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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 ^ 60 4, in dem Bezirk 2 außerhalb des Bezirks 2 ^ 40 -t. Vierteljähr­liches und Monatsabonnement nach Verhältnis.

Dienstag den 22. August.

Jnscrtionsgebühr sür die Ispaltigc Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 <1. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1882 .

Die erledigte evangelische Pfarrei Reincrzau wurde dem Pfarrverweser Friedrich Kau ff mann daselbst übertragen.

Ernst Gottlicb Weit, Bauer und Gemeinderath von Kuppingen, wurde zum Schultheißen dieser Gemeinde ernannt.

Tages Neuigkeiten.

Dcutschcs Reich.

Horb, 17. Aug. Anläßlich der diesjährigen Truppenübungen werden im nächsten Monate 26 Ge­meinden unseres Oberamtsbezirks Einquartirnng er­halten , die sogar in manchen kleineren Ortschaften mehr als 600 Mann beträgt. Die Oberamtsstadt erhält 55 Offiziere, 124 Unteroffiziere, 994 Mann­schaften und 159 Pferde. Die Amtskorporation ge­währt den Quartiergebern außer der reglementmäßigen Vergütung auch noch eine Entschädigung. (N. T.)

Stuttgart, 16. Aug. Einige württember- gische Firmen haben durch die egyptischen Wirren Verluste zu befürchcn. Die hiesige Handelskam­mer beabsichtigt daher, dem Beispiele anderer Kam­mern folgend, höheren Orts ein Verzeichniß der For­derungen an cgyptische Firmen mit dem Ersuchen zu unterbreiten, diese Summe als eventuelle Entschä­digungsansprüche deutscher Rcichsangehöriger der egyptischen Regierung notifiziren und deren Aner­kennung unter Vorbehalt näherer Prüfung einstwei­len im Prinzip bewirken zu wollen. Die Interessen­ten, welche ihre Forderungen in dieses Verzeichnis) aufgenommen zu sehen wünschen, werden aufgefor­dert, letztere bei der Handelskammer Stuttgart an­zumelden.

Stuttgart, 19. Aug. Zu der am heutigen Tage beendigten Konkursprüfnng für die Aufnahme in das niedere Seminar in Schönthal) dem altbe­kannten Landexamen, haben sich diesmal von 25 Lehranstalten des Landes im Ganzen 85 Schüler (21 weniger als im vorigen Jahre) eingefunden. Von diesen gehören den Lateinschulen Altenstaig und Freu­denstadt je 1 Schüler. (W. L.)

Der heurige Hagelschaden in Württem­berg wird auf die Summe von 24 Mill. Mark ge­schätzt, also das 6fache des Gesammtbetrages der Grundsteuer.

Mechaniker Klemm in Saulgau hat eine neue Stiefelbesohlmaschine konstruirt und solche dem preuß. Kriegsministerium zur Anstellung von Versuchen über­geben. Ein Schreiben des Ministeriums zeigte dem Erfinder an, daß die Maschine leicht und sicher arbeite und daß dieselbe allen Truppentheilen zur Anschaffung bestens empfohlen worden sei.

Brandfälle: in Groß-Süßen am 15. Aug. ein Bäckerhaus; in Münster bei Gaildorf am 17. August zwei Wohnhäuser und zwei mit Erntesegen gefüllte Scheunen.

Rcichsrath Dr. v. Döllinger wurde am Mon­tag im Bade Kreuth von dem Großherzog von Baden in zweistündiger Audienz empfangen.

München, 18. Angust. Die Kreisrcgierung von Oberbayern hat dem Beschlüsse der ultramon­tanen Mehrheit des Münchener Gemeindekollegiums, den liberalen Schulrarh Dr. Rohmeder von seinem Amte zu entheben, die Zustimmung versagt und gleich­zeitig Herrn Rohmeder ein anerkennendes Zeugniß für sein Wirken ausgestellt. (W. L.)

Zu den 67 Wirthschaften, welche in Nürn­berg bis jetzt dem Militär verboten waren, sind 7 neue hinzugekommen, so daß deren Zahl nun 74 beträgt. (Da muß wohl jeder Soldat einen Wirth- schafts-Catalog bei sich führen.)

