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das Wort, um seine Haltung in der LaSkerfrage klar zu legen. Er betonte namentlich, daß die Beziehungen Deutschlands zu Amerika von jeher gute gewesen und nichts geschehen sei, um dieselben zu trüben. Die Resolution des Repräsentantenhauses, falls sie nur der Ausdruck des Wohlwollens gewesen, würde er ohne Weiteres dem Reichstag übergeben haben, dieselbe äußere aber ein Urtheil über Lasters politische Thätigkeit; gleichzeitig hätten dessen Freunde die Position, die ihnen der Tod Las- kers gegeben, wucherisch ausgenutzt (Zuruf: Pfui!). Bismarck erklärt dies als persönliche Beleidigung und motivirt dann sein Vorgehen in Frage der Beileidsresolution, er anerkennt seine frühere Haltung gegenüber den Nationalliberalen bei der Herstellung des Reichs; von diesen aber habe sich Lasker immer mehr getrennt; sein Werk sei diezwischen den Liberalen und der Regierung seit 1878 cinge- tretene Entfremdung. Der Mißbrauch, der mit der Beileidsresolution getrieben, habe ihn zu seinem Verfahren veranlaßt; nicht er habe ein Todtengericht gehalten, sondern die. welche Lasker über Gebühr erhoben.
lieber das vorgestrige Auftreten des Fürsten Bismarck im Reichstag schreibt die „K. Z." u. a.: „Das Aussehen des Reichskanzlers zeigt insofern eine große Veränderung, als die Hünenhoftigkeit seiner Gestalt einer gewissen Schlankheit Platz gemacht hat und Gang und Bewegung von einer elastischen Raschheit waren, welche von dem wohlthuenden Umher- streifen in Wald und Flur das beste Zeugnis; gab. Auch auf Temperament und Stimmung scheint die Landluft gut eingewirkt zu haben, und von Aufregung oder gar Zornwut war während der Rede nichts zu bemerken; selbst als ein großer Unbekannter aus der Linken nach berühmten früheren Mustern einer mißliebigen Aeußerung des Reichskanzlers ein „Pfui" entgcgenwarf, wurde er mit großer Geistesgegenwart und ebensolcher Ritterlichkeit ganz comweut- mäßig abgeführt." Den Verlauf der betr. Scene schildert ein näherer Bericht in folgender Weise. Der Reichskanzler sagte in seiner Rede: „. . . Nun kam aber dazu, daß die Parteigenossen des verst. Abg. Lasker zu derselben Zeit das Privilegium, welches ihnen die Stellung am Grabe eines Freundes gab, in einer so maßlosen Weise in der Presse ausbcuteten, unter Umständen, wo ein Widerspruch, eine Kritik dem tief in unfern Herzen stehenden äo mortuis ui! nisi llens widersprach — das haben sie ansgenutzt in wucherischer Weise. (Unruhe links und Ruf: „Pfui!") (Der Reichskanzler geht von seinem Platz am Tische des Bundcsraths mit raschem Schritte gegen die Reihen der Fortschrittspartei vor und fährt lebhaft und erregt fort:) Meine Herren (nach links), wer da „Pfui!" sagt, beleidigt mich in einer — ich will es nicht anders karakterisieren — unhöflichen Weise. Er wild vielleicht auch die Freundlichkeit haben sich zu nenne«; sonst rufe ich gegen ihn das Pfui der Verachtung, die mich gegen jeden anonymen Beschimpfer beseelt (Beifall rechts). Pfui hätten Sie sagen sollen, wie Sie am Grabe des Verstorbenen Politik getrieben haben."
Berlin, 13. Mürz. Die Abgeordneten Ackermann, Leuschner und Windthorst haben, unterstützt von Abgeordneten der konservativen, freikonservativen, sowie der Zentrumsfraktion, 2 Anträge im Reichstage eingebracht: 1) auf Ergänzung des ß 6 der Gcwcrbeordnungsnovelle dm ch das Verbot des Lchr- linghaltcns für Nichtinnungsmcister, 2) den Kanzler um Vorlegung eines Gesetzes zu ersuchen, wodurch aus dem gesammlen Gewerbeslandc, unter angemessener Belhciligung der Innungen, in den Bundesstaaten, wo sie noch nicht bestehen, Gewcrbekammern eingesührt werden.
