Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halb jährlich! hier (ohne Trägerlohn) 1 60 4, in dein Bezirk

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Dienstag den 23. November.

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1880.

Abonnements-Einladung.

Auch für den Monat Dezember nimmt jedes Postamt oder die bctr. Postboten Bestellungen aus

denGesellschafter" an.

Amtliches.

Nagold.

Keka«ntmach«ng.

Nach den amtlich gemachten Erbebungen sind im Bezirk in Folge des Frostes im Winter 1879/80 I. gänzlich zu Grund gegangen an tragfähigen Obstbüumen: 1896 Apfelbäume, 477 Birn­bäume, 8785 Pflaumen- und Zwetschgenbäume, 1 Psirsichbaum, 170 Kirschenbäume und 17 Wallnußbäume, an nicht tragfähigen Obstbäu­men 2958 Stück;

II. die Zahl der durch den Frost beschädigten Obstbäume beträgt 4695 tragfähige und 2062 nicht tragfähige.

Den 21. November 1880.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

Nachstehende Bekanntmachung wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.

Den 21. November 1880.

K. Oberamt. Güntner. Bekanntmachung der Ccntralstelle für die Land- wirthschaft, betreffend die Beschaffung von Forellen- Eiern und von Aalbrut für inländische Fischzüchter.

Die Centralstelle ist bereit, auch in diesem Jahr wieder angebrütete Forelleneier, sowie Aalbrut von größeren Brut-Anstalten zu beziehen und an inländische Fischzüchter gegen Ersatz der Selbst­kosten, beziehungsweise auch unentgeltlich, abzugeben. Gesuche mit Angabe der gewünschten Quantität sind bis 15. Dezember d. I. an dasSecretariat der Centralstelle für die Landwirthschaft in Stuttgart" zu richten.

Stuttgart, den 9. November 1880.

Werner.

Nagold.

An die Grtsvorsteher.

Unter Beziehung auf die oberamtliche Auffor­derung vom 3. d. Mts., Amtsblatt Nr. 133, wer­den die Ortsvorsteher erinnert, die bei ihnen erfolgten Anmeldungen von Ansprüchen auf Aufnahme in die Wählerliste für die nächste Handels- und Gewerbe­kammer-Wahl Seitens derjenigen gewerbesteuerpflich­tigen Handels- und Gewerbetreibenden, welche nicht in das Handels-Register eingetragen sind, binnen 4 Tagen hieher einzusenden oder entsprechende Fehl- Anzeigen zu erstatten.

Den 21. November 1880.

K. Oberamt. Güntner.

K. Amtsgericht Nagold

Die Griterlmchsbeamten

des Bezirks, mit Ausnahme der Gemeinden Effrin- gen, Ebhausen, Egenhausen, Ueberberg, Warth, Wenden, Ebershärdt, Altenstaig Dorf, Berneck, Garr- weiler, Spielberg, Nothfelden, Gaugenwald, haben unfehlbar binnen 10 Tagen hieher anzuzeigen, an welchem Tage das Geschäft der Güterbuchsergänzung in ihren Gemeinden Heuer abgeschlossen worden ist. Den 22. November 1880.

Oberamtsrichter Daser.

Die zweite Schulstelle in Pfaffenhofen wurde dein

Schullehrer Speer in Mindersbach übertragen. '

Für Aufstellung und Anwendung eines zweckmäßigen kleineren Fischbrutapparats wurde dem Fischer Friedrich Sackmann i» Altcnstaig ein Preis von 2S zuerkannt.

