Creditverhältiiisse überaus wichtige Frage in den Vordergrund des öffentlichen Lebens gedrängt. Es sind anläßlich der neuesten Anregung schon eine Reihe von Gutachten sachverständiger Genossenschaften, Handelscorporationen, Gewerdevereine und derglei­chen bekannt geworden, welche sich alle gegen die vorgeschlagene MsiAegsl erklären, während uns ein zustimmendes Urtheil bis jetzt noch nicht zu Ohren gekommen ist.

Fürst Bismarck weilt immer noch in Fried­richsruh, und soll sich dort so wohl befinden, daß er noch kein Verlangen darnach tragt, den ihm von seinen Aerzten angerathenen Aufenthalt in Kissingcn zu nehmen. Das Nervenleiden des Reichskanzlers soll fast gänzlich geschwunden sein und die zahlreichen Bewegungen in freier Luft, die Exkursionen in den prächtigen Waldungen der weit reichenden Besitz­ungen des Fürsten sollen auf Körper und Geist einen so wohlthütigen Einfluß ausgeübt haben, daß her Reichskanzler selbst wiederholt seinen Freunden dies zu erkennen gegeben haben soll.

Eine große Anzahl von nationalliberalcn Wahlmännern beabsichtigt derBoss. Ztg. zu­folge, den früheren langjährigen Abgeordneten für Magdeburg, Dr. Lasker, als Kandidaten für das durch Sybel's Verzicht erledigte Mandat zum Land­tage aufzustellen.

Bremerhafen, 19. Juli. Der von dem gro­ßen Schuppenbrande am Freitag Nachmittag an­gerichtete Schaden beläuft sich auf über 3 Millionen Mark, allein die Firma I. H. Bachmann ist mit 1,827,000 ^ betheiligt, welche Summe von 21 Ver­sicherungsgesellschaften gedeckt iit.

Wie dieDeutsche Landeszcitung" mittheilt, circulirt jetzt ^m-liuer Kreisen eine Petition an

den Reichste kanzler, in n kichern Wege Juden in l soll schon zi das Sainm tember abg>

Wie den:Wi weit wem melden: 2 eine Hitze Gemüthlii wird ja mehr eirl müßiges gestern ' die Ausr Ain gr Franz fand.

desrath und den Reichs- gcbeten wird, auf gesetz- jige Einwanderung der ,u iuhibiren. Die Petition nschriften haben, doch wird Urschriften erst Ende Scp- den.

eichUngarn.

Wenn die Journale schrei- im Fcsijubel!'" so ist das zu nehmen, als wenn wir sich im Schwitzbade! Solch' nicht da, das geht über die ad Reaumur im Schatten, da Eisbär zu Wasser, wie viel rer, der weiter nichts bären-

oen Durst! Der Festzug

ibsch, Musik gab's genug und )uges ging flott von Statten, oar das Schauspiel vor der

ic, wo die Fahnenweihe statt- )f von Wien, Kardinal Kutsch­ier, nahm dieselbe vor, dann wurde von dem Kaiser und der Kaiserin je ein Nagel in die Fahnenstange geschlagen, an der nun das Band flattert, das die

Kaiserin dem Schützenbunde gewidmet. Von den

Reden beim Bankette ist nicht viel zu sagen.

Wien, 19. Juli. In der Festhalle wurden gestern 3000 Hühner geköpft, 5000 Flaschen Schü­tzenwein, 20,000 Semmeln und 100 Eimer Bier verbraucht. 300 Kellner unter Kommando von 36 Zählkellnern warteten als dienstbare Geister auf und die bekannten:Bitte sehr, bitte gleich!" schwirrten wie Raketen durch die Luft. Gegen Abend brachte ein Regenguß etwas Abwechslung in die Hitze, die vergangene Nacht schüttete es ordentlich. Heute ist der Himmel wieder heiter.

Wien, 21. Juli. DemTageblatt" zufolge tollen die Verhandlungen über eine Flottendemon- srration bald ein offizielles Nebercinkommen zum Resultat haben. Jede Macht schicke zwei, zusammen also zwölf Kriegsschiffe ab. Eine Landung findet nicht statt. Wer das Commandv erhält, ist noch unbestimmt.

Der Wucherer Ignaz Selinger in Wien, von dessen schamlosem Treiben wir kürzlich berichtet Italien, ist von den Geschworenen einstimmig und in allen Stücken schuldig erkannt und von dem Ge­richtshöfe zu 6 Jahren schwerem Kerker verurtheilt worden. Wie winselte der Schurke zuletzt um Gnade und Schonung, er, der seinen Gläubigern, meist jungen Offizieren und Cadettcu, nie Gnade und Schonung erzeigt, sondern sie unter den furchtbar­sten Drohungen zn immer höher» Zinszahlungen

und Verdoppelungen und Verdreifachungen des Ka­pitals gezwungen und viele in der That in Jammer und Elend und mehrere in den Tod getrieben hat. Schweiz.

