an eine belgische Waffenfirma verkauft. Die Umänderungskosten haben s. Z. etwa 20 Mal soviel betragen, als heute der Kaufpreis.
Ruin einer braven Familie durchs Laster. Ein braver Bahnwärter einer der hessischen Bahnen harte das Unglück, dass seine 17jährige Tochter in Frankfurt sehr bald nach ihrem Eintritt in einen Dienst der Verführung zum Opfer fiel. Daß das unglückliche Mädchen sich scheute, den Eltern irgend welche Nachricht zu geben, ist ja wohl zu verstehen. Die erste Nachricht erhielten dieselben durch eine Anforderung von 168 ^ Pflegekosten aus dem Rochusspital (einer Anstalt für gewisse Kranke), der eine zweite von ähnlichem Betrag folgte für I46tägige Krankheit. Das kommt an die Eltern in der Zeit, wo sie etwa eine erste Sendung ersparten Lohnes ihres Kindes für die Sparkasse erwarten. Sie kön- nens nicht bezahlen. Es wird an die Gemeinde gefordert, die Sache wird ruchbar im Dorfe, die ehrliebenden Eltern sind außer sich, keins wagt sich um dieser Familienschande willen unter der Leute Augen. Der gerechte Unwille der Dorfbewohner über solche Belastung der armen Gemeindekasse für die Nichtsnutzigkeit ihrer Tochter macht sich bei jedem Anlaß Luft. Die Armen verkaufen den letzten kaum entbehrlichen Hausrath, um nicht auch diese Schande zu haben. Und daß nicht noch das Allerletzte weg- geht, holen sie die Tochter, eine wandelnde Leiche nach Haufe, selbst auf die Gefahr hin, daß sie mit ihrer entsetzlichen Krankheit, die auf 20 Schritte hin einen pestilcuzialischen Geruch verbreitet, das enge Familienstübchen zum unerträglichen Aufenthalt für die ganze Familie macht und schließlich in der Schlafkammer auch noch die armen Geschwister ansteckt.
Immer wieder taucht der Plan auf, Elsaß mit Baden. Lothringen mit Preußen zu vereinigen; und er wird so lange auf der Tagesordnung bleiben, bis ec erfüllt ist. In Elsaß-Lothringen selbst sind die Ansichten darüber sehr verschieden, Statthalter v. Manteuffel scheint für den statrw grro, das heißt für die vorläufige Erhaltung der jetzigen staatsrechtlichen Verbindung Beider zu sein.
Zittau. 3. März. Ein entsetzlicher Doppelmord ist in der Nacht zum Sonntag in dem Dörfchen Walddorf am Fuße des Cottmar verübt worden. Der Schneider Seifert daselbst war mit seiner Frau zu einem Gesellschaftsvergnügen gegangen und hatte die Obhut über seine beiden kleinen Kinder dem bei ihm wohnenden, seit längerer Zeit arbeitslosen Bruder seiner Frau, dem Handarbeiter Wilhelm übertragen. Während der Nacht ergreift Wilhelm eine Axt und erschlägt die schlafenden Kinder seiner Schwester, dann zertrümmert er in blinder Wuth die Möbel, den Stubenofen, die Fenster u. s. w. Als der Hauswirth durch den Lärm geweckt, herbeieilt, ergreift der Mörder die Flucht und wendet sich nach Lübau, woselbst er sich kurze Zeit bei Verwandten aufhielt, aber nichts von seiner entsetzlichen That erzählte. Den Sontag über ist der Mörder dann in der Gegend von Löbau herum geirrt, bis er heute Morgen in Ebcrsdorf ergriffen wurde. Seine Blutthat hat er bereits eingestanden.
Berlin. 8. März. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird heute, spätestens morgen hier erwartet.
(Schreiben Bismarcks.) Dem Vorsitzenden des Landesausschusses des deutsch-conservativen Vereins in Württemberg, Gemeinderath C. Stähle in Stuttgart ist ein Schreiben des Fürsten-Reichskanzlers zugegangen. Der Verein hat nämlich den von der in Kinzlach abgehaltenen Vertrauensmänner-Versamm- lung angenommenen Ausruf für die Reichstagswahlen dem Fürsten Bismarck zur Kenntnißnahme vorlegen und dabei dem Reichskanzler die besten Wünsche für seine Gesundheit aussprccheu lassen. Auf dieses Schreiben ist folgende Antwort eingclaufen: „Friedrichsruh, den 28. Februar. Euer Hochwohlgeborcn danke ich verbindlichst für die gefällige Mittheiluug vom 26. d. und werde mich freuen, wenn die Bestrebungen des Vereins in möglichst weiten Kreisen Anklaug und bei den Wahlen erfolgreiche Vertretung finden. Bismarck."
Berlin, 6. März. (Reichstag.) Die Eröffnung des Reichstags und die Verlesung der Thronrede erfolgte durch Staatssekretär v. Bötticher im weißen Saale. Die heutige Reichstagsitzung wurde geschäftsordnungsmüßig durch den Präsidenten von Levetzow eröffnet. Ein gegangen sind zahlreiche Rechnungsvorlagen, das Arbeiter-Unfallversicherungsgcsetz, ein Entwurf, den Feingehalt der Silber- und Gold- waaren betreffend, und eine Denkschrift über die Aus
führung des FlottengründungSplaneS. Der Namensaufruf ergibt 235 Anwesende, das Haus ist somit beschlußfähig. Morgen findet die Präsidentenwahl statt.
