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Amts- uch MeMgenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Dienstag den 2. Mai.

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1882.

Amtliches.

öl ci g o l d.

Bestnnntmnchnng» betreffend die am ». Juni 1882 vorzunehmende Erhebung einer attgemeiucn Kerufsstatistik.

Das Reichsgesetz vom 13. Februar d. I. (R.- G.-Bl. S. 9) hat die Erhebung einer Berufsstatistik im Jahre 1882 angeordnet. Nachdem der Bundes­rath für die Vornahme derselben den 5. Juni be­stimmt hat, haben die K. Ministerien des Innern und der Finanzen durch Verfügung vom 2. d. Mts. in obigem Betrest i Reg.-Bl. Seite 157) die näheren Anordnungen getrosten. Der Gang des Geschäftes ist nach denselben der gleiche wie bei den Volkszäh­lungen.

Es wird nun noch Nachstehendes verfügt:

1) Die Gemeinderäthe haben alsbald die Zäh­lungskommissionen eiuzusetzen und bis zum 10. Mai dem Oberamt anzuzeigcn, daß dieselben mit dem 8. Mai unter dem Vorsitz des Ortsvorstehers in Thü- tigkeit getreten sind, itz- 6 der Minist.-Verf.)

2) Die Eintheilung der Gemeinden in Zählbe­zirke durch die Gemeinderäthe oder die besonders auf­gestellten Zühlungskommissionen muß dis zum 20. Mai beendigt Zein. Für jeden dieser Zählbezirke ist durch den Gemeinderath oder durch den Vorstand der Zählungskommission ein Zähler aufzustellen und von dem Ortsvorsteher für die vorschriftsmäßige und gewissenhafte Wahrnehmung ihres Amtes zu verpflich­ten. Spätestens bis zum 25. Mai ist dem Oberamt von der erfolgten Eintheilung der Zählbezirke unter Angabe der Zahl und der vollzogenen Auf­stellung und Verpflichtung der Zähler Anzeige zu erstatten.

Ganz besonders macht man darauf aufmerk­sam, daß nach K. 8 der Minist.-Verf. überall nur wirklich zuverlässige und möglichst ortskundige Per­sonen zu wählen sind und daß es sich empfiehlt, daß namentlich auch die Mitglieder der Zählungs­kommission an dem Zählgeschäft als freiwillige Zäh­ler theilnehmen.

3) Die Erhebung geschieht durch Zählbogen (Form. N-) nebst Anleitung zur Ausfüllung der Zühl- formulare (Form. 6) für jede Haushaltung und außerdem durch Gewerbekarten (Form. Ii> für die Haushaltungen mit gewerblichem Betrieb.

4) Bezüglich der Austheilung und Wiederein­sammlung der Zählformulare, Führung, Prüfung, Richtigstellung und Summirung der Kontrollisten, schließlich der Zusammenstellung in den Gemeindebo­gen und der Vorlage der Akten an das Oberamt wird auf die KZ. 914 der Minist.-Verfügung ver­wiesen. Ganz besonders muß man darauf dringen, daß die Akten von den Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohner längstens bis zum 22. Juni, von größeren Gemeinden längstens bis 5. Juli bei dem Oberamt einkommen. Die erfordert. Formulare werden Nachfolgen.

Den 27. April 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Tages-Uerrrgkeite«.

Deutsches Reich.

* Nagold, 29. April. Welchen Werth das Fettvieh gegenwärtig rcpräseutirt, zeigen nicht nur unsere Viehmärkte, wo solches stets gesucht und zu hohen Preisen bezahlt wird, auch unsere Oekonomen und besonders verschiedene Herren Bierbrauer trei­ben die Mästung mit recht lohnendem Erfolg. Sv erlöste z. B. Lammwirth Becker hier am letzten

