Ulm, 10. Oktbr. Der des Todtschlags, (be­gangen an einer Wirthin in Obermarchthal) ange- klagte Forstgehilfe Victora, der kürzlich einen miß­lungenen Fluchtversuch gemacht hat, soll am Freitag vor dem ersten Staatsanwalt ein volles Geständniß abgelegt haben.

Leutkirch, 9. Okt. Vor einigen Tagen hat in O-, hiesigen Oberamts, ein Ziegler seinem ^jäh­rigen Mädchen aus geringfügiger Ursache mit einem starken Stocke den Arm abgeschlagen, wobei der Kno­chen zersplittert wurde. Dabei wird erzählt, daß der Vater das Kind in diesem Zustand zum Schul­besuch habe zwingen wollen und daß das letztere erst auf Veranlassung des Lehrers in Pflege genommen worden sei.

Eine reich gesegnete Ehe ist die des Land- wirths I. W. Forst bei Bruchsal, welchen seine Gattin am letzten Samstag mit dem fünfundzwanzig­sten Sprößfing beschenkte. Mann und Frau sind beide erst angehende Vierziger und sind genau so viel Jahre verheirathet. als ihnen Kinder geboren wurden. Am Leben sind deren neun.

Köln, 7. Okt. Die Düsseldorfer Ausstellung hat einen Ueberschuß von 400,000 »-L erzielt. Von dieser Summe werden 100,000 c/lL für den zoologi­schen Garten und 300,000 vkL für Kunst- und ge­werbliche Zwecke verwendet.

In der Presse tobt der Kampf wegen des Kölner Dvmbaufests mit unverminderter Heftigkeit fort. DieGerm." sucht die Veranstalter des Fest- zngs lächerlich zu machen, mahnt die Eltern, ihren Kindern das Absingen des LiedesNun danket alle Gott!" zu verbieten, und ähnliche Liebenswürdig­keiten mehr. DieMagdeb. Ztg." dagegen, die Not.-Ztg." und andere machen den rheinischen Ultramontancn und bekanntlich sind es deren viele klar, welche undeutsche Haltung sie zu dem Feste einnehmen, so daß der Kaiser selbst ihnen die unzweideutige Antwort auf ihr Verhalten gegeben habe, einmal durch Ablehnung ihrer Deputation und dann durch seine Theilnahme an dem historischen Festzug des zweiten Tages.

Berlin, 0. Okt. lieber den heute Nacht um 12^/r Uhr unweit Spandau stattgehabten Eisenbahn­unfall auf der Lehrter Bahn meldet der Betricbsin- spektor Illing dem Staatsanzeiger: Der Unfall fand in Folge der ruchlosen Lockerung der Fahrschiene statt. Weder Reisende noch Fahrpersonal erlitten nennenswerthe Beschädigungen, dagegen wurde das Material des Zuges bedeutend beschädigt. Die Maschine stürzte von dem Bahnkörper in einen Graben.

Berlin, 10. Okt. Der König von Baiern hat, wie man hört, in einem Handschreiben an den Kaiser sein Ausbleiben beim Kölner Dombaufest entschuldigt. Die Rückkehr des Kaisers nach Ber­lin soll am 21. d. M. erfolgen, worauf der Kaiser dann dauernd seinen Aufenthalt hier nehmen wird.

Berlin, 11. Oktober. In hiesigen politischen Kreisen herrscht eine sehr lebhafte Genugthuung über die -Erfolge der Bemühungen des deutschen Bot­schafters, denen thatsächlich die Nachgiebigkeit des Sultans bezüglich der bedingungslosen Üebergabe Dulcigno's zuzuschreiben ist. Diese neueste Wendung führte bereits zu weiteren Berathungen über die Haltung der Mächte gegenüber der Türkei. Eng­land soll zögern, von seinen vorgeschlagenen Repref- sivmaßregeln abzustehen. Frankreich geht dauernd mit Deutschland und Oesterreich zusammen. Man glaubt hier zuversichtlich, durch dieses Entente werde eine friedliche Lösung der Wirren herbeigeführt wer­den. Fürst Hohenlohe wird morgen hier zurück­erwartet; er bleibt mindestens bis zum Ende des Jahres Leiter des Auswärtigen Amtes.

DieKöln. Ztg." schreibt: Die Unterredung, welche der deutsche Gesandte, v. Radowitz, mit Bar- thelemy Saint-Hilaire hatte, blieb nicht ohne Ein­fluß auf die Beschlüsse des Ministerrathes. Herr v. Radowitz hob nämlich die Nothwendigkeit hervor, das europäischeConcert", wenn irgend möglich, auf­recht zu erhalten, und theilte mit, daß Deutschland und Oesterreich im Augenblick mit England unter­handeln, um dasselbe zu bestimmen, der Türkei ge­genüber eine Politik zu befolgen, welcher die übrigen Mächte zustimmen können. Frankreich verhält sich in­folge dessen noch abwartend. Die Eröffnungen, welche Gladstone dem französischen Kabinet durch Lord Lyons machen ließ, betrafen das Vorrücken des Gesamtge­schwaders nach Smyrna. Davon will das fran­

zösische Kabinet nichts wissen. Es will sich ganz nach Deutschland richten, so zwar, daß dem Korrespon­denten derKöln. Ztg." ein Beamter maßgebenden Ortes sagen konnte:Ich hoffe, daß Frankreich und Deutschland künftighin in der orientalischen Frage Hand in Hand gehen werden."

