chen Fällen halten. Bis jetzt sind die betreffenden Bestimmungen noch nicht hinreichend scharf und genau ausgesprochen. In Preußen wird jetzt in dieser Be­ziehung vorgegangen. Als Zwangsmittel werden in dem betreffenden Gesetzentwürfe genannt: 1) Ver­warnung der Eltern und Erzieher; 2) Abholung der säumigen Kinder zur Schule auf Kosten der nach­lässigen Eltern; 3) Geldstrafe, im Unvermögensfalle Haft- oder Arbcitsstrafe. Die Geldstrafe für die auf einen Tag treffende Versäumniß soll den Betrag von SO ^ nicht übersteigen. Bei Umwandlung einer Geldstrafe in Haft oder Strafarbeit ist eine Stunde Hast- oder Strafarbeit einer Geldstrafe von 10 L gleich zu achten. Erweisen sich diese Zwangsmittel unwirksam, so kann die Ortsschulbehörde richterliche Verfolgung einleiten. Es wäre alsdann auf Geld­strafe bis zu 150 ^ oder auf Haft zu erkennen.

In Preußen bereitet man sich schon auf die bevorstehende Wahlschlacht zum Landtage vor. Die Ultramontanen bieten Alles auf, die Conserva- tivcn an sich zu fesseln. Während sie aber die be­fürchtete liberale Mehrheit in möglichst schwarzen Farben schildern, geben sie sich auch alle erdenkliche Mühe, den Conservativen die allzustarken regierungs­freundlichen Anwandlungen auszutreiben. Ob das diese Herren nicht stutzig machen wird? Die Neue Evangelische Kirchenzeitung meint, es müßten unge­heure Fehler gemacht worden sein, daß der Ultra­montanismus bei uns im Vordergründe der Politik stehe. Sollte zu diesenungeheueren Fehlern" nicht auch der Mangel an Einigkeit beim Liberalismus gehören?

Nach einer Meldung aus Bromberg M das Dorf Lindebuden (Westpreußen) total niederge­brannt. Nur das Schulhaus und ein Geböft wur­den gerettet. (N. T.)

Eine solche Gurkenzeit wie die heurige ist wohl noch nicht dagewesen. Feinde ringsum und doch kein rechter Krieg. Alles in politischer Auf­regung und doch keine Politik, in Frankreich seit Freycinets Rücktritt Verwirrung sonder Gleichen, in England Unzufriedenheit mit der Orientpolitik und Rathlosigkeit in Sachen Irlands, in Deutschland Parteihader und Kulturkampf. Nur mit Zittern und Zagen greift man zum Zeitungsblatt, um es ent­täuscht wieder aus der Hand zu legen. Das ist kaum etwas Greifbares, Unwahrscheinlichkeiten die Menge, so daß man wohlthut, der Warnungstafel: Hier liegen Fußangeln und Selbstschüsse" stets ein­gedenk zu bleiben. In eine richtige Faulcnzerstim- mung, welche sonst die Gurke mit sich zu bringen Pflegt und aus der das Nervensystem gesättigt und gestählt wieder hervorgeht, ist schlechterdings nicht hineinzukommen. Wenn nur die dicke Wolke nervösen Unmuths, die über der Welt lagert, nicht böse Wet­ter, verheerende Wolkenbrüche, vernichtende Hagel­schläge, zündende Blitze hernieder sendet! Nein,, eine solche Gurkenzeit ist noch nicht dagewesen.

Beim Hamburger Sängerfest haben sich, wie derBayer. Landb." schreibt, die altbayerischcn Sänger weniger durch Singen als durch Trinken ausgezeichnet. Als beini ersten Festkonzert die Reihe an den bayerischen Sängerbund kam, mußte der Vor­sitzende erklären, daß die Sänger beim trefflichen Gerstensaft sitzen und von dort nicht fortzubringen seien und daß deshalb die im Programm vorgesehene Nummer: Die 4 Zecher von Kammerlander, nicht zur Aufführung komme.

Oesterreich-Ungarn.

