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die Wurzeln derselben werden krank. Wenn ein Baum keine kräftige Zweige hat und gesunde Blät­ter, die den Dünger sozusagen verarbeiten können, so ist die Wirkung desselben eine durchaus unsichere und meist ungünstige. Erst wenn durch ein vorher­gegangenes Verjüngen neue kräftige Holztriebe im nächsten Jahr hervorgerufen sind, wird eine Düng­ung von großem Werth sein und den Fruchtansatz befördern. Am richtigsten wird es immer sein, Bäu­men, die gut tragen, im Juli, August oder Anfang September eine flüssige Düngung zu geben, um dadurch die zur Ernährung der Früchte verbrauch­ten, abgelagerten Nährstoffe zu ersetzen und zugleich auf die vollkommene Ausbildung der Früchte hinzu­wirken , oder aber kränkelnde Bäume im Spätherbst oder Winter zu verjüngen und dann erst im Som­mer danach zu düngen.

Es ist im vorigen Winter vielfach vorgekommen, daß Bäume, welche im verflossenen Jahre noch reich­lichtrugen, vorzugsweise im Winter erfroren, wäh­rend danebenstchende, welche keine Früchte oder nur wenige lieferten, nicht vom Froste zu leiden hatten. Die Ursache mag meist darin liegen, daß bei den Bäumen, die reich trugen, die angesammelten Reser- vestoffe (abgelagerte Nährstoffe) durch den Fruchter­trag sehr stark erschöpft wurden; da aber die fort­währende Umbildung dieser Zellinhaltsstoffe als eine der wichtigsten inneren Lebensthätigkeiten auch innere Wärme erzeugen muß, so konnten solche Bäume, welche reich mit Reservestoffe versehen waren, d. h. gerade die, welche nicht getragen hatten, die starke Kälte eher überstehcn. Wären jene fruchttragenden Bäume im vorigen Sommer gedüngt worden, so wür­den sie sicher dadurch, als mit Nährstoffen versehen, dem Einfluß der Kälte widerstanden haben und es hätten vielleicht die meisten derselben durch eine ein­fache flüssige Sommer-Düngung erhalten werden können.

Eine andere Arbeit aber ist es, mit welcher jetzt vorgegangen werden muß, wenn nicht noch Hunderte und Tausende von jüngeren wie älteren Obstbäumen an einer in Folge des Frostes eingetretenen Rinden­krankheit, der Nindenfäule, eingehen sollen.

Wer im Frühjahr seine frostkranken Bäume ein- gestutzt hat und das kranke jüngere Holz dadurch wenigstens zum Theil entfernt hat, auch die Lebens- thätigkeit durch ein stärkeres Einstutzen der Neste er­neute, wird gesehen haben, daß sehr viele Bäume wieder kräftig austrieben. Wer dabei zugleich, wie es von mir und anderen vielfach anempfohlen worden, die erfrorene kranke Rinde, die innen brann war, so­fort entfernte und die entblößten Stellen mit kaltflüs­sigem Baumwachs und mit Rindsmist und Lehm überstrichen hat, hat meistens, wie dies hier bei min­destens 300 jungen Hochstämmen zu sehen ist, eine neue Rindenschicht hervorgelockt und so behandelte Bäume stehen hier, trotzdem theilweise die Rinde ringsum am Stamme weggenommen werden mußte, schön und kräftig, mit üppigen Zweigen und ganz gesundem Laubwerk da, jo schön und gesund, wie man sie nur wünschen kann. Hiervon kann sich Je­dermann durch den Augenschein täglich überzeugen.

Eben erhalte ich einen Brief von einem Freund in Hechingen. Derselbe schreibt unter anderm wört­lich:Meine Zwergobstanlage vor dem Wohnhause, die vom Frost stark mitgenommen war, rettete ich nur durch Anwendung Ihrer Rathschläge, indem ich schon im März die halbe Rinde entfernte und die Stämme mit Lettengemenge (Lehm und Mist) überschmierte. Es bildete sich neue Rinde und die Bäume blieben erhalten, wofür ich Ihnen noch bestens danke. Meine andern 100 Stück, die ich nicht so behandelte, gingen meistens zu Grunde.

