Amts- Md Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

M 125

Erscheint wöchentlich 3mal nnd kostet halbjährlich ^ hier (ohne Trägerlohn) 1 6>> -j, i dem Bezirk:

2 X, außerhalb des Bezirks 2 40 !

Dienstag den 19. Minder.

! Jnscrtionsgebnhr sür die Ispalllgc >sei!c aus ge-! ! wohnlicher Schrist bei einmaliger Einrückung 8 !

i bei mehrmaliger je 6

1880.

Amtliches.

Nagold.

Kekarrrrtrnachrmg.

Nachdem mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs vom 1. Oktober d. I. (Staatsanzeiger Nr. 232) die Anordnung getroffen worden ist, daß von jetzt ab von den mit dem Frankostempel versehenen Bries-Umschlägen eine entsprechende Entschädigung für die Herstellungskosten beim Verkauf an das Publikum erhoben wird, hat auch von den kleineren Umschlägen für den portopflichtigen Bezirks-Verkehr, welche seither ohne Zurechnug von Herstellungskosten abgegeben wurden, ein entsprechender Zuschlag zur Erhebung zu kommen.

Dieser Zuschlag ist für die in Frage stehenden Umschläge des kleineren Formats durch Entschließung des k. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Abtheilung für die Verkehrs-Anstalten vom 4. d. M. auf einen halben Pfennig Pro Stück festgesetzt wor­den, wogegen es bei den großem den sogenannten Actentajchcn bei der seither schon zur Erhebung ge­kommenen Gebühr von 1 Pf. pro Stück verbleibt.

Den 15. Oktober 1880.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

An die gemrinschnftltchrn Aemter.

Unter Beziehung auf nachstehende Bekannt­machung der k. Centralleitung des Wohlthätigkeits- Vereins vom 23. September d. I., betreffend die Unterstützung der ärmeren Hagelbeschädigten, werden die gemeinschaftlichen Aemter veranlaßt, eine Collekte in ihren Gemeinden zu veranstalten und das Ergeb­ innerhalb 4 Wochen hieher anzuzeigen. Da der anze Oberamtsbezirk von Hagel verschont geblieben ist, und sämtliche Gemeinden einer gesegneten Ernte sich erfreuen durften, so vertraut man zu den Be­zirks-Angehörigen, daß sie gerne mit Gaben für die armen Hagelbeschädigten anderer Bezirke sich be­theiligen.

Den 8. Oktober 1880.

Kgl. Gemeinsch. Oberamt.

Güntner. Kemmler.

Keka«rttrnach«ng -er CerrtraUettimg -es Wohlthätigkeits-Uereitts, betreffe«- -re Uiiterstützimg -er ärmere« Hagel-efchä- -igte«.

In Folge unseres vorläufigen Aufrufs vom 29. Juli d. Js. sind bis jetzt zur Unterstützung der ärmeren Hagelbeschädigten 6038 vfL 66 A bei un­serem Kassenamt eingegangen, wofür wir mit Bezug­nahme auf die speciellen Anzeigen der Letzteren den Gebern und Sammlern unfern wärmsten Dank aus- drücken.

Nach den bisherigen Erhebungen sind im lau­fenden Jahr 162 Gemeinden in 29 Oberamtsbezirken von mehr oder weniger schwerem Hagelschlag betrof­fen worden nnd der Schaden ist von 104 Gemein­den bereits auf 4 283 235 berechnet, wornach im Ganzen wohl ein Hagelschaden von mehr als 6 Mil­lionen Mark anzunehmen sein wird.

Wir müssen daher dringend um weitere Bei­träge bitten, um wenigstens den Bedürftigsten unter den Hagelbeschädigten ihren Nothstand erleichtern und für eine richtige Bestellung ihrer Felder aufs nächste Jahr mithelfen zu können.

Bei den betroffenen Oberamtsbezirken wird es sich empfehlen, zunächst in ihren verschonten Gemein­den eine besondere Sammlung von Geld und Na­turalien für die bedürftigen Bezirksangehörigen zu veranstalten.

