gungen schützen und auch die Behörde in der zweck­mäßigen Auswahl unterstützen. Vermeidet man da­bei zugleich und das ist noch wichtiger das Ver­geben in Generalentreprise, welches immer seine Un- zuträglichkeiteu hat, sondern vertheilt die einzelnen Arbeiten auf die betreffenden Meister und übt dann eine sorgfältige technische Aussicht, so wird man viele der jetzt obwaltenden Uebelstände beseitigen.

Im Reichstag gab's am 8. Dezember bei den Ver­handlungen über die neuen Steucrpläuc und den Versuch, zweijährige Reichshaushaltuugs-Vorschläge statt einjähriger einzujüliren, heiße Kopse und Rede». Alles hatte gehofft, der Reichskanzler werde kommen und das Wort nehmen, er liest sich aber Krankheitshalber (Neuralgiel entschuldigen. Eugen Richter ergriff das Wort in langer, schneidender Rede gegen die betr. Pläne. Er verurtheilte heftig die vorgcschlagene Li- ccnzstcucr für die Schnapswirthe und für den Tabak; die Re­gierung. sagte er, wolle 93 000 Schnapswirthe besteuern, nni 4000 Grostbrenner zu schonen; die neue Besteuerung des Ta­baks nannte er einenSchleichweg", um das Tabaksmonvpol einzuschmuggeln; er eiferte gegen die vielen Luxnsbaulen, na­mentlich bei Kasernen und Öjfiziercasinos. Den Versuch eines Ljäbrigcn Reichsetats bezeichnet«! er als einen Krieg gegen das Ansehen des Reichstages, während doch ein angesehenes und einflußreiches Parlament für Erhaltung der Einheit der Nation und selbst für die Macht der Krone unentbehrlich sei. Man müsse daran denken, daß nach Bismarcks L.ode kein anderer Mann solche Machtfülle in sich vereinigen könne wie Bismarck in seiner jetzigen Stellung. Schließlich rügte er, daß der Kriegsminister der Militärmusik erlaube, bei den Festen der Conscrvativeu auszuspielen, aber nicht bei de» Festen des Fort­schritts. - Staatssekretär Burchardt: Alle Ausgaben sind knapp bemessen, aber durch die Entwicklung des Reiches wach­sen die Ausgaben. Die Ausführung der sozialen Gesetze zum Besten der Arbeiter, die Pcnsions- und Witwcnkassc-Gesetze, die Anforderungen der Einzelstaaten an die Hülfe des Reiches mehren die Ausgaben, die Regierung must diese Bedürfnisse befriedigen;wir Minister haben kein Vergnügen au neuen Steuern." Bismarck hat schon früher erklärt:Ist kein Be­dürfnis; vorhanden, so brauchen wir keine neuen Steuern; ver­neint der Reichstag das Bedürfnis;, so sind wir der Arbeit, auf neue Steuern zu sinnen, enthoben."

In der jüngsten Sitzung des Reichstages wurde zunächst über die Verwendung giftiger Far­ben bei Spielwaaren berathen. Dann schritt man zur Interpellation Windthorst gegen das Gesetz über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern. Staatssekretär Bötticher erwidert: Der Bundesrath habe auf den Antrag des Ausschus­ses abgelehnt, dem Reichstagbeschlusse zuzustimmen, lieber die Gründe der Ablehnung könne die Regie­rung sich nicht äußern und lehne prinzipiell die Be­gründung ihrer Beschlüsse dem Reichstage gegenüber ab. Es folgte die Berathung der Denkschrift über die Ausführung des Sozialistengesetzes. Reichs­tagsabgeordneter Vollmar äußerte sich u. a.:Man will uns mit den Nihilisten zusammenbringen, ein Zusammenhang besteht aber in der That gar nicht. Nichtsdestoweniger sage ich offen, daß ich und mit mir Tausende in Deutschland große Sympathie mit diesen muthigen offenen Ni­hilisten haben." Ein anderer deutscher Sozial­demokrat, Hr. Grillenberger, sagte laut Mit­theilung des Ministers v. Puttkamer im Reichstag auf dem Sozialistenkongresse in Wh den wörtlich folgendes:Durch ganz Deutschland gährt es, das Volk ist der Schurkerei müde und satt, der Tag ist nicht mehr allzufern, wo das Volk sich erhebt und Rechenschaft von seinen Bedrückern, seinen Tyrannen und diesem ganzen Gesindel fordern und aufräumen wird. Dazu ist aber nöthig, daß man den gegebe­nen Augenblick nicht unvorbereitet herankommen läßt; '

