Der Gesellschafter

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

« ^ Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halbjährlich

/» 0 j hier «ohne Trägerlohn) 1 60 -I, in dem Bezirk

»> »-» ^ 2 außerhalb des Bezirks 2 40 -I.

Samstag den 17. Juli.

Jiiscrtionsgebiibr für die Ispaltigc Zeile aus gc- j wohnlicher Schritt bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmaliger je 6

1880 .

Amtliches.

N n g o l d,

Erledigte Oberamtsge-meterssteüe.

Die Bewerber um die erledigte Oberamtsgeo- metersstclle in Heidenheim haben sich innerhalb 14 Tagen bei k. Steuer-Colleginm zu melden.

Den 16. Juli 1880.

K. Oberamt. Güntner.

Von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises wurde Wilhelm Walther, Bahnhofinspeklioiis-Assistent in Ulm, zum Stadtschulthcißen in Alteustaig-Stadt ernannt.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* N agold, 15. Juli. Aus dem Rechenschafts­bericht des Krankenunterstützungsvereins, der in der Gesammtvcrsammlung am letzten Sonntag erstattet wurde, heben wir folgende Zahlen aus: Einnahmen im Gesammt 458 ^ 93 L, worunter 291 Monatsbcitrüge, 1 Legat mit 20 die Ausgaben im Gesammt 398 ZL 60 L, worunter für Kranken­unterstützungen und Beerdigungskosten 216 vlL 50 bei der Handwerkerbank angelegt 150 Die Un­terstützungen vertheilen sich auf 23 Mitglieder ini Betrag- von 1 50 bis 34 ^ Durch den

erreichten Ueberschuß von 89 AL 80 L beziffert sich das Gesammtvermögen des Vereins aus 1368 ^ 97 Die Mitgliederzahl steigerte sich von 222 auf 245, wobei rühmend und dankend erwähnt wer­den muß, daß eine nicht kleine Zahl der Mitglieder nur des edlen Zweckes wegen, also ohne einstigen Anspruch auf Unterstützung, dem Vereine angehören. Bei der Neuwahl des geschäftsführenden Ausschusses fiel das Vertrauen fast mit Einstimmigkeit auf die seitherigen Persönlichkeiten, bis auf einen Ersatzmann, der durch anhaltende Kränklichkeit leider seiner Funktion nicht mehr vorzustehen vermag.

Alten st aig Stadt, 15. Juli. (Eingesendet.) Spät kommt ihr, doch ihr kommt", so tönte es heute in den Ohren der Altenstaiger Wähler, welche den NamenWalther" in die Wahlurne behufs der Stadtschultheißenwahl geworfen hatten. Nachdem uns die Nachtpost Kunde von der Bestätigung der Wahl Hrn. Walthers zum hiesigen Stadtschultheißen gebracht hatte, gieng in der Frühe folgendes mit 20 Unterschriften bedecktes Telegramm an den gegen­wärtig in Ulm angestellten Hrn. Walther ab:Wir gratuliren herzlich zu der endlich eingetroffenen Be­stätigung. Böllerschüsse verkündeten uns früh 5 Uhr den längst erwarteten Sieg. Stadt beflaggt. Sehen Ihrer baldigen Ankunft entgegen." Daß der Tag als Freudentag von der betreffenden Partei gefeiert wurde, bedarf nach obigem Telegramm keiner weitern Auseinandersetzung, übrigens sorgten auch einige Fastnachtsnarren dafür, daß jede Stimme zur Gel­tung kam. Möchte endlich Friede und Eintracht in unserer vorher so gemüthlichen Stadt einkehren, möchte namentlich die in den letzten Wochen und Monaten so üppig emporgeschossene Schmarozerpflanze der Verdächtigung und anonymen Anklagen wieder in ihr leeres Nichts zurücksinken und cs endlich einmal heißen: Friede sei ihr erst Geläute."

Herrenberg, 13. Juli. Gestern veranstalteten die hiesigen Jagdpächter in dem ca. 2800 Morgen großen Stadtwald, wozu auch Stuttgarter Herren geladen waren, eine Treibjagd, welche äußerst ergie­big ausfiel. Es wurden nicht weniger als 4 pracht­volle Hirsche, worunter ein Damhirsch, erlegt.