In der Nacht vom 15./16. d. M. wurde in Reichenhall ein fremder Mann erstochen anfge-

funden und ein mit Messerstichen schwerverwundetes Mädchen in das Krankenhaus verbracht. Der muth- maßliche Thäter, ein 1819jähriger Dienstmann, sitzt hinter Schloß und Riegel.

Bei dem in der Nacht vom 15. auf 16. d. M. in Niederaschau bei Prien ausgebrochenen Brande wurden 8 Bauernanwesen ein Raub der Flammen, wodurch ein Brandschaden von über 200,000 vlL erwuchs. Einein Bauern verbrannten 3000 Mark baar, ein Klumpen geschmolzenen Geldes wurde ge­funden, an 800 vlL werth. Von den Kurgästen ent­rannen mehrere nur mit Mühe dem Flammentodt.

Berlin, 15. Aug. Durch einen unterirdischen Gang brachen Diebe in das Moskauer Ausstellungs­gebäude ein und verübten einen großen Diebstahl an Juwelen.

Berlin, 17. Aug. Angesichts der fortdauern­den Zögerung der Türkei, die Konvention abzu­schließen, erging von hier die Weisung nach Konstan­tinopel, dagegen nachdrückliche Vorstellung zu erheben; doch zweifelt man an dem Erfolge.

Berlin, 18. Aug. In leitenden Kreisen rech­net man nicht mehr mit der türkischen Intervention oder deren eventuellen Folgen; dagegen möchte man der Eventualität vorgebeugt sehen, daß England aus seinen kriegerischen Erfolgen ein Recht herleite, ohne Mitwirkung der Mächte in Egypten die Ordnung herzüstellen. Sehr bemerkt wird eine als der Auf­fassung der Negierung entsprechend angesehene Aus­führung derKreuzztg.", worin es heißt:Nach der Niederwerfung Arabi's wird es weder ein durch England besiegtes Europa geben, noch wird Europa England einen Raub abzujagen haben, sondern es handelt sich darnm, die unläugbaren Interessen Eng­lands mit denjenigen Europas und Egyptens auszu­gleichen, und wir vertrauen, daß dieß unter der diplo­matischen Führung Deutschlands gelinge."

Berlin, 18. August. In Arbeiterkreisen cir- kulirt eine Petition an den Reichstag, welche unter Anderem die Abschaffung der Sonntags- arbeit, Aufhebung resp. theilweise Beschrän­kung der industriellen Frauen- und Kinder­arbeit verlangt. (N. T.)

lieber den schon mehrfach erwähntenFort mit Bismarck-Artikel" derBerl. Ztg." äußert dasKasseler Journal":Also: dasFort mit Bismarck!", welches man bei den Reichstagswahlen noch abzuleugnen suchte, wird jetzt an die Fahne ge­schrieben. Also Fürst Bismarck wird heute wiever wie 1364 für eine Null in der auswärtigen Politik erklärt! Wem ob dieser Dummheit oder Unverschämt­heit nicht die Geduld reißt, der ist zu beklagen und proklamire doch nur gleich die Wiederherstellung des altenBundestages" und arbeite, wie in der Kon- fliktszeir, im Sinne und nach dem Herzen des Herrn v. Beust. Wahrlich, in die Erde sinken vor Scham vor ganz Europa sollten wir, daß wir es dulden, den Fürsten Bismarck von dieser Rotte Fortschritts­schwätzer heute noch als einen Stümper in der aus­wärtigen Politik hinstellen zu lassen."

Die deutsche Geschäftswelt wird seit einiger Zeit wieder sehr beunruhigt durch Schwindelver­suche aus aller Herren Länder. Es wird dabei offenbar auf den deutschen Michel speculirt. Wer daher Geschäftsaufträge von irgend einer unbekannten Firma erhalten sollte, vergewissere sich vorher genau, mit wem er es zu thun habe. Ein Lederfabrikant erzählt in der Hildbh. Dorfztg. zur Warnung einen Fall, wo eine Firma Verhagen und Sohn in Paris große Bestellungen bei ihm machte und als Re­

ferenzen ihm Bankhäuser in Paris, Metz und London gemacht wurden. Nach genauer Nachforschung er­wiesen sich die Firma und die Bankhäuser als Schwindlerpersonen, die nun gerichilich verfolgt werden.