Zürich. Wieder ist ein Ort in Graubünden, Remüs im Engadin, ein Raub der Flammen geworden. Am Freitag (16.) Mittags begann das Feuer. Ca. 100 Häuser, (alles Holzbedachung,) sind abgebrannt, bloS 12 stehen geblieben. Rasche Ver­breitung des Feuers. Primitivste Löscheinrichung, schlechte Spritzen, kein Wasservvrrath. Die Hülse kam zu spät.

Frankreich.

Aus dem Arrondissement Saumur wird ge­meldet, daß der Hagel fast die ganze Ernte zerstört hat. Es sind Sammlungen eröffnet worden, um den Nvthleidenden zu Hilfe zu komme».

Vourbaki, der 1870 die französische Garde kommandirt hat, ist von den Griechen zur Reorga­nisation ihrer Armee berufen worden.

England.

In England droht der Regen förmlich zum politischen Ereigniß anzuschwellen. Seit anderthalb Monaten kaum einen Sonnenblick! Nur in der Woche ein- oder zweimal tritt das leuchtende Ge­stirn auf einige Minuten an die verschleierte Him- melSrampe, um zu zeigen, daß es noch nicht ganz verloren gegangen ist. Bei der Nvthlage des acker­bautreibenden Standes, namentlich in Irland, sind die Aussichten daher sehr trüb, und es kann die Fortdauer dieses Wetters schlimme Folgen für den Staat haben. Heftige Gewitter kommen sonst selten vor; alle Naturerscheinungen sind mehr abgedämpft. Den richtigen Deutsche« wandelt in England sogar manchmal das Heimweh nach einem echten Donner­wetter an, das durch Berg und Thal mit mächtigem Hammcrschlag dröhnt und seine zuckenden Blitzspeere wirst. Heuer erhalten wir jedoch Ersatz; im ganzen Lande rasen die Unwetter leider fo anhaltend, daß man schwere Sorge um die Ernte fühlt.

Türkei.

Konstantinopel, 20. Juli. Aus Philip­popel wird gemeldet: Der Mörder der Frau Sko- vcleff war ein russischer Lieutenant in Rnmelischen Diensten, Namens Uzaris, welcher Frau Skobeteff auf ihren Ausflügen begleitete. Seme Ergreifung erfolgte in der Schlucht von Dermendere. Der Mörder entleibte sich, als er sich vergriffen sah. Die wegen Verdachts der Theilnahme verhafteten 4 Personen sind Kroaten. Frau Skobeleff trug Schmucksachen von beträchtlichem Werthe.

Während England, Rußland und Frankreich sich im Stillen bereits um die Erbschaft des schönen, fruchtbaren Besitzthums der kranken türkischen Nation stritten, hatten sich hier in Konstantinopel schon, ohne daß Jemand eine Ahnung davon hatte, deut­sche Beamte eingefunden, denen die höchsten Ver­waltungsstellen anvertraut werden sollten. Die fremden europäischen Mächte dürften sich hieran ein Beispiel nehmen, in welcher Art und Weise auf unserer Halbinsel Politik getrieben werden müsse. Diese Episode in der Orientsrage ist meisterhaft ge­spielt worden und wirkt durch ihre überraschende Schnelle nicht minder ergötzlich, wie durch die er­staunte Verblüffung, welche sich bei Denjenigen hervorrief, die hierauf nicht gefaßt waren. Die Deutschen standen mit ihrem privaten Schein in Constantinopel, bevor Jemand um ihre Reise oder auch nur um ihre Absendung wußte; und lange schon, als der Doyen der Botschafter gestern auf der Pforte sein offizielles Aktenstück im Namen Europas überreichte. Der Vorgang erinnert leb­haft an das Meisterstück Lord Beacvnssields, der seinen Partner vom Mai-Memorandum und das vereinigte Europa, das sich in Berlin mit der Auf- theilung der europäischen Türkei beschäftigte, mit der Juni-Convention über Kleinasien erschreckte. Für die Meister in der Politik ist allerdings das Geheimnis) die Bürgschaft des Erfolges. Was über die Absichten der Pforte in Bezug aus die Collektiv- note der Mächte berichtet wird, ist so konfus, daß wir davon Abstand nehmen, die betreffenden Versionen hier wiederzugeben. Sehr lebhaft wird die beab­sichtigte Flottendemonstrativn der Mächte besprochen, von der man bis jetzt noch nicht weiß, ob dieselbe ernst zn nehmen sei oder nicht.

Amerika.

Bi. Edison macht gleichfalls wieder von sich reden trotz der dicht vor der Thür stehenden

Präsidentschaftswahlen. Er hat nunmehr nämlich ein Luftschiff erfunden. Aber kein Luftballon ist hier im Spiele. Dieser große Mann weiß stets etwas Neues aufzutischen. Er hat einen mechanischen Vogel erfunden, der mit künstlichen Flügeln ausge­stattet binnen 24 Stunden von New-Aork nach Moskau flidgen soll, binnen 4 Tagen aber gar den ganzen Erdkörper umkreisen können. Wie der Mann dies fertig bringen will, das wollen wir ihm getrost allein überlassen.