Uebrigens hoffen wir auch von anderen Be­zirken und Gemeinden, welche einer gesegneten Ernte sich erfreuen dürfen, sowie von sonstigen Armen- freundcn und Wohlthätern auf kräftige Unterstützung, deren sorgfältige Vertheilung und Verwendung wir gerne vermitteln werden.

Die Gaben, welche an unser Kasscnamt cinge- sandt werden, sind von Privaten wie von Behörden postportofrei.

Stuttgart, den 23. September 1880.

Köstlin.

TageS-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 18. Oktbr. Durch den Uebertritt unseres seitherigen Landtagsabgeordneten, Amtsnotar Richter, vom Gemeinde- in den Staatsdienst, ist eine Neuwahl nöthig geworden, welche nach Anord­nung der kgl. Regierung am 10. Nov. stattzusinden hat. Behufs Aufstellung eines Candidaten hiefür wurde auf gestrigen Sonntag Nachmittag in das Gasthaus zum Hirsch hier eine Wählerverfammlung anberaumt, welche von Altenstaig besonders stark besucht war. Herr Werkmeister Schuster eröffnete die Versammlung und schlug Herrn Favrikant Sannwald zum Vorsitzenden vor, was von allen Anwesenden acceptirt wurde. Für diese Ehre dan­kend, nahm S. zuerst für sich selbst zu der Erklärung das Wort, daß obgleich er von vielen Freunden aufgefordert worden, bei dieser Wahl zu candidiren, sei es ihm durch seine geschäftlichen Verhältnisse nicht möglich, diesem ehrenden Verlangen zu entsprechen und müsse er daher die Candidatur entschieden dankend ablehnen. Hierauf nahm Herr Werkmeister Schuster wieder das Wort und empfahl der Versammlung Herrn Oberregierungsrath Lutz, ein geborener Alten - staiger, als Candidaten, welcher Vorschlag unter vielseitigem Bravo Zustimmung fand. Herr Sann­wald begrüßte diesen Vorschlag ebenfalls mit Freu­den, da wir in Herrn Lutz einen die Interessen des Handels und der Gewerbe warm vertretenden Abge­ordneten haben werden. Herr Ber.-Akt. Wurst betonte, daß wir an Herrn Oberregierungsrath wie für Handel und Gewerbe auch einen tüchtigen Ver­treter der Landwirthschaft haben werden, denn als früherer Vorstand der landwirthschaftlichen Vereine jener Bezirke, wo er seine Anstellung als Oberamt­mann hatte, wisse er am besten, wo den Landwirth der Schuh drücke. Auch Herr Schullehrer Knieser zeigte sich, wohl im Namen seiner Altenstaiger Freunde, mit vorgeschlagener Candidatur einverstan­den und dürfte daher, wenn nicht noch zur letzten Stunde ein weiterer Candidat in den Wurf kommt, die nächste Wahl einen sehr friedsamen Verlauf nehmen. Die Versammlung erklärte sich noch für telegraphische Mittheilung an Herrn Oberregierungs­rath Lutz über seine Aufstellung als Candidat für unsere Abgeordnetenwahl und ist man seiner Annahme nach vorausgegangener Rücksprache des Vorstandes des Altenstaiger Gewerbevereins mit demselben sicher. Um die Wahl zu fördern, werden in den größeren Orten Comitos gebildet werden. Die Feststellung solcher in der Versammlung selbst war nicht ganz möglich, weil mehrere Orte sich nicht vertreten zeig­ten. Kaum in einer halben Stunde war das ganze Geschäft Vieser Wählerverfammlung abgewickelt.

/X Wildberg, 16. Okt. Daß die Sozial­demokraten immer noch thütig sind und auch auf unserem Schwarzwald sich hernmtreiben und einzu­nisten suchen, zeigt die kürzlich hier vorgekommene Verhaftung von 2 HandwerkSbnrschen (Norddeutsche) ,

durch den hiesigen Landjäger H. Mohr. Es fanden sich bei denselben 7080 sozialistische Schriften ver­schiedenen Inhalts vor: einer der Burfche scheint förmlich als Kolporteur seiner Partei zu reisen. Beide sind bereits nach Tübingen abgeliefert und werden dort noch länger Zeit erhalten, über ihr Treiben nach- zndenken. Gestern fand man unfern der Thal­straße auf Gültlinger Markung einen etwa 65 Jahre alten Lumpensammler aus Schönbronn erhängt. Nahrungssorgen scheinen den Unglücklichen zu der verzweifelten That getrieben zu haben.

