200 gestohlen. Die eifrigen Nachforschungen deS hiesigen Landjägers Krazeisc entdeckten jetzt den Dieb in der Person des kurz vor dem Diebstahl aus der Strafanstalt entlassenen jugendlichen Taugenichts Jakob Welker in Altenstaig Dorf. Derselbe sprach überall mit grösster Befriedigung von der vortrefflichen Gesängnißkost und der humanen Behandlung durch die Gesängnißbeamten. Dies; scheint ihn wieder in die Strafanstalt zurückgezogen zu haben.
Dachtel. O.A. Calw. Ein gewiß seltenes Ereigniß von hier verdient auch öffentliche Erwähnung. Aus Anlaß seines 50jährigen Dienstjubiläums als Acciser ist nemlich durch hohe Entschließung des kgl. Finanzministeriums dem Schultheißen Eisenhardt mit Rücksicht darauf, daß ihm in Würdigung anderere ersprießlicher Dienstleistungen durch Allerhöchste Entschließung bereits früher die silberne und goldene Civil-Verdienstmedaille verliehen worden sind, eine ansehnliche Geldprämie bewilligt und zugleich die hohe Anerkennung für seine langjährigen, treu geleisteten Dienste ausgesprochen worden. Möge der Jubilar zum Wohle seiner Gemeinde, welcher er auch schon viele Jahre als Schultheiß vorsteht, noch lange wirken.
Rottenburg, 2. Febr. Am letzten Mittwoch har der hochwürdigste Her Bischof vr. v. He- fele dem früheren praktischen Arzt Dr. Ludwig Stemmer aus Stuttgart die hl. DiaconatSweihc, unter Beisein einer zahlreichen Schaar von Andächtigen ertheilt. Jedermann mußte tief ergriffen werden bei dem Gedanken, daß fraglicher j Herr, der ein bedeutendes Vermögen besitzt und einer der besten Aerzte in Stuttgart war, der Welt vollständig entsagt und die Bürde des hl. Priesterthums auf sich nehmen will. Nach seiner Priesterweihe wird er sich in ein Kloster zurückziehen.
^Bürgerliches Gesetzbuch.) Wie verlautet, sind mit Professor Mandry in Tübingen Unterhandlungen eingeleitet, betreffend die Uebernahme der durch den Tod des Präsidenten v. Kübel in Erledigung gekommenen Redaktorssrelle in der Commission zur Ausarbeitung eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs in Berlin.
In Abstadt (Hcilbronn) besuchte die Frau eines Bürgers gegen den Willen ihres Mannes die Methodistenstunden, wozu sie von einer zu dieser Sekte gehörigen Familie aufgemuntcrt wurde. Am I. ds. glaubte der Mann, seine Frau sei wieder bei jener Familie, drang mit dem Messer in der Hand in deren Wohnung ein und verwundete schließlich, als er von den Insassen körperlich mißhandelt werden sollte, einen derselben nicht unbedeutend. Der Familienzwist wird nunmehr in dem Gerichtssaal ausgetragen und ein neuer Beleg dafür gewonnen werden, daß übertriebener religiöser Eifer nicht selten die Bande der Familie lockert und Zwietracht da sät, wo Friede vor Allem Noth thut.
In Ulm sind unter der Jugend die Masern (rvthc Flecken! ausgebrochen und sollen gegen 700 Kinder davon befallen sein, doch ist der Verlaus ein gutartiger.
Für die badische Arbciterkolonie ist das Donauried zwischen Donancschingcn und Psohren vorgeschlagen, wo die Gemeinde Psohren 800 Morgen Gcmeindcgut besitzt, dessen Entwässerung genug zu thun gäbe.
M ünchen, 5. Febr. In unserer Stadt herrscht momentan wieder eine Art von Selbstmordmanie. Nachdem sich eben erst das Grab über dem Studenten der Medizin geschlossen, welcher sich aus „unglücklicher Liebe" den Tod gegeben, werden heute bereits wieder nicht weniger als drei Selbstmorde gemeldet. Ein lOjähriger Gymnasiast bat sich heute früh, angeblich von einem Balle heimkehrend, in einer Droschke erschossen ; auf die gleiche Weise tvdlete sich im englischen Garten ein Schloffergcselle, wie der Polizei- bcricht sagt: „aus Schwcrmuth", und aus dem Wchser zog man die Leiche eines Mannes, der sich dem Anschein nach ebenfalls selbst den Tod gegeben hat.
Kürzlich wurde in die Villa des Prinzen Luitpold in Hintcrstcin (Allgäus Angebrochen. Die Diebe nahmen etwa 80 Stück sehr seltener Reh- und Hirschgeweihe im Werthe von 12,000 vlL.