Australien.

Auf Manilla fanden gestern neuerdings noch heftigere Erderschütterungen statt. Sämmtliche Vulkane der Insel sind thätig; an vielen Orten sind Erdrisse entstanden, woraus Asche und siedendes Wasser hervorgeworfen werden.

Kandel s- Der kehr.

Calw, 21. Juli. Die Ervteaussichten sind auch in hiesiger Gegend ausgezeichnet.

In Roswaag, Mühlhausen, Horrheim und Hohenasbach rechnen die Weingartner ans einen Mittelhcrbst.

Waiblingen, 20. Juli. Die Frnchtfclder stehen bei uns durchaus sehr schön und versprechen reichen Ertrag, wo­gegen der Ertrag der Weinberge und Obstbänmc im Allge­meinen ein ganz geringer sein wird. In einigen Gemeinden hat die reiche Kirschenernte den Ausfall an Obst und Wein thcilwcise ersetzt.

Vo n der Tauber, 19. Juli. Heute hat in einigen Orte» die Roggenernte begonnen. Die Aehren sind recht voll und schwer. Auch der Dinkel wird nächstens geschnitten wer­den und hofft man - bei guter Witterung - - ans eine reiche Ernte.

Karlsruhe, 2l. Juli. Nach den Berichten ans allen Theilen unseres Landes sieht man einer Fruchternte ent­gegen, wie wir sie schon seit 20 Jahren nicht mehr hatten; bereits hat der Schnitt der Friihsorten begonnen. Auch die Kartoffeln versprechen reichlichen Ertrag: auch hört man nichts von Krankheit derselben. Es ist unseren Landlcnten nach so manchem Fehljahr zn gönnen, das; sie sich finanziell erholen können: es war aber auch die höchste Zeit.

Tübingen, 22. Juli. Auf dem vorgestrigen Bieh- markt waren zngeführt 400 Paar Ochsen, höchster Preis pro Paar 980 400 Stück Kühe, verkauft zn 120 bis 200

300 Stück Schmalvieh zu SO bis ISO ./il: 400 Paar Milch­schweine pro Paar 20 bis 40 100 Stück Läuferschweine

zn 25 bis 40Ai; ferner 120 Pferde.

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Die Tochter des Fregattenkapitäns. _

(Fortsetzung.)

Nach kurzer Ueberlegung beschloß Ethelston das Geheimnis; sofort zu ergründen und den Kranken zu besuchen. Leise klopfte er an die Thür; die Pflegerin Z antwortete von drinnen heraus, der Patient schlafe-AZ und dürfe nicht gestört werden. Entschlossen, nicht D» länger in Ungewißheit zn bleiben, ging er auf's Ver- deck und gebot Jacob, sogleich hinunterzugehen und seinen Besuch zum Abend, wenn der Kranke erwacht RHZ L-AZ-«/

wäre, anzumelden. Jacob gerieth in Bestürzung und §-Z b>

stotterte etwas von nicht stören. Höre, Bursche, dl

sagte Ethelston finster, ich habe hier zn befehlen und ^

lasse nicht mit mir spassen.

Du gehst täglich drei, viermal in die Kajüte, um ihn zu bedienen; also kann meine Gegenwart so gefährlich nicht sein. Ich wage es auf meine Ver- antwortung. K" 2

Jacob verschwand. Ethelston schritt auf dem " "

Verdecke auf und ab. Nach einer halben Stunde kam Echterer wieder und sagte: Käpitän, der junge Herr will Ihren Besuch nach Sonnenuntergang an­nehmen. Sehr wohl, sagte dieser und setzte seine Wanderung fort.

Zur bestimmten Zeit stieg er herunter und klopfte an. Die Wärterin, ein junges, farbiges Mäd­chen öffnete und flüsterte ihm auf französisch zu:

Treten Sie ein, mein Herr, aber sprechen Sie sanft mit ihm, denn er ist sehr schwach. Damit verließ sie die Kajüte und schloß die Thüre hinter sich. In der Dämmerung, die im Gemache herrschte, unterschied Ethelston auf dem Sopha eine schlanke, mit einem Mantel bedeckte Gestalt. Er trat näher und sagte artig: Ich fürchte, junger Herr, Sie haben während des Sturmes viel zu leiden gehabt. Ach nein, ich danke Ihnen, war die leise, kaum hörbare Antwort.

Kann ich etwas für Sie thun? Ich habe ver­sprochen, Ihnen nach Kräften die Reise angenehm zu machen.

Eine Minute lang schien der Kranke mit einer halbverhaltenen Bewegung zu kämpfen. Dann warf er plötzlich den Mantel ab, sprang vom Sopha auf und Nina stand vor ihm. Ja, rief sie, Sie haben es versprochen! Um Ihretwillen habe ich Haus, Hei- math und Familie verlassen . . . Sie sind mir Hei- math, Vaterland, Familie, Alles! Theurer, innigge­liebter Ethelston, dieser Augenblick macht alle meine Leiden wieder gut. Bei diesen Worten schlang sie

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