Wo dieses Wegnchmen der vom Frost betrof­fenen Rinde versäumt wurde, der Baum aber doch gesunde oder auch nur gelblich belaubte Triebe ge­bildet hat, muß es jetzt nachgeholt werden. Man schneidet die durch ihr Ansehen schon kenntlichen miß­farbigen und innen gebräunten kranken Rindenstellen mit dem Messer bis aufs Holz weg und bestreicht diese Stellen sofort mit kaltflüssigem Baumwachs. Diese Arbeit wird gegenwärtig hier auch im Obst­muttergarten vorgenommen, da seither es an Zeit dazu fehlte und die Stellen auch nicht so gut von außen kenntlich waren. Wer das Verfahren, wie wir es anwenden, sehen will, der kann bei einem Versuch hier sich jeden Tag darüber instruiren. Geschieht diese Erneuerung der kranken Rinde nicht, so greift

die Nindenfäule mehr und mehr um sich und der Baum stirbt allmählig ab.

Zugleich mit diesen Belehrungen möchte ich aber alle Obstbaumbesitzer doch recht ernstlich auffordern, die Erde um ihre Bäume herum, die Baumscheiben, gut und etwa 1,80 Meter im Durchmesser aufzu- lockern. Diese Lockerung hat außerordentlichen Werth. Das Pomologische Institut besitzt ein ganz unbeschützt und freigelegenes 45jähriges, 300 Apfelbäume ent­haltendes Baumgut, auf welchem die Erde der Baum­scheiben jährlich sogar 2mal gelockert wird. Auch werden alle Stämme bis zur Krone herauf jeden Herbst mit Kalk und Blut sorgfältig angestrichen. Auf demselben ist, trotzdem ringsum erfrorene Baume nichts Seltenes sind, kein einziger Baum er­froren, selbst nicht die Reinette von Canada, die doch meistens sonst überall gelitten hat. Die Lockerung des Bodens verhinderte, da in gelockertem Boden Luft, also ein jchlechter Wärmeleiter eingeschlossen ist, das tiefe Eindringen des Frostes und die Helle Farbe der Rinde verhinderte die zu starke Erwär­mung derselben durch die winterliche Sonne. Gerade aber diese Erwärmung und die dadurch hervorgerufene Flüssigwerdung der Säfte der Rinde macht die innere, Säfte herableitende Bastschicht derselben sehr empfindlich, daher die Entstehung der Frostplatten an der Mittagsjette der stärkeren Obstbäume. Möchten doch alle Obstbaumbesitzer wenigstens diesen Herbst vor Eintritt des Winters diese zwei wichtigsten Schutzmittel gegen Fröste, Auflockern des Bodens und den Kalkanstrich nicht versäumen, zumal krän­kelnde Bäume stets empfindlicher gegen Fröste sind, als gesunde und kräftige.

Pomologisches Institut in Reutlingen.

Dr. Ed. Lucas.

Allerlei.