Jahrmarkt aus 10 Stück Fettvieh 4100 und Bierbrauer Sautter aus 9 Stück ca. 2000 Hie­von wurde das meiste Vieh nach Baden abgesührt; aber auch mehrere hiesige Metzger ergriffen diese Ge­legenheit und ließen sich ein schönes Stück Geld kosten, um ihrer Kundschaft auf längere Zeit wieder ein Fleisch erster Qualität bieten zu können. Dieselben zahlten j. B. Hrn. lammwirth Becker für 5 Stück ca. 1600 vlli, ein Preis, welcher nach gegenwärtiger Taxe ihnen gerade nicht der gewohnte Geschäftsnu­tzen eintragen mag. Auch vou dem von Hrn. Saut- ter verkauften Vieh blieben mehrere Stücke zu ähn­lichen Preisen hier. Der letzte hiesige Vichmarkt war wieder ungemein zahlreich frequenlirt. Gleich Null war dagegen der Krämermarkt, obgleich die Witte­rung das Landvolk an dem Besuche nicht hinderte.

* Nagold, 1. Mai. Große und allgemeine Theilnahme erregt der durch Unglücksfall erfolgte Tod des Metzgers und Wärters ini hiesigen Far- renstalle, Gvttlieb Freithaler. Derselbe wurde am Samstag Abend von einem sonst frommen Far­ben mit solcher Gewalt auf dem Sprungplatze an die Wand gedrückt, daß die Gedärme nothwendig aus ihrer normalen Lage gebracht werden und eine innere Verblutung stattfinden mußte, und war nur, zu verwundern, daß der Unglückliche nicht auf der s Stelle den Tod fand; derselbe trat erst den andern, Vormittag unter den unsäglichsten Schmerzen ein. i Sollte der Sprungplatz, wie vielfach behauptet wird, wirklich zu engräumig sein, so sollte diesem Mangel schleunigst abgeholfen werden, ehe ein weiteres Un­glück die Abänderung gebieterisch fordert.

Stuttgart, 26. April. Mehrfach ist die Frage der Möglichkeit der Abschaffung des Schul­geldes durch die Erträgnisse des Tabakmonopols ins Auge gefaßt worden. Wie schwer die unteren Klas­sen durch das Schuldgeld belastet sind, mag daraus Hervorgeyen, daß bei der hies. Bürgerschule von 1000 Füllen nur in 200 das Schulgeld glatt eingeht; in 500 Fällen wird schon nicht freiwillig bezahlt, und es bedarf hierzu erst der Mahnung. In 200 Fäl­len ist die Zahlung erst die Wirkung eines erlassenen Zahlungsbefehls und in 100 Fällen muß gar eine Exkution vorgenommen werden.

Stuttgart, 27. April. Wie der Schwäbische Merkur meldet, erklärte gestern Namens der übrigen Sachverständigen in Ulm der Dombaumeister Schmidt aus Wien, daß dem Ausbau des Münster­thur mes keine Hindernisse im Wege ständen. Die Freude darüber ist in Ulm allgemein. Die Sachver­ständigen sind gestern wieder abgereist.

Stuttgart, 30 April. (Privattele- gramm desGesellschafters". Kirdrvigs- dnrg. Die Prinzessin Wilhelm ist heate früh 6/- Uhr verschiede«. 1. Mai. Die Prinzessin Wilhelm mird Dienstag Astend»

S Uhr ans dem Kndmigsstnrger Friedhof neste« ihren Kindern, mie sterstend ge­wünscht, sterrdigt.

Tuttlingen, 26. April. Heute Nachmittag gegen 2 llhr begab sich angesichts einiger Frauen und Gerber, die an der Donau in der Nähe des Steges beschäftigt waren, der etwa 60jährige Taglöhner Chr. Müller, unmittelbar von der Bahnhosstraße hcrkvmmcnd, mit 2 Besen, einer Schaufel und einer Wegkrücke versehen, auf den Donaustcg, warf auf einmal seine Werkzeuge ins Wasser und rief:So, jetzt werdet Ihr etwas sehen, was Ihr noch nie gesehen habt. Ich gehe jetzt in das Thal Josaphat." Schleunigst stürzte er sich dann über das Geländer kopfüber in die Donau, welche an dieser Stelle eine beträchtliche Tiefe hat. Herr Sattler schätz suchte so­fort mittelst eines NachenS den Lebensmüden zu retten, was

ihm aber nicht gelang. Erst nach einiger Zeit gelang es wei­teren Anstrengungen, den entseelten Körper an das Ufer zu bringen.

