Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

.N 111.

! Erschein! wöchentlich Omal und kostet kalbjäbrlich ! hier (ohne Trägerlvlm) 1 60 , in dem Bezirk

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1880.

Amtliches.

Nagold.

An die k. Standesbeamte«.

Dieselben werden unter Hinweisung auf den Erlas; k. Ministeriums des Innern vom 24. v. Mts. Miuistcrial-Amtsblatt Nr. iK. aufgesordert, inner - hald 8 Tagen den voraussichtlichen Bedarf an den vom Staat zu liefernden Formularicn zu den Stan­des- und Familicn-Regisrcrn für das Jahr 1881 anzuzcigen.

Den 14. September 1880.

K. Oberamt. Güntner.

TageS-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

X * Nagold, 15. Sept. Gestern Abend brachten die Seminaristen dem von einer Badereise zurückgc- kehrten und hoffentlich in seiner Gesundheit neu ge- kräftigten Hrn. Dekan Kcmmler, als Vorstand der Anstalt, cm Ständchen, für welche Aufmerksamkeit er in wenigen Worten seinen herzlichsten Dank aus­sprach. - Am vergangenen Montag feierte dicMu- seumsgescllschaft' ihr Hcrbstfcst dießmal im Bad Röthenbach. Trotz der nicht ganz günstigen Witterung vergnügten sich die Thcilnehmer bei der guten Teinacher Musik und der ausgezeichneten Küche und Keller Hrn. Haußers in angenehmster Weise bis zur späten Gei­sterstunde.

Freudenstadt, 13. Septbr. Gestern feierte der Kriegerverein Grünthal (1 Stunde von hier) seine Fahnenweihe. Trotz der wenig freundlichen Witterung war das Fest von vielen Vereinen besucht. Die Weihe wurde in der Kirche vorgenommen, wo der Pfarrer eine sachlich angemessene Rede hielt, die lebhaften Eindruck hervorbrachte. Auf dem Fcstplatze wurden die üblichen Toaste ausgebracht.

Stuttgart, 11. Septbr. Die Enthüllungen, welche Frhr. v. Varnbüler vor seinen Wühlern bei Gelegenheit der letzten landwirthschaftlichen Be­zirksversammlung in Ludwigsburg über die Vor­geschichte des deutsch-österreichischen Bündnisses, namentlich darüber gegeben hat, daß Rußland bereit war, 300,000 Mann über die Grenze nach Deutschland zu ziehen, daß Rußland Frankreich ein Offensiv - Bündniß gegen Deutschland angetragen, und dieser Antrag von Waddington an den Fürsten Bismarck mitgetheilt worden, erregen in der Presse theilwcife Aufsehen, theilweise allerlei Zweifel und Widerlegung. Die Enthüllungen gehen nach den Einen über das hinaus, was man bisher über die Vorgänge des vorigen Sommers erfahren hatte, indem sie behaupten, daß Rußland der französi­schen Regierung ein förmliches Bündniß zum Angriff gegen Deutschland vorgeschlagen, und daß der fran­zösische Minister Waddington es gewesen, der diese Pläne der deutschen Regierung enthüllt habe, nach den Andern habe Herr v. Varnbüler nicht ein Sterbenswörtchen Neues gesagt, da die ganze Ge­schichte im vorigen Herbst in allen Zeitungen ge­standen habe. Aber bei der nahen Beziehung, des Herrn v. Varnbüler zum deutschen Reichskanzler sind die Mittheilungen jedenfalls beachtenswcrth, wenn sie auch, was den Sturz Waddingtons durch Gambetta betrifft, im Telcgraphe offiziös demcntirt werden. Dort heißt es: einmal habe Rußland nie seine Allianz gegen Deutschland angeboten, sodann aber sei Waddiugton einer so undclikaten und un­würdigen Handlung wie des Verraths eines derar- artigen diplomatischen Antrages unfähig. Betreffs des ersten Punktes dieser Behauptung steht es in­dessen fest, daß DeeazeS zur Zeit des letzten tür­

kischen Krieges sehr ernsthafte Vorschläge von Seiten Rußlands bezüglich eines Bündnisses erhalten hat. Herrn v. Varnbülers Reise fiel übrigens zeitlich mit dem Varzincr Besuch des Freiherrn v. Haymerle zusammen. (N. Ztg.)

