GMslhaster.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
.N 121.
Erscheint wöchentlich Smal und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 ^ 60 in dem Bezirk 2 außerhalb des Bezirks 2 ^ 40
Samstag den 9. Bktober.
^ Jnsertionsgebühr für die lspaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 8 4.
1880 .
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für das laufende 4. Quartal können bei jedem Postamt und den Postboten gemacht werden.
Seine Majestät der König haben durch allerhöchste Ordre vom 25. v. M. dem Landjäger 1. Kl. Guide von Haiterbach das Militärdienst-Ehrenzeichen zu verleihen geruht.
Die Forstamtsassistcntenstelle in Wildbcrg wurde dem Revieramtsassistente» Weizsäcker in Oehringen gnädigst übertragen. _
Tages-Neuigkeiten.
Teutfches Reich.
V" Altenstaig Stadt, 7. Oktbr. Letzten Sonntag wurde im Gasthaus zum Hirsch die Hauptversammlung des im vorigen Jahr gegründeten hiesigen Viehversicherungsvereins abgehalten. Derselbe zählt zur Zeit 73 Mitglieder, welche im ganzen gegen 190 Stück Vieh in der Versicherung haben. Laut Statuten zahlt jedes Mitglied 1 V-O/c> per Jahr aus der Summe, welche von Sachverständigen pro Kopf festgesetzt wird, alle Vierteljahre tritt eine neue Taxation des Viehes ein. Eingenommen wurden 507 c/tL, ausgegcben 181,85 zurückgegeben wurden 65°/« der Einlagen. Der kleine Rest von 17 <4L verblieb der Kasse. Unterstützungen kamen in 4 Fällen vor, die Verwaltungskosten sind sehr mäßig. Reservefonds darf keiner gegründet werden. Obgleich der Verein im Vorjahr in erster Linie wegen der damals drohenden Lungenseuche gegründet wurde, so sind jetzt doch alle Mitglieder froh, daß dieses erste Jahr so günstige Resultate (natürlich im Verhältniß gerechnet) aufzuweisen hat. Wünschen wir der guten Sache einen ferneren guten Fortgang und im Interesse der Sache selbst noch größere Antheilnahme resp. weitere Mitglieder. — Unser gestriger Vieh markt war im ganzen schwach' befahren, die Preise waren im Durchschnitt gedrückt, Fettvieh, wie immer in letzterer Zeit, gesucht und gut bezahlt. Der Schweinemarkt war ebenfalls schwach und mit kleinen Thieren befahren, die Preise hier verhältnißmäßig hoch.
Stuttgart, 4. Oktbr. Am Donnerstag, 23. Septbr., schlossen die Kriegsübungen; schon am 27. Scpk. (Montag) wurde die Generalstabsreise angetreten; sie nahm, wie man der „R.-Ztg." berichtet, Heuer ihre Richtung nach dem Hegau, nach der Umgebung des Hohentwiel.
Stuttgart, 6. Okt. Dem Vernehmen nach steht die Ernennung des Herrn Oberregierungsrath Luz als Nachfolger des Herrn vr. v. Steinbeis als Präsident der Centralstelle für Handel und Gewerbe in allernächster Zeit bevor. — Am nächsten Sonntag findet hier eine geheime Landesversammlung der hervorragenderen Mitglieder der deutschen Partei Württembergs statt. Nur die dabei gefaßten Resolutionen sollen in die Oessentlichkeit kommen.
Stuttgart, 6. Okt. Die Württb. Landesztg. meldet, daß der württembergische Landtag voraussichtlich Ende November einberufen werde.
Stuttgart, 7. Okt. Die „Württemb. Landesztg." meldet: Der Generalauditeur Oelschläger ist heute von Berlin hier eingetroffen und conferirte mit dem Kriegsminister v. Wundt, wie verlautet, wegen einer Vereinbarung bezüglich der deutschen Militärstrafprozeßordnung.
(Hienach zu achten!) Von dem Schöffengericht in Stuttgart wurde ein Steinbruchbesitzer gestraft, weil er einen Arbeiter unter 21 Jahren ohne Arbeitsbuch eingestellt hatte.
