eil» ge rum Gej'kHsclulfter.

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Amtlich e tz.

Nagold.

Bekanntmachung, bete, die Wahl eines Abgeordneten des Bezirks zur II. Kammer der Stände-Vcrsaminlung, die festgesetzten Abstimmttttgsbezti'kr und Ab stimmmlgsorte und die siir die letzteren gewählten

Malslvorstchev.

Im Hinblick auf die in Nr. 22 des Regieruugs- " blattes und illr. 238 des Staats.Anzeigers enthal- ! lene Verfügung k. Ministerium des Innern vom 6. i d. M. in obigem Betreff wird zur allgemeinen Kennt.

! niß gebracht, daß für die Abstimmungsdistrikte des Oberamtsbezirks von der OberamtS-Wahlkommission folgende Wahlvorsteher und deren Stellvertreter ge­wählt worden sind:

' I. Für den Abstimmungs-Distrikt Nagold, Eb- haufen, Jfelshanfen, Nohrdorf, Emmingen, Mindersbach, Pfrondorf mit dem Abstimmungs- Ort Nagold,

Wahlvorsteher: Oberamtmann Güntner, Stellvertreter: Amtmann Or. Lau gen faß.

II. Für den Abstimmungs-Distrikt Haitcrbach, lln- terschwandorf, Bcihingen, Bösingcn, Schietin­gen, Unterthalheim und Oberthalhcim mit dem Abstimmungs-Orte Haitcrbach;

Wahlvorsteher: Stadtfchultheiß Klcnk daselbst, Stellvertreter: Verwaltnngs-Aktnar Wnr st

in Nagold.

III. Für den Abstimmungs-Distrikt Walddorf, Egenhausen und Oberfchwaudorf mit dem Ab­stimmungs-Ort Walddorf,

Wahlvorsteher: Schultheiß Gänßlc daselbst,

> Stellvertreter: Gcmeiudepfleger W a l z daselbst.

IV. Für den Abstimmungs-Distrikt Altenstaig Stadt, Altenstaig Dorf, Ueberberg, Garnveiler. Bcr- neck, Gaugenwald, Warth, Ebershardt, Spiel­berg mit dem Abstimmungs-Ort Altenstaig Stadt,

Wahlvorsteher: Stadtschulthciß Walt her da­selbst,

Stellvertreter: Amtsnotar Den gl er.

V. Für den Abstimmungs-Distrikt Simmersfeld, Beuren, Ettmannsweiler, Fünfbronn, Enzthal mit dem Abstimmungs-Ort Simmersfeld, Wahlvorsteher: Verw. - Aktuar Postverwalter

P find er in Altenstaig,

Stellvertreter: Obcramtspsleger M anlbets ch.

VI. Für den Abstimmungs-Distrikt Wildbcrg, Eff- ringen, Gültlingen, Nothfelden, Schönbroun, Sulz und Wenden mit dem Abstimmungs-Ort Wildberg,

Wahlvorsteher: Stadtschultheiß Mutschler daselbst,

Stellvertreter: Stadtpfleger Geiger.

Sodann wird weiter bekannt gemacht, daß

1) für die Vornahme der Wahl

Mittwoch der 10. November dieses Jahres

festgesetzt ist.

2) Spätestens 3 Tage vor der Wahlhandlung, also spätestens am 7. November d. I. ist in jeder Gemeinde der Tag der Wahl, die Zeit des Beginnes und Schlusses der Wahlhandlung, die Zutheilnng der Gemeinden zu dem betreffenden Wahldistrikt und die Stunde, in welcher die Wahlberechtigten der einzelnen Gemeinden am Abstimmungs-Ort zu erscheinen haben, auf orts­übliche Weise bekannt zu machen, wobei die Wahlberechtigten darauf aufmerksam zu machen sind, daß die Abstimmungen derjenigen Wähler auch nach der festgesetzten Stunde noch ange­nommen werden werden, welche zu der für den Schluß der Wahlhandlung bezcichneten Zeit in das Wahl-Gebäude bereits eingetreten wa­ren und daß es ihnen also unbenommen bleibt, im Verhinderungsfall auch zu einer anderen Zeit innerhalb der für die Wahlhandlung über­haupt anberaumten Zeit abzustimmen.