Horb, 13. Juli. Die Einwohnerschaft von hier iit schon seit einiger Zeit in große Aufregung versetzt durch einen Prozeß, den die Staatsverwal­

tung gegen die Stadt angestrengt und der im Falle des Unterliegcns der Stadt, da es sich um die Her­ausgabe einer Summe von etwa 80- 90,000 handeln dürste, nicht geringe Verlegenheiten bereiten würde. Das Objekt betrifft die Floßabgaben, welche die Stadt seit einer langen Reihe von Jahren von den den Neckar befahrenden und bei der Stadt an- legenden Flößern nach Ansicht des Fiskus widerrecht­lich erhoben hat. Erst bei Gelegenheit der kraft des Reichsgesetzes erfolgten Aufhebung dieses Fluß- zvlleS und aus Veranlassung eines Anspruches auf Ablösung dieses Rechts, den die Stadt erhoben hat, kam der Gegenstand zur Erörterung. Denn da die städtische Verwaltung ihren Anspruch auf die Ablö­sungssumme, die übrigens im Etat des Landes schon vorgesehen war, beziehungsweise auf die Erhebung des Zolles nicht in dokumentarischer Form nachzu- weisen vermochte, so wurde seitens des Staats nicht allein die Zahlung der Ablösungssumme verweigert, sondern auch die Herausgabe der widerrechtlich ver­einnahmten Zölle von der Stadt gefordert und nach erfolgter Weigerung gegen dieselbe eine Klage an­gestrengt. (N. T. !

Brandsällc: In Langenbrand (Ncucn- bürg) am 12. Juli ein großes Wohnhaus sammt z Scheuer und Schopf.

Aus dem Obcramt Neuenbürg, 13. Juli. Seit 8 Tagen ist im diesseitigen Oberamtsbezirk gestern der dritte, seit Neujahr der 13. Brnndfall vorgekommen.

Rottweil. Läßt sich, schreibt derR. V.", aus dem Geschäftsbetrieb der hiesigen Pulver-Fab­rik ein Schluß aus eine kriegerische oder friedliche Zukunft ziehen, so sind die Aussichten für letztere nicht besonders glänzend. Ohne Unterbrechung Tag und Nacht wird seit längerer Zeit rumänisches Pul­ver fabrizirt; auch sind die neuen, an Stelle der voriges Jahr explodirten Gebäude erbauten Werke ihrer Vollendung nahe.

Laupheim, 14. Juli. (Ein Musterdienst­bote.) Letzten Samstag wurde laut L. Z. in dem benachbarten Sulmingen eine Dienstmagd beerdigt, die eine so lange Reihe von Jahren in ein und demselben Hause treu und redlich diente, wie dies nur selten der Fall ist. Die Verstorbene Marie Anna Maurer, gebürtig aus Maselheim, welche in dem hohen Alter von 82 Jahren das Zeitliche ge­segnet hat, war volle 61 Jahre, sage mit Worten einundsechzig Jahre, im Dienste des Bräumeister Rupf sen. in" Sulmingen.

Ulm, 13. Juli. Heute um halb 11 Uhr gingen zwei Kompagnien des hiesigen Pionierbatail­lons zu gemeinschaftlicher Ucbung mit preußischen Pionierbataillonen auf der Elbe nach Harburg bei Hamburg ab. Der erste größere Halt wird in Würzburg gemacht, wo sie von heute Nacht 10 Uhr bis morgen früh 8 Uhr bleiben.

Friedrichshafen, 13. Juli. Auf Schloß Insel Mainau wird heute der deutsche Kaiser eintreffen: es ist ein Aufenthalt daselbst bis 18. d. M. in Aussicht genommen.

Schloß Friedrichshafeu, 14. Juli. Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Alexis Alexand- rowitsch von Rußland ist heute zum Besuche bei Ihren Majestäten im Königlichen Schlosse einge­troffen.