Die neue Befestigung von Paris-

Mit der Neugestaltung der französischen Ar­mee, welche sich in den seit dem Kriege verflossenen nahezu zehn Jahren vollzogen hat, ist diejenige einer neuen Befestigung von Paris Hand in Hand gegangen. Dieselbe ist jetzt fast ganz vollendet und bei Weitem ausgedehnter als die frühere. Der neue Befesligungskreis umfaßt einen Rauni von etwa 29 Quadratmeilcn, so daß eine Einschließungs­armee in einem Umsange von etwa 20 Meilen sich auszustellen hätte. In ihrer Gesammtheit wird sie aus drei großen verschanzten Lagern gebildet, zwi­schen denen einzelne permanente Forts die Stütz­punkte bilden. Die meisten dieser neuen Anlagen, deren Gesammtzahl sich aus etwa 50 beläuft, sind von der bisherigen Umwallung etwa 2L, Meilen entfernt. Man hat durch das weite Hinausschieben der Werke nicht nur Paris vor einer Bejchießung mit den jetzigen weittragenden Geschossen schützen und eine Cernirung der Stadt unmöglich machen, sondern auch dem Festsctzen des Angreifers auf al­len für ihn werthvvllcn Stützpunkten durch Einbe­ziehung derselben in die VerthcidiguugSlinie Vor­beugen wollen. Bei dem großen Umfange der letz­teren sind aber die Forts zu weit von einander entfernt, als daß sic gegenseitig sich unterstützen könnten. Die Lücken zwischen ihnen sind theilweise 11 Meilen breit und in bedecktem, dem An­greifer günstigem Terrain gelegen, so daß militärische Beurtheiler einen Durchbruch der Befestigungslinie zwischen den Forts für einen energischen Angreifer als ausführbar und damit die Cernirung von Paris trotz der ungeheuren Ausdehnung der Vertheidi- gungslinie als ebenso möglich bezeichnen, wie sie cs vorher gewesen ist. Allerdings sind die einzelnen Forts groß, sehr stark und widerstandsfähig gebaut, gewähren der Besatzung eine bombensichere Unter­kunft und den Geschützen durch Traversen und ge­panzerte Stände gute Deckung und ermöglichen eine sehr starke Feuerwirkung; dagegen sind in Folge ihrer gesammten Anlage sie einem unfassenden feind­lichen Feuer stärker ausgesetzt und bieten demselben schon aus weiterer Ferne ein günstigeres Zielobject, als die deutschen Forts, deren Anlage auf ganz anderen Grundsätzen beruht. In Deutschland sind die Forts im Allgemeinen keine vereinzelten Festungs­anlagen, sondern stehen unter sich und mit der Hauptfestung in Wechselwirkung und dienen vor­zugsweise als Stützpunkte für die Jnfanteriever- theidigung, während die Artillerie aus Annex- und Zwischenbatterien wirkt; daher heben sie sich auch wenig vom Boden ab; dieselben bieten somit dem Feinde kein sicheres Zielobject, während man ihm gegenüber die eigenen Batterien dem Terrain und den Umständen entsprechend anzulegen Pflegt.

Tages-Neuigkeite».

Deutsches Reich.

Rottenburg, 17. Nov. Nach einem diesen Nachmittag von Wien hier eingelaufenen Telegramm sind daselbst, wie derSchw. M." meldet, die Ein­brecher in das Bureau des hieß Bahnhofschuppens verhaftet worden. Es sind zwei Sträflinge, Chr. Fr. Neuheller und Josef Striegel, die vor kurzer Zeit aus dem Zuchthause in Ludwigsburg entlassen wurden. Äie sollen ihre That eingestanden haben.

