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Der Gesellschafter
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 80 4, in dem Bezirk 2
außerhalb des Bezirks 2 ^ 40 4. Vierteljühr- > lichcs und Monatsabonnement nach Berhältniß.
Donnerstag den 26. Januar.
^nuittousgevuhr sür die ijpaltigc Zeile aus ge- ^ ^ wohnlicher Scbrifi bei einmaliger Einrückung 9 4, ^ bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen: ipälestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der > Herausgabe des Blattes der Druckerei ausgegebc» !
sein. >
1882 .
Nitarbeiters und
Vertrauen auch Bedienung zu.
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Deutsches Reich.
Nagold. In der Annahme, daß sich viele unserer Leser für den kürzlich von Prof. Hartmann von Stuttgart über die älteste Geschichte Nagolds hier gehaltenen Vortrag interessiren, geben wir noch nachträglich folgende die Hauptpunkte enthaltende Skizze: Wer auf ihrem Krautbühl steht, sieht nach nach einem bekannten Scherzwort auf vieler Herren Länder — ich meine es werden 20 genannt - herab; er steht jedenfalls — ganz ernsthaft zu reden auf einem der geschichtlich merkwürdigsten Hügel unseres Landes und mag von ihm aus wohl der Blick sich öffnen lassen hinein in die ältesten Perioden, sagen wir in die ersten Tausend Jahre der Geschichte von Nagold. Der Krautbühl selber mit dem darunter rauschenden Fluß und der darüber ragenden Burg repräsemirt die vorrömische Urzeit und die Römerzeit; hier in diesem prächtigen Palast, den erst die jüngsten Jahre haben erstehen sehen, erinnern wir uns, daß seine Fundamente in einen Boden gesenkt sind, der die kostbaren Ueberreste der alemannisch-fränkischen Zeit unserer vaterländischen Geschichte in sich birgt. Lassen Sie mich versuchen, Sie durch diese 3 Zeiträume der ältesten Geschichte von Nagold in einem Spaziergang von längstens einem Stündchen zu geleiten: I. Vorrömische Zeit. 1) Der Name Nagold wie Neckar, Nahe (Rache) und andere solche Wassernamen wird von Bacmeister, Buck u. A. als keltischen Ursprungs angenommen. 2) In die vorrömisch - keltische und vorrömisch - germanische Zeit werden von den Alterthumsforschern einstimmig die jetzt auch bei uns in so großer Anzahl nachgewiesenen Ringburgen und Grabhügel oder Hügelgräber verlegt. Daß der diesige Heidenbühl oder Krautbühl ein solcher Grabhügel ist, wird von den Sachverständigen, den Herren Paulus, Fraas rc., so zuversichtlich angenommen, daß baldige Oeffnung desselben nur zu wünschen ist. Paulus trägt auch kein Bedenken, die Burg Hohen-Nagold für die mittelalterliche Nachfolgerin einer vorrömischen Ringburg zu erklären und läßt die hiesigen Alterthumsfreunde dringend um genaue Nachforschung ersuchen. II. Römerzeit. Eine Reihe von Römerstraßen im Bezirk, wovon wohl 2 über das heutige Nagold selbst geführt haben werden, verschiedene Funde: römische Gefässe beim Krautbühl. Münzen in der Stadt und auf dem Schloßberg, Ziegel, Heizröhren, Bodenplättchen, Gefässe, Mauerreste und eine in Stein gefaßte Wasserleitung auf einer künstlich angelegten Terasse am „Hesel", wo die Landstraße nach Emmingen das Röthenbachthälchen überschreitet, sowie etwas weiter nördlich auf „Mauren". Paulus vermuthet auch, daß in der Gottesackerkirche am Triumphbogen alte Römersteine eingemauert sein dürften. III. In der Alemannenzeit, seit dem Ende des 3. Jahrhunderts nach Christo, sehr wahrscheinlich (s. u.) in der fränkischen oder Merowin- ger-Zeit ganz unzweifelhaft, ist Nagold nicht bloß, wie die Reihengräberfunde zeigen: am Wolfsberg (Skelette und Eisenwaffen, Pferdsknochen, ein Beinkamm und rohe Gefässe) und in dem Boden, auf dem jetzt das Seminar steht (Waffen, edle Schmucksachen w.) — von wohlhabenden Leuten bewohnt, sondern, wie aus einer Nagolder Urkunde uon 786 gefolgert werden kann, noch in der alemannischen Zeit einer der Hauptorte der Berchtoldtsbaar, in der fränkischen der Sitz des Nagoldgaugrafen, der, selber dem alten alemannischen Herzogshaus entstammt, als Ahnherr der nachmaligen Besitzer von Nagold, der
Grafen von Tübingen und von Hohenberg, anzusehen ist. So kommt durch wenige Grabfunde und durch noch wenigere geschriebene Urkunden nicht etwa nur ein loses Nacheinander etlicher Geschichtsdaten, sondern eine ordenrlich zusammenhängende, bis auf einen gewissen Grad belebte Urgeschichte auch von Nagold zu Stande.