Stuttgart, 15. Okt. Von der Strafkam­mer des Landgerichts dahier ereignete sich gestern ein Fall von Brutalität, wie er hier kaum je vor­gekommen sein dürfte. Nachdem die Frau des Kauf­manns Eng. Horst wegen Diebstahls von etwa 30 bis 40 Flaschen Bier aus dem Keller eines Mitbe­wohners des Hauses 37 in der Lerchenstraße zu 4 Monaten Gefängniß verurthcilr worden war, und im Abgehen begriffen war, stürzte sie sich auf die Hauplbelastungszeugin, Frau Koch, die Bestohlene, nahm sic mit beiden Händen an den Ohren und zauste sie einige Augenblicke, bis ein Schutzmann zu Hilfe kam. Die Ungebührliche wurde wegen Miß­achtung des Gerichts zur sofortigen Hast auf 2 Tage verurtheilt.

Ludwigsburg, 14. Okt. Zur Betheiligung an dem im Programm des Dombaufestes in Köln festgesetzten historischen Festzuge sind Vertretungen sämmtlicher deutschen Garnisonen befohlen worden. Vom Württembergischen Armeeeorps gingen laut L. Z." nach Köln ab 3 Ulanen und 8 Infanteri­sten unter Führung des Herrn Premier-Lieutenants Hetterich vom Dragoner-RegimentKönigin Olga."

Brandfälle: In Wolfenhausen (Rotten­burg) am 13. Oktbr. ein Wohngebäude und eine Scheuer; in Eglingen (Neresheim) am 12. Oktbr. in der Nähe der Kirche ein großes Bauernhaus; in Reutlingen am 13. Oktbr. eine Scheuer eines dor­tigen Oekonomen im Steinenberg; in Plüderhau- sen (Welzheim) am 14. Okt. ein Wohnhaus.

Biberach, 14. Okt. Das Falliment eines hiesigen Fruchthändlers gibt laut U. Sch. seit acht Tagen sehr viel zu sprechen. Die bezeichneten Sum­men schwanken von 120,000 bis 160,000 Mk., was fast kaum glaublich erscheint. Ein benachbarter Müh­lenbesitzer soll dabei stark in Mitleidenschaft genom­men sein.

Leutkirch, 14. Okt. Wie in hiesiger Stadt, so wird es bald an allen Orten ergehen. Man ist das Doppelt-Geben an durchreisende Handwerksbur­schen herzlich müde. Man bezahlt den Sammlern für den Unterstützungsverein und sagt man einem Fechtbruder:man gibt hier Stadtgeschenk", so ist die stereotype Redensart dieser Leute: ,,ja, davon kann ich doch nicht leben!" Man muß da natürlich von der Voraussetzung ausgehcn, daß ehrliche Leute nichts weiter zu thun haben, als fleißig zu arbeiten und tüchtig zu sparen, damit Bummler und Tagdiebe leben" können, ohne zu arbeiten. Item, man gibt also hier von morgen an kein Stadtgeschenk mehr, da die vorhandenen Borräthe aufgezehrt sind und die Beiträge aus oben erwähntem Grunde zu spär­lich eingehen. Es ist sehr leidig! Man muß also, um von der Plage des Häuserbettels los zu kommen, mit etwas Anderem beginnen. Sehr zu empfehlen wäre: Arbeit geben, Holz spalten lassen!

Ulm, 15. Oktober. Der frühere Forstgehilfe Adolph Vietora von Küttcnrain wurde soeben vom Schwurgericht wegen Mords zum Tode verurtheilt.

Bei gegenwärtiger Bestellung der Wintersaaten,