es genügt nicht, daß man bloß Genossen wirbt, nein, man muß planmäßig zu Werke gehen. Jeder muß am Tage des Gerichts wissen, was er zu thun hat, wo er hingehört; dies zu bewerkstelligen, ist die Hauptaufgabe der deutschen Socialdemokraten. Das läßt sich am besten durch die einzelnen Verbände der einzelnen Ortschaften organisiren. Zu diesem Zweck muß eine organisirtc, geschlossene Verbindung der kleinen Abtheilungen unter einander hergcstellt wer­den." So der sozialdemokratische Reichstagsabgeord­nete Grillenberger, Und Angesichts solch offen­kundiger revolutionärer Bestrebungen scheut sich die demokratische Presse nicht, die Sozialdemokraten als geordnete Staatsbürger und das gegen sie zum Schutze der staatlichen Ordnung erlassene Ausnahme­gesetz als ein ungerechtes darznstellen, dessen Aufhe­bung, wenn es nach ihr ginge, unverzüglich erfolgen müßte. In seiner Antwort verliest Minister v. Putt­kamer Stellen aus sozialdemokratischen Schriften über die Ehe, den Staat, das Christenthum, um aus ihnen die Gefährlichkeit der sozialdemokratischen Bewegung zu beweisen, welche die in der Denkschrift erwähnte» Maßregeln als unabwendbar erscheinen lassen. Der Minister nennt die Citate nicht mehr menschlich, son - dein bestialisch und gibt unter lautem Beifall des Hauses Denen, die solche Dinge vertreten, den Rath, Most nach Amerika zu folgen und dem deutschen Va­terlande, dessen Kinder sie nicht mehr seien, den Rü­cken zu kehren.

Die Petitionskommission des preußischen Abge­ordnetenhauses hat den Antrag auf Aufhebung des Impfzwanges abgclehnt.

Der deutsche Kronprinz will die Sammlun­gen in Nassau für seine silberne Hochzeit nicht in Concurrenz treten lassen mit der Hülfe für die Ucber- schwemmten am Rhein und Main. Er hat daher gebeten, die Sammlungen für ihn einzustellen und den Ueberschwemmten Hülfe zu bringen.

Mit Bezug auf die Mittheilungen über das deutsch-österreichische Bündniß bemerkt die Germ.": Rußland beschleunigt nicht etwa aus Ueberfluß an Kapitalien den Bau strategischer Bah­nen, und ebensowenig ist zu glauben, daß Herr v. Giers lediglich zu seinem Vergnügen die Reise durch halb Europa macht.

Selbstmord auf dem Ball. In Spandau gab am Sonntag Abend ein Stabsoffizier der dor­tigen Garnison ein Ballfest, zu welchem zahlreiche Offiziere eingeladen waren. Während des Cotillons zog der Secondelieutenant v. O. plötzlich ein Terze- rol aus der Tasche und jagte sich eine Kugel durch den Kopf, so daß der Tod augenblicklich eintrat.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 15. Dez. Abgeordnetenhaus. Die Regierung beansprucht zur Unterstützung Tyrols vier Millionen, zu der Kärnthens 150 000 sl.

Wien, 16. Dez. Graf Herbert Bismarck ist heute hier eingctroffen und machte dem Grafen Kalnoky einen längeren Besuch. (F. I)

Fünffache Heirath. Vater, Sohn und drei Töchter an Einem Tage verheirathet schreibt das W. Frdbl.", das klingt zwar kurios, ist aber eine Thatsache. Im Dorfe Dora bei Deliatin in Ostgalizien heiratheten kürzlich an demselben Tage ein dortiger verwittweter Bauer, sein 24jähriger

Sohn und seine drei Töchter aus Sparsamkcitsrück- sichten, oder, wie sich der ältere Bräutigam aus­drückte,um weniger für Gebühren, Schnaps und Musikauten auszugeben." Die Trauung vollzog an den fünf Brautpaaren der Doraer Pfarrer Titus Blonskij.

Frankreich.

Paris, 12. Dez. Es ist sicher, daß die Per­son, von der Gambetta verwundet wurde, heute von der Pariser Polizei über die belgische Grenze geschafft worden ist.

Paris, 12. Dez. Der heutigen Beerdigung Louis Blanc's wohnte» eine große Volksmenge bei. Dem mit Kränzen bedeckten Leichenwagen, welcher von 6 Pferden gezogen wurde, folgten viele Sena­toren, Deputirte, Vereins- und andere Delegationen. Am Grabe verlas Charles Edmond eine Rede Vic­tor Hugo's, worin der Glauben an Gott und die Unsterblichkeit der Seele betont wurde. Rufe »Viva 1a Ropubligus* erschallten, es fielen keine Unord­nungen vor.