(Papa,"Mama.") Ein Professor in Hannover erläßt folgenden Apell an das deutsche Volk: Es ist erstaunlich, aber nicht erfreulich, in wie tiefe Volksschichten des deutschen Vaterlandes sich das Unwesen eingebürgert hat, statt des süßen und zugleich kernigen und inhaltsreichenVater"- und Mutter" - Namens das farblose und nichtdeutschePapa" und Mama" anzuwenden. Selbst die Kinder von Ar­beitern berichten Dir, wenn du an ihre Wohnung kommst, daßPapa" nicht zu Hause undMama" in der Stube sei. Man mag es sich gefallen lassen, daß Kinder, die noch nichts vermögen, als Lippen-- laute zu lallen, so ihre El.ern bezeichnen; aber so­bald sie dasr" sprechen können, wäre es billig, daß alle deutsche Eltern sich nicht anders nennen ließen, alsVater" undMutter." Es überkommt mich stets ein unaussprechlich unbehagliches Gefühl, wenn ich erwachsene Söhne oder TöchterPapa" und Mama" sagen höre. Wer würde sich verursacht fühlen, vonMamasprache" oderMamaliebe," Papaland" oderPapahaus" zu sprechen? Wer könnle es über die Lippen bringen, den Vater im Himmel mit solchem Namen anzureden? Das Muster aller Gebete würde uns durch solche Umwandlung im höchsten Maße entweiht erscheinen. Gott sei Dank, wird wohl an unseren deutschen Fürstenhöfen der AusdruckPapa" undMama" nicht gehört, wenig­stens gewiß nicht aus dem Munde der erwachsenen Fürsten-Jugend, aber in den gebildeten Ständen ist die Unsitte ergriffen anch ein Zeichen der Ver­weichlichung und hat sich da nach der Natur solcher Geistes-Bewegungen bis in die untersten Schichten fortgepflanzt. Darum sei im Interesse des deutschen Sinnes und deutscher Art die herzliche Bitte an den Geistes-Adel deutscher Nation gerichtet, auch hier mit gutem Beispiel voranzugehen. Alle, die ihr Eltern seid und Kinder habt, lasset die Lippen derselben zu Euch nicht anders sprechen, alsVater und Mutter"!

Gegen die Trommelsucht oder das Aufblähen der Widerkäuer gibt derNordd. Landw." folgendes Mittel an: Hat man ein an der Trommelsucht be­fallenes Rind rc., so nehme man (für eine Kuh) eine Hand voll Salz und eine Hand voll Tabak, mische beides gut durcheinander, wickle diese Mischung in ein Kohlblatt resp. Klettenblatt, oder, wenn beides nicht zur Hand, nur in etwas Gras und schiebe diese Kugel dem Thiere möglich weit hinten in den Schlund und lasse es dieselbe verschlucken. Kleineren Thieren gibt man entsprechend weniger. Schreiber dieses hat mehrfach Gelegenheit gehabt, dieses Mittel zu erpro­ben und in allen Fällen ist es von frappanter Wir­kung gewesen. Dieses Mittel ist mir bekannt geworden

durch den Landmann Herrn Heinrich Tidow in Groß- Barnitz bei Reinfeld i. H., Dieser Herr war. stets gegenwärtig, wenn sein Vieh auf frischen Klee gejagt wurde und hatte dann Vorrath an Salz und Tabak bei sich. Soweit ich mich erinnere, ist ihm nie ein Thier an der Trommelsucht krepirt.

-- Die neue Uniform der Postbeamten hat den Beifall des Reichskanzlers nicht gesunden. Und doch zeichnete sich Herr Stephan sonst stets durch einen sehr feinen Geschmack aus. wie er erst kürzlich wieder durch die Erfindung des schönen deutschen WortesStaatfernsprechleitung" (!) gezeigt hat. Nun hoffentlich wird Sr. Durchlaucht die neue »Stadtfernsprechleitungsbeamtenpecsonalssonntagnach- mittagsausgehengalauniformengarnitnr" besser gefal­len.

Eine Kirchenvisitations-Anekdote wird von derSchles. Kirchen-Zeitung" erzählt: Sie ist harmlos, enthält aber eine wahre Begebenheit. Ein abgelegenes Dörflein, welches demnächst gewärtig sein mußte, die Herren von der Visitation bei sich einziehen zu sehen, war in Verlegenheit um ein geistliches Willkommen. Zur grünen Ehrenpforte war Alles fertig ; woher aber die Inschrift nehmen? Man schickte einen Eilboten zur Stadt, mit der An­frage, was man dort aus dem gleichen Anlaß für Worte gewählt? Die kurze schriftliche Antwort gab an:Ehre sei Gott in der Höhe! und darüber eine Krone." Der Humor wollte es haben, daß der ausführende Künstler mit keinem Gedanken auf die Zeichnung einer Krone verfiel, sondern in großen Buchstaben die zwei Zeilen malet:

Ehre sei Gott in der Höhe!

