ling Vileban in Steglitz bei Berlin. Er ist so gut wie überführt, leugnet aber noch.

Im Deutschen Reiche wirds künfüg keine latei­nische klmrmaoopoaa gonsaniea. geben, sondern ein Deutsches Arzneibuch. Eine Commission in Ber­lin arbeitet dasselbe aus und hat von den seither bestehenden 799 Arzneimitteln 370 über Bord ge­worfen; das heißt, diese brauchen künftig in den Apotheken nicht mehr vorräthig gehalten zu werden. Darunter sind allerlei destillirte Wasser, Pflaster, Extrakte, ätherische Oele, Tinkturen und Salben. Gerettet sind worden toetiäa, Oastorsnm, Mo­schus rc.: neu ausgenommen die Salicylsäure und andere antiseptische Verbandstoffe. Man wird künf­tig mit weniger Arzneimitteln leben und sterben können.

Koblenz, 12. Nov. General v. Gäben ist an der Diphtheritis und Gesichtsrose erkrankt.

Bremen, 6. Nov. Die Auswanderung dauert Heuer unvermindert fort; der gestern abgefahrene DampferKöln" bringt 1020 Personen nach Balti­more und man rechnet jetzt, daß 80,000 Köpfe bis zum Ende dieses Jahres über Bremen befördert sein werden.

Zwischen Deutschland und Frankreich ist ein Vertrag wegen des Verfahrens bei llevernahme von hilflosen Personen, verlassenen Kindern und Geistes­kranken abgeschlossen worden. Als Uebcrnahmsorte sind die Städte Aachen, Trier und Merzig deutscher­seits und Mau beuge, Verdun, Marreville und Nancy französischerseils bestimmt worden.

OesterreichUngarn.

Wien, 12. Nov. Die dem Lande durch Erd­beben drohenden Gefahren können noch nicht als überwunden angesehen werden. Ununterbrochen wie­derholen sich die Erdstöße, wie aus Agram depeschirt wird, und mehren die grauenhafte Verwüstung. Die Verwirrung der Bevölkerung ist nicht zu beschreiben, Alle sind, die völlige Vernichtung der Tüadt be­fürchtend, vom tiefsten Entsetzen ergriffen und drän­gen zu Fuß, zu Wagen, auf der Eisenbahn zur Flucht. Doch gibt es nicht Wagen genug, die angst­erfüllten Schaaren der Flüchtigen zu fassen. Auch Hilfsmaschinen mußten seitens der Bahn erst tele­graphisch von auswärts requirirt werden. Der letzte Erdstoß, welcher abermals mehrere Menschen­leben forderte, fand vor 12 Stunden zu später Abendstunde statt. Im Landtage, welcher gestern zusammengetreten war, sollte eben das Protokoll ver­lesen und unterzeichnet werden, als die Erdstöße eine allgemeine Flucht zur Folge hatten. Der Landtag wurde vertagt.

Pilsen, 8. Nov. Die Auer'sche Spiritus­fabrik ist durch eine Explosion in Brand gerathen und total zerstört worden. Die Explosion richtete fürchtrliche Verwüstungen an. Der Spiritus brannte lichterloh und äscherte die Raffinerie und das Kes­selhaus ein. Kurz vor der Explosion befanden sich aus dem Dachstühle die Frau eines Werkmeisters mit einem 16jährigen Dienstmädchen und zwei Hilfs­arbeitern, sämmtlich mit Wäsche-Aushängen beschäf­tigt. Als die Flammen rings umher emporloderten, stürzte sich einer der Arbeiter von der Höhe herab, wahrend die klebrigen in das Flammenmeer hinab- sielen, welches durch den brennenden Spiritus aus­giebige Nahrung fand. Das Jammergeschrei der Werksührersfrau war herzzerreißend. Der Werkfüh­rer ivolkte sich aus Verzweiflung den Flammentod geben und wurde nur mit Mühe zurückgehalten. Die stark verkohlte Leiche der Frau wurde ausgefunden. Zwei verwundete Arbeiter wurden in das Spital übertragen. Die Ursache des Unglückes ist noch unbekannt.