Tie Aktien der neuen „deutsch-freisinnigen" Partei beginnen bereits zu fallen, nicht hauptsächlich wegen der Angriffe ans gegnerischen Lagern, sondern wegen der im eigenen Laaer sich regenden Opposition und schon melden sich die Zeichen des Ab falls, da vielen der Parteimitglieder, über deren Köpfe hinweg die Fusion über Nacht beschlossen wurde, die einseitige und eigensinnige Opposition eines E. Richter ganz in der Seele zuwider ist. Diese Thatjache wird mit jedem Tage mehr ans Licht treten.
Der Große Generalstab beabsichtigt jetzt, nachdem das große Werk über den Krieg von l870—71 vollendet ist, auch die Kriege Friedrich des Großen zu bearbeiten. Moltke erläßt zu dicrem Ende einen
Aufruf, in welchem er den Wunsch ausspricht, es möchten Behörden, wissenschaftliche Vereine, Familien und einzelne Personen, die etwa in ihrem Besitz befindlichen, auf diese Zeiten bezüglichen Schriftstücke, Karten und Pläne, sofern sie in der vorhandenen Literatur noch keine Verwerthung gefunden, dem Generalstab leihweise oder in Abschrift (Copie) zur Verfügung stellen.
Der neue Zolltarif hat nach einem Ausweis über die sehr bedeutende Tuchindustrie in Forst (173 Arbeitgeber und 6062 Arbeiter) auf diesem Industriezweig die günstigsten Wirkungen ausgeübt. Während ein Niedergang bis zum Jahre 1878 stattfand, hat sich die Industrie seit jener Zeit von 2 472 556 Kilogr. Tuchausfuhr auf 4 458 538 Kilogr. in 1883 gehoben, die Wolleinfuhr von 7 170 273 in 1882 auf 7 986 751 Kilogr. in 1883.
Die „Nat.-Ztg." schreibt: „Herr Hofprediger Stöcker, der seine antisemitischen Agitationen auch auf Polen ausdehnen wollte und für die nächsten Tage seine Ankunft in Lodz in Aussicht stellte, erhielt, wie die aus Polen regelmäßig gut unterrichtete „Nowosti" schreiben, von der russischen Behörde einen Wink, lieber zu Hause zu bleiben, da die russische Negierung seine Agitation in Polen nicht dulden würde. Die Administrativ-Behörden in Polen haben von Petersburg aus Befehl erhalten, H^rn Stöcker bei dem geringsten Versuch, zu agitiren, auszuweisen, eveut. festzunehmen."
Ein Kaufmann in Berlin schrieb seinem Dienstmädchen, das ihn bestohlen hatte, in das Zeugniß: „fleißig und ehrlich." Dem Beamten, der das Mädchen auf das Zeugniß hin in Dienst nahm, stahl es sein ganzes Silberzeug (600 und verduftete. Der Beamte verklagte den Kaufmann auf Schadenersatz, und das Landgericht verurtheilte den Kaufmann zu der Summe von 600 ^ V. R. W.
Hoch geht es auf den Bauernhochzeiten im Kreis Arnswalde her. Bei einer solchen wurden kürzlich verbraucht: 1 Rind, 2 Schweine, 8 Hammel, 8 Kälber, 16 Gänse, 8 Ztr. Weizenmehl, 100 Flaschen Wein, 24 Achtel Bayrisch Bier, B/s Tonnen Brannbier, 16 Liter Cognac!
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 11. März. Die Melonng von einer internationalen Verständigung wegen der Verfolgung der Dynamitverschwörcr rcduziren sich ans die Erzielung einer gemeinsamen Thätigkeit aller Polizeibehörden des Kontinents mit Einschluß Englands. Die Schweizer Pvlizciämter sind im Einverständnis;.
