5 Uhr mit einer solchen Wucht, daß das Wasser auf ebener Straße schuhhoch daherstürzte. Auf ein­mal wurde wieder Alarm geschlagen, und hieß es, es nehme die Sägmühle unterhalb hiesigen Ortes fort. Die hiesige Feuerwehr begab sich sofort an den Platz, aber welches Hinderniß trat in den Weg? denn oben an der Sägmühle raste das Wasser vom sogenannten Pfleiderbach über die Straße so, daß nur mit Lebensgefahr über diese zu kommen war, und viele Leute, welche unten helfen wollten, wieder Kehrt machen mußten. Aber welches Schauspiel unten! Die Feuerwehr mußte, indem die Brücke mit den Grundmauern schon weggeschwemmt war, mir ihren Geräthschaften wieder den Berg hinauf und weit oben über den Bach eine Nothbrücke schlagen, um auf die andere Seite zu kommen. Ganze Stämme Holz mit sammt den Wurzeln kamen daher. Felsblöcke stürzten in den sogenannten Wasserfall. Das Haus konnte gerettet werden. Der Schaden, welcher hier an Feldern, Wiesen, Wegen, Brücken, Stegen u. s. w. angerichtet wurde, belauft sich auf viele Tausend Mark.

Stuttgart, 27. Aug. Wir haben in Stutt­gart eine wahre Selbstmordepidemie, bei welcher alle erdenklichen Todesarten zur Anwendung kommen. Am Sonntag erschoß sich ein Unteroffizier, einen Selbstmordversuch durch Erhängen machte am Mon­tag ein Gemeiner, am Dienstag vergiftete sich eine Frau und am Mittwoch stürzte sich ein junges Mädchen ins Wasser. Hier war es Furcht vor Strafe, dort traurige Familieuverhültnisse und un­glückliche Liebe, welche die Bedauernswertheu in den Tod trieben. (N.-Ztg.)

Stuttgart, 29. August. Der Geheime Commcrzien- rath Eduard von Hallberger, der Herausgeber der Zeitschriften vonUeber Land und Meer, Jllustrirte Welt" rc. ist heute Morgen von einem iLchlaganfall in seiner Be­sitzung Tutzing am Starnbergersee plötzlich verschieden. Der Verstorbene ist nur 58 Jahre alt geworden. (Schw. B.)

Tübingen, 27. Aug. (Gauturnen.j Am Sonntag den 12. Sept. d. I. findet in hiesiger Stadt ein Gauturnen der Turnvereine des Ach- almgaus statt.

In Rottmeil wurde ein bettelnder Handmerksbnrsche, ein 2vjähriger kräftiger Schlossergeselle von Gönningen, vcrhastet und in das Gefängnis; verbracht. Als Mittags der Gerichtsdiener zu ihm in den Arrest kam, präsentirte er sich diesem in Hut und Weste, seine übrigen Kleider hatte er total zu Fetzen zerrissen!

Die Württ. LandeSztg. bezeichnet die Geschichte mit dem l3. Tischgast des Kronprinzen auf dem Ulmer Bahnhof als rein aus der Luft gegriffen. Auch die Verhaftung des Turnlehrers Jäger sei eine Erfindung.

Brandfälle: Am 27. August in Breu­ningsweiler (Winnenden) ein Wohnhaus und Scheune: in Entringen (Herrenberg) am 26. Aug. eine Scheuer; in Hermariugen (Heidenheim) die zu der Simmendinger'schen Kunstmühle gehörige Scheuer mit sämmtlichen Erntevorräthen.

Baden-Baden, 25. August. Der russische Reichskanzler Fürst Gortschakow^ ist heute Nach­mittag aus Wildbad hier eingetroffen.

München, 25. August. Der heutige Fest­tag verlief aufs glänzendste. Zahlreiche Musikauf­führungen fanden statt. Die Residenz prangt in reichster Beflaggnng. Alle amtlichen und Privatge­bäude. Kirchen und Casernen sind geschmückt. Un­geheure Menschenmassen durchziehen ununterbrochen bei Prachtwetter und ungestörtester Ordnung die Stadt. Die besonders schön decorirten Monumente der bairischen Herrscher wurden Abends illuminirt, wobei Militärkapellen patriotische Musikstücke spiel­ten. Der König verlieh zahlreiche Gnaden- und Titelsauszeichnungen.

München, 26. August. Bei dem gestrigen Jubiläumsfestbankett im alten Rathhause, an welchem alle Minister, der Erzbischof und die Spitzen der Behörden theilnahmen, brachte der preußische Gesandte v. Werlhern den Toast aus, in welchem er sagte:König Ludwig H. ist der liebe, unter allen Umständen treue und sichere Bundesgenosse Seiner Majestät des Kaisers und Königs, meines Herrn. Für uns Norddeutsche war er Seiner Majestät in schwerer Stunde das seltenste, was es gibt, der Freund in der Noth, und darum sind wir ihm in unauslöschlicher Dankbarkeit verbunden und zugethan." Der Toast wurde jubelnd ausgenommen, Graf Werthern von allen Seiten beglückwünscht.