* Nagold, 25. Jan. Der nunmehr 14 Jahre hier bestehende Krankcnunterstützungsverein hielt am vergangenen Sonntag seine ^jährliche Hauptversammlung , die ungewöhnlich zahlreich besucht war, weßhalb auch der Vorstand beim Eingang zur Tagesordnung mit Befriedigung die rege Jnlcrefsenahme öetonte, die dem Verein von der ganzen Einwohnerschaft, Bürgern und Arbeitsgehilfen, entgegengebracht wird. Der von dem Schriftführer vorgetragene Rechenschaftsbericht wies aber auch wieder günjlige Resultate sowohl der Zunahme der Mitglieder als der Kasse nach. Der Verein repräsentirt sich nunmehr durch 260 Mitglieder und findet seinen Bestand gesichert durch ein bei der Handwerkerbank angelegtes Kapital von 1718 c/lL 83 ^ nebst dem laufenden Jahreszins. Die Gesammteinnahmen vom I. Juli bis 31. Dezember 1881 beziffern sich auf 481 17 L, die Ausgaben auf 420 »/L 98
Krankenunterslützung erhielten 13 Mitglieder in Beträgen von 1 50 4 Z bis 24 im Gesammt
90 vkL Ein Todesfall kam nicht vor. Dem Kassier, Engelwirth Arnold der seit dem Bestehen des Vereins sein Geschäft unentgeltlich besorgte, wurden nunmehr für seine Mühewaltung halbjährlich 10 ausgesetzt. Da die Statuten vergriffen, so wurde vor dem Neudruck derselben eine Revision derselben vorgenommen. Das Alter bei Aufnahmen wurde auf 40 Jahre herabgesetzt, der Beitrag zu den Beerdigungskosten aber von 24 ^ auf 30 ^ erhöht, die andern Paragraphen haben keine wesentliche Aenderung erfahren. Der Unterstützungsbeitrag für Kranke wurde in bisheriger Höhe von 50 L per Tag belassen, welcher 13 Wochen lang gereicht wird; bei längerer Krankheit tritt die Unterstützung erst in der 27. Woche wieder ein, so daß ein Mitglied nie über 26 Wochen in einem Jahr die Kasse in Anspruch nehmen kann.
* Nagold, 25. Jan. Wer etwa bei der Landesschulausstellung nicht Zeit und Gelegenheit hatte, auch die Arbeiten der Zeichenschüler der hies. Fortbildungsschule zu besichtigen, der hatte am letzten Sonntag Veranlassung, dies Versäumniß nachzuholen, da solche zu jedermanns Ansicht in der Schule aufgelegt waren. Nicht nur die prämirten Arbeiten zeigten wirklichen Fleiß, Talent und Geschick, auch die Zeichnungen der andern Schüler ließen erkennen, was eine gute Schule zu leisten vermag und wie nothwendig bei dem gegenwärtigen Stand des Gewerbes es ist, daß bewnders Lehrlinge des Baufaches cs nie versäumen sollten, im Zeichenunterricht sich tüchtig auszubilden. Es ist daher für Meister solcher Lehrlinge eigentlich Gewissenssache, daß sie auf Ausbildung der ihnen anvertrauten Lehrlinge von dieser Seite aus alles Augenmerk haben. Zn bedauern ist nur, daß eigentliche Meister es wenige waren, die von den Fortschritten dieser Zeichenschule Notiz nahmen. — Bei dieser Gelegenheit erwähnen wir, daß auch Hr. Oberlehrer Binder hier als Lehrer für das Freihandzeichnen und die Wildberger Zeichenschule von der K. württemb. Commission für gewerbl. Fortbildungsschulen belobende Zeugnisse erhielten.
