hat Se. Majestät der König die Erlaubnis zur Aus­gabe einer weiteren Serie von 300000 Münster- baulosen ü 1 ^ ertheilt.

Konstanz, 22. Juli. Heute Nachmittag hat die Deutsche Kaiserin einen Besuch bei I. Mas. der Königin von Württemberg in Friedrichshafen gemacht.

Das Geschäftliche des 11ten deutschen Feuer-- Wehrtages in Dresden wurde am Sonntag und Montag Vormittag erledigt durch die Delegirten. Es gibt in Deutschland 7636 Feuerwehren mit 558,000 Feuerwehrmännern. Deutsch-Oesterreich zählt 1885 mit 125,000 Mann; es repräsentirt der Ver­band sonach 9500 Wehren mit einer aktiven Mann­schaft von 683,000 Köpfen. Nicht den Festen der Feuerwehr allein, auch der Fachausstellung wurde viel Interesse cntgegengebracht. Eine allgemeine Wahrnehmung ist, daß auf dem Gebiete der Feuer­wehrrequisiten mit ganz ungemeiner Solidität gear­beitet wird. Brillante Hebungen der Feuerwehren wurden ausgeführt. Ueberall war Exaktheit und Freudigkeit wahrzunchmen. -- Wegen der Festlich­keiten anläßlich des Fenerwehrtages war der Zuzug nach Dresden sehr bedeutend. Am Sonnabend und Sonntag kamen auf den Bahnhöfen in über 3600 Wagen circa 79,000 Passagiere an. Die Beförde­rung per Dampfschiffe war eine Flotte.

Langendiebach b. Hanau, 22. Juli. Heute Morgen exvlodirte in der großen Cigarren-Kist- chen- und Wiäclfvrmen-Fabrik der Herren Brunning und Sohn der Dampfkessel. Die ganzen weit ausgedehnten Fabrikanlagen liegen in Schutt und Trümmern und leider sind bei dem Unglücksfall auch mehrere Menschenleben zu beklagen. Glücklicherweise waren während des unglückseligen Ereignisses erst wenige von den Hunderten von Arbeitern, welche die Fabrik beschäftigt, in derselben anwesend. Der ganze Ort ist von tiefster Trauer erfüllt nicht allein wegen der bedauernswerthen Opfer der Katastrophe, sondern anch wegen deS schweren Unglücks, das die durch ihre Humanität und Rechtlichlichkeit so sehr geschätzten Fabrikbesitzer betroffen hat.

Braunschweig, 20. Juli. Eine grausige Scene spielte dieser Tage auf dem höchsten Gerüste des hiesigen Postgebäudes. Dort befanden sich der Bildhauer Link, welcher dem Steinhauermeistec Lech- ner und einem Arbeiter des letzteren, Worms, Fehler in der Ausführung der von L. übernommenen Steinmetzarbeiten zeigen wollte. Link war ungern mit den beiden Männern, die ihm feindlich gesinnt waren, in die Höhe gestiegen und fühlte sich daher auf dem Gerüst höchst unheimlich. Nach einem kurzen Disput wurde er von Worms am Kragen gepackt, und zwar, wie Link angibt, in der Absicht, ihn aus der furchtbaren Höhe hiuabzustürzen. Link aber, der bereits auf seiner Hut war, ging plötzlich zurück und entging dadurch dem Sturze. Nun aber wurde Link aufs neue angegriffen und mit solcher Gewalt nach der Straßenseite zu gestoßen, daß er wirklich vom Gerüste stürzte. Glücklicherweise gelang es ihm jedoch, sich vor dem Herabfallen auf das Pflaster dadurch zu retten, daß er sich an einen Querbalken festklammerte. So hing nun L., mark­erschütternde Hilferufe ausstoßend, zwischen Himmel und Erde, jeden Augenblick den Sturz in die Tiefe befürchtend, wenn die Kräfte Nachlassen würden. Seine Lage wurde aber noch dadurch schrecklicher, daß seine Gegner, oder einer derselben, auf seine Hände schlugen, um ihn zum Loslassen zu zwingen. Inzwischen gelang es ihm, auf einem Brette wieder festen Fuß zu fassen, von wo aus er auf das Dach klettern konnte. Aber auch hierher folgten ihm die Rasenden, um noch einen dritten Versuch zu machen, den Gegner in die Tiefe zu stürzen. Link aber klammerte sich in der Todesangst so fest an einen Dachhacken an, daß Lechner und Worms die Erfolglosigkeit ihrer Bemühungen einfahen und sich zurückzogen. Link war später kaum noch fähig, einen Schritt zu machen, so hatte ihn die gräßliche Szene erschüttert. Ob gegen die beiden die Anklage auf Mord- oder auf Todtschlagversuch eingeleitet werden wird, hängt von den noch genauer festzu- ftellenden Thatumständen ab.

