens, ebenfalls in den Ofen, aber auch er kam nicht wieder ans Tageslicht. Als man einige Zeit daraus nach der Sache sah, fand man Wörner sowohl als den Arbeiter, ersterer den letz­teren, den er barte retten wollen, noch mit den Ar­men umschlungen haltend, tot im Ofen. Beide waren ein Opfer der dem Ofen entströmenden gifti­gen Gase geworden.

Ein schwäbischer Hühnerzüchter stellt aus seiner Erfahrung die Rechnung aus, daß jedes Huhn an Eiern einen jährlichen Reinertrag von 3 4L 20 L liefere. Freilich betreibt dieser Züchter die Sache auchrationell." Er bat einen großen, lustigen, streng rein gehaltenen Stall und einen großen Hüh­nerhof. Kann aber diesen Anforderungen nicht un­gefähr jeder Bauer entsprechen? Italien, Frankreich und Dänemark führen jährlich sür se 20 bis 30 Millionen Mark Eier ans. Deutschland zahlt jähr­lich für fremde Eier viele Millionen. Kann sich denn dies Verhältnis nicht umkehren? Vermögen wir we­niger als Dänen, Italiener und Franzosen? Was sagen die landwirtschaftlichen Vereine dazu?

Brandfülle: Am 11. d. zu Mundingen, OA. Ehingen, eine Scheuer; am 12. d. in Maisen- hans er (Aalen) zwei Wvhn- und Okonomiegebäude.

(Zufriedenheit das höchste Glück.) Bei Pforzheim wurde kürzlich ein junger, kräftiger Bursche wegen Bettels verhaftet. Derselbe, in der Nähe von Koblenz zu Hause, hatte einen am Tag zuvor in Durlach geschriebenen Brief bei sich, der an eine gewisseliebe Frau Wirtin" in seiner Heimat ge­richtet war. Der Brief lautet:Im vorigen Mo­nat ging ich vom Hanse fort auf die Wanderschaft.

Ich bin gewesen in (hier werden 2030 Städte und Ortschaften genannt. Jetzt bin ich in Durlach bei Karlsruhe. Es ist mir seitdem sehr gut gegan­gen ; gearbeitet Hab ich nirgends. Wo ich hingekom­men bin, haben mir die Leute gern etwas gegeben. Ich bringe alle Tage 2 bis 3 4L zusammen. Bier und Wein sind sehr wohlfeil. Da saufe ich genug, ich Hab mir schon einen ordentlichen Bierleib ange­trunken .... Wenn ich da durchgemacht habe, dann gehe ich Straßburg und Metz zu." Der Brief schließt mit dem Reime:

Die Welt ist unbeschreiblich schön,

Man muß sich nur darauf versteh'»."

München, 8. April. In lakonischer Kürze meldet ein Privattelegramm des Berk. Tagebl.: In vergangener Nacht haben sich hier drei Soldaten verschiedener Regimenter entleibt. Uber die Ur­sachen, weiche die drei jugendfrischen Männer in den Tod getrieben, verlautet vorläufig nichts Näheres.

Aus Würz bürg, 8. April, wird berichtet: Heute früh 8 Uhr wurde in dem eine halbe Stunde von hier entfernten Dvrse Unterdürrbach ein Raub- mvrdversuch ansgeführt. Die im Gasthaus zum Schwanen allein' anwesende Kellnerin wurde von einem fremden Burschen überfallen, erdrosselt und derart mißhandelt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Der Thäter erbrach die Schublade und ent­wendete aus derselben einige hundert Mark; der­selbe ist bis jetzt noch nicht ermittelt.

Der Leibarzt des Fürsten Bismarck, HerrDr- Schwenninger, befand sich vorige Woche in Frank-- furt. Derselbe wurde von 21 fettleibigen Personen konsultiert. Jede Konsultation kostete 50 -,/L

Die Verhandlungen mit dem Oberbürgermei­ster Miquel wegen dessen Eintritts ins preußische Ministerium sind, wie man demSch. M. von Frankfurt meldet, gescheitert.

Neustadt a. H., 15. April. Die Versamm­lung der süd- und südmestdeutschen Nationalliberalen war sehr zahlreich besucht. Miquel. stürmisch begrüßt, sprach in längerer, oft durch Beifall unterbrochener Rede über die Heidelberger Erklärung in Betreff der Zollsteucr-Sozialpolitik. Eckhard (Mannheim) be- handelte die allgemeinen politischen Verhältnisse, Buhl die Arbeiter-Versicherung. Schließlich wurde ein­stimmig eine Resolution angenommen, worin die Ver­sammlung erklärt, der Heidelberger Erklärung beizu- trctcn und den Landesparteien zu empfelflen, sich der Organisation der nationalliberalen Partei des Reiches anzuschließen. Der Parteitag war von 5000 Per­sonen besucht.

Mainz, 14. April. In der verflossenen Nacht wurde in der Chnslophskirche Angebrochen und der größte Teil der wertvollen Kirchengeräte geraubt. Dieselbe Kirche wurde vor 4 Jahren schon einmal ansgeplündcrt, ohne daß man die Thäter erwischen konnte.

Köfln, 15. April. Die Köln. Volkszütimg meldet, LedochowSki habe aus das Erzbistum Posen verzichtet.

Aus Köln geht der Germ, folgendes Tel. zu: Der Aufruf zu der Katholikenversammlnng am Oster­montag ist gerichtlich beschlagnahint worden auf Grund des K 131 des Strafgesetzbuches." !; 131 lautet: Wer erdichtete oder entstellte Tatsachen, wis­send, daß sie erdichtet oder entstellt sind, öffentlich behauptet oder verbreitet, um dadurch StaatSein- richtnngen oder Anordnungen der Obrigkeit verächt­lich zu machen, wird mit Geldstrafen bis zu 200 Thlr. oder mit Gefängnis bis zu 2 Jahren bestraft.

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Erscheint wöchentlich 3>nal: Dienstag, Donnerstag and Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägcrlobn) vO 4, in dem Bezirk I 4, außerhalb des Bezirks 1 20 4. Monats-

abonnemcnt nach Verhältnis.

Donnrrrrtag den 17. April.

Jnscrtionsgebühr für die ispairige Jeite aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebcn sein.

1884 .

Sl mtliche s.