München, 26. August. Der Zahlmeister eines hiesige« Jnfanteriebataillons hat sich einer erhell. Unterschlagung an der ihm anvertrauten Kasse schuldig geinacht: bei einer unvermuthet vor-

genommeuen Revision der Bataillonskaffe stellte sich ein Abgang von 7000 «,kL heraus. Der betreffende Zahlmeister ist verhaftet.

Bei seiner Abreise aus Kissingen hat sich nach derKöln. Ztg." Fürst Bismarck mit dem Erfolge seiner Kur zufriedener geäußert als jemals.

Die Kissinger Kurgäste, vor denen sich sonst kein Jneognito halten mag, haben noch nicht herausgebracht, warum neulich die beiden ersten Minister Bayerns den Fürsten Bismarck Hals über Kopf und sogar mit Extrazug heimgesucht haben.

Die soeben fertig gewordenen beiden Thürme des Kölner Domes sind die höchsten in der Welt, jeder ist 160 m. hoch; nach ihnen kommt der Thurm der Nikolaikirche in Hamburg, 144 in. Alsdann kommen der Reihe nach: St. Peter in Rom 143 in., Straßburger Münster 142 m., Cheops-Pyramide in Egypten 137 in., St. Stephan in Wien 135,30 m., Freiburg in Baden 125 in., Antwerpen 123,40 in., Florenz 119 in., St. Paul in London 111,30, Magdeburger Dom 103,60.

Berlin, 26. August. Der Fürst und die Fürstin von Rumänien treffen am 28. ds. zum Besuche des königlichen Hofes ein und steigen im -Ltadtschlosse zu Potsdam ab. (T. Chr.)

Berlin, 27. August. Fürst Bismarck ist heute Nacht 12 Uhr hier eingetroffen. Der Reichsanzeiger" publizirt einen Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler, wonach der Staatssekretär des Innern, Hofmann, einstweilen in den Ruhe­stand versetzt wird; ferner einen Erlaß des Königs an den Ministerpräsidenten, wonach Hosmann von der Stellung eines Staats- und Handelsministers unter Belassung des Titels und Ranges als Staats­minister in Gnaden entbunden und die Leitung des Handelsministeriums vorläufig dem Fürsten Bis­marck übertragen wird.

Berlin. Nach einer Mittheilung derDanz. Ztg." ist am Sonnabend Ordre ertheilt worden, daß das diesjährige Divisionsmanöver in West­preußen wegen der Mißernte aufzuheben sei.

Wie dieSchles. Ztg." erfährt, ist die preußische Staatsregierung der Maßnahme eines Verbots der Kartoffelausfuhr näher getreten und har von den Landräthen mit Bezug auf die Zweckmäßigkeit eines solchen Verbots schleunige gutachtliche Berichte ein­gefordert.

Eiu merkwürdiges Zeichen der Zeit ist es, daß die röthesten Socialdemokraten jetzt anfangen, die neue Politik des Reichskanzlers für ganz ver­nünftig zu halten, was doch für einen Socialdemo­kraten jedenfalls der denkwürdigste Act einer bei­spiellosen Selbstverleugnung sein muß. Zwei bekannte Führer der sozialdemokratischen Partei, die Herren Finn und Körner, haben einen an ihre Berliner- Gesinnungsgenossen gerichteten Aufruf erlassen, der immerhin ein gewisses Aussehen erregen wird. Wäh­rend die seit Erlaß des Socialistengesetzes an die Oeffentlichkeit gelangten Kundgebungen socialdemo­kratischer Führer einander sonst an radikaler Leiden­schaft zu überdieten suchten und der bestehenden Ordnung der Dinge regelmäßig den Krieg bis auf's Messer ankündigten, ist hier ein neuer, durchaus veränderter Ton angeschlagen und wenigstens dem Anschein nach ein ernstgemeinter Versuch zur Lossagung der Berliner Arbeiter von den revo­lutionären Fractionen der deutschen Arbeiterpartei gemacht worden. Die genannten beiden Aufrufer­lasser wollen mitden Unversöhnlichen" brechen, nur im Sinne des ursprünglichen, von Lassalle fest­gesetzten socialistischen Programms eine Verständigung mit der Regierung versuchen, und versprechen sogar, dieselbe im Kampfe gegen das fortschrittliche Man­chesterthum und dessenparasitische" Tendenzen zu unterstützen. Ob sich die Regierung diese neuen Freunde gefallen lassen wird, bleibt fraglich.

Es cirkulirt selbst in den der Regierung nahe­stehenden Kreisen das ziemlich laut auftretende Gerücht, wonach mit Bennigsen Verhandlungen wegen Uebernahme der Stelle des Vizekanzlers mit ständigem Vorsitze im Bundesrath gepflogen werden.

(Die kleinste Uhr), die man wohl je gesehen, hat ein Engländer Mr. John, fabrizirt. Die Uhr befindet sich ans der Außenseite eines goldenen Siegelringes und ist so gefaßt, daß man sie bei oberflächlicher Beachtung gar nicht gewahrt, zumal dieselbe durch eine goldene Kapsel verdeckt ist. Mr. John ist gegenwärtig in Berlin, um die Uhr am Hofe vor­zulegen.