Die Oestsrreicher richten sich für einen künf-- tigen Krieg gegen Rußland und Italien ein. In Knikau uüd Przemisl, in Südtirol und Pola wer-' den neue Befestigungen angelegt, wozu die gefor­derten Mittel von den Delegationen bereits be-: willigt sind. -

Der ungarische Minister des Innern hat nun doch dem Theaterdirektor Müller deutsche Theater-- Vorstellungen in Ungarn gestattet, allerdings unter-) der -beschränkenden Bestimmung, daß dieselben in, der Hauptstadt nur mit Bewilligung der autonomen, Ortsjurisdiction und des Stadchauptmannes statt-: finden dürfen. Auf wessen Einfluß Liese Entschei­dung zurückzuführen. läßt sich natürlich nicht fest- - stellen, erwähnenswerth ist jedoch, daß -kürzlich die Neue fr. Presse" eine Meldung brachte, wonach der

österreichische Botschafter in Berlin, Graf Szechenhi, über den ungünstigen Eindruck berichtet hatte, den die magyarische Deutschenhetze in Deutschland her­vorgebracht, und der u. A. auch dadurch Ausdruck gefunden habe, daß der deutsche Kaiser das Berliner Schauspielhaus zu einer WohlthätigkeitSvorstellung für die brotlos gemachten deutschen Schauspieler in Pest zur Verfügung gestellt habe.

Agram, 11. Noo. Der vom Erdbeben an- gerichtcte Schaden wird approximativ auf drei Mil­lionen Gulden veranschlagt, abgesehen von dem un­berechenbaren Schaden in Kirchen, namentlich ist die Domkirche arg beschädigt. Gestern Nachts und heute früh wurden abermals einige schwache Stöße verspürt. Auch vom Lande werden allenthalben Schäden gemeldet. Der Kaiser spendete 10,000 fl.

Agram, 11. Nov. An Folge heute gegen, Mittag eingetretenen Erdbebens, dem gestern fünf kleinere Erschütterungen vorangingen, erneuerte sich die Panik. Die Geschäfte sind geschlossen. Viele campiren trotz Nüsse und Kälte im Freien, andere flüchten.

In Resnich. 9 Kilometer von Agram, hat sich ein Geyser gebildet, aus welchem mehrere Klaf­ter hoch schmutziges und stinkendes Wasser empor­sprudelt. In der Ebene steigen Gase auf, welche sich an der Luft entzünden und dem Landvolk panischen Schrecken verursachen.

Schweiz.

In Montenol, Pruntrut, ist lautNat." vergangene Woche eine Frau Peupin im Alter von 102 Jahren gestorben. Sie hatte mit 17 Jahren geheirathet und demnach die Leiden und Freuden des ehelichen Lebens während 85 Jahren genießen können. Ihr Mann lebt noch.

Frankreich.

Paris, 8. Nov. In parlamentarischen Krei­sen verlautet, Lson Renault werde am Beginn der Kammersession die Bewilligung eines Kredits von 50 Millionen zur Durchbohrung des Simplons beantragen. Renault soll diesen Entschluß in Folge einer Zusammenkunft mit Gambetta gefaßt haben.

