Amts- und Intelligenz-Blatt für den Obcramts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet »ierteljähnich hier (ohne Trügerlokm) 80 4, in dem Bezirk I — 4, außerhalb des Bezirks 1 20 4. Monats-
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Dienstag den 11. Mär).
Jnscrtionsgcbühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Scbrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 8 -I. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgebcn sein.
1884 .
Amtliches
Nagold.
Musterung von 1884.
Zum Beginn des Kreis Ersatz-Geschäftes wird hiemit der Geschäftsplan für den Oberamtsbezirk Nagold bekannt gemacht:
24. März Musterung in Wilvberg,
25. März Musterung in Altensteig,
26. März Musterung in Nagold,
27. März Loosung daselbst.
Tic Verhandlungen in den Mnsterungsstatioiien sowie die Loosziehung beginnen je Morgens 8 Uhr.
Die Orisvorsteher werden ausgefordert, an der Musterung in derjenigen Station, zu welcher ihre Gemciudeu gehören, theilzunehmen und rechtzeitig zu erscheinen, auch sind sie beauftragt, die Vorladung der Militärpflichtigen zur Musterung zu veranlassen, Eröffnungsurkiinden eiuzuscuden und für die rechtzeitige Gestellung der Militärpflichtigen vor der Er- satzkommission zu sorgen, auch die Militärstammrollen der Jahre 1882, 1883 und 1884 mitzubringen.
Es haben sich zur Musterung einzufinden:
in Wüdberg am Montag den 24. März, Morgens 8 Uhr,
die Pflichtigen von Wildberg, Effcingen, Sulz, Gült- lingeu. Schöubronn, Nothfelden und Wenden;
in Altenstkig am Dienstag den 25. März, Morgens 8 Uhr,
die Pflichtigen von Alteusteig Lrtadt, Altenstcig Dorf, Ueberberg, Berneck, Walddorf, Ebershardt, Gaugenwald, Warth, Egenhausen, Spielberg, Bösinzen, Beuren, Euzthal, ErtmaunswAler, Fünfbronn, Garr- weiler und Simmersfeld:
in Nagold am Mittwoch den 26. März, Morgens 8 Uhr,
die Pflichtigen von Nagold, Jselshausen, Emmingen, Pfrondorf, Mindersbach, Rohrdorf, Ebhauseu, Hai- terbach, Unterschwandorf, Oberschwaudorf, Bcihingeu, Oberthalheim, Uuterthalhcim und Schietingen.
Alle zur Gestellung verpflichteten Mannschaften (zu welchen namentlich auch die im vorigen Jahr auv irgend einem Grund zuritckgestellten und die dis ponibel gebliebenen gehören) werden hiemit beordert, sich, letztere mit ihren Loosungsscheinen und Gestellungs-Attesten, beziehungsweise Reservescheinen rc. pünktlich im Musterungstermin einzufinden bei Vermeidung der gesetzlichen Strafen und weiterer Folgen.
Wer an Epilepsie zu leiden behauptet, hat auf eigene Kosten drei glaubhafte Zeugen zu stellen.
Die Loosung findet am Donnerstag den 27. März, Morgens 8 Uhr, auf dem Rathhaus in Nagold statt.
Das Persönliche Erscheinen ist hiebei den Militärpflichtigen überlassen; ist der Abgerufene abwesend, so wird ein Civilmitglied der Ersatzkommission für ihn das Loos ziehen.
Gesuche um Zurückstellung wegen häuslicher Verhältnisse sind wo möglich so zeitig geltend zn machen, daß sie noch vor dem Zusammentritt der zur Entscheidung hierüber berufenen Ersatzkommission vollständig erörtert werden können.
Die Orksvorsteher haben die Gesuche, welche bei ihnen schriftlich eingereicht oder mündlich zn Protokoll gegeben werden können, durch Erhebung aller zu ihrer Beurtheilung erforderlichen Umstände und Verhältnisse zu vervollständigen.
Formularicn zu > Gesuchen um Zurückstellung in den Fällen Z. 30 Ziffer 2 der Ersatz-Ordnung können hier bezogen werden.