Eine entsetzliche Kunde bringt ein vom gestri­gen Tage aus Breslau datirtes Privat-Telegramm derPost." Danach hat Mittwoch Nachmittags in Graf Renards GrubeDembowogura" bei Katto- witz ein Durchbruch flüssigen Geschiebes statt­gefunden, wobei 54 Bergleute verschüttet wurden; fünf wurden gerettet, 49 find wahrscheinlich erstickt.

Hamburg, 11. Oktbr. Der bei der Hambur­ger Vereinsban! angestellt gewesene Commis Haar­burger ist unter Mitnahme von 165,000 Mark flüch­tig geworden.

Trier, den 7. Otk. Die gestern hier verbrei­tete, aber für unglaublich gehaltene Nachricht, daß in einem Eisenbaynzuge von Wittlich bis Ehrang nicht weniger als 17 Pferde (Fohlen) erstickt seien, hat sich in der That als begründet erwiesen. Die vom Departementsthierarzt Fuchs vorgenommene Un­tersuchung soll ergeben haben, daß die hilflosen Thiere durch Erstickung verendet sind. Und die Hauptur­sache der Erstickung wird der Ueberfüllung der Wagen zugefchrieben. Es wurden statt 12 Fohlen deren 22 bis 23 eingestellt. Der Verlust, welchen die Eigen- thümer in Folge dieses Vorfalls erlitten haben, wird auf 5000 geschätzt.

Seitdem in Folge der unzureichenden Ernten in Europa die Getreide- und Mehlpreise in die Höhe gegangen sind, erscheint viel amerikanisches Mehl auf dem süddeutschen Markte. Es ist zwar nicht so gut, wie die ungarischen Brodmehle, was wohl daher rührt, daß die amerikanischen Mühlen noch nicht so gut eingerichtet sind, wie die ungari­schen ein Fehler, den die energischen Amerikaner bald verbessert haben werden aber es stellt sich weit aus billiger, als das ungarische. Das Brod aus amerikanischem Mehl schmeckt etwas maisartig, aber es ist gut und schön. Es ist alle Aussicht vor­handen, daßdas Brod des Armen" binnen Kurzem erheblich billiger wird. Wir haben also ein Fal­len der Mehlpreise zu Erwarten und die Preise könnten heute schon weit niedriger sein, wenn nicht die Speeulation sie mit allen Mitteln hoch zu halten suchen würde. Dies braucht aber nur in weiteren Kreisen bekannt zu werden, so werden die Preise schon zurückgehen.

OesterreichUngam.

Die Mchrforderung des gemeinsamen Kriegsmi­nisters für das nächste Budget betrügt 7 V? Millionen.

Frankreich.

Paris, 9. Okt. Der internationale Postkon­greß ist heute im Ministerium des Aeußern eröffnet worden. Postenminister Cochsry führt den Vorsitz. In seiner Eröffnungsrede hob derselbe hervor, daß Frankreich, wo Jedermann die Erhaltung des Frie­dens wünsche, die von der Konferenz ausgehenden Vorschläge günstig aufnehmen werde, weil sie die Vollendung des friedlichen Werkes, das die ganze Welt interessire, bezwecken. Die Verhandlungen, bei der alle Staaten Europas vertreten sind, betreffen die Frage einer internationalen Konvention, gemäß welcher die kleinen Pakete in ganz Europa um den gleichen Preis durch die Staatspost befördert würden.

Paris, 11. Okt. DieAgence Havas" mel­det aus Konstantinopel: Der Ministerrath beschloß die sofortige bedingungslose Üebergabe Dulcignos.

Paris, 11. Okt. Felix Pyat wird wegen Vertheidigung des Attentats Berezowski's gegen den Kaiser von Rußland im Jahre 1867 gerichtlich ver­folgt werden.

Italien.

Rom, 11. Oktbr. Der Papst empfing gestern Nachmittag den König und die Königin von Grie­chenland in einer Privataudienz. Dieselben besuchten das Grab Viktor Emanuel's und legten Kranze auf demselben nieder. Das Königspaar wird heute über Neapel und Otranto die Rückreise antreten.

Garibaldi sucht ein Anlehen im Ausland aufzunehmen, um auf die ihm von der italienischen Regierung bis jetzt ausbezahlte Rente verzichten zu können. Ebenso hat er die Absicht, den Generals­titel abzulegen.

Belgien und Holland.

Brüssel, 10. Oktbr. Während in Preußen gewisse Parteien die Abschaffung der Civil-Ehe er­

streben, wurde heute in Verviers die Statue Grc- goir Chapuls eingeweiht, der zuerst die Einführung der Civil-Ehe vorschlug. (Fr. I.)

Türkei.

Konstantinopel, 11. Oktbr. Die von dem deutschen und dem französischen Botschafter bei dem Sultan gemachten Vorstellungen waren erfolgreich.