Die PariserFrance" thcilt mit, der Unter- richtsminster habe die Pariser Landkartenverleger zu sich berufen, um zu erfahren, weßhalb auf allen ihren neuesten Karten Elsaß-Lothringen nicht mehr mit der gleichen Farbe wie Frankreich kolorirt sei. Das Blatt fügt hinzu, die Antwort der Herausgeber werde streng geheim gehalten.

Der Chemiker Brown-Seguart in Paris will eine neue, für Operationen wichtige Eigenschaft der Kohlensäure entdeckt haben. Wenn man gegen den Rachen einen starken Strom des Gases von 15 Se­kunden bis 2 Minuten lang leitet, so werden die ge­gen jede Berührung so empfindlichen Theile des Kehl­kopfes so unempfindlich, daß man jede Operation an ihnen vornehmen kann, ohne Würgen, Erbrechen rc. hervor zu rufen.

Gambetta ist wieder hergestellt und machte gestern seine erste Ausfahrt.

DieSchw. Allg. Ztg." schreibt: Die franzö­sische Staatsschuld beträgt 20 Milliarden, vier wei­tere Milliarden schuldet Paris und fünf Milliarden die übrigen Gemeinden. Weil man früher zu sehr sparte, d. h. nicht auf Jahrzehnte hinaus alles Vor­handene auffraß, so muß dies jetzt nachgeholt wer­den. Von solcher Wirtschaft sagen die Oberländer witzig:Der Vater hat geharzet, der Sohn Halls ausgelassen, der Großsohn mag nun betteln oder stehlen!" Am Staatskarren zehren in Paris 40 000 Angestellte, und da ebenso viele Tausende täglich sich hervorzudrängen möchten, so gestaltet sich die Politik für Hunderttausende von Familien zur reinen Jagd nach Brot.

Spanien.

In Madrid hat eine Feuersbrunst einen Theil des Kriegsministeeiums zerstört; die Bibliothek und ein Theil der Archive des Kriegsministeriums wur­den ein Raub der Flammen. Beim Löschen wurden 20 Person verwundet.

England.

London, 13. Dez. Zahlreiche Glückwunsch­adressen sind Gladstone anläßlich seines 50jährigen parlamentarischen Jubiläums von liberalen Vereinen zugegangen, auch Telegramme vom Khedive und der griechischen Regierung.

Stadtgemeinde Nagold.

Dev Hopfen- stangen-Berkauf,

welcher auf Mittwoch den 20. ausgeschrieben war, wird Hiernit auf Freitag den 22. d. M. verlegt.

_ Stadtförst erei.

Revier Stammheim.

Stangen- und Brennholz-Verkauf

Freitag den ZS. Dexember,

Vorm. 9 Uhr, aus Glattstaig, Waldeckerberg und Kentheimerberg:

Amtliche uns H'rivat-Meücinntmachungen.

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Steinschläger

finden bei gutem Lohn dauernde Be­schäftigung am Straßenbau in Haiter- bach bei

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Die Stangen und buchene Wellen in Glattstaig. Günstige Abfuhr nach Wildberg und Calw.

Zusammenkunft um 9 Uhr am Wal­deckerhof, um 11 Uhr beim Bahnwart­haus am Kentheimerberg.

B e i h i n g e n.

1000 Mark

Pflegschaftsgeld können gegen gesetzliche Sicherheit aus längere Zeit ausgeliehen werden.

Franz, Pfleger.

H a i t e r b a ch.

Lang- L Klotzholz- Verkaus.

Aus dem hiesi­gen Stadtwald, Distrikt Than, ^kommen am Frei- f^tag den 22. De- ^ zember 1882, Vormittags 11 Uhr,

auf dem hiesigen Rathhause nachstehende Holzsortimente zum Verkauf:

1) 28 St. Langholz I. Cl. mit 77 Fstm.,

2) 75 St. LangholzII. Cl. mit 120 Fstm.,

3) 60 St. Langholz III. Cl. mit 56 Fstm.,

4) 22 St. Langholz IV. Cl. mit 15 Fstm.,

5) 6 St.Langh.-Scheidholz m. 5 Fstm.,

191 "273"

6) 12 St. Klotzholz I. Cl. mit 12 Fstm.,

7) 39 St. Klotzholz II. Cl. mit 21 Fstm.,

8) 44 St. Klotzholz III. Cl. mit 16 Fstm.,

9) 3St. Klotzh.-Scheidholzm.1,50 Fm.

Das Holz ist schönster Qualitä t, meist rothtannen.

Liebhaber hiezu sind freundlich st ein­geladen.

Den 18. Dezember 1882.

Stadtpflege.

Knorr.