Den 7. März 1884.
Civilvorsitzender der Ersatz-Commission: Güntner, Oberamtmann.
Die 1. Schulstelle in GiUllingen wurde dem Schullehrer Jäger in Herzogsweiler übertragen.
Die «e«e Rechtschreibung.
Das Büchlein: „Regeln und Wörterverzeichnis für die deutsche Rechtschreibung zum Gebrauch in den württembergischeu Schulen. Amtlich fcstge- stellt." ist nun in den Händen der Lehrer. Eine Kritik an demselben zu üben, ist nicht nötig, denn über die Puttkamer'sche Schreibart, der es folgt, hat Deutschland, vorab der Reichskanzler, längst abgeurtheilt. Der Hauptvorwurf, der ihr mit Recht gemacht wird, ist der, daß nirgends einfache, klare Grundsätze durch - geführt sind, so daß die beliebten Aenderungen als ziemlich willkürlich erscheinen. Daran ist aber leider nichts mehr zu ändern. Bei uns in Württemberg handelte es sich nur darum, ob man das in Preußen, Bayern, Sachsen, Baden u. s. w. bereits Angeführte Schreibweise auch Anfuhren oder bei der seitherigen bleiben wolle; und da ist nur zu loben, daß man sich dem übrigen Deutschland augeschlossen hat, mag es sich mit der Sache selbst verhalten wie es wolle. Ohne etwas schwäbische „Reservatrechte" ist es freilich nicht abgegangcu; es ist dies aber dem'Bearbeiter kaum zu verübeln, da auch die in den obge- nanutcn Ländern ausgestellten Regeln nicht durchaus übereinstimmend sind. Als ungeschickt müssen wir bezeichnen, daß bei einer Anzahl von Wörtern verschiedene Schreibarten zugelassen sind, so gib neben gieb, gieug neben ging, gescheid neben gescheit u. a. Wenn einmal die Schreibart vorgeschriebcn werden soll, warum nicht eine bestimmte Form wählen? Sprechen für beide Schreibarten gleichgewichtige Gründe, warum nimmt man dann nicht die einfachere also eben gib, ging? Dieser Vorwurf trifft übrigens die uichtwürttembergischen Wörterverzeichnisse ebenso.
Wer sich die neue Schreibart angcwöhnen will, kommt ohne das Büchlein selbst nicht aus; es kostet blos 25^. Für unsere Leser wollen wir hier einige der bedeutendsten Aenderungen aufzählen. Die Endung uiß wird künftig nis geschrieben, was als Vereinfachung nur zu loben ist. Die Nachsilbe thum wird in tum vereinfacht. Auf die übrigen Ausmerzungen des h nach t können wir uns nicht Anlassen; Wären nur zu loben, wenn sie nur folgerichtig durchgeführt wären. Aber bald bleibt das th, bald wird es t; wie werden damit Schüler und Lehrer aus- kommcn? Dem Lateiner wird am meisten das ieren statt iren in allen Fremdwörtern wehe thun, es ist dies zudem eine Erweiterung, keine Vereinfachung. Die größte Schwierigkeit werden in den Schulen die Wörter machen, die seither groß geschrieben wurden und nun klein zu schreiben sind, weil auch hier kein klarer Grundsatz vorliegt. Wir haben da : des Abends, abends, diesen Abend, heute abend; aus der Acht lassen, außer acht lassen; zum Besten wenden, zum besten geben. Auch bei den Fremdwörtern wird die Noth der Schüler und Lehrer groß werden, namentlich beim C; dieses bleibt bald stehen, bald wird es zum K oder Z. _ (W. Lztg.)
Tages-Neuigkeiterr.
Deutsches Reich.
** Nagold, 10. März. Im Laufe dieser Woche findet hier die Aufnahmsprüfung in den Schulftand statt, zu der sich 80 Aspiranten (worunter 10 von hier) angcmeldet haben, von denen heute 23, am Mittwoch 31 und am Freitag 32 geprüft werden. Von dieser großen Zahl von PrüfungSkandidaten sollen aber, wie wir hören, nur etwa 30 ausgenommen werden.
