Am 18. August wurde Rottenburg, am 21. Ergenzingen und umliegende Orte, ebenso auch Niedernau mit einem Hagelwetter heimgesucht.

Von der Alb. Wie man derW. L.-Ztg." berichtet, brachte vor einigen Tagen eine Frau in Trochtelfingen zur gerichtlichen Anzeige, sie habe, so lange sie im Dienste bei dem dortigen Rößleswirth gewesen sei, auf Befehl ihrer Dienstherrschaft im Bade ein kleines kränkliches Kind ertränken müssen und habe hiefür s. Z. ein Kleid erhalten. Die Anzeige machte sie aus Rache, weil ihr früherer Dienstherr, der ihr Verwandter ist, für sie bei ihrer Lerheirathung 500 verbürgte, diese jetzt aber zurückverlangt. Die angeklagte Familie ist sehr an­gesehen und dürfte daher auch die Anklage mit Vor­sicht aufzunehmen sein.

Vom Neckar, 19. Aug. Der Berichterstatter desTagblatts" berichtete aus Murrhardt in Nr. 189 genannten Blattes in ziemlich leichtfertiger Weise, daß Schullehrer Behringer in Unterroth ein enva zehnjähriges Mädchen am Nacken faßte und dadurch eine Rückenmarksbeschädigung herbeiführte, das den Tod des Kindes zur Folge gehabt habe und daß Schullehrer Behringer am andern Tag verhaftet worden sei. Glücklicherweise bestätigte sich diese Mittheilung nicht, wie der Berichterstatter in Nro. 191 mittheilte; denn das Mädchen befindet sich auf dem Wege der Besserung und Schullehrer Behringer war nicht verhaftet.

Weinslerg, 20. August. Die neuerrichtetc Feuerwehrfabrik Lehrensteinfeld ist gestern abge­brannt. Zwei Todte, 3 Verwundete. (W. Ldztg.)

Brandfälle: In Büchenbronn, Gem. Ebersbach (Göppingen), am 18. Aug. ein Wohnhaus; in Untergriesheim (Neckarsulm) am 17. Aug. 2 Wohnhäuser.

Am 18. August traf die zwei Stunden von Ebingen entfernte, 896 in über dem Meere liegende Gemeinde Hossingen das höchst Seltene einer WasserSnoth. Ein wolkeubruchartiger Regen ergoß sich fast eine Stunde hindurch über die Gemarkung und setzte nach kurzer Zeit das in eine leichte Ter­rainmulde hineingebautc Dorf unter Wasser. Die niederst gelegenen Häuser waren alsbald mehrere Schuh hoch mit Wasser angefüllt, das Vieh schwamm in den Ställen und konnte theilweise nur mit Noth daraus entfernt werden, in den Scheuern, wo ge­droschen wurde, ward das Getreide fortgeschwemmt, ebenso die noch auf dem Felde geschnitten lagernde Frucht, von welcher man nach dem Ablauf des Wassers viel in der Höhe von 34 Fuß an Hecken und Büschen hängen sah! Kraut und Rüben wurden von dem wilden Wasser herausgerissen und wegge­spült, das Ochmdgras versandet und verschlammt; die OrtSstraßc glich einem reißenden Strom. Die Wassermasse nahm ihren Lauf gegen den vom Eiachthale heraus weithin sichtbaren Tufsteinbruch der Gemeinde Lautlingen und bildete dort zur Ueberraschung der Thalbemohner während längerer Zeit einen imposanten Wasserfall.

Wie die Eßl. Ztg. mittheilt, hat die Ma­schinenfabrik von auswärts wieder eine Bestellung auf 20 Lokomotiven erhalten und stehen Aufträge auf größere Eisenkonstrnktionen in sicherer Aussicht, wodurch wenigstens für den kommenden Winter Hoffnung auf genügende Arbeit vorhanden ist.