Diez, 2. Febr, Der unglückseligen Manier, aus S parsamkeitsrücksichtcn die Ofenklappe zu schließen, ist hier eine ganze Familie zum Opfer gefallen. Als die Familie des C, Löw gestern Mittag von der Mutter Besuch erhalten sollte, fand letztere die Thüre verschlossen und sie ging dcßhalb wieder nach Hause. Als die Mutter heute wieder eilten Besuch daselbst
machen wollte, fand sie abermals die Thüre verschlossen. Nachdem man nun mit Gewalt die Thüre geöffnet hatte, fand man die Frau und das Kind des C. Löw todt am Boden liegend, Löw dagegen im Bette, den Puls nur noch schwach schlagend. Sämmt- lichen Personen war das Blut aus Mund und Nase getreten, so daß man annimmt, daß dieselben in Folge Auüiretens von Kohlenoxydgas erstickt sind. Auch C. Löw wird schwerlich am Leben erhalten bleiben.
In Köln hat ein Assistent des Stadtbauamts im Laufe der letzten Jahre durch betrügerische Manipulationen, die er geschickt zu verdecken wußte, den Stadtsäckel um ca. 30,000 geschädigt und sich, nachdem nun die Sache an den Tag kam, flüchtig gemacht.
Dresden, 6. Febr. Die gestorbene Prinzessin Georg (Prinzessin Maria Anna, Jnsantin von Portugal), war geboren am 21. Juli 1843 und vermählt 11. Mai 1859, Mutter von 6 Kindern, 1 Tochter und 5 Söhnen.
Anonyme Todesurtheile sind den Landtags- Abgeordneten Bebel und Liebknecht in Dresden zugestellt worden. Die curiosen Schriftstücke sind im Stile nihilistischer Proklamationen versaßt und es heißt darin, eine neue Charlotte Corday werde bis zum 15. Februar den Spruch der heimlichen Jury vollstreckt haben. Auch der „dicke Kayjer", das jüngste Reichstagsmitglied, solle nicht geschont werden. Gleichzeitig sind in Restaurationen Zettel ausgestreut worden mit der Aufschrift: „Nur Blut kann unsere Rache befriedigen. Das socialistische Exekutiv-Komite". Diese Zettel sind von derselben Hand geschrieben, wie obige „Todesurtheile", der Absender scheint also sümmtliche Parteien vernichten zu wollen, was jedenfalls für die Unparteilichkeit seiner heimlichen Urtheile spricht.
Leipzig» 6. Febr. Heute zwischen 3 und 4 Uhr Morgens wurden aus dem Postwagen im Berliner Bahnhofe zwei Briefpostbeulel mit 80 000 entwendet. Der Thäter muß jedenfalls mit dein Pvstdienst vertraut gewesen sein.
Fürst Bismarck hat den Prof. Dr. Schwen- ninger aus München abermals zu sich nach Friedrichs- ruhe berufen. Das Befinden des Kanzlers wird zwar fortgesetzt als ein befriedigendes bezeichnet und ist in der Hauptsache auch wohl ein relativ günstiges, indessen spricht die wiederholte Consulrirung desÄrzies, welchem Fürst Bismarck jetzt ausschließlich sein Vertrauen geschenkt hat, dafür, daß die alten neuralgischen Schmerzen noch nicht ganz geschwunden sind. Auch die Gemahlin des Reichskanzlers ist wegen ihres Magenleidens andauernd genöthigt, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, ohne sich durchgreifender Resultate derselben erfreuen zu können.
Kiel, 7. Febr. Für die deutsche Marine sind bei der Schwarzkops'schen Tvrpedosabrik fünfhundert Torpedos bestellt zum Preise von 5 Millionen Mark. Lieferzeit 4 Jahre.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 4. Febr. Aus Kvritschau wird der „N. F. P." telegraphirt: Am 2. d. Abends ist hier die Möbelfabrik der Firma Thonet mit Ausnahme des Wohnhauses, der Raspelei, der Schmiede und der Dörröfen niedergebrannt. Die Fabrik beschäftigte gegenwärtig 1200 Arbeiter, für welche die Besitzer der Fabrik bis zum Wiederaufbau derselben nach Thun- lichkeit sorgen wollen; 600 Arbeiter werden in der gleichfalls den Gebrüdern Thonet gehörigen Möbelfabrik in Bisenz Arbeit finden, während die andern 600 bei dem Neubau verwendet werden.
In Wien ist Josephine Gallmayer gestorben, die berühmteste aller Soubretten, eine originelle und geniale Natur, die sich in ihrem Uebermuth alles erlaubte. Ihr ganzes Leben war eine toll bewegte Posse, ein Hexensabbat!) voll Thorheiten und Ausgelassenheiten vor und hinter den Coulisscn. Nur ihr Sterben war ein Trauerspiel.
In Pest sind vor einigen Tagen 7 Personen dadurch getödtet worden, daß das Gas aus einer gebrochenen Straßen-Gasleitungsröhre in das Haus emdrang.
Schweiz.
Genf, 4. Febr. Der „Genevois" meldet, zu La Plaine habe man ein 12 bis 13 Meter mächtiges Steinkohlenlager entdeckt; eine bei Challex an der französischen Grenze vorgenommene Bohrung habe das gleiche Resultat ergeben.