/X Spielberg—Egenhausen, 6. März.
Das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs ist in unserer Pfarrei nicht ohne patriotische Feierlichkeiten ! vorübergegangen, während in der Mehrzahl der ländlichen Bezirksgemeinden die Festfeier dieses Tages auf den oft schwachen Besuch des Festgottesdienstes sich beschränkt. Ein Zeichen frischer Begeisterung, ein Aufschwung frohen Muthes belebte am heutigen Fcstmorgen die Egenhauser Schülerturnerschar, welche von 8—10 unter Leitung ihres Lehrers Proben des Fleißes und der guten Schulung auf dem Marktplatze ablegte, durch Singen paffender Vaterlandslieder und durch disciplinirtcn Marsch, unter Vorantritt des zum Gottesdienst nach Spielberg abgegangenen Kriegervereins, bis zu den letzten Häusern des Orts, dem theuren Landesvater in Kindlichkeit seine lebhafte Huldigung darbrachte. Der Festgottesdienst, welchem die Kriegervereine, Beamten, Lehrer, Gemeinderäthe und weitere Personen beider Orte anwohnten, regte aller Herzen in ihren Tiefen auf und stimmte dieselben aufs Neue zu ernstlicher nationaler Hingebung an die Interessen des Fürstenhauses und des Vaterlandes. Das Festessen mit etlichen SO Gedecken gereichte Herrn Steeb z. Ochsen zu besonderer Ehre. Sänger und einzelne Patrioten verherrlichten die Feier noch durch Lied und Wort, welche sich an die höheren und edleren Seiten der Festgenoffen wendeten. — Wir geben uns der Hoffnung hin, daß der alljährliche Vorgang unserer Doppelqemeinde bezüglich dieser Festfeier ein Beispiel zur Nacheiferung für andere Bezirksgemeinden sein und werden möge.
Nach dem „D. V-".herrscht i„ Vollmaringen der Krampfhusten und hat bereits 17 Opfer unter den Kindern gefordert.
Stuttgart, 7. März. Anläßlich des Geburtsfestes des Königs wurden, wie alljährlich, einer größer» Anzahl von Gefangenen in den Strafanstalten nach den von dem Justizminister v. Faber gestellten Begnadigungsautrügen ihre Strafe erlassen oder gemildert. Des Weiteren hat König Karl allen unter dem Protectorat der Königin stehenden Armen- und Krankenanstalten reiche Gaben zufließen lassen. In den beiden hier errichteten Volksküchen wurden am Geburtsfest des Monarchen sämmtliche unbemittelte Besucher auf Kosten der Königin gespeist.
Stuttgart, 7. März. Schon gleich beider Verhaftung des Anarchisten Kämmerer, die, wie bekannt. erst nach verzweifelter Gegenwehr desselben erfolgen konnte, tauchte das Gerücht auf, daß dieser Mensch bei dem HAlbronner'sckren Raubmorde betheiligt gewesen sei. Jetzt ist die Sache sicher. Die Wiener Polizei hat der hiesigen Photographien des K. eingesandt. Als dieselben Octtinger heute vorgelegt worden sind, soll er in K. mit Bestimmtheit denjenigen Menschen wieder erkannt haben, der ihn niedergeschlagen hat. Heilbronuer ist außer Stande, eine bestimmte Erklärung in der Frage abzugeben. Jedenfalls wird der Schleier, der bisher das Verbrechen an Heilbronuer und Octtinger verhüllte, bald gelüftet sein, denn auch in Bern hat man bekanntlich einen Anarchisten Namens Kennel verhaftet, von dem es heißt, daß er sowohl am Wiener als auch am Stuttgarter Morde betheiliqt gewesen, oder doch Mitwisser war.
Brandfälle: In Pliezhausen (Tübingen) die mit Futter- re. Vorräthen angefüllte Scheuer des Bierbrauers und Wirths Dahlhäuser.
Würzburg, 5. März. Wie s Geld hinauskommt! Aus den hiesigen Zeughausbeständen wurden 40 000 Stück aptirte Podewilshinterladergewehre um den Preis von sage und schreibe! 78 Pfg. p. Stück