Wien, 12. März. Heute Mittag wurde die Wittwe des Fleischselchcrs Jos. Vieröckl in ihrem Filialgeschäft, Nouban, Neustiftsgasse, meuchlings überfallen. Ein dem Arbeiterstande angehöriger, 40- bis öOjähriger Mann hatte dort schon mehrmals Wurst gekauft. Als er heute die Frau allein traf, schlug er sie mit einem Schuhmacherhammer ans den Kopf. Die kräftige Frau wehrte sich jedoch, bis auf ihr Hilfegeschrei Leute zu Hilfe kamen und den Angreifer sestnahmen. Der Arbeiter erklärte dem Poli- zeikommissar ganz frech, daß er die Absicht hatte, die Frau zu ermorden und das im Laden befindliche Geld zu rauben.
Wien, 13. März. (Prozeß Schenk und Genossen.) Der Fr. Ztg. wird gemeldet: Heute begann unter enormem Andrange eines distinguirten Publikums vor dem Ausnahmsgericht der Prozeß Schenk. Die Verlesung der Anklageschrift rief große Sensation hervor. Hugo Schenk, welcher selbstbewußt und lächelnd den Saal betrat und das Publikum musterte, verantwortete sich kleinlaut. — Schenk hatte vor einigen Tagen aus dem Gefängnis; einen Brief an seine Geliebte Emilie Höchsmann absenden wollen, in welchem er unter genauer Angabe des Orts, wo er Gift verborgen habe, uni dessen Ein- schmuggelnng ins Gefängnis; ersuchte, da er sich vergiften wolle. Der Brief wurde anfgefangen und Schenk erhielt eine empfindliche Disziplinarstrafe.
Wien, 14. März. (Prozeß Schenk.) Die gestrige Verhandlung, welche das Verhör des Angeklagten über die Raubanfälle ans den Müller Pod- bera und den Kutscher Bauer und die Ermordung der Josephine Timal umfaßte, ergab die vollste Bestätigung der Anklage gegen Hugo L-chenk, Schlossa- rek, sowie die Mitwissenschaft Karl Schenk's. Hugo Schenk erklärt, er und Schlossarek haben beschlossen, nach den theiiweise mißlungenen Naubversuchen an Podbera und Bauer künftig jedes Opfer aus dem Leben zu schaffen. Hugo Schenk gab ferner an, er
habe die Pläne ausgeheckt und Schlossareck die Ausführung übernommen. Auf die Frage des Präsidenten: „Sie haben sich niemals an den Freveltha- ten Ihres Genossen betheiligt? Welchen Zweck verbanden Sie damit?" antwortete Schenk: „Ich wollte nicht morden."
Wien, 15. März. Im Prozeß Schenk wurden die einzelnen Mordfälle erörtert. Die Angeklagten gestehen alles ein. Schenk schildert im Verlauf einzelne Mvrdfälle mit größter Ruhe. Schlossarek teilt mit, Schenk beabsichtigte auch eine Frau im Waggon zu berauben, sie mit Petroleum zu begießen und anzuzünden. Als Schlossarek die Ermordung der Kath. Timal mit allen grausigen Einzelicheiten erzählte und von den bisher unbekannten Plänen Hugo Schenk's sprach, ging durch den Saal eine Bewegung tieieu Abscheues. Der Präsident selbst war bleich vor Ausregung-, ries Schenk zu. das; ihm ein solches Scheusai noch nicht vorgekommen sei. Schlossarek sagt weiter: Hugo Schenk wollte einmal, das; wir ein Frauenzimmer an einen Baun! aiibinden, es mit Petroleum begießen und dann anzünden solle». Schenk lächelt. — Der Präsident zu Schenk:
Ihre Verworfenheit ist eine solche, wie sie vielleicht noch nie vorgekommen ist. Ein Mann, der mit drei Personen gleichzeitig Liebesverhältnisse anknüpst, um sic zu tödten, der eine von ihnen umbringt und am nächsten Tage ein anderes Mädchen ihrer Ehre beraubt und mit ihr ins Theater geht, beweist eine Gesinnung, der alles zuznmnthen ist. Schlossarek (weinend):
Er hat Karl Schenk gebieten wollen, das; er meine Frau nm- bringt. Präsident zu Schenk: Ein so verworfener Mensch dieser Schlossarek ist, ich muß ihm glauben; Sic muß ich als Lügner bis ins innerste Mark bezeichnen.