Brand fälle: I» der zur Gemeinde Leinfel­den gehörigen Sch lech tenmühle ein Wohnhaus; in Laubach (Aalen) am 27. April ein Wohnhaus sammt Scheuer.

In der Gegend von Waldshul ist die M ai- käferplage sehr stark aufgetreten. Es sind die Ge­meindebehörden daher aufgefordert worden, die- thigen Schritte zur Abwehr zu thun.

Kassel, 28. April. Wie verlautet, soll dem- nnckist in Zerbst eine Konferenz aller Bahnen Deutsch­lands staltfindeu behufs Erzielung einheitlicher Per- souentarife.

Der Reichstagsabgeordnete Reiniger (Eß­lingen-Nürtingen rc.) hat vor seiner Abreise nach Berlin in Nürtingen zu seinen Wählern gesprochen und dabei namentlich seine Zustimmung zu der Vor­lage in Betreff des Tabakmonopols begründet. Die Versammlung erklärte sich damit einverstanden. Im gleichen Sinne hat sich wenige Tage zuvor eine Bür­gerversammlung in Schorndorf ausgesprochen.

Berlin, 25. April. Pfennig-Sparkassen sollen von der Reichspost ins Leben gerufen werden. Große Massen von Sparmarken und Sparkarten sind in der Reichsdruckerei bereits in der Herstellung begriffen.

Berlin, 27. April. (Die Thronrede.) Was die Eröffnungsrede des Reichstags betrifft, so hat dieselbe uns in dem Passus, welcher die Fortdauer der friedlichen Beziehungen Deutschlands zu den auswärtigen Mächten constatirt, sehr befriedigt. In ihren übrigen Theilen hat sie den Eindruck gemacht, den sie machen mußte unter der Ueberzeugung, daß die bedeutsamsten Vorlagen der Session eine Annahme nicht finden würden. Die Andeutung, daß erst nach der Ablehnung des Monopols zu anderen Vorschlä­gen übergegangen werden soll, wird allgemein auf eine Erhöhung der Gewichtssteuer gedeutet. Die Germania bemerkt dazu Folgendes: Daß der Tabak das geeignetste Steuerobjekt sei, wird von Neuem hervorgehoben und die Einstimmigkeit der Meinungen darüber präsumirt, denn thatsächlich ist sie nicht vor­handen, daß der Tabak eine noch höhere Besteuerung als seit 1879 schon tragen solle. Nur über die Form dieser höheren Besteuerung beständen Meinungsver­schiedenheiten.

Berlin, 28. April. DerNordd. A. Ztg." wird aus Paris geschrieben: Frankreich hat auch seinen Skobeleff, den bekannten General Gallifet, den Freund Gambettas. Galliffet erzählte bei einem großen Diner, daß der deutsche Botschafter Hohen­lohe bestrebt sei, Freycinet zur Unterzeichnung des Vertrages zu bewegen, durch welchen Deutschland Frankreich seinen Territorialbestand in Europa und Afrika garantiren wolle, wogegen Frankreich sich ver­pflichten müsse, den Effectiv-Bestand seines Heeres zu verringern und mit keiner anderen Großmacht eine Allianz abzuschließen. Gallifet will diese Mittheilung von Gambetta erhalten haben, welcher nach einer Korrespondenz darauf hinarbeitet, das Kabinet Frey­cinet zu diskreditiren.

Berlin, 28. April. Das Stärkeverhältniß der einzelnen Fraktionen des Reichstags ist augen­blicklich (unter Berücksichtigung der vier erloschenen Mandate) folgendes: Deutschconfervative 48, Deutsche Reichspartei 26, Centrum 96, Welfen 9, Polen 18, Nationalliberale 45, Sccessionisten 47, Fortschritts­partei 59, Volkspartei 8, Socialdemokraten 12, Wilde" 25, darunter 15 Elsaß-Lothringer.