Außer durch obige Bekanntmachung ist Vor­stehendes durch Anschlag am Wahllocal, wozu

Samstag den 30. Oktober.

den Ortsvorstehern von den betreffenden Di­strikts-Wahl-Vorstehern gedruckte Bekanntma­chungen zngehen, zur öffentlichen Kenntnis; zu bringen.

Die Ortsvorsteher werden dafür verant­wortlich gemacht, daß nach Empfang des dieß- fallsigcn Ausschreibe,is des Wahlvorstehers die Bekauntmachnug sofort rechtzeitig, vollständig und überhaupt in der Art erfolge, daß die Wahlberechtigten hievon auch wirklich Keuutuiß erhalten.

Eine Vollzugs-Anzeige, wozu den Ortsvor- stehern das erforderliche Formular von dem betr. Distrikts-Wahl-Vorsteher zugchen wird, und welches pünktlich ansznfnllcn ist, ist alsbald an letzteren einzusendeu.

3) Da eine gültige Wahl am ersten Wahltermin nur durch die Abstimmung von mehr als der Hülste der Wahlberechtigten zu Stande kommt, und, wenn dies; nicht zntrifft, ein Ergäuzungs- wahltermiu anberaumt und in gleicher Weise mit Anberaumung von Ergänzungswahllermineu ivrtgefahrcn werden muß, bis jene Zahl erreicht ist, so werden es sich die Ortsbchörden zu Ersparung von Zeit und Kosten zur besonderen Aufgabe machen, möglichst darauf hinzuwirken, das; die Wahlberechtigten an dem anberaumteu Wahltag zur Abstimmung wirklich erscheinen und zwar um so mehr, als zu einer etwa notbwendig werdenden Ergänzungswahl die unentschuldigt Unsgeblicüencn unter Erhebung einer von dem Wahlvorsteher fcstznsetzenden Gang-Gebühr specicll vorgeladcn werden müßten.

4 > Den Wählern steht frei, sich gedruckter oder ge­schriebener Wahlzettel zu bedienen, welche jedoch in dem Wahllocal von den Wählern selbst in ein gestempeltes Couvert verschlossen werden müssen.

Da die Abstimmung eine geheime ist, so darf der Wahlzettcl den Namen des Wählers nicht enthalten, dagegen ist der Name des Ge­wühlten mit Deutlichkeit zu bezeichnen, worüber die Wähler zu verständigen sind. Hienach ha­ben die Ortsvorstehcr daS Erforderliche pünkt­lich zu besorgen.

Den 22. Oktober 1880.

K. Obera mt. Güntner.

Gatt, die Zigeunerin.

Von Otto K.umiier.

Ga!i, schwarzes Mädchen, als ich zum letzten Mal in deinen braunen Armen lag, sprachst du mit flammendem Blick:

Nu lml rom, rno lloin rum rallaor tsollat- sollopcmn (Du bist ein Zigeuner, ich bin es auch, sprich die Wahrheit!)

Und ich sprach:

iSIs Irom! (Ich bin es.)

Gali, schwarzes Mädchen, wenn ich deiner ge­denke, gehen meine Gedanken zurück, weithin in ein einsam abgelegenes Thal am schönen Rhein, dorthin, wo die Ahr sich durch die Schieserfelsen drängt und dis Weinblärter im Kreise mir sich fortreißt, die du lachend hineinwirsst.

Alle Jahre kamen sie gezogen, die braunen Ge­stalten, um im Wein, den mein Vater reichlich spen­dete, sich zu berauschen. Dann stand mein Vater trüben Blickes an einem Baum gelehnt, sah die Wolken über die Erde hinriehcn und zuweilen ein herbstlich gefärbtes Blatt zu Boden fallen.

Der Hauptmann trat an ihn heran: Gako die Hochzeit!

Mein Vater lächelte und nickte ihm zu. Der Hauptmann ahnte kaum, welch trübe Stunde er mei­nem Vater durch die Veranstaltung einer solchen Hoch­zeit bereitete, und wenn er es ahnte, so hielt er es doch für ein Zeichen der Dankbarkeit, dem nachzu­kommen, was mein Vater wünschte.

Man wußte, wie mein Vater vormals das ein­zig schöne Weib des Stammes gegen alles Recht und

_ 1880 .