Aus Neuß wird berichtet: Zwei Unmenschen,

die sich gegenseitig um einen Schnaps er­morden ein derartiger Fall ist wohl kaum je­mals dagewesen. In Delhoven, in der Nähe der Station Dormagen, geriethen in einem Wirthshause wegen eines Schnäpschsns zwei Gäste in Streit, wobei der eine von seinem Gegner mit einem Mes­ser eine so schwere Wunde in den Unterleib erhielt, daß er schon nach wenigen Stunden seinen Geist aufgab. Als er, obgleich so schwer verwundet, noch bei Kräften war, griff er ebenfalls zum Messer und versetzte seinem Gegner einen Schnitt in den Hals, so daß auch dieser bald nachher verstarb.

Die Protest-Elsäßer und die Städter sind das ja alle schwelgen in den Tischreden, welche in Frankreich gegenwärtig von den auf Reisen be­findlichen Ministern, Senatoren, Deputirten, Präfek­ten u. s. w. gehalten werden, und welche in der Regel nach einer in s Ueberschwengliche gehenden Selbstberäucherung und pancgryschen Lobpreisung der Republik der pikanten Sauce des Deutschen­hasses und der Revanchehoffnung gewürzt werden. Dieses Beispiel steckt an und da die Protestler unter der gegenwärtigen milden Regierung für ihre Franzosenschwärmerei freien Spielraum haben, so nützten sie diese Gelegenheit wacker aus.

OesterreichUngarn.

Wien, 25. August. Es verdient hervorge­hoben zu werden, daß die östreichischen Organe, die mit dem Wiener auswärtigen Amte Beziehungen unterhalten, den Artikel der Nordd. A. Z. über Gambetta's Cherbourger Rede in entschieden und beinahe ostentativ zustimmender Weise besprechen. Sie bezeichnen den Artikel als durchaus korrekt, taktvoll und zutreffend, und ermahnen Frankreich, die deutsche Kundgebung ruhig und gerecht zu wür­digen. AuS eigener Kenntnis; fügen wir hier bei, daß die erwähnten östreichischen Blätter thatsächlich die Anschauungen der maßgebenden Wiener Kreise wiedergeben, und man scheint einigen Werth darauf zu legen, daß dies bekannt werde.

Wien, 26. August. In dem einen Punkte ist so ziemlich Alles einig, daß der statu8 guo auf der Balkanhalbinsel nicht zu halten ist, und daß die' Explosion jeden Tag stattsinden kann. Der Schwer­punkt aller Gefahr liegt nicht in Montenegro, nicht in Epirus, sondern im Balkangebirge selbst, wo die Frage ausgetragen werden muß, wer künftighin Herr der Balkanpäsfe sein soll, ob die Bulgaren und mit ihnen Rußland, oder ob die Türkei und mit ihr ihre europäischen Freunde. Alles diplomatische Vertuschen, Jgnoriren, Flicken hilft hier wenig oder nichts, die Bulgaren streben nach der Vereinigung, und sie verstehen das ihnen fremde Interesse nicht, sich in ein freies und ein türkisches Bulgarien schei­den zu lassen. Rußland unterstützt offenbar das Bestreben der Bulgaren, denn auch Rußland hat kein Interesse an der Erhaltung des status guo, der ihm in einem Momente abgerungen wurde, in dem an eine Abhilfe nicht zu denken war.

Ragusa, 27. Aug. Nachrichten aus Albanien melden: Riza Pascha hatte am 24. Aug. in Scu- tari mit den Chefs der albanesischen Liga eine Zu­sammenkunft. Letztere blieben unbeugsam; Riza wollte sie verhaften lassen. Die Einwohner befreiten sie und drohten Riza mit dem Tode. Die Liga sandte 600 Mann und Waffen nach Dulcigno. Die Einwohner Dulcigno's sind entschlossen, die Stadt in Brand zu stecken, falls sie gezwungen würden, Dulcigno und Montenegro abzutreten. In Scutari herrscht große Erregung.

Italien.

Rom, 25. Aug. Der Schwurgerichtshof verurtheilte den Gardigliani, der am 25. Juli einen Stein in den Sitzungssaal der Deputirtenkammer herabgeworfen hatte, wegen Verwundungsversuches zu 5jährigem Gefängniß und wegen Verbrechens gegen die Volksvertretung zu 6monatlichem Gefäng­niß und zu 2000 Lire Geldstrafe.

Schweiz.

Bern. Der in Aussicht genommeneSo­zialistische Weltkongreß" wird in der Schweiz abge­halten werden. Die Belgier und auch die Franzosen seien hiermit ganz einverstanden. Die Führer der Sozialisten in der Schweiz treffen schon jetzt Vor­bereitungen zu diesem Weltkongreß.

Spanien.

Madrid. Am spanischen Hofe ist wie der Wiener Allgemeinen Zeitung von hier telegraphirt wird - aus Rom die telegraphische Antwort des