In verschiedenen Blättern z. B. derReichs­post" und derReform" wird gewarnt vor den Manipulationen, die von Hausirern mit sog. Naten- loosen getrieben werden. So schreibt dieDeutsche Reform", daß ein Bankhaus in München Anlehens­loose verhausiren lasse und daß die Klauseln, welchen hinsichtlich der Gcwinnstauszahlungen oder der Ab­lieferung der versprochenen Effekten die Ratenzahler unterworfen seien, derartige seien, daß cs in sehr vielen Fällen in der Hand des hausirendcn Bank­hauses stehe, ob es den Zahlern etwas verabfolgen will oder nicht. Es heiße z. V. in einem solchen Jnterimsschein der besagten Bank, wie er den Leuten ausgehändigt wird, und worin gegen Zahlung von dreißig Monatsraten ü 5 vlL 4 Loose angeboten werden:Wenn die Zahlung einer Rate nicht spä­testens nach Ablauf der bedungenen Frist erfolgt, so erlischt jeder Anspruch auf den Bezug obenerwähnter Effekten und der etwa darauf entfallenden Gewinnste. Wir haben sohin das Recht, über diesen Brief ohne jede gerichtliche Intervention anderweitig zu verfügen. Sollte sich eine Entschädigung der bereits geleisteten Zahlungen ergeben, )o halten wir den lieberschuß gegen Rückgabe dieses Briefes zur Verfügung seines Besitzers." Da die betreffenden Herren Bankiers eine Verpflichtung zur Erhebung der Beträge per Postmandat nicht übernehmen, so haben sie es in der Hand, bei Versäumnis) der rechtzeitigen freiwilligen Zahlung der 29. Rate seitens des Käufers die be­reits gezahlten 140 einfach für sich zu behalten und die Loose anderweitig zu verwerthen. Gesetzt den Fall, es komme ein Loos mit einem größeren Gewinn heraus, so kann die Bank die seither immer erfolgte Erhebung der fälligen Rate mittelst Post- mandäts einfach vergessen und dann wäre der Käufer nicht nur um seine seitherigen Einzahlungen, sondern auch um den auf sein Loos entfallenen Gewinn ge­kommen. Die vier Loose, welche auf der Vorderseite desBriefes" bezeichnet sind, haben einen Kurswert!) von nicht ganz 100 Die Ratenloos-Verkäufer lassen sich aber 150 bezahlen. DieReform" schließt:Da nach dem Gesetze den betreffenden Herrn leider nichts anzuhaben ist, warnen wir hiermit Je­dermann vor dem Ankauf solcher Ratenloose und bitten alle für das Wohl des Volkes ehrlich eintre­tenden Blätter, von unserer Warnung wenigstens auszugsweise Notiz zu nehmen."

Die Schule genießt bei vielen Eltern leider nicht die Achtung, die ihr gebührt. Hat einmal ein Range für verübte Angehörigkeiten seinen Denkzettel bekommen, so erheben die Herren Eltern oft ein großes Geschrei, anstatt zu Hause eine entsprechende Ergänzung folgen zu lasjeii. Hat mui aus irgend einem Grunde gegen einen Lehrer Etwas einzuwen­den, so wird das mit größter Ausführlichkeit in Gegenwart der aufmerksamen Sprößlinge besprochen, ganz gleich, ob dadurch nicht die für die Schulzucht so unerläßliche Achtung vor den Lehrern untergraben wird. Ja, der Fall ist gar nicht selten, daß Kinder, die aus Faulheit und Ungezogenheit die Unterrichts­stunden versäumen, zu Hause entweder gar nicht oder doch nicht mit der nöthigen Strenge zum pünktlichen Besuch derselben angehalten werden. Dann liegt es natürlich an den Eltern, wenn die Schule ihre Auf­gabe nicht genügend erfüllen kann, und an diese muß sich die Behörde mit ihren Strafmaßnahmen in sol-