(Das Barfußgehen der Kinder.) Herr vr. Stizenberger hat auf der Konstanzer Schul­männerversammlung von 1876 ausgeführt, daß das Barfußgehen der Kinder nicht schädlich, sondern sogar gesund und durchaus nicht unschicklich ist, eine Ansicht, die in ihrem ersten Theil durch die Erfahrung bestätigt und in ihrem zweiten von allen vernünftigen Leuten getheilt wird. Für die Kinder selbst gibt es gar keine größere Wonne, als die Schuhe abwerfen zu dürfen. Das Barfußgehen be­wirkt nicht nur eine kräftige Entwicklung der Füße, sondern entlastet auch das Gehirn von Blutzudrang.

Pforzheim, 19. Aug. In den verflossenen Tagen wurden hier und in der Umgegend sociali- stische Flugblätter massenhaft verbreitet. Auch in verschiedenen Städten Württembergs fanden solche Eingang. Der Inhalt ist ein höchst aufreizender und fordert zur offenen Gewalt auf. Die Blätter wer­den in der Schweiz gedruckt.

Dresden. 19. August. Der König Albert empfing gestern nachstehendes Telegramm von hem Kaiser Wilhelm aus Babelsberg:Mit mir begehen Ew. Majestät heute den 10jährigen Erinnerungs­

tag des glorreichen, aber blutigen Schlachttages von St. Privat-Gravelotte. wo sie an der Spitze Ihrer braven Truppen einen so ruhmreichen Theil an dem ewig merkwürdigen Siege nahmen. Ich kann es mir daher nicht versagen, Ew. Majestät und den sächsischen Truppen von Neuem meine Anerkennung und Dankbarkeit auszusprechen für die hohen Leistun­gen am 18. August 1870. Wilhelm."

Aus Sachsen, 18. August. Durch die an­dauernde ungünstige Witterung, verbunden mit un­gewöhnlicher Wärme, ist in einem großen Theile des Landes die Roggenernte, die reichen Ertrag versprach, fast vollständig verloren und auch der Kartoffel droht dringende Gefahr der Füulniß. Des ganzen Landes hat sich eine tiefe Niederge­schlagenheit bemächtigt. Hierzu kommen noch die Verheerungen, welche, merkwürdigerweise fast jeden Sonntag Wvlkenbrüche bald hier bald da anrichten. Einzelne Orte, z. B. in der Lausitz sind zweimal in diesem Jahre heimgesucht worden.

Mainz, 18. Aug. Gestern Abend ist es der hiesigen Polizei gelungen, den Fabrikanten der vielen in der Umgegend zirkulirenden falschen Zwanzig- Markscheine zu verhaften. Derselbe ist ein aus Württemberg gebürtiger, seit 15 Jahren in Frank­furt ansässiger Buchdruckergehilfe Namens Emanuel Haas. Die Verhaftung erfolgte in einem Cigarren- geschüft. Bei der Haussuchung fand man noch 35 falsche Zwanzig-Markscheine vor. Haas war sofort geständig und gab an, daß die Platten zu den Fäl­schungen sich in Frankfurt befänden. Die Scheine sind ziemlich gut nachgemacht, nnd vermuthet man, daß Haas zu deren Fabrikation noch Gehilfen ge­habt habe.

Berlin, 10. August. Die achtzehn Jahre alte Tochter eines hiesigen Gewerbetreibenden erkrankte vor längerer Zeit Plötzlich unter ganz auffallenden Symptomen, ohne daß man im Stande war, die Ursache der Erkrankung zu erklären. Endlich, nachdem der Körper des jungen Mädchens zum Theil sich mit zahlreichen Geschwüren bedeckt hatte und vornehmlich Hals, Kopf und Schultern in Mitleidenschaft gezogen waren, entdeckte der Arzt den Grund in der Benutzung eines Haar- zopses, den die Dame kurz vorher von einem Friseur im Osten der Stadt gekauft hatte. Nach der Meinung des Arz­tes hat die Person, aus deren Haaren der Zopf angefertigt worden war, an einer ekelhaften Krankheit gelitten, welche durch das Tragen des Zopfes aus daS junge Mädchen überging. I» dem von dem Vater der jetzt genesenen Dame gegen den Friseur angestrengten Prozeß ist dieser vor einigen Tagen vom Amtsgericht II zur Erstattung der Kurkostcn, Rückzahlung des Preises für den Zopf und in die Gerichtskosten verurtheilt worden.