Berlin, 6. März. Als Einigungspunkt der „deutschen freisinnigen Partei" werden im Wesentlichen ausgestellt: verantwortliches Staatsministerium, einjährige Finanzperioden, Erhaltung des geheimen und direkten Wahlrechts, Diätenbewilligung, gesetzliche Regelung des Verhältnisses zwischen Staat und Religionsgesellschaften, Bekämpfung des Staatssozialismus, Entlastung der nothwendigen Lebensbedürfnisse. möglichste Abkürzung der Dienstzeit, Feststellung der Friedenspräsenzstärke innerhalb jeder Gesetzgebungsperiode. Der Aufruf schließt: Das Alles zur Befestigung der natonalenEinheit inTreue gegendenKai- ser auf dem verfassungsmäßigen Boden desBundesstaats.
Berlin, 7. März. In der 2. Sitzung des Reichstags wurde auf Antrag WindthorpS durch Akklamation v. Levetzow (konservativ) zum Präsidenten, Frankenstein (Centrum) zum 1. Vizepräsidenten wiedergewählt und Hvffmann (Fortschritt) zum 2. Vizepräsidenten neugewäylt. Dieselben nahmen die Wahl au.
Berlin, 8. März. Die nationalliberale Korrespondenz stellt aufs Entschiedenste in Abrede, daß Jemand daran denke, wegen der Bildung der neuen freisinnigen Partei den Bestand der nationalliberalen Partei in Frage stellen oder ihren politischen Charakter ändern zu wollen. Die Angabe, daß nationalliberale Abgeordnete sich der neuen Partei anschließen würden, sei in keinem einzigen Falle zutreffend.
Die neue deutsche freisinnige Partei beschloß, nach der Frks. Zig., gestern in ihrer ersten Fraktionssitzung unter Vorsitz Stauffenbergs folgende Initiativanträge: Antrag Stauffenberg-Hoffmanu, betr. Gewährung von Pensionen an die Invaliden aus dem französischen Kriege, welche nach Ablauf des Präklusivtermins invalide geworden sind. - Antrag Barth- Dirichlet, betr. auf Gewährung der vollen Ausfuhrvergütung für Tabak. - Baumbach-Meibauer, betr. Abänderung der Bestimmungen der Gewerbeordnung über die Handelsreisenden und die Kolportage. — Antrag Philips-Lenzmann auf Entschädigung un- 'chuldig Verurtheilter. — Antrag Ebcrty-Bücbtemann, der Reichstag wolle beschließen: den Reichskanzler zu ersuchen, noch im Laufe der Session eine Vorlage an den Reichstag gelangen zu lassen, welche allen in Reichsdienst beichäftigten Civilpersoneu, beziehungsweise deren Hinterbliebenen eine ausreichende Pension zusichert, für den Fall, daß diese Personen durch Unfälle oder Beschädigungen im Dienste des Reiches in ihrer Erwerbssähigkeit beeinträchtigt werden oder ihr Leben verlieren.
An die Meldung anknüpfend, daß dem Bundes- rathe eine Vorlage betreffs Verlängerung des Sozialistengesetzes angekündigt sei, sagt der „Hamburger Korrespondent" : „Im Reichstag wird diese Vorlage eine außerordentliche Bewegung Hervorrufen, da von der äußerst unsicheren Entscheidung die Auflösung der bestehenden Volksvertretung abhüngen wird und das Zentrum und die liberale Vereinigung in große Verlegenheit geralhen werden. In beiden Parteien gehen die Meinungen über diese Frage weit auseinander, und namentlich für den Bestand der Sezessionisten- partei dürste die Angelegcnhe-t sich sehr kritisch gestalten. Die Mehrheit der letzteren Partei soll entschlossen sein, das Gesetz abzulehnen; ein kleinerer Theil, der es anzunehmen geneigt ist, dürfte seine fernere Zugehörigkeit der Partei ernstlich in Frage gestellt sehen."
Die „Nordd. Allg. Ztg." erklärt die Nachricht verschiedener Blätter, betr. den nahe bevorstehenden Rücktritt des Kultusministers v. Goßler, jeder that- sächlichen Begründung entbehrend.
Man schreibt aus Berlin: Der SpediteurR., im Kreise seiner Bekannten als starker Esser bekannt, vermaß sich, in einem Restaurationslokal in der Nähe des Oranienplatzes von sämmtlichen auf der Speisekarte verzeichneten Speisen je eine Portion in dem Zeitraum von 2 Stunden zu vermehren. Wenn diese Leistung von Herrn R. erfüllt würde, wollten die Anreger der Wette die Zeche für den Esser bezahlen, im andern Falle sollte er nicht allein das Verzehrte, sondern noch eine Achteltouue Bier bezahlen. Herr R. gewann die Wette und verschlang ca. lö Portionen Braten mit Kompott ohne Beschwerden. Zwei Tage darauf aber mußte der 40jährige Mann nach der Charite geschafft werden, wo jetzt — wenige Tage vor seiner in Aussicht genommenen Verheirathung — sein Tod erfolgt ist.