Nach den „Baseler Nachrichten" beschloß der Große Rath zu Basel nach mehrtägiger Debatte den
Ausschluß der Angehörigen von Kongregationen und geistlichen Orden von der Leitung der katholischen Schulen. Der Beschluß unterliegt der Volksabstimmung.
Frankreich.
Wie mehrere Schweizer Blätter berichten, hat die französische Regierung eine Menge von Werbestationen, welche Freiwillige für den Krieg in Tong- king annehmen, an die Schweizer Grenze gelegt. In zahlreichen Bezirken der Schweiz herrscht gegenwärtig großer Nothstand, es gibt viele junge Leute, die ohne Erwerb und Beschäftigung sind, und die französischen Behörden haben vielleicht auf diese Verhältnisse gerechnet. Daß sie sich nicht verrechnet haben, dafür spricht die Thatsache, daß thatsächlich eine große Zahl von Schweizern sich für den Freiwilligendienst in der französischen Armee hat anwerben lassen. Der Marseillcr Correspondent eines St. Galler Blattes hat selbst mehrere junge Leute gesehen, welche den Lockungen der Werber gefolgt sind. Dieselben haben einen Dienstkontrakt auf 5 Jahre unterzeichnen müssen.
Die jüngste Pariser Sehenswürdigkeit ist, wie die Voss. Ztg. berichtet, ein berittener Bettler. Dieser Fechtbruder ist ein alter Mann, der in malerische Lumpen gehüllt, auf einem magern Rosse die Avenue de Clichy auf und ab reitet, in langsamer Gangart, da er sonst die Sous nicht einholen könnte, und den Vorübergehenden vom Sattel herab einen großen Filzhut zur Aufnahme des Almosens hinreicht. Wenn man ihn erstaunt ansieht, so bemerkt der Bettler im Tone der Entschuldigung: „Machen Sie sich nichts daraus, Bürger, ich bin alt und schwach und da würde mir das Stehen sehr schwer aukommcn." England.
London, 6. Februar. In dem heutigen Minister-Conseil wurde über die Lage in Egypten be- rathen. Der Kriegsminister bereitet die Absendung beträchtlicher Verstärkungen nach Egypten vor. Achttausend Mann könnten binnen acht Tagen unterwegs sein. Der Transportdampfer „Euphrates" ist mit Truppen aus Bombay in Suez eingelroffen und wurde beordert, daselbst weitere Befehle der Admiralität abzuwarten.
Rußland.
Riga a. d. Ostsee, 3. Febr. Heute fand in der Domkirchc die Prüfung und Uebergabe des großen von der Firma E. F. Walker in Ludwigsburg neuerbauten Orgelwerkes statt. In dem Bericht der Verwaltung der Domkirche wurde hervorgehoben, daß die neue mit allen Mitteln der Technik au-s- geführte Orgel die größte auf der Erdenrunde sei. Die Baukosten betragen 90 000 Spanien.
Nach Nachrichten der „Nat.-Ztg." ans Madrid glaubt man sich in dortigen Regierungskreisen der Gefahr eines neuen militärischen Aufstandes gegenüber, dessen Ausbruch jeden Augenblick erwartet werden könne. Bekannt ist, daß eine ständige revolutionäre Verschwörung durch die Armee verzweigt ist; nach bestimmt vorliegenden Anzeichen bereitet sich dieselbe zum Lvsschlagen vor.
Egypten.
Kairo, 6. Febr. Eine Meldung aus Sua- kim von gestern Abend sagt: Bäcker Pascha begann den Vormarsch am Montag früh; die Schlacht erfolgte am Montag Nachmittag; die ägyptischen Truppen verloren alle Kamecle und die ganze Bagage. Baker und die britischen Ossiziere Harrington, Machon und Giles sind unversehrt. Tokar und Sinkat haben sich dem Feinde noch nicht ergeben. Ein Entsatz beider Plätze gilt aber für unausführbar. Der Feind machte einen erfolglosen Versuch, der Stadt Suakim das Trinkwasser abzuschneiden. In Suakim wurden Marinetruppen ausgeschifft, um eine Panik zu verhindern.
Kairo, 6. Febr. Eine Depesche Baker Paschws an Baring meldet: Die Zahl der Insurgenten, welche die cgyplischcn Truppen angriffen, war unter 1000 Mann. Die egyplffchen Soldaten und schwarzen Truppen warfen die Waffen fort und rannten davon. Baker und der Osfizicrstab waren in großer Gefahr, von dem Feuer der eigenen Leute getödtet zu werden. Amerika.
Ncw - scho r k, 7. Febr. Im Ohiogebiete finden in Folge heftiger Regengüsse und des Schmelzens des Schnees Üeberschwemmungen statt. Die Fluth steigt stetig, der Bahnverkehr ist unterbrochen. Durch Überschwemmung wurden große Verluste herbeigeführt.