Berlin, 11. August. In Australien ist neulich das erste Faß deutschen Biers auge­langt. Es kam in einem kleinen Fasse an, das von aussen mit einem lleberzuge von eementartiger Masse umgeben war, welche die Hitze der Tropen unter­wegs abzuhalten bestimmt ist. In solcher Weise werden jetzt Biere nach warmen Ländern von Berlin aus versendet. Das Bier befand sich im besten Zustande und Farbe und Geschmack waren ausgezeichnet. Die guten Berliner Biere halten jetzt gleichen Rang mit den guten Wiener Sorten.

Nach einer demKorr. v. u. f. D." aus Berlin zugehenden Berechnung treffen von den 25,615 Mann, um welche das deutsche Heer ver­mehrt werden soll, 19,206 Mann auf das preußische Contingent. 1980 Mann auf Baiern, 3398 auf Sachsen, 1031 auf Württemberg. Baiern und Württemberg erhalten nach Verhältniß der Bevölke­rung zu Gesammtdeutschland weniger, jPreußen und namentlich Sachsen desto mehr, weil die ersten Staaten von 1867 bis 1875 im Wachsthum der Bevölkerung hinter dem Durchschnitt Deutschlands zurückgeblieben sind, Preußen und Sachsen dagegen diesen Durchschnitt überschritten haben.

Fürst Bismarck hat deutschen Landsleuten in Chicago, die nächstens ein plattdeutsches Volksfest feiern und ihn dazu eingeladen haben, folgenden Brief geschrieben: Friedrichsruh, 10. Juli 1880. An dat Comite för dat plattdütsche Volksfest, Chi­cago. Ehre stündliche Jnladung to dat Fest in den Aus't-Monat hew ick mit üprichtigen (aufrichti­gen) Dank erhollen, u. freu mi doräwer, dat Sei up de anner Sid von't grote Water (auf der andern Seite von dem großen Wasser) mit so warmen Gefäuhlen an uns denken, de mi hir blewen (ge­blieben) sünd. To min lebhaftes Beduern ver- löwen (erlauben) mi mine Geschäften nich to Sei äwer to kamen; awer trotz de Entfernung will ick in de Festdage ut vollen Harten mit de ollen Landslüd darup anstöten (aus vollem Herzen mit

den alten Landsleuten darauf anstoßen), dat Sei för Tied an de Leiw (Liebes to Dütschland festhollen mögen. ' v. Bismarck.

Bei dem Diner, welches der deutsche Kaiser zu Ehren des Geburtstags des Kaisers Franz Joseph gab, trank unser Monarch auf das Wohl seines treuen Freundes und Alliirten. Außer dem Grafen Szechenyi, der speziell behufs Beiwohnung dieses Festes in Berlin eingctrvffen war, hatte das gesammte Personal der österreichisch-ungarischen Bot­schaft Einladungen erhalten. Bei dem Empfange des Botschafters bekundete der Kaiser seine große Freude über das Wiedersehen und den herzlichen Verkehr mit den östcrreisch-ungarischen Majestäten. Da Graf Szechenyi sich ans kaiserliche Hoflager nach Ischl begiebt, übertrug Se. Majestät ihm die innigsten Wünsche an seinen Monarchen. Wie ver­lautet, hatte es der Kaiser nicht unterlassen, zu dem heutigen Geburtstage seine besten Wünsche in einem Handschreiben dem Kaiser Franz Joseph zu über­mitteln.