Stuttgart, 23. Jan. Im K. Hofthenter
ist zum Schutze des Publikums behufs schnellerer u. sicherer Entleerung bei Feuersgefahr aus dem Parterre ein Mittelgang durch die Parterresperrsitze hergestellt worden, so daß neben den Gängen auf beiden Seiten ein weiterer rascherer Ausweg möglich ist.
Stuttgart, 23. Januar. Unserer Landesproduktenbörse droht eine Konkurrenz, die nicht zu unterschützen ist. Die Bäcker wollen nämlich eine Mchlbörse gründen, weil der Ausschuß der Lan- desproduktenbörsc es abgelehnt hat, die Bäckerge- nossenschaft gegen eine Äversalsumme von 200 -,/L zuzulassen.
Ulm, 2 l. Jan. Es kann nach der „U. S." leider kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß der Mord der Schmiedstochter von Jungingen ein sogen. Lustmord gewesen ist. Das Mädchen war eines der fleißigsten und bravsten Kinder in der Schule. — In Alpeck wurde eine Mutter wegen Kindestödtung verhaftet.
Crailsheim, 22. Jan. In dem Orte G. der benachbarten baherischeu Grenze wurde dieser Tage eine Frau verhaftet, welche in dem schrecklichen Verdacht steht, ihr neugeborenes Kind getöd- tet und in einem Backofen verbrannt zu haben, um die Spuren zu vertilgen. Ein junger Knecht, welcher daselbst diente und entlassen wurde, brachte diese Angelegenheit zur Anzeige; man ist in der ganzen Gegend sehr gespannt aus die durch die Untersuchung sich ergebenden näheren Aufklärungen.
Geh. Rath Schulze in Heidelberg hat auf Interpellation einiger Hörer den Erlaß des Königs von Preußen vom 4. ds. zum Gegenstand einer staatsrechtlichen Vorlesung gemacht. Neue Gesichtspunkte hat er nicht aufgestellt, der Inhalt seiner Ausführungen war schon vorher in verschiedenen Zeitungsartikeln zu lesen. Es findet den Erlaß unnöthig, da von einem parlamentarischen Prinzip bei uns keine Rede sei. Der König regiere und nicht die Minister. Die Verwaltnngsbeamten dürfen keine systematische Opposition gegen die Regierung machen; aber es gehe zu weit, zu verlangen, daß sie für die Regierung wirken. Thätiges Wahlorgan hat der Beamte nicht zu sein. Der Beamte soll nach seinem Pflichtgefühl handeln, nicht nach dem zu erwartenden Dank des Monarchen. Das Erscheinen des Erlasses habe viel Staub aufgewirbelt und Befürchtungen vor geheimen Plänen gegen den Konstitutionalismus hervorgerufen. Bei wem? sagt der Geh. Rath nicht. Ob die betreffenden Beamten durch diese Ausführungen zu einem dem Erlaß entgegenstehenven Verhalten sich werden bestimmen lassen, erscheint sehr fraglich.
Aus Würzburg, 21 . Jan. schreibt der „Korr, v. u. f. D.": Es kam schon früher manchmal vor, daß bei dem Transporte von Bettlern und Vagabunden in die Frohnfeste sich einer oder mehrere Nichtverhaftete anschlossen und mit eingesperrt sein wollten. Dieser Tage sollten ins Gefängnis; 21 Personen eingeliefert werden; allein am Orte angclangt, waren es ihrer 24. Man hatte nun einige Mühe, die 3 Freiwilligen herauszuziehen und fortzuschicken.
Der „Abendztg." wird aus München, 22. Jan. geschrieben: „Der unerwartet rasche Tod Dr. Völk's hat nicht nur in liberalen Abgeordnetenkreisen, sondern bei allen liberalen Männern unserer Stadt die tiefste Trauer hervorgerufen. Eine große Anzahl Abgeordneter von der Linken beabsichtigt, ihrem alten Mitkämpfer und Freunde persönlich die letzte Ehre zu erweisen und glaubt man, daß, um dies möglich zu machen, die auf Dienstag anberaumte Plenarsitzung der Abgeordnetenkammer verschoben werden wird."
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