Köln, 22. Juli. Die Wittwe des verstorbenen Banquiers Abraham v. Oppenheim hat unserer Stadt 600,000 cIL zum Geschenk gemacht, welche für ein Hospital für arme Kinder, ohne Unterschied der Eoncession, verwandt werden sollen, und zwar sollen ">00,000 c-U. für den Bau und die Einrichtung

und 300,000 für die Unterhaltung des Kranken­hauses bestimmt fein.

Berlin, 22. Juli. DiePost" hört es als wahrscheinlich bezeichnen, daß der seitherige Ober­präsident von Schleswig-Holstein v. Boetticher der Nachfolger des StaatssekretärsHerzoginStraß- burg werden würde.

Berlin, 24. Juli. Fürst Bismarck ist heute Abend von Friedrichsruh hieher zurückgekehrt. Es scheint sich, derVoss. Zeitung" zufolge, durchaus zu bestätigen, daß der Reichskanzler in diesem Som­mer nicht nach Kissingen geht. Das Zerwürfnis; zwischen dem baierischen Bundesrathsbevollmächtigten Rudhardt und dem Kanzler besteht in voller Schürfe fort.

Die Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft haben beschlossen, in diesem Jahre, als dem Schluß des ersten Jahrzehnts nach dem Kriege, die Börse am 2. September noch zu schließen, aber vom Jahre 1881 an keinerlei Ausnahme mehr für diesen Tag zu statuiren. Der diesjährige 2. September wird somit zum letzten Male von der Berliner Börse in offizieller Form gefeiert werden. Zur Motivirung dieses Beschlusses wird angeführt:So glorreich auch die Erinnerungen sind, welche sich an den 2. September, den Tag von Sedan, knüpfen, und so Vieles auch von vielen Seiten geschehen ist, diesen Tag seit dem letzten Kriege so weihevoll wie möglich zu begehen, so hat sich der 2. September doch niemals zu einer eigentlichen Nationalfeier zu entwickeln vermocht. Was aber in den Jahren un­mittelbar nach dem Kriege, als die Erinnerungen an unsere Siege noch frisch waren und die nationale Begeisterung sich noch an der historischen Aktualität entzünden konnte, zur Feier des Sedantages nicht getyan wurde, wird später, wenn diese Erinnerungen weniger frisch, die historischen Ereignisse ihre Aktua­lität verloren haben, noch um so weniger gethan werden."

Die seit langer Zeit angestrebte Centralisirung der im deutschen Reiche bestehenden Krieger-Vereine unter einer Oberleitung ist mißglückt, trotz der auf­opfernden Blühe, welche sich der dazn berufene Ge­neral v. Glümer gegeben hat. Dieser Mißerfolg hat den Rücktritt des betr. Generals zur Folge gehabt und wird sich nun zeigen, welchen Fortgang die zur Pflege des monarchischen Patriotismus gebildeten Vereine künftig haben werden.

In Berlin ist eine junge Dame, Tochter eines Gerichtsrathes, die Nachts bei offenem Fenster schlief, erblindet.

Sämmtliche deutschen Finanzminister werden demnächst in Coburg Zusammentreffen. Zum Haupt- gegenstand scheint man ernstlich das Tabacksmonvpol auserjehen zu haben, das mit einer Hartnäckigkeit sein Leben erhält, die wirklich bewunderswerth ist. Neugierig wären wir aber, was mit diesem Projekte dort aufgestellt werden wird. Etwas Neues wäre über dasselbe schwerlich mehr hervorzubringen.

Seit einiger Zeit macht sich wiederum eine Lohnerhöhungs- und Arbeitseinstellungsbewegung bemerkbar. In Berlin sind es vorzugsweise die Tischler, von denen sie ausgeht, an anderen Orten wird in ähnlicher Weise agitirt.

Hamburg, 21. Juli. Heute Morgen kamen mit derWestphalia" eine größere Anzahl ameri­kanischer Turner an, welche als eigentliche Preis- turner von ihren resp. Vereinen nach Frankfurt de- legirt worden sind.

OesterreichUngarn.

Wien, 23. Juli. Die Zustimmung der Mächte zur Flottendemonstration ist erfolgt. Die Entsendung der Kriegsschiffe in türkische Ge­wässer erfolgt, wenn die Pforte abgelehnt oder- weitere Verschleppungsversuche macht. Nach dem Fremdenblatt" entsendet Oesterreich hiezu zwei Panzerschiffe. Obgleich das Blatt hofft, die Pforte werde im letzten Augenblick einlenken und die De­monstration überflüssig werden, ist hiezu doch wenig Aussicht. Nachrichten ans Konstantinopel signali- siren im Gegentheil wachsenden Einfluß der Wider­standspartei.

Bei uns ist selbst der Parteihader vor dem Jubel des Wiener Schützenfestes verstummt. Bis zu den slavonischen Bauern in Kram scheint die Wirkung der festlichen Stimmung nicht zu reichen, wenigstens wird gemeldet, daß crstere mit Knitteln und Heugabeln gegen die deutsche Bevölkerung los­gezogen sind. Die Uebelthäter werden sich wahr­

scheinlich auf den Ausspruch eines Abgeordneten im Kramer Landtag berufen, der also lautete:Wir müssen die Deutschen aus dem Lande hinauswerfen, wie es die Ungarn gemacht haben."

