Amts- und Intelligenz-Blatt sür den Obcramts-Bezirk Nagold.
! Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag ! und Samstaci, und kostet vierteljährlich hier (ohne j Trcigerlobn) 8» -I, in dem Bezirk I 20 ! außerhalb des Bezirks 1 40 MonatS-
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Donnerstag den 10. Januar.
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wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S bei mehrmaliger je S -t. Die Inserate muffen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aujgcgcbcn >sein.
1884.
A mtliches.
9t a g v l d.
Bekanntmachung.
An die Gkmcindrbkhörden.
Bei W. Kohlhammer in Stuttgart erscheint eine gedruckte, 128 Oktavscitcn haltende Dienstanweisung sür die Wald schuhen der Gemeinden und Stiftungen um den Preis von 35 Psg. pro Exemplar nebst Einband, wenn der Bedarf für die sämmt- lichen Gemeinden beziehungsweise Stiftungen, die Körpcrschaftsförstcr, die Waldmeister und die Wald- schützen des Oberamtsbezirks von dem Oberamt jetzt auf einmal bestellt würde, während andernfalls das Exemplar 70 ^ kostet. *
Die Ortsvorsteber wollen innerhalb 8 Tagen anzeigen, wie viele Exemplare hienach für die Gemeinden zu bestellen sind. Dabei wird bemerkt, daß nach einem Erlaß K. Forstdirektion, Abtheilnng für die Körperschastswaldungen, die K. Reviersörster als die Wirihscyaftsfübrer in den Körperschaftswaldun- gen durch das K. Forstamt je 1 Exemplar der Dienstanweisung erhalten.
Den 8. Jan. l884.
K. Obcramt.
" N a g o l d.
Hekanntinachuttg.
Peter Kli'nk, Gemeindcpfleger in Oberthalthalheim, wurde durch Decret K. Kreisregierung vom 18. Dezember 1883 Ziffer 8589 zum Ortsvorsteber der Gemeinde Obertbaltzcim ernannt, heute der Gemeinde vorgestellt, in Pflichten genommen und in sein Amt eingesetzt, was hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Den 7. Jan. 1884.'
_ H^Öberamt. Güntne __
Un die cherMsvoüzieher L Drtsvorsteher.
Die besonderen Gerichtsvollzieher werden angewiesen, Hanptregistcr und Kassentagbllchcr nebst den dazu gehörigen Aktenheften dem Ortsvvrsteher behufs Aufbewahrung in der Gemeinderegistratur zu übergeben.
Die Ortsvorsteher werden für die gehörige und geordnete Verwahrung der Gerichtsvollzieherakten, welche zur Gemeinderegistratur gehören, jedoch von den sonstigen Akten der Gemeinderegistratur getrennt zu halten sind, verantwortlich gemacht, (K 31 G.V.O.) und haben die besonderen Gerichtsvollzieher nöthi- genfalls zur Uebergabe der Akten zu veranlassen.
Hauptrcgistcr und Kassentagbüchcr nebst den dazu gehörigen Aktenheften sind jahrgangweise zu ordnen und mit einer Schnur zu umbinden.
Den Gerichtsvollziehern wird ferner zur Nachachtung eröffnet, daß die Aktenheftc, auch die des laufenden Jahrgangs, nach der Reihenfolge des Hauptregisters geordnet und mit vorschriftmäßigem Ümschlagbogen versehen sein müssen. (8 29 Abs. 2 G.V.O.)
Nagold, 3. Jan. 1884.
K. Amtsgericht.
_ Daser, O.-A.-R.
Die Wahl des Notariats- und Berwaltungskandidaten
Eugen Gramer in Horb zum Obcramispfieger daselbst ist bestätigt worden.