Paris. 11. Novbr. (Deputirtenkammer.) Als Legrand (Linke) das Wort ergriffen hatte, um' die Interpellation der Linken zu begründen, erschien! Baudry d'Assvn (Legnimisl), üöer welchen am Dienstag der zeitweilige Ausschluß von den Sitzun­gen der Kammer verhängt worden war, auf seinem' Platze. Der Präsident forderte Baudry d'Assvn, auf, den Saal zu verlassen, was der Letztere jedoch! verweigerte. Der Präsident ordnete hieraus die- Räumung des Saales an und ließ die Wache holen,, um Baudry d'Assvn zu entfernen. Die Sitzung, wurde suspendirt, die Triöünen wurden geräumt! und die Majorität der Deputaten verließ den Si-, tzungssaal, während ein Theil der Rechten, darunter Baudry d'Assvn, auf ihren Sitzen verblieb. Dal diese sich ferner weigerten, den Sitzungssaal -zu ver-s lassen, so erhielt Oberst Rice den Befehl, Baudry' d'Assvn zu entfernen. Oberst Rice betrat in Folge! dessen mit einer Abtheilung Soldaten den Saal.! Die Mitglieder der Rechten hatten sich um Baudry. d'Assvn ausgestellt, so daß sie von den Soldaten erst; bei Seite gedrängt werden mußten. Baudry d'Assonj setzte sich thatsächlich zur Wehre. Baudry's Ge-i nossen beleidigten wuthschäumend den Oberst, schlu­gen die Soldaten und rißen an den Epauletten. Der Wirrwar hatte den höchsten Grad erreicht, als? es endlich gelang, Baudry hinauszuschaffen; dieser; wurde unter unbeschreiblicher Aufregung im Saale: in's Gefüngniß der Kammer abgeführt. (Derselbe wurde Abends um 10 Uhr wieder freigelaffen.).' Nach einer Rede Perin's gegen das Ministerium! und der Antwort des Conseilspräsidenten Ferry wurde die Tagesordnung, welche für das Ministe-^ rium ein Vertrauensvotum enthält, mit 207 gegen? 131 Stimmen angenommen. Das Ministerium bleibtu

Die Aufregung scheint in Paris «ach übcreiüstimmen-: den Berichten ziemlich hochgradig zu sein. Hier -ein Wtd ans! der ersten Sitzung des Senats. Daselbst las der Minister! Barthst-enn) Saint-Hilaire die Erklärung der Regie-: rung vor ^ die Rechte unterbrach ihn fortwährend. Die Stelle über die.Kongregationen wurde von der Linken,mit Beifall; begrüßt. Der Minister ruft der Rechten zu, er lese ein wich-, tiges-Aktenstück vor; Rufe'der Rechten. Der Minister fährt fort. Als er von der Auflehnung -gegen -die Gesetze-spricht,! ruft Buffet:Verfolgen sie dieselbe vor den i Gerichten!"; Salute Croix ruft:Das werden Sie nicht wagen." Der Minister fährt fort; neue Unterbrechung. De Treveneuc:, Dcks ist-nicht zu verstehen!" Bocher:DckS ist eine Heraus-; fordrrwng, rab»r keine Rede." Auf - der Siiüen:Jur iDrd-- nung!" Der Präsident:Sie haben nicht das Recht, dergleichen

zu sagen." Bocher:Ich habe da- Recht, fortzugehen!" Bocher verläßt den Sitzungssaal. (Stimmen auf der Linken: Das ist Aufstand gegen den Senat.)" Der Minister fährt fort. (Neue Unterbrechungen^ De Treveneuc: Thiers würde Ihnen st^en:Sie beleidig«, mein Angedenken!" (Lärm.) Tolain ruft:Me republlkanische Reqierung ist auf dieser Trübüne nicht geschützt." Der Minister schließt bei der Verlesung der Erklärung unter Beifallruien der Linken.

Die Jungfrau von Orleans ist in ihrer besten Zeit nicht so gefeiert worden, wie Jungfer Louise Michel dieser Tage in Paris. Ein Dutzend Abge­ordnete und zwei Dutzend Journalisten und wenig­stens 50,000 Pariser und Pariserinnen empfingen sie bei ihrer Rückkehr aus Caledonien mit ungeheurem Jubel, mit Umarmungen und Küssen und Ausrufen: Es lebe Louise! es lebe die Commune! es lebe die Revolution! es lebe die Menschheit! Zum Glück hatte sie eine handfeste Leibgarde, die sie vor den beinahe tödtlichen Umarmungen in einen Wagen rettete. Sie trug schwarze Kleidung, eine rothe Blume auf dem Hut und ein rothes Tuch um den Hals. Ihre Gesichtszüge sind ängstlich energisch für alle Leute, die nicht zu den communardischen Lieb­habern gehören. Bei Hunderttausenden von Pari­sern scheint es als das größte Verdienst zu gelten, in der Commune-Zeit Petroleum angebrannt, bren­nende Fackeln geschleudert zu haben und von dem Kriegsgericht nach Caledonien geschickt worden zu sein, wie Luise Michel.