Dublin, 18. Aug. Eine aus Mitgliedern der agrarischen Liga bestehende Bande überfiel ge­stern Abend eine Familie in Mullagh-Adruma (Graf­schaft Mayo) und schoß den Mann, dessen Mutter, Frau und Tochter nieder, verwundete ferner zwei Knaben.

Aus Leitmeritz wird derRechb. Ztg." ge­meldet: Vor einigen Tagen wurde aus einem Ge­mache der bischöflichen Residenz ein Bischofsstab ent­wendet. Der Dieb brach aus dem Stabe die Edel­steine heraus, wickelte diesen dann in ein paar alte Beinkleider und stellte ihn unter einen Bahndurchlaß, wo er gefunden wurde. Die entwendeten Edelsteine sollen einen beträchtlichen Werth repräsentier».

Wiener Blätter berichten:Bei der letzten Sil- kasscnscontirung in der Staatsschuldenkasse wäre Hof­rath Fadgyas de Rethc, Direktor der Staatsschul­denkasse, beinahe ein Opfer seines Berufs geworden. Als der Hofrath die in den Kassen ausgcschichtetcn Millionen scondirtc, stürzte eine ca. 30,000 Gulden

betragende, schlecht aufgeschichtete Lage Silber auf den sich eben bückenden Hofrath und begrub ihn zum Entsetzen der anwesenden Beamten und Diener bei­nahe vollständig. Mit Aufgebot aller Kräfte wurde er von der ca. 7 Ctr. schweren Last befreit; er hatte zum Glück nur einige leichtere Verletzungen erlitten."

Schweiz.

Gestern Morgen in aller Frühe ist im Stadt- theil der Lorraine in Bern ein von 36 Familien be­wohntes Haus, eine riesige Mithkasernc, abgebrannt, und es sind dadurch gegen 300 Personen obdachlos geworden. Dank dem raschen Eingreifen eines in der nahen Kaserne garnisonirenden Bataillons In­fanterie konnten sämmtlichen Bewohner gerettet werden.

Letzten Sonntag ist die Kaiserin Eugenie auf Schloß Arenenberg zu längerem Aufenthalt ange­kommen.

Frankreich.

Paris, 16. August. Die Bonapartisten be­gingen gestern den 15. August den sogenannten Na­poleonstag, mit viel größerer Feierlichkeit als in den letzten Jahren. Die Versammlung war weit stärker besucht, als je eine der früheren und hat sich der Bonapartisten eine gewisse Hoffnungsfreudigkeit be­mächtigt, daß sie wieder anfangen, an ihre Sache zu glauben, auf Grund der Fehler, welche die Republik in letzter Zeit begangen hat. Die Redner der Ver­sammlung waren Amigues und Paul Garnier aus Cassagnac. Beide sagten das nahe Ende der fran­zösischen Republik und die Thronbesteigung des Prin­zen Viktor unter dem Beifall der Versammlung vor­aus. Der Mann aus Cassagnac schloß seine Rede folgendermaßen:Die Republik bereitet den Ban­kerott im Innern vor. Was das Ausland anbelaugt, so kann ihr der kleinste Souverän zurufen:Geh schlafen", und sie legt sich zu Bette. Sie ist für den Frieden um jeden Preis! Selbst wenn man ihr eine neue Provinz wegnehmen wollte, so würde sie keinen Krieg führen, um sie zu vertheidigen. Der Sturz der Republik steht bevor. Deshalb ans Werk für Gott, Frankreich und unfern Kaiser." Der Redner wurde mit ungeheurem Beifall begrüßt. Die Rufe:Nieder mit der Republik! Es lebe das Kai­serreich! Es lebe Napoleon V.!" wollten kein Ende nehmen.