Und darüber eine Krone!

Ein ganz curioses Wortspiel, welches bei seiner Eigenthümlichkeit wohl auch vielen unserer Leser Spaß machen dürfte. ist das Folgende: Es soll das WortLaden" sechsmal im sinngebenden Zusammenhänge ohne jedes Bindewort nebmeinander gestellt werden. In solgendem Satze findet sich diese Aufgabe bestens gelöst:Spediteure, welche vor einem Chocoladen-Laden Laden laden, laden Ladenmädchen auch zum Tanze ein!"

Amerikanischer Puff. Ein Barbier heißt es, der einzige in der Stadt, gebrauchte zum Einseifen Guano- Wasser. Die treibende Kraft dieses Düngmittcts ist bekannt. Kaum ist der Bart abgcnommen, kaum ist der Barbier um die Ecke, so fühlt der Barbirte schon die frisch gewachsenen Stacheln. Es hilft Nichts, er muß sich noch einmal scheeren lassen.

Der neue Kalender kür Stadt

und Land für das Jahr 1881 ist da und erfreut uns wie seine Vorgänger wieder durch seinen urwüchsigen, gesunden Humor, schöne Erzählungen, seine prächtigen Bilder und viele Praktika, die dem Kalenderleser zu wissen gut und nützlich sind. Besonders schön sind die farbigen Bilder: ein großer Porträt­kopf Doktor Martin Luthers nach einem Oelbilde von Lucas Cranach und Schneewittchen, zu dem bekannten Märchen, das der Kalenderschreiber seinen Lesern ebenfalls wie­der erzählt. Solche farbige Bilder zu den schönsten Märcben und Sagen bringt jeder Jahrgang eins. Der ganz reich aus­gestattete Kalender kostet nur 40 Pfg. und sei allen unfern Lesern als Hausbuch für das neue Jahr bestens empfohlen.

Ue«estes.

Berlin, 14. Septbr. DasTagbl." erfährt aus Wien: Nachrichten über Italiens Anschluß an das österreichisch-deutsche Bündniß verdienen ernste Beachtung. In voriger Woche weilte ein Ver­trauter Cairolis behufs Sondirung des Terrains hier. Diesseitig wurde ihm natürlich angedeutet, Italiens Anschluß sei herzlich erwünscht. Der ita­lienische Vertrauensmann, ein bekannter Politiker und Pnblicist fragte darauf den Prinzen Reuß, ob ihn Bismarck empfangen würde. Reuß dcpeschirte nach Friedrichsruh. Der Kanzler antwortete zustim­mend. Sonach fuhr der Vertrauensmann nach Friedrichsruh. Details sind noch nicht offiziell ver­bürgt, aber auch bis jetzt ohne offizielles Dementi geblieben. Jedenfalls scheinen offiziöse Pourparlers über den Anschluß Italiens bereits eingeleitet.

Haag, 14. Sept. Heute wurde das Stand­bild Spinoza's in Gegenwart zahlreicher niederlän­discher und ausländischer Notabilitäten, darunter Bert- hold Auerbach, enthüllt und durch den Comitepräsi- denten von Limburg den Stadtbehörden übergeben.

Wien, 14. Sept. In Bosnien und der Her­zegowina wird die Rekrutirung für die österreichische Armee stattfinden. Die in beiden Provinzen aus­gehobenen Mannschaften werden jenen zehn Jäger­bataillonen eingereiht, deren Errichtung Kaiser Franz Joseph jüngst angeordnet.