Anläßlich des Geburtsfestes Ihrer Majestät hat der König einer größeren Anzahl Strafgefange­ner Begnadigung zu Theil werden lassen und die unentgeltliche Speisung der unbemittelten Besucher der beiden Volksküchen in Stuttgart angeordnet.

Rottweil, 12. Septbr. Gestern Vormittag war der Metzgerknecht des Pflugwirths damit be­schäftigt, ein geschlachtetes Thier aufzuschlitzen, wo­bei ihm das scharfe große Messer ausglitt und un­glücklicherweise in seinen Oberschenkel tief eindrang. Ein gewaltiger Blutitrom stürzte aus der Wunde, der Getroffene wankte einige Augenblicke hin und her und sank dann bewußtlos zusammen: der Stich hatte die Hauptschlagader durchschnitten. Ins hiesige Krankenhaus verbracht, gab der arme Bursche noch in der Nacht in Folge des großen Blutver­lustes seinen Geist aus. Derselbe war ein sehr ordentlicher und fleißiger Mensch und die Stütze seiner Eltern, von denen die Mutter schon viele Jahre krank sein soll.

Die neulich gebrachte Mittheilung über fraudu- losen Verkauf von Indigo durch Reutlrnger Färberge­sellen wird von der Schw. Kr. Ztg. dahin berichtet, daß sich derjenige, der den Indigo in Nürtingen ver­kauft, in der daraufhin eingeleiteten Untersuchung aus­gewiesen habe, daß er denselben vor einigen Zähren von einem Kollegen auf der Reise gekauft und seither im Hause gehabt habe. Das angebliche Komplott anderer Reutlinger Färbergesellen gehören vollständig in das Reich der Fabel.

Konstanz, 11. Sept. Prof. Michelis ist hier und hat den Katholikenkongreß zum Kamps über die Unfehlbarkeit herausgefordert. Sein Herausfor­derungsschreiben schließt:Ich bin in der römischen Versammlung oder in jedem passenden Lokal zur An­nahme des Kampfes bereit. Wenn bis Sonntag Abend, den 12. d., keine Antwort auf diese Auffor­derung erfolgt, so wird der Kampf als abgelehnt betrachtet, vr. Fr. Michelis, Professor. Konstanz, den 11. Sept. 1880.

München. Die Erzbischöfe und Bischöffe Bayerns hatten an den König gelegentlich des Jubiläums ein gemeinsames Glückwunschschreiben gerichtet, worin sie auch um ferneren Schutz und Wohlwollen für die katholische Kirche baten. Das soeben publizirte kurze königliche Antwortschreiben dankt ihnen für die bekundete Treue und Ergeben­heit, übergeht jedoch die erwähnte Bitte mit Still­schweigen, was in ultramontanen Kreisen sehr be­merkt wird.

Wie aus München vom 5. ds. Mts. gemeldet wird, ist soeben durch einen an die Kreisregie­rungen, Distriktspolizei und Gemeindebehörden ge­richteten Erlaß des Staatsministeriums des Innern zur Kenntniß gebracht worden, daß derKaiser- Wilhelmsspende, allgemeine deutsche Stiftung für Alters-, Renten- und Kapitalversicherung in Berlin", die Erlaubnis; zur Ausdehnung ihres Geschäftsbe­triebes auf das Königreich Bayern ertheilt worden ist. (Jetzt erst?)