Rußland.

St. Petersburg, 9. Okt. Der Herold mel­det: Wir erfahren von guter Seite, daß die Ver­hältnisse mit China sich so zugespitzt haben, daß der Krieg unvermeidlich scheint. Die Kriegspartei in Peking hat gesiegt und die russische Regierung muß jetzt entsprechende Maßregeln treffen.

England.

London, 8. Okt. Aus allen Theilen des Lan­des werden Regengüsse von seltener Heftigkeit, so­wie dadurch entstandene klebe rschwemmungen ge­meldet.

London, 11. Okt. DerDaily Telegraph" meldet aus Konstantinopel vom 10. Oktober: Die Pforte wird höchst wahrscheinlich beschließen. Dul- cigno sofort abzutreten, ohne die Antwort der Mächte auf die letzte Note abzuwarten, indeß ihre frühere Forderungen bezüglich der Flottenkundgebung auf­rechterhalten. DieTimes" schreibt: Nach einem ihr zugekommenen, Mangels offizieller Bestätigung aber mit aller Vorsicht aufzunehmendem Gerücht habe der Sultan nach dem gestrigen Kabinetsrathe in die bedingungslose Üebergabe Dulcignos gewilligt. Daily News" erfährt, der auf heute anberaumte Kabinetsrath sei in Folge der aus Konstantinopel eingegangenen Mittheilungen verschoben worden. Daily News" erklärt ferner, das britische Kabinet habe das Einlaufen des vereinigten Geschwaders in den Golf von Smyrna proponirt, um den Handel der Stadt mit Embargo zu belegen.'

Amerika.

Newyork, 11. Okt. In Indiana findet eine sehr heftige Wahlagitation statt. In Shelbyville kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Demokraten und Republikanern, wobei der Sherif getödtet, ein Adjunct und mehrere andere Personen verwundet wurden. Auch in Evansville wurden gelegentlich der Wahlagitation mehrere Personen durch Revoloer- schüs se verwundet. _

Kandel L Werkehr.

Stuttgart, 10. Okt. (Landesproduktenbörse.) An heutiger Börse zeigte sich ebenfalls bessere Kauflust, dieselbe wurde jedoch durch die höher gestellten Forderungen wieder abgeschwächt und in Folge dessen waren Umsätze nicht belang­reich. Wir noiiren pr. 100 Kilogr: Waizen, bayer.4L 23 bis 23.75, Ungar.4L 24.75, Kernen4L 23.25, Dinkel4L 14.50, Haber4L 13.60. Mehlpreise: Nr. 1: ^L 3637, Nr. 2: 4L 34-35, Nr. 3: ^L 31-32, Nr. 4:4L 28 -29.

Reutlingen, 11. Okt. Heute wurde der gcsammte Kirchepslcgehopfcn per Ctr. zu 354L an Herrn Gideon aus Rottcnburg verkauft.

Eßlingen, 9. Oktbr. Auf dem Markt Lullen4L 10 bis4L 10.20, gem. ^L 9.5080 pr. Ztr., auf dem Bahnhof Hess. 9, Schweizer4L 8.50 pr. Ztr.

Nürnberg, 9. Okt. sHopfcn.j Wie kaum anders zu erwarten stand, hat sich die Stimmung des Marktes in Folge der übermäßigen Zushrcn, welche im Laufe der Woche weiter cintrafen und nicht mehr zu bewältigen waren, noch flauer gestaltet als in der Vorwoche. Die Preise geringer Sorten gingen bis auf 244L zurück. Die vorgestrige Gesammt- zusuhr betrug 2400, der Umsatz hingegen nur 1400 Ballen. Die heutigen Notirungen lauten: Markthopfen Prima 50-55 4L, Sekunda 40454L, Geringste 2430 >41, Badische 70 bis 80L, Württemberger Prima 80954L, Sekunda 45 bis 754L, Elsässer 45704L _

Neueste«.

Berlin, 12. Okt. Gerüchtweise verlautet: Ein russisches Roggenausfuhrbot ist crwartbar. DieVoss. Ztg." erfährt aus Rom: Canzio und Genossen sind auf Grund des Vortrages des Mini­sters des Innern, Villa, beim Könige in Monza begnadigt worden. DerNat.-Ztg." wird aus Wien geschrieben: Die autoritative diplomatische Presse" meldet aus Berlin, daß die deutsch-öster­reichische Allianz fest bleibe, Alles abzuweisen, was nicht stricte den Berliner Vertrag und Conferen; auszuführen bezwecke, und gegen jede Eigenmächtig­keit Englands und Rußlands zu protestiren, welche Umgestaltungen auf der Balkan-Halbinsel oder einen oLsu8 bskki mit der Pforte zur Folge haben könne. Die Mächte würden auch kein Flottenmandat Oester­reichs oder Deutschlands erhalten, selbst wenn Dul- cigno nicht übergeben würde. Der vertragsmäßige 8tatns gno der Balkan-Halbinsel sei das entschieden zu ve rfolgende Endziel. _ (Fr. Journ.)

Hiezu eine Beilage.