Stuttgart, 17. Nov. Papier-Schüsseln. Herr Widmer hier bringt in neuester Zeit Schüsseln aus Papier-Macho, mit chinesischem Lack überzogen, in den Handel, welche wegen ihrer verschiedenen Vorzüge namentlich bei unfern Hausfrauen rasch

sich einbürgern dürften. Die Schüsseln, die in drB Farben sblau, braun, gelb) und in zwei verschiedenen Größen verfertigt werden, haben vor Allem die ' Eigenschaft der Unzerbrechlichkeit: sie können mit j großer Gewalt zur Erde geschlendert werden, ohne auch nur eine Beule zu bekommen. Der Chemiker der Kgl. Centralstelle, welchem drei der Schüsseln zur Untersuchung übergeben worden waren, bat die­selben vier Wochen lang im Laboratorium im Ge­brauch gehabt, wo sie mit kaltem und kochendem Wasser, mit verdünnter Essigsäure, mit verdünnter Seifenlösung, sowie mit verdünnter Sodalösung ^von Lauge und Soda wird indeß allmälig der Lack angegriffen) in Berührung kamen, und gibt denselben das Zeugniß, daß sie für häusliche Zwecke als brauchbar sich erwiesen haben. In Frankreich sind diese Schüsseln von Militär- und Civilbehörden, insbesondere für Strafanstalten eingeführt. In Deutschland haben dieselben in Baden, Elsaß-Loth­ringen, Bayern Eingang gefunden.

Stuttgart, 19. Nov. Wie bereits erwähnt, sollen nach dem Hauptfinanzetat für 188183 ver­schiedene Tarife bei der Postverwaltung gegen bisher erhöht werden. Es bestehen diese Erhö­hungen 1) in der Einschränkung der Taxen des Nachbarschaftsverkehrs auf die Entfernung von 10 lrra statt bisheriger zwei Meilen, 2) in der Erhö­hung des Porto's für Geld- und Nachnahmebriefe im Nachbarschaftsverkehr von 10 auf 15 , durch

Erhöhung der Gebühr für Postanweisungen um 5 bezw. 10 L, sowie der Minimaltaxen beim Packet- porto um 5 bezw. 10 L. In seinem Vortrag zum Etat bemerkt der Herr Finanzminister, es seien diese Tarifänderungen durch die allgemeine Finanzlage nothwendig geworden. Mit denselben würden die Sätze des internen Portotarifs denjenigen der Reichs­postverwaltung näher gebracht, es bleibe aber noch eine größere Anzahl belangreicher Begünstigungen des inneren württembergischen Postverkehrs bestehen, wie die Brieftaxe von 5 Pf. für den Nachbar­schaftsverkehr bis 10 lrm Entfernung, sodann die ermäßigten Minimaltaxen für Geld- uno Nach­nahmebriefe und für Pallete, sowie der ermäßigte Minimalbetrag an Versicherungsgebühr im inneren Verkehr. Ferner werden die namhaften Vergünsti­gungen im Landpostverkehr aufrecht erhalten, auch werden in Württemberg von Packeten, von Postan Weisungen und Geld- und Nachnahmesendungen keine Bestellgebühren erhoben, wie solche in den Ge­bieten der Reichspostverwaltung und Bayerns zu bezahlen seien. Noch ist zu bemerken, daß durch den neuen Etat auch die bisherigen Postporto­freiheiten in Dienstsachen aufgehoben werden sollen.

Stuttgart, 20. Nov. (Fleischer-Congreß.' Hier wird im nächsten Frühjahr der 4. deutiche Fleischer-Congreß abgehalten werden, der etwa mit der Eröffnung der Landesgewerbe-Ausstellung zu­sammenfallen dürfte. An den Ausschuß der Tchiacht Hausgesellschaft ist die diesbezügliche Anfrage er­gangen, welcher sofort zustimmte. Eine Ausstellung von Fleischwaaren und Fleischereigeräthen wird mit dem Congreß verbunden sein, der bisher in Ham bürg, Berlin und Leipzig tagte und von ca. 1000 Personen besucht wurde.

Vaihingen a. E., 18. Nov. In einem hie­sigen Steinbruche wurde vergangenen Montag an einem Obstbaume die Leiche eines Wirthes aus einem Nachbarorte entdeckt, welcher sich am Sonntag von Hause entfernt hatte. Der Mann, 45 Jahre alt, verheirathet, Vater von zwei Kindern und in nicht