(Ein droliigcS Vorkommnis;) wird von der Wrrth. Zeitg." ans rincni größeren Orte des Tauberthales berichtet: Ein Händler von K., dessen Rahrungszwcig der Handel mit Knochen, Lumpen, Metallen -c. bildet, kam bei seiner Tuche in diesem Orte mit dem Sack ans dem Rucken auch in das Hans des Bürgermeisters, woselbst ikm ans seine

Rachsrage die Frau des Hauses den Bescheid gab, er möge später wieder kommen, da die Lumpen erst zusammengeiucht werden müßten. Nach einiger Zeil wollte der Händler der Einladung Folge leinen und ries, im Hanse angekommen, zur ersten besten Thur, welche er ein wenig öffnete, hinein:nun sind die Lumpen schon beisammen?" nick: ahnend, daß in die­sem Zimmer Gcmeinderalhssipnng siattsand, Tadlenn Entrüstung über die sreche Frage und allgemeine Verfolgung, bis die nöthigc Aufklärung crwlgtc.

Breslau, 14. Juli. Ju der Nacht vom 12. auf 13. Juli Achtele ein neuer Wolkcnbruch in der Umgegend von Flaubau, Grciffenberg, Fliusberg und Friedebcrg furchtbaren Scha­den an. Der Eiseubahndamm bei Grciffenberg ist auf eine Strecke von 100 Meter zerstört: der Postvcrkehr und Güterverkehr unterbrochen.

Das Landgericht zu Osfcnburg hat den Weinschmicrcr, Weinhändler Geck von Achern, zu 6 Monaten Gefängnis; verurrheilr. Dem Kerl ge­schieht ganz rechte!

Gotha, 12. Juli. Heute Nachmittag erfolgte hier die 27. Leichen Verbrennung (Justizrath und Rentier O. Gelbke von hier) und morgen soll die 28. (Kaufmann Fr. Funk aus Ncwyorki stattstuden.

Berlin, 14. Juli. Der PariserPahs" be­hauptet bestimmt, der päpstliche Nuntius werde feine Pässe fordern, falls die Regierung auf Grund der Märzdekrete gegen die nicht autorisirten geistlichen Orden weiter vorgche.

Die Wirkung des neuen französischen Amnesüe- gcsetzes, welches der vollen und uneingeschränkten Begnadigung aller anläßlich des Communcaufstandes Verurtheilten ziemlich gleichkommt, sieht man hier nicht ganz ahne Besorgnis; entgegen. Man verhehlt sich nicht, daß der offenbare Sieg des sozialistischen Zuges in Frankreich und die unvermeidliche Steige­rung der dortigen revolutionären Wühlereien auf unsere heimischen Verhältnisse möglicherweise eine schädliche Rückwirkung äußern könne, und ist auch nicht ohne Sorge, ob die Herrschaft der gemäßigten Republikaner dem Ansturm der radicalen Elemente auf die Dauer gewachsen sei. Es wird jedenfalls rathsam sein, ans die Verbindung der deutschen So- cialdemocratie mit den französischen Communisten ein wachsames Auge zu haben.

Die politische Ferienzeit macht ihre Rechte geltend und mit jedem Tage wird es schwieriger, unter den Zeitungsnachrichten, soweit dieselben Ta- gesfragcn der inneren Politik betreffen, etwas that- sächlich Neues zu entdecken. Man sucht dem oft discutirten Gegenstand eine neue Seite abzugewinnen und wenn es nicht anders geht, so muß eine sensa­tionelle Meldung, deren Ursprung nicht zu entdecken ist, helfen, um dem ausgetretenen Pfad ein neues Interesse zu verleihen. Diesmal ist es nun der Name des preußischen Cnltusministers, Herrn v. Puttkamer, welcher zu diesem Zwecke in die Er­örterungen der kirchenpvlitischen Lage hineingezogen wird und nichts Geringeres wird verkündet, als daß der Vater des neuen Kirchengesetzes vor einigen Tagen seine Entlassung eingereicht haben soll. Die Nachricht ist sicher unbegründet und von Berlin aus wird uns denn auch zum Ueberfluß noch bestätigt, daß dieselbe ohne jeglichen Anhalt sei. Es wäre auch nicht ersichtlich, was den Cultusminister gerade setzt zur Niederlage seines Amtes bewegen sollte, wo die von ihm inaugurirte Kirchenpolitik erst im Be­griff ist, ihre Probe zu bestehen. Nachdem das Kirchengesetz, wenn auch in wesentlich veränderter Gestalt, angenommen und vom Minister auch als Abschlagszahlung acceptirt worden, ist kein Anlaß wahrzunehmen, der Herrn v. Puttkamer zum Rück-