Sitte zu seiner Gemahlin gemacht hatte, man wußte, daß sie vor Gram und Kummer in der Sehnsucht nach zügelloser Freiheit zu Grunde gegangen war, und darum wußte man auch, warum der Hauptmann immer eine Hochzeit, bis zu dieser Zeit aufsparte. Es war eine traurige Erinnerung für meinen Vater, hatte er selbst doch seine Hochzeit in zigeunerischer Weise gefeiert.

Wenn ich auch gewöhnlich bei jenem Feste nicht zugegen war (nur wenn es in meine Ferien fiel, ge­stattete mein Vater meine Anwesenheit), so ließ ich mir doch Alles von unserer Haushälterin, der alten Grethe, auf das Genaueste erzählen, besonders von dem kleinen Mädchen, das meiner Mutter gleichen sollte.

Es giebt namentlich unter den Deutschen sehr viele, in deren Adern noch ein Rest von Zigeuner­blut rollt, Zigeunernatureu, in denen der ewige Trieb zum unsteten Wandern noch nicht ganz erstickt ist.

Bei mir war jene Natur durch die künstlichen Mittel der Erziehung nur cingeschläfert worden, sind mein Vater hatte, wie ich später erfuhr, längst im Geiste die Stunde kommen sehen, wo ich der Heimath den Rücken wenden würde. Und sie war bald ge­kommen. Kaum zwei Jahre später, als ich die dum­pfen Mauern des Gymnasiums hinter mir hatte, legte ich mein Haupt zum Ausruheu, sei es Tag oder Nacht, unter die Bäume fremder, nie gesehener Wälder, oder auf die Bank einer rauchgefüllten ungarischen Csarda.

Was war es doch, was mich forttrieb? Es war eben Alles die geordneteten Zustände der Welt sagten mir nicht zu, ich hatte der Täuschungen und trüben Erfahrungen genug. Wer fröhlich durchs Le­ben gehen will, der muß ja nicht ein Ding zu genau ins Auge fassen, sonst kommen eben die trüben Er­fahrungen. Ein Helles Auge und ein gut Theil Zi­geunerblut tragen die Schuld, daß ich kein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft geworden bin. Nun, laßt es mit dem Versuch genug sein und richtet nicht zu streng es gieng einmal nicht und jetzt ist es zu spät. Bei allen Versuchen bin ich elend ge­scheitert. Da bin ich denn zu meiner Mutter Volke gegangen, zu dem verachteten Volke, das heimathlos, einem düstern Schatten gleich, über die Erde streicht. Armes, armes Volk! Es ist so vieles in allen Staa­ten und bei allen Völkern geschehen, an dir ist man bis aus den heutigen Tag vorüber gegangen.

Meine einzige Arbeit bestand in dem Erbetteln meines Lebensunterhaltes und im Ausstichen von Spu­ren, die mich zu meiner Mutter und Gali's Stamm bringen könnten.

Lange suchte ich vergebens, bis ich au der Wand einer halb verfallenen Scheune plötzlich das gesuchte Zeichen fand.

Die Zigeuner haben die Gewohnheit, au dem Orte, wo sie übernachtet haben, eine Harfe einzukratzen, und, wenn sie des Schreibens kundig, ihren Nameü darunter zu schreiben.

Der Name des Häuptlings war mir bekannt, und ein freudiger Schreck durchfuhr mich, als mein Blick auf das noch eben lesbareMettango" siel.

Gleich darauf war ich bereits auf dem Marsch. Die min überall auftauchenden zurückgelassenen Spu­ren, als an Bäumen und Sträuchern befestigte Klei- derfetzcn, ferner die an Kreuzwegen regelmäßig zu findenden Striche wovon der mittlere die Rich­

tung angiebt, in welcher der Stamm fortzog, brachten mich bald hin.

Mein bräunlicher Teint, sowie meine Kenntmß der Sprache und Gewohnheiten ließen keine Zweifel über meine Aufnahme aufkommen.

Als tsoimtsolwpaMoro rom, als echter, wahr­haftiger Zigeuner, stand ich einige Tage später vor Gali, dem schwarzen Mädchen.

Wenn die Physiologen lehren, daß die körper­liche Entwickelung von der Sonne und den klimati­schen Entwickelungen abhänge, so ist das in Bezug ans die Zigeuner mindestens unrichtig, die im kalten Norden im dreizehnten Jahre sich bereits vollständig entwickelt haben. So stand im jugendlichen Alter die