Man schreibt der Frkf. Z. aus Paris unterm 10. d. M.: Das Gebiet der Reklame hat Dank dem Genius eines Janker soeben eine großartige Erwei­terung erfahren. Ein großer Modewaarenhündler aus Boston, der in der amerikanischen Musenstadt ein Magazin nach Art des Pariser Lon inaroliö be­sitzt, schiffte sich niit 30 seiner Angestellten, 15 Männ­lein und 15 Weiblein, nach Europa ein und führt nun seine Karavane im Triumph durch die alte Welt. Die erste Station auf dieser neuartigen Wan­derung ist Paris. Vor seiner Ankunft sorgte er da­für, daß alle Pariser Zeitungen sein bevorstehendes Eintreffen in einem Artikel ankündigten, der zugleich Daten über den Umfang seines Geschäfts und die Adresse des für die Dauer seines Pariser Aufenthalts gemietheten Hotels enthielt. Hier angekommen, ließ er sich mit seinenDreißig", die so historisch wer­den dürften, wie die Zehntausend des L'enophvn, durch einen kleinen Beamten der amerikan. Gesandt­schaft beim Präsidenten der Republik vorstellcn, der so gutmüthig war, ihn zu empfangen. Eine Laden- mamsell, wohl die zungenfertigste, hielt eine Ansprache an Herrn Grevy, der so feierlich antwortete, als hätte er einen sein Beglaubigungsschreiben überrei­chenden Botschafter vor sich. Rede und Antwort wurden sofort, sauber hektographirt, sämmtlichen Pa­riser Blättern zugeschickl und per Kabel nach Amerika telegraphirt. Am Abend begaben sich die Dreißig zu Viktor Hugo, der sie, wie immer, in der Monu­mentalstellung zwischen den Enkeln Georges und Jeanne empfing und auf die Ansprache der nämli­chen Mamsell etwas über Amerika, freie Völker, Ozeanübcrbrückung u. s. w. rhapsodirte. Tägliche Telegramme unterrichten Amerika von jedem Schritt des Bostoners.

Einer Londoner Nachricht desB. T." zufolge darf der Plan eines Kanaltunnels zwischen Eng­land und Frankreich als gescheitert betrachtet werden.Nach Anhörung des Kricgsministeriums und der Sachverständigen ist eine Entscheidung da­hin getroffen worden, die weitere Fortführung der Arbeiten nicht zu gestatten. Dieses Resultat ist um so überraschender, als nach den noch vor Kurzem

erhaltenen Mittheilungen eine gegentheilige Entschei­dung zu erwarten gewesen ist. Man darf in der Thal gespannt sein, welche Gründe ausschlaggebend gewesen sind, die Ausführung eines Werkes so emi­nent friedlichen Charakters, dessen Nutzbarmachung und Verwerthung durch entsprechende Vorsichtsmaß­regeln im Kriegsfälle jedem Gegner entzogen werden kann, unmöglich zu machen. Noch vor wenig Wo­chen ging die Kunde von der Besichtigung der weit vorgeschrittenen Arbeiten durch die hervorragendsten interessirten Persönlichkeiten durch die europäische Presse, die Hoffnung nährend, daß die Vollendung des Werkes beschlossene Thatsache sei."

England.

London, 17. Aug. DerFrkf. Ztg." wird gemeldet: In Korea ist ein Aufstand ausgcbrochen, in welchem der König und die Königin getödtet wurden.

Das Kriegsministerium hat beschlossen, ein klei­nes Luftballonkorps nach Alexandrien zu senden.