Stuttgart, 7. Okt. Der verstorbene Herr Geh.- Kom.-Rath v. Hallberger hat außer einer langen Reihe von Wohlthätigkcitsvereinen und Anstalten seinen sämmtlichen An
gestellten und Arbeitern in allen seinen Geschäften (in Stuttgart, Salach, Süßen, Wildbad, Tutzing) vom Höchsten bis zum Lausburschen und Lehrling Legate vermacht. Gestern wurden diese Legate in der Summe von nahe an 100000 „k. ausbezahlt. Davon kommen auf Wohlthätigkeitsanstatlcn ca. 35 000 .tt, der Rest auf die Angestellten und Arbeiter
In Svllhlitte, Oberamts Backnang, hat sich am Morgen deS 2. Oktober ein erschütternder Unfall ereignet. Im Hose des dortigen Forstwächtergebäudes wird zur Zeit ein Brunnen gegraben, in dessen Schacht sich über Nacht giftige Gase angesammelt zu haben scheinen. Unter der Einwirkung derselben fiel der ledige Maurer Sanier von Waldenweiler betäubt in den Schacht hinab. Durch einen weiteren Arbeiter herbeigerufen, kam Forstwächter Heermann zu Hilfe. Da er jedoch den Sanier nicht allein emporzubringen vermochte, kam der zweite Forstwächter Kuhn nach. Aber auch die beiden Forstwächter wurden bewußtlos, und alle drei erstickten, ehe ihnen Hilse gebracht werden konnte. Heermann hinterläßt eine Frau und 4 unmündige Kinder.
Biberach. 4. Okt. Der gestrige Sonntag Abend war hier Zeuge eines schweren Verbrechens. Zwei schon ältere Schueidergesetlen, welche in einer Wcrkstelle schon länger arbeiteten, scheinen Feinde geworden zu sein. Während der 40jährige ledige Arbeiter seine Braut nach dem Hanfe ihrer Dienstherrschaft begleitet, wird er dort von seinem verheirathe- ten Kollegen angesallen und mit 8—7 Messerstichen so schwer verletzt, daß au seinem Aufkommen gczweifelt wird. Der Thäter befindet sich in Hast. Brvdneid scheint die Ursache der verbrecherischen That zu sei».
Brandfälle: In Mögglingen (Gmünd) am 1. Okt. ein Wohnhaus sammt Scheuer.
Ein bedenkliches Streiflicht wirft auf unsere der- maligen Verhältnisse ein durch den „St.-Anz." veröffentlichter Bericht des Justizministeriums an den König, betr. die Justizverwaltung in Württemberg in dem Zeitraum vom 1. Jan. bis 30. Sept. 1879. Aus demselben geht nämlich, wie der Bericht selbst am Schluffe constatirt, hervor, daß sich die Gant- proeesse im Vergleich mit dem Jahr 1876 mehr als verdoppelt haben. Auch auf dem Gebiete der Strafrechtspflege ist die gegenüber den früheren Jahren schon vorher namhaft gesteigerte Zahl der Straffülle abermals um etwas, bei den Schwurgerichten sogar um 10"/o gestigen, wogegen bei den Ci- vilkammern der Kreis gerichtshöfe eine nicht unbedeutende Abnahme des Anfalls sich ergeben hat. Eines sprechenderen Beweises für das stetige Wachsen der materiellen Noth und Geschäftslosigkeit auf der einen und der Sittenverderbniß auf der andern Seite bedarf es wohl nicht! Mit Recht wird sich da jeder denkende Mensch wohl fragen: wohin soll das zuletzt noch führen?
Der Kommandant der 29. Division in Freiburg i./B. spricht dem Kriegsministerium den aufrichtigsten Dank aus für die wohlwollende und opferfreudige Aufnahme, die die Truppen auf den Märschen zu den Manövers in Württemberg gefunden. Ebenso dankt auch der kommandirende General der württ. Truppen v. Schachtmeyer für das Entgegenkommen der Oberämter und Gemeindebehörden bei den Herbstübungen und den Quartiergebern für die gute Aufnahme der Mannschaften.
Neustadt, 4. Oktbr. Bei einem nächtlichen Brande in dem benachbarten Hambach erfuhr die erschreckte Menge, daß ein Menschenleben, das 7jährige Töchterchen des Maurers I. Priester ssn., in Gefahr sei. Die Flammen schlugen schon zum Fenster hinaus, beherzte Feuerwehrleute drangen ein, konnten aber nur noch die verkohlten Ueberreste des Kindes zu Tage fördern. Die Bevölkerung ist äußerst empört über das entsetzliche Ercigniß, da es
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anfangs recht gut möglich gewesen wäre, das Kind zu retten, wenn — mau es eben nicht vergessen hätte.