In Frankreich ist die Ministerkrisis schnell wieder beseitigt worden, indem das Cabinet das geforderte Vertrauensvotum von einer großen Ma­jorität in der Kammer bewilligt erhielt. Wie lange, dieses Vertrauen aber andauern wird, ist eine andere Frage. Der Entschluß des Kabinets, gegen die weiblichen Kongregationen die Märzdekrete nicht in Ausführung zu bringen, wird die Klerikalen nicht versöhnen, wohl aber zu größeren und schärferen Angriffen ermuthigen, während andererseits die gegen jede Religion haßerfüllten Intransigenten das Ka­bine! der Schwäche und des Wortbruchs anklagen werden.

DieRep. Franc." spottet die Legitimisten aus, welche den Soldaten einen so Übeln Empfang bereiteten, freilich ganz ohne Gefahr für sich selbst, weil die Soldaten den Befehl hatten, sich jeder Thätlichkeit zu enthalten, selbst wenn sie geschlagen würden. Baudry d'Assvn schwur, (dem ersten, der ihn berühre, eine Kugel durch den Kops zu jagen. Der Widerstand war heroisch. Edeklente und Bi­schöfe boxten die armen Soldaten smit einem Muth, der einer besseren Sache würdig war. Der Oberst Rin, ein gewandter Offizier, kam endlich Herrn Baudry von hinten bei, und faßte ihn an beiden Armen, ein kräftiger Jäger bekam ihn bei den Bei­nen, die andern griffen rasch zu, und so wurde der unglückliche Abgeordnete auf zarte Weise von den -Grenadieren hinansgebracht, während seine Freunde noch mit den andern Soldaten scharmützeltem Der Arrest ist sehr -schön eingerichtet, man kann es dort aushalten.

Italien.

Rom, 9. November. Garibaldi ist in Alsas- sio in Ligurien eingetroffen, wo er verbleiben wird.

Neapel, 9. Nov. Die Eruption des Vesuvs ist im Zunehmen. Zwei große Lavaströme ergießen .sich bis an den Fnß des Kegels.

Mailand, 8. November. Gestern.Fackelzug. Eanzio dankt im Namen Garibaldis, er sagt : Ich mehme nicht Abschied, wir sehen uns wieder auf unseren Alpen, welche Oesterreich uüd eine unmora­lische Regierung,uns raubten. Auf Wiedersehen in Trient und Triest. (Daß Frankreich Italien wirk­lich ein Alpenland, Savoyen,geraubt" hat, 'davon sagt derGeneral" nichts.)

In Mailand haben die rothen Republikaner kürzlich ein größes Spectakelstück, ausgeführt. Reiche Mailänder hatten nemlich vor einiger Zeit 200,000 Fres. züsammengebracht behufs Errichtung -eines Denkmals Napoleons III., des Befreiers Ober- italirns aus österreichischer Knechtschaft. Das em­pörte die Garibaldianer und Mazzimsten, -flugs mußte eine Mentauasäule angeschafft werden zum Andenken.an die Schlacht, in welcher die Franzosen erstmals ihre Ehassepvts. gegenlebende Zielscheiben" (Garibatdianer) -erprobten. .'Letztere Säule wurde am -3. d. M. feierlich enthüllt. Garibaldi:kam .zur Feier in,emrm >wahren Fastnachtscostüm, -röche ge­stickte Schlastnütze, röche Blouse u. s. w. Eine Menge von Reden wurden gehalten und dabei

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