Aus Westprcußcn wird derNordd. Allg. Ztg." geschrieben: Die Lage der Landwirthschaft ist über Beschreibung trostlos und darf man nicht Schwarzseher sein, um selbst für das sonst so ge­segnete Kulmer Land, Höhe wie Niederung, einen unausbleiblichen Nothstand vorherzusagen, lieber die bereits feststehenden und muthmaßlichen Ernte­resultate in Westpreußen äußert der Bericht sich in folgender Weise: Rübsen brachte nurV» Ernte, Roggen halb erfroren wurde in Mieten ge­stellt und verfault dort; Weizen ist mit Vs gebor­gen, Vr sind verfault im Stroh und unverkäuflich in Körnern, da wie Filz zusammengewachsen; Gerste desgleichen, Erbsen desgleichen; Kartoffeln faulen. Sämmtliche Wiesen stehen unter Wasser; das Vieh muß daher außer dem Stalle gehalten werden und verzehrt jetzt das für den Winter bestimmte Futter.

OesterreichUngarn.

Wien, 19. Aug. Angesichts des türkischen Schaukelspiels in der montenegrinischen Frage dringt England neuerdings auf baldige Entsendung der euro­päischen Demonstrations-Flotte ins Adriatische Meer.'

(Heutige Zensur in Oestreich.) Aus Graz schreibt man der N. Fr. Pr. den 17. d.-- Bei der heutigen Festvorstellung zur Feier des 50sten Ge­burtstages des Kaisers wurde von einer Schauspie­lerin ein Prolog vorgetragen, welcher unseren Mo­narchen in schwungvollen und loyalen Versen feiert. In der zweiten Strophe dieses Gedichtes wird der Wunsch ausgesprochen, daß unser Kaiser noch lange leben möge, auf daß wir ihm seine Liebe und Sorge für die Völkerdurch treuen deutschen Sinn" lohnen können. Die Zensurbehörde beanstandete das Wort deutsch", und statt dessen mußte der AusdruckBür­gersinn" gesetzt werden.

(Was ist der Mensch?) Einem magyarischen Gelehrten, Karl Dsesy in Fünfkirchen blieb es Vor­behalten, diese Frage zu allgemeiner Heiterkeit zu lösen.Der Mensch, so lehrt derselbe, ist vom Frosche und wird wieder zum Frosche werden!" Vom Urbeginn der Erde sprechend, sagt der Ver­fasser: Unter Anderm beherrschte ein froschähnliches Säugethier das Meer, welches in dieser Zeit schon im Wasser und in der Luft leben konnte, doch war sein beständiger Aufenthaltsort das salzwässrige Meer. Dieses froschähnliche Thier nennen wir heute Mensch, der auch jetzt das Salz nicht entbehren kann, nach­dem sich seine Natur daran gewöhnt hat. Auf die Schwimmhaut dieses Meerthieres weisen noch dessen unbezweifelbare Stellen zwischen den Daumen und Zehen hin. Die einzelnen Welttheile hatten nach der Ansicht des Verfassers nicht denselben Platz im Welt­räume, den sie heute einnehmen. Erst allmälig ge- riethen sie auf ihren jetzigen Platz, und werden in Zukunft wieder vom Meere abgeschwemmt werden. Der Behauptung Darwin's von der Abstammung des Menschen tritt Döesy mit folgender Kraftäuße­rung entgegen: Nicht vom Affen stammt der Mensch ab, sondern umgekehrt der Affe ist nur ein ver­kümmerter, verkommener Mensch. Ueber die Zukunft unserer Erde äußert sich der Verfasser: Der Mond nähert sich fortwährend der Erde, die Grenze dieser Annäherung wird erst dort sein, wo er die Ober­fläche der l^rde berührt. Wann das geschehen wird, das weiß ich nicht, aber auch das weiß ich nicht, was dann aus der Erde wird. Dann werden die Erdtheile von den Fluthen langsam in die Meere hineingeschwemmt werden, das Meer wird die hin-