Der gegenwärtig in Leipzig versammelte Juri­stentag, welcher bereits eine Kundgebung gegen die Beschränkung der Wechselfähigkeit erlassen hat, hat sich auch bezüglich des Gerichtskostengesctzes aus­gesprochen. Unter Juristen und Laien ist nur eine Stimme, daß die Höhe der Gerichtskosten dem Ver­

hältnisse der Kosten zur Sache, dem Interesse au der Rechtspflege und den Finanzkräften der Betheiligten auf das Schreiendste widerspricht. Außer der un- verhültnißmäßigen Höhe der Kosten unterliegt der gleichen Verurtheilung auch die Weise, wie das Sy­stem der Bauschgebühren durch die besondere Einfor­derung von Kosten für solche einzelne Akte durch­löchert wird, welche fast mit jedem Rechrsverfahren verbunden sind nnd füglich in der Bauschgebühr enthalten sein könnten, so für Sckireibgebühren, Voll­streckungsklauseln und Zustellungsgebühren. Ein weiterer Vorwurf richtet sich weniger gegen das Gesetz selbst, als gegen die Ausführung dahin, daß, namentlich in schleunigen Sachen, die Kosten und Kostenvorschüsse, welche von den Antragstellern vor­zuschießen sind, häufig erst lange nach der Erledigung der Sache selbst von den Antragstellern eingefordert werden. Zu hoffen ist, daß die allgemeine Erbitte­rung gegen das Gerichtskvsteugcjetz zu einer schleuni­gen Reform desselben führt, zumal da die Bestim­mungen des Kostengesetzes von Unkundigen ohne Grund als Consequenz der Prozeßordnungen selbst angesehen werden."

Berlin, 8. Sept. Aus der hier abgehaltenen Versammlung deutscher Schneidermeister wurde auch über die Sonntagsarbeit verhandelt. Meister Rückert stellt den Antrag: Diezum Bunde , ge­hörenden Schneidermeister verpflichten sich, die Sonntagsarbeit insoweit zu beschränken: daß es den Gesellen und Lehrlingen möglich sei, den Got­tesdienst zu besuchen." Es wurde jedoch beschlossen, die Regelung der Sache jedem einzelnen Meister zu überlassen und über den Antrag zur Tagesord­nung überzugehen. (Es wird dann wohl auch beim Alten bleiben.)

Die am 12. Septbr. früh auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin erfolgte Ankunft des Kron­prinzen von Oestreich vollzog sich in glänzender und in einer Beziehung sehr bemerkenswerthen Weise. Am Bahnhofe erschien nämlich zur allgemeinen Ueberraschung der Kaiser mit dem Kronprinzen und den k. Prinzen in östreichischer Uniform. Es ist sonst nicht üblich, daß zu solchem Empfange nicht gekrönter fürstl. Gäste der Kaiser persönlich erscheint. Selbst bei den in letzteren Jahren häufig vorge­kommenen Besuchen des Hofes seitens des Königs von Sachsen war zum Empfange immer nur der Kronprinz am Bahnhof. Es ist daher die dem östreichischen Thronerben bewiesene Auszeichnung überall sehr bemerkt worden.

Berlin, 12. Sept. Der Kaiser hat den Kron­prinzen Rudolf von Oesterreich zum Generalmajor ernannt. Der König und die Königin von Grie­chenland sind heute Nachmittag hier eingetroffen und imHotel du Nord" abgestiegen.

Auf der österreichischen Botschaft in Berlin ist man, wie berichtet wird, entzückt über den Empfang, welcher dem österreichischen Kronprinzen bei seiner Ankunft in Berlin gestern zu Theil wurde.

Aus Elsaß-Lothringen, 7. Septbr. Das Bestreben vieler Blätter, der Politik des Statt­halters etwa am Zeuge zu flicken, führt nament­lich in der letzten Zeit zu ganz unbegründeten Be­hauptungen. So war behauptet worden, der Statthalter habe den bekannten Pfarrer Wintercr in den Laudesschulrath von Elsaß-Lothringen be­rufen. Selbstverständlich ist hieran kein wahres Wort. Ebenso wenig ist die fernere Anführung richtig, daß den aus Frankreich vertriebenen und aus dem Elsaß herstammenden Jesuiten die Niederlassung in Maricnwahl bei Schlcttstadt vom Statthaiic-»