Frankreich.

Paris, 21. Juli. Die Nachricht von der ge­fährlichen Erkrankung des Marschalls Bazaine ist unwahr.

Paris, 22. Juli. Die deutsche Regierung hat gestern hier mitgetheilt, die Nachricht, daß eine Anzahl deutscher Offiziere nach der Türkei gesandt worden, sei falsch; zwar habe die Pforte schon seit einigen Monaten dahin lautende Anträge gestellt, aber: erstens auf Veranlassung eines französischen Offiziers in türkischen Diensten, und zweitens habe sich bis jetzt kein deutscher Offizier gemeldet. Da nun jetzt das Gerücht ginge, daß die Pforte diese angeblichen Offizier-Übertritte benützte, um den Be­schlüssen der Berliner Conferenz zu trotzen, so werde Deutschland in keiner Weise den Uebertritt begünsti­gen, bis die Pforte sich gefügt habe.

Am 21. machte in Paris ein Unbekannter auf der Straße einem ehrbaren Frauenzimmer (Marie Delacroix, 23 I. alt) unanständige Anträge. Die Dame gab dem Zudringlichen einen Schlag mit dem Schirm; darauf feuerte derselbe zwei Revolverschüsse auf das Mädchen ab, in Folge deren sie in derselben Stunde den Geist aufgab. Der Unmensch hat bis jetzt seinen Namen nicht einbekannt.

Bankier Pereire hat ein Vermögen von 52 Mill. Franken hinterlaffen.

Belgien.

Im bischöflichen Palais zu Tournai sind gestern auf richterlichem Befehl di? Siegel angelegt worden. Der vom Papst abgesetzte Bischof Dumont hat gegen denEindringling" Durousseaux den Arm des weltlichen Landesgesetzes zu Hülfe genom­men. Auf sein Ansuchen hat sich gestern der Frie­densrichter von Tournai nebst Schreiber und mehre­ren Zeugen in das Palais begeben, um die Papiere und die Kasse mit Beschlag zu belegen.

Rußland.

Wenn die Russische liberale Presse Recht hat (und immer Recht zu haben ist bekanntlich eines der wichtigsten ihrer Rechte), so ist seit Mitte der vorigen Woche dem russischen Reiche und vor Allem dem russischen Finanzwesen nicht nur eine bessere, sondern eine ganz vorzügliche Zukunft garantirt. Rußland ist nämlich im Begriff, es den vorgeschrit­tenen Culturstaaten gleich zu thun und den Gipfel zeitgemäßer Vollkommenheit zu ersteigen: es hat einen Professor, sage einen simblen, bürgerlichen Professor, wenn auch nicht zum Minister, so doch zum Minister- Adjuncten (Unterstaatssekretär), und zwar zum Ad- juncten des Finanzministers gemacht. Die russischen Zeitungen erheben diesen hochwichtigen Schritt bis in das Blaue des Himmels hinein. Wahrscheinlich werden die russischen Actien nunmehr recht steigen. Hoffentlicht werden sich unsere biederen Landsmänner nicht allzuviel in Spekulationen auf russische Wertste Anlassen.

lieber ein Gefecht, das zwischen Kosaken und Tekinzen stattgefnnden hat, bringt General Skobeleff jetzt einen ausführlichen Bericht. Etwas merkwürdig will es uns nur erscheinen, daß bei einem Kreuz­feuer (!) das drei Hundert (!) Tekinzen auf 200 Schritt Entfernung (!) in dominirender Stellung (!) acht Stunden hindurch (!) auf lumpige zwölf Ko­saken (!) richteten, wo es zu wiederholten Malen zu einem blutigen Handgemetzel (!) kam, in welchem die zwölf Kosaken die dreihundert Tekinzen ebenso oft heldenmüthig in die Flucht jagten (!) es wirklich bis zu zwei ganz todten Kosaken gekommen ist, während sonst doch gewohnheitsmäßig nur deren einer die Berichte der russischen Wüstengeneräle als brustdurchschossener Leichnam zu zieren Pflegte! Wir glauben, der gute General Skobeleff hat seinen liebenswürdigen Landsleuten diesmal eine recht son­derbare Geschichte aufgebunden. Gott gehab' wenig­stens die zwei todtgemachten Kosaken selig! Amen.

In Zarizhn (russische Stadt an der Wolga) hat am 16. und 17. Juli eine furchtbare Hitze ge­herrscht. Es waren 48 Grad. Den Menschen drang das Blut ans Mund und Ohren hervor.

Roch nicht dagewesen, lieber einen Selbstmord unter cigenthiimlichen Umständen berichtet dieMoskauer Deutsche Zeitung": Sonntag, de» 18. Juli, kam mit dem Abend­zug der Ssmolenskcr Eisenbahn die Wittwe des Ehrenfriedens- richtcrS Kolenow aus Duchowtschina hier au und begab sich sofort in das fiir Damen reservirtc Wartezimmer, nahm eine

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