Der Justizminister in Bayern hat die Bestimmung amtlich bestätigt und erneuert, daß die Rechtsanwälte in öffentlichen Verhandlungen vor Gericht schwarz von Kopf bis zu Fuß. erscheinen müssen und nur als Vertheidiger bei den Angeklagten Weiß aus Schwarz machen dürfen.
Die Verloönng des Großherzogs von Hessen mit der verwittweteu Prinzessin Heinrich der Niederlande entbehrt jeder Begründung.
Darmstadt, 3. Okt. Ein Zeichen der Zeit ist die aus Langen gemeldete Tyatsache, daß kürzlich die Ernte von 65 Kartoffeläckern durch Gerichtsvollzieher zwangsweise versteigert wurde.
Hannn, 3. Okt. Die Stadt ist in ungchcnrer Aufregung wegen eines scheußlichen Attentats, das heute Morgen gegen den Obcrpostmeisler Lins verübt wurde. Kurz nach 8 Uhr drang ein vor einigen Wochen aus dem Posrdieuste wegen Unregelmäßigkeiten entlassener Invalide, Spahn von Kesjelstadt, in dnS Bnrean des Hrn. Lins und gab mit den Worten t „Tie haben mich um mein Brod gebracht!" 5 Schüsse aus einem Revvlver auf denselben ab, von denen 4 den Beamten am Kopfe und an den Oberarmen schwer verwundeten. Der Thäter wurde von derbeigccüten Beamten nach heftiger Gegenwehr überwältigt und geknebelt.
Hatte a. S., 3. Okt. Gestern Abend gegen 10 Uhr machte der Th ärmer der hiesigen Marienkirche, Kachel Mit Namen, ans eine furchtbare Art seinem Leben ein Ende. Er stürzte sich nämlich von der die Beiden sehr höhen sogen. Hausmamithürme verbindenden Brücke herunter, schlug ans das Schieferdach der Kirche und dann, einen weilen Bogen beschreibend, mit furchtbarer Gewalt auf das Markipflastcr auf. Der Unglückliche, ein Mann in den 60er Jahren, war natürlich sofort todt: was ihn zu dem Selbstmord getrieben, ist nicht bekannt. Das Amt des Thurmwächters verwaltete der Mann, mit kurzer Unterbrechung, schon seit mehr als 20 Jahren.
Bei dem Dombausest in Köln am 15. Okt. wird zuerst gesungen das Dombaulied von 1842, das in Köln fast zum Bolksliede geworden ist. Die Melodie ist aus Handels Judas Makkabäus und wird von 2000 Knaben und Mädchen vorgetragen. Dann kommt eine von Emil Ritterhaus gedichtete und von Ferd. Hitler componirte Festkantate zum Vortrag. Nach Einfügung des Schlußsteins der Kreuzblume erfolgt der Choral: Nun danket Alle Gott.
Berlin, 5. Oktbr. Am Samstag Abend um sp/z Uhr brach im Kohlenschuppen des Märkisch- Posener Bahnhofs ans bisher noch unermittelte Weise Feuer aus. Zwei darin befindlich gewesene Lokomotiven sind vollständig verglüht: 35,000 Ctr. Kohlen und mehrere tausend Schwellen, die alle verbrannt sind, gaben dem Feuer solche Nahrung, daß man bis gestern noch nicht -Herr über dasselbe werden konnte.
Berlin, 6. Okt. Der König von Bayern soll acht Tage in Paris gewesen sein. (?) — Der „Nat.-Z." zufolge wünschte Bismarck als Nachfolger Rudhart's einen der bayerischen Minister Lutz, Riedel, Fäustle oder auch Pfretzschner. —(Die russische Nihilistin Wjera Sassulitsch soll endlich als Redaktionsmitglied der Pyat'schen „Commune" in Paris ausgetaucht sein.
lieber die emsige Thätigkeit Bismarks als Handelsminister schreibt man dem Hannov. Kur.: Es scheint das Maß menschlicher Kräfte zu übersteigen, was von der Summe täglicher Arbeit erzählt wird, die der Fürst im letzten halben Monat als preußischer Handelsminister leistete. Und zwar hat er beinahe Alles ohne jede Büreauhilfe fertigstellen müssen. Der einzige Beistand, den er in diesem Herbst in Friedrichsruh gebraucht, ist der seines Schwiegersohnes, des Grafen Rantzau. Die Arbeit übrigens, welche den Beamten des Handelsministeriums jetzt aufgebürdet ist, erscheint ebenfals als eine nicht un-