Tages Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
ff Nagold, 7. Jan. Am verflossenen Samstag hielt die hiesige Museumsgesellschaft ihre Weihnachtsfeier unter zahlreicher Bctheiligung der Mitglieder im Hirschsaale ab. Obwohl Heuer von einer
Gabenlotterie abgesehen wurde, so ließen doch die zu beiden Seiten des schön dekorirten Christbaumes stehenden Tische erkennen, daß der Glückshafen reich aus- gestatlet sei. Zu vielen Scherzen gab die Laune For- tuna's Anlaß, während verschiedene Vorträge musikalischer Kräfte unter der trefflichen Leitung des Herrn Musikoberlchrcrü Hegele nicht verfehlten, oie ohnehin gemächliche Stimmung der Gesellschaft noch zu erhöhen. Zum Schluffe konnte sich der jüngere Theil der Gesellschaft ein kleines Tanzvergnügen nicht versagen, bis die vorgerückte Stunde zum Aufbruch mahnte und sich die Gesellschaft in froher Laune trennte.
8 Nagold. Nach einer Bekanntmachung im Staatsanzeiger sind in hiesiger Bahnhofhalls 40 vE in Papier eingewickelt gefunden worden; vielleicht dienen diese Zeilen dazu, dem Eigenthümer von seinem Verluste zu helfen.
8 Wie wir hören, cursirt auf der Strecke Pforzheim-Horb in den Bahnzügeu nur noch ein Wagen dritter Classe, weßhalb solche, welchen Gesundheit etwa rauchfreie Fahrt gebietet, gut daran thun, die 2. Classe zu benützen.
A ltensteig, 6. Jan. Etwa 2 Stunden von hier entfernt liegt im oberu Nagoldthale die sogen. VölmlenSmühle, welche neuestens zum Zwecke der Errichtung einer Papierfabrik in das Eigenthum einer auswärtigen Gesellschaft übergegangen sein soll. — Die Frage von der Erbauung einer „obern Nagold- Eisenbahn" wird in bürgerlichen Kreisen aufs Neue veutilirt. (S. B.)
> Hcrrenber g, 7. Jan. Heute wurde unsere Stadt durch einen in vergangener Nacht ausgeführten äußerst frechen Diebstahl um so mehr in Aufregung versetzt, als dieß in den letzten l^/z Jahren der sechste auf gleich freche Weise verübte Diebstahl ist. Vergangene Nacht um 10Vr Uhr herum betrat nämlich ein Mann das im 2. Stock befindliche Wohnzimmer des MezgerS H. in der Nusrin- gergasse und nahm dort die auf der Kommode stehende Schatulle, nachdem er vorher fein säuberlich die auf der Schatulle stehende Glasglocke und 6 weitere Gläser auf die Seite gestellt hatte, mit fort und entfernte sich durch eine Hinterthüre des Hauses. Da die in dem neben dem Wohnzimmer befindlichen Schlafzimmer sich aufhaltende Ehefrau den Mann wieder fortgehen hörte, schöpfte sie Verdacht und ging in das Wohnzimmer hinein, wo sie den Diebstahl gewahr wurde und sofort Lärm machte. In der Schatulle sollen außer 500 baar Geld einige Ringe und die schriftlichen Sachen des Hauseigen- thümers sich befunden haben. Diesen Morgen wurde die Schatulle, in welcher das Geld und ein Ring fehlte, an dem sogenannten Hackthor unter dem Schloßberg gefunden. Von dem Thäter hat mau bis jetzt keine Spur.
> Herrenberg, 7. Jan. Die Zigeuner, welche den Diebstahl in Ailingen und den Betrug in Gärtringen verübt haben, sind nun beigebracht und werden in nächster Zeit zur Aburtheilung kommen. Dem Küfer B. in G. hat einer der Zigeuner die 2 Uhren und an dem Geld den Betrag von 39 Mark gebracht.
Stuttgart, 7. Jan. Bankier I. A. Heil- bronner, welcher gestern aus dem Katharinenhospital entlassen worden ist, hat heute sein Geschäft bereits wieder eröffnet.
In Stuttgart ist Freitag Nacht der auch vom Volksfest her bekannte Zetteltrüger Bauder, vulAO Pappjean, im Bürgerhospital, ca. 54 Jahre alt, gestorben.