Wien, 15. Mürz. Hugo Schenk und Genossen wurden zum Tod durch den Strang verurtheilt.
Die Reihenfolge der Hinrichtungen ist: Carl Schenk, Schlossarek, Hugo Schenk.
Pest, 15. März. Den Blättern zufolg? erfuhr die Polizei von einer beabsichtigten Aktion der Anarchisten; demzufolge wurden 36 Anarchisten, darunter mehrere Frauen, verhaftet und viele Briese, Schriften j und Zeitschriften anarchistischen Inhalts saisirt.
Im ungarischen Abgeordnetenhaus antwortete gestern der Ministerpräsident Tisza aus die Interpellation Helfy's: Es hat sich nichts ereignet, was die zwischen Oesterreich Ungarn und Deutschland bestandene und fortwährend bestehende intime Allianz irgendwie alterirte. Wenn andere Mächte, ohne die- ;
ses Verhältnis; alteriren zu wollen, sich näherten, so '
äußere sich darin nur die Kraft des Bündnisses und > die Garantie für die Erhaltung des Friedens (Beifall.) Daß Rußland das Freundschastsverhältniß Oesterreich-Ungarns und Deutschlands stören wolle, sei aus der Lust gegriffen; das deutsch-österreichische Bündniß bestehe ganz unversehrt.
Frankreich.
Paris, 13. März. Die „Agence Havas" erhält aus Hanoi folgendes Telegramm: Gestern Nachmittag zog die unter Regner stehende Abthei- i lung in Bacninh ein. Die Chinesen, durch die ver- < schiedenen Bewegungen des Feindes koprlos gemacht, ' gaben alle Stellungen auf und stürzten in wilder Flucht auf der Straße nach Thaingunner fort, während die Franzosen auf der Straße von Laugson eiurückten. Auf französischer Seite sind 70 Ver^ wundete. Große Borräthe au Munition und eine Batterie Krupp'scher Kanonen wurden in der Lita- delle erbeutet.
England.
London, 13. März. Graham telcgraphirt, daß er nach einem vierstündige» Kampf das Lager Osman's einnahm. Der Verlust der Engländer beträgt 70 Todte und 100 Verwundete.
In England kostet das Kriegsheer >von 140000 Mann so viel, wie bei uns in Deutschland 420 000 Mann; das heißt, es kommt der Soldat dreimal so hoch zu stehen als bei uns. Das machen die Kolonien. Selbstverständlich sind die Kosten der vielen Kolonialkriege ec. noch extra. Wo sollte cs mit uns hinaus, wenn wir ein eben solcher Kolonial- j staat wären wie England, d. h. wenn unser Militär- s etat dreimal jo hoch stände? -
Rußland.
Eine Unfallversicherung für Arbeiter soll jetzt auch Rußland erhalten. Das Prostet liegt bereits fertig im Finanzministerium. Eine Unfallversicherung, wie sie vom deutschen Reichskanzler angestrcbt wird, wäre in Rußland nicht zu verwirklichen, weil hier die Arbeiter nur in den seltensten Fällen ein bestän- ( diges Kotiugent bilden. Derselbe Arbeiter, der einige s Monate in den Steinkohlengruben gearbeitet hat, ! geht in eine Fabrik über, von dort wieder zu einer andern Beschäftigung, je nach Laune und Aussicht auf größern Erwerb. Eine Unfall-Versicherung für !
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