Die Hoffnungen Cetewayos haben sich theil- weise erfüllt. Bei seiner gestrigen Audienz im Ko­lonialamte theilte ihm der Earl of Kimberley mit, daß Ihre Majestät gnädigst gewillt sei, ihm einen Theil seines Königreichs zurückzugeben, nur müßten die auswärtigen Beziehungen seines Reiches einem britischen Residenten unterstellt werden, müsse er selbst vor allen Dingen sich verpflichten, das alte Militär­system in keiner Weise mehr wieder einrichten zu wollen. Sowohl im Oberhause als im Unterhause, ward dieser Beschluß der Regierung mitgetheilt, nicht, ohne den Urheber der früheren Abmachung, Lord Salisbury, zu einem Ausfälle gegen dengefährlich­sten und blutdürstigsten Tyrannen Südafrikas" zu veranlassen. Aber Kimberley meinte, Cetewayo könne doch so gar schlecht nicht sein, wenn er auch sich mit den landesüblichen Grausamkeiten abgegeben, denn sonst wäre ihm die Treue seiner Häuptlinge und sei­nes Volkes nicht in die Verbannung gefolgt. In Cetewayos Hause in Kensingwn herrschte am Abend eine ausgelassene Freude. Der königliche Zulu er­ging sich mir seinen Räthen in Jubelgeschrei, Tanzen und Springen. Der Ausschuß desSchutzvereins für Eingeborene" berief sofort eine Versammlung, welche der Regierung ein Vertrauensvotum für den Akt der Gerechtigkeit, den sie an Cetewayo gethan, zuerkannte.

Rußland.

Moskau, 15. Aug. In den südlichen Gegen­den Rußlands taucht zu dieser Zeit in großem Maß- stabe die Heuschreckenplage wiederauf. Daneben wüthet das altgewohnte Uebel der furchtbaren Feu­ersbrünste. Neuerdings wird aus Orenburg ge­meldet, daß in dem 20 Werst von dieser Stadt ent­fernten Wossnessenski-Possard am 10. August gegen achthundert den Baschkiren und Tataren gehörige Höfe vom Feuer vernichtet wurden. Die Höfe lagen dicht beisammen und Löschmittel waren, wie gewöhnlich in Rußland, nicht vorhanden.

Von Moskau meldet die WienerPresse": Die Krönungsvorbereitungen nehmen guten Fort­gang. Da alle Kräfte aufgeboten werden, so wird am festgesetzten Tag der Arbeitsvollendung, zum 15. Septbr., der Kreml vollständig zur Krönung herge- richtct sein. Sicherheitsvorkehrungen sind nach jeder Richtung getroffen. Leider unterbleibt der pompöse Einzug durch die Twerskaja (Straße) an dem wun- derthätigen Bilde der Jwerskaja Mutter Gottes vor­bei über den Rothen Platz durch die Spaßkaja Wo­rota (Erlösungspforte) in den Kreml. Man will die Entfaltung eines solchen Zuges nicht genehmigen. Im Kremlhofe werden Tribünen für die Zuschauer erbaut, jedoch nur einen Stock hoch, so daß kaum mehr als 1500 Personen Zutritt erlangen werden. Die Festlichkeiten werden auf das Nothwendigste be­schränkt. Als Tag der Krönung ist bis jetzt der 19. Sept. a. St., 1. Okt. n. St. (ein Sonntag) in Aussicht genommen.

In Narva (Rußland) ist ein großartiger so­zialistischer Arbeiterstreik ausgebrochen. Das Militär, welches einschritt, wurde von den Arbeitern geprügelt und flüchtete. Aus Kronstadt wurde militärische Hilfe requirirt. (N. T.)

Aus Krakau wird derN. fr. Pr." telegraphisch mit- gcthcilt, daß daselbst eiu Privatbrief augekommeu ist, welcher über eine schreckliche Katastrophe in Groduo, der am Riemen gelegenen Hauptstadt des gleichnamigen russischen Gouverne­ments, berichtet. Im Keller eines Hauses, iu welchem sich eine jüdische Schule befindet, geschah eine Explosion, durch welche daS ganze Haus sammt allen in der Schule anwesenden Er-

t» S SS.»

"ff l Z-3.2.:! S! ls-ZA

8 ff l

V» V» -Hs Q dS «

KW---«»

-s «-s 3

^-.3

«Z

K

3

S»

-

SS

3

ZiSSüSS 2 s ? r> o -r ! r> 8- j

Witt »ZZ,

" ss ff* d? M»«' ff

AZ

ff-s

SZ

SS

-

s LS Z .

ZW

' ? SS

3 8

«»

3

rr rr Sv! »

^ e» 2.«

2 L- M 3 «

7 ! ?«> I, " sKZM * KM'iL

kr Z

iS«' fZS

3 8