Stuttgart, 5. Jan. In vergangener Nacht starb in Berlin nach längerem Leiden das Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches, der kgl. württ. Oberlandesgerichts-Vicepräsident vr. v. Kübel. Durch seinen Tod hat die Kommission eines ihrer bewährtesten Mitglieder verloren. Er bekleidete in derselben die Stelle eines Redaktors und bearbeitete, wie verlautet, das Obligationsrecht. Der Verstorbene gehörte zu den ausgezeichnetsten Juristen Württembergs. Derselbe erreichte nur ein Alter von 64 Jahren ; er soll sich förmlich überarbeitet haben.
Stuttgart, 8. Januar. Die Blätter aller Schattirungen, welche heute vorliegen, widmen dem verstorbenen Eduard Lasker sympathische und ehrende Nachrufe; Freund und Feind konstatiren die Ehrenhaftigkeit seiner Person, die Lauterkeit seiner Bestrebungen. Ein Berliner Korrespondent der K. Ztg. erinnert daran, daß zur Zeit, da der nunmehr Verstorbene in Berlin schwer krank darniederlag, ihm gerade aus den Reihen des Centrums, und zwar persönlich von dem Abg. Windthorst, ein liebevolles Interesse zugewandt wurde. In Süddeutschland gehörte Lasker bis jetzt, also lange nach dem Verlust seiner Popularität in Norddeutschland, zu den beliebtesten und geachtetsten Parlamentariern. Mehrere Mitglieder des bayerischen Staatsministeriums, der württembergische leitende Minister Dr. v. Mittnacht und die badischen Minister standen in unmittelbarem freundschaftlichem Verkehr mit Lasker, dessen Gelehrsamkeit und politische Ueberzeugungstrene wie seine seltene Selbstlosigkeit von diesen Männern oft unumwunden anerkannt wurden.
Einem Herrn wurde am 5. ds. in Neu-Ulm von einem Frauenzimmer die Summe von 850 M. gestohlen. Die Thäterin ist noch nicht ermittelt.
Brand fälle: In Obersontheim am 4. Jan. eine Scheune; in Amstetten am 4. Januar die Scheunen des Jakob und Johannes Straub.
Wertheim, 30. Dez. Ein interessanter Fall kam am 24. ds. M. vor dem hiesigen Schöffengericht zur Verhandlung. Ein Jude von Dertingen, Löb Rothschild, welcher kürzlich eine wegen Anstiftung zum Meineid über ihn verhängte Zuchthausstrafe verbüßt hatte, ließ kurz nach seiner Entlassung auS dem Gefängniß einer armen Frau aus Kembach, deren Mann voriges Jahr nach Amerika geflüchtet und deren einziger Sohn zum Militär gezogen wurde, ihren ganzen Kartoffelvorrath bis auf etwa drei Viertclzentner und noch einige andere Gegenstände pfänden und versteigern. Der Pfarrer des Orts Kembach, Schenk, der schon oft Gemeindeangehörigen aus Wucherhänden geholfen hatte, obschon er selbst eine starke Familie hat, nahm sich der Frau an und geißelte in zwei Artikeln in der „Werth. Ztg." das gewissenlose Verfahren des Rothschild, den er darin einen Halsabschneider nannte. Derselbe erhob darauf Beleidigungsklage gegen Pfarrer Schenk, welche am genannten Tage zur Verhandlung kam. In der letzteren gaben nicht nur die vom Angeklagten, Pfarrer Schenk, angerufenen Entlastungszeugen, sondern auch die vom Ankläger selbst vorgeschlagenen Zeugen ein verabscheuungswürdiges Bild von der gemeinschädlichen Thätigkeit des Rothschild. Es handelte sich dabei um Fälle bis zu 60 Proz. Wucherzinsen und um den Ruin ganzer Familien. Pfarrer Schenk hob in seiner Vertheidigungsrede hervor, wie er sich verpflichtet gefühlt habe, seine Gemeindeglieder, von welchen viele in den Klauen der Wucherer stecken, auf das Treiben eines solchen Wucherers aufmerk--