In Züllichau hat sich die aus zwei Herren und drei Damen bestehende böhmische Sänger- und Harfenspieler-Gesellschaft Preißig vergiftet oder ist durch eines der Mitglieder vergiftet worden. Die Gesellschaft gab am vergangenen Samstag Abend bis gegen 12 Uhr Vorstellung im Fischer'schen Hotel, wo sie auch logirte. Als sich bis Sonntag Mittag Niemand von der Gesellschaft sehen ließ, auf wiederholtes Klopfen und Rufen an der Thür ihres Zimmers auch keine Antwort erfolgte, öffnete man diese endlich gewaltsam. Beim Eintritt ins Zimmer fand man sämmtliche 5 Personen noch zu Bette; nähere Untersuchung ergab indeß, daß 3 davon — 1 Herr und 2 Damen — bereits todt und 2—1 Herr und 1 Dame — schwer krank waren. Auf dem Tische fand Wan Kaffee vor. der laut ärztlicher Aussage Arsenik enthielt. Die Leichen selbst sowie die beiden noch Lebenden wurden auf polizeiliche Anordnung nach dem dortigen Johanniter-Krankenhause gebracht. Die Beweggründe zu dieser verzweifelten That, sowie der Thüier selbst, der doch nur unter der Gesellschaft zu suchen sein dürfte, würden jedoch kaum zu ermitteln sein, wenn es nicht gelingt, einen der Schwerkranken, worunter Preißig selbst, am Leben zn erhalten, wozu jedoch wenig Hoffnung vorhanden. Nahrungssorgen dürften die Veranlassung nicht sein, denn man fand im Besitz der Gesellschaft über 100 cM baareö Geld, außerdem viele Goldsachen; es gewinnt vielmehr den Anschein, als läge die Ursache in Zwistigkeiten, denn im Zimmer ist bis gegen 3 Uhr Morgens lautes Lärmen und Toben gehört worden. Immerhin aber muß man fragen, woher plötzlich Arsenik?
Könitz, 7. März. Im Neustettiner Synagogenprozeß sprachen die Geschworenen betreffs aller Angeklagten ein Nichtschuldig aus.
Oesterreich-Ungarn.
(Acht Männer.) So unglaublich es auch klingt, ist es dennoch Thatsache, daß eine Frau sieben Ehemänner überlebt und nunmehr den achten Gemahl hcimgeführt hat. Diese lebende Illustration des in diesem Falle in Wirklichkeit „ewig Weiblichen" ist eine in Sanct Jacob in Ungarn wohnende Frau mit dem ominösen Namen Amalie Probald (Probir's). Vorige Woche feierte sie ihre Hochzeit mit dem achten Manne, der zudem der Auserwähllc unter drei Freiern war.
Schweiz.
(Ein Kampf um die Antiqua.) Man schreibt uns: Mit was für Bagatellen sich unsere obersten cantonalen Behörden abgeben, beweist der zu einer Politischen Parteisache ausgeartete Krieg für oder wider die Antiqua. Einige liberale Regierungen führten dieselbe in den Schulen als die bevorzugte Schriftart ein gegenüber der bisher vorherrschenden deutschen Schrift. Das gab den Conservativen Veranlassung, gegen die Antiqua zu wüthen. In Basel dauert der Krieg in der dortigen Presse nun schon seit Jahren, in anderen Cantonen haben die gesetzgebenden Behörden Tage lang über die Vortheile und Nachtheile der Antiqua debattirt und sie meistens aus den Schulen wieder entfernt. Ein Canton nach dem anderen hat seinen Streit über die Frage, ob römische oder deutsche Schrift besser sei.
Auch in der Schweiz soll die obligatorische Krankenversicherung eingeführt werden.
Frankreich.
In Paris ist die Stimmung ganz ungeschlagen, seit Rußland sich Deutschland genähert hat. Die geistvollen Dichter Meilhac und Millaud haben Theaterstücke, z B. Da Dosaguo gedichtet, die Zugstücke geworden sind und in denen die Russen lächerlich gemacht und verhohnübelt werden. (Darüber sind wir gar nicht böse. Unser Bündnis; mit Frankreich macht, wie man sieht, Fortschritte.)
Belgien-
Brüssel, 8. März. Der Nord sagt anläßlich der in der Thronrede zur Eröffnung des deutschen Reichstages enthaltenen Fricdensversicherungcn, die Umstände seien niemals günstiger gewesen für eine wenigstens thcilweise Abrüstung. Ohne sich die Schwierigkeiten der Ausführung einer solchen verheimlichen zu wollen, müsse man dach constatiren, das; die Aussicht auf einen dauerhaften Frieden diese Idee in der That ausführbar erscheinen lasse.
Eilglandi
London, 7. März. (Oberhaus.) Granville antwortete auf eine Rede Salisbury's: Es sei weder beabsichtigt, Egypten zu anncktireu, noch permanent