tritt bewegen könnte. Vielleicht beruht die Schlußfolgerung, der die sensationelle Meldung ihre Entstehung verdankt, auf der Voraussetzung, daß „der Culturkampf wieder in ein schärferes Stadium treten werde, sobald die Unsriedfertigkeit des Vaticans sich noch doeumentirt.
Oesterreich—Ungar«.
In der Stadt Villach ;6000 Einw.) in Kärnten ist seit 6 Wochen Niemand gestorben. Der T odte ngräb cr hat daher seine Stelle niedergclegt nnd sein Gesuch mit den klassischen Worten begründet: „Wenn ka Mensch stirbt, kann der Mensch mt leben". — So verschieden sind die Standpunkte.
Schweiz.
Basel, 12. Juli. Mit dem Bell'schen Telephon wurden die Töne der bei dem Eidgen. Schützenfest in Zürich gesungenen Lieder aus der dortigen Festhalle nach Basel geleitet, wo der Gesang klar und deutlich vernommen wurde. Mir dem Schallbecher am Ohr erkannte man sowohl Tonsatz als Text des vorgetragenen Liedes. Die höheren Lagert waren markirter. Cirka 20 Ohrenzengen haben die denkwürdige Erscheinung konsiarirt: im Zimmer selbst war keine Schallwirkung zu bemerken. Die Entfernung von Zürich bis Basel beträgt 90 Kilometer.
Frankreich.
Paris, 12. Juli. Rochefort ist in Paris um Uhr Nachmittags angekommen. An 4000 Menschen erwarteten ihn. welche Hochrufe auf ihn und auf die Amnestie ausbrachten. Rochefort hatte Mühe, seinen Wagen zu erreichen, die wachsende Menge folgte demselben. Ans dem Bastilleplatz angekommen, folgten an 50,000 dem Wagen, sangen die Marseillaise und den Olmnt äu äöpart. Die Menge war so groß, das; es eine halbe Stunde dauerte, bis er an das Ehateau d'Eau gelangte. Das Pferd seines Wagens siel, er war genöthigt, auszusteigen, um sich der Ovation zu entziehen, und flüchtete sich in die Passage Vendüme, von wo er nach der Rue du Croissant gelangte, wo das Bureau seines neuen Blattes ist. Er weist heute Abend bei Victor Hugo.
Paris, 14. Juli. Die Rede des Präsidenten Group bei der Uebergabe der Fahnen an die Armee brachte die Befriedigung desselben, eine wirklich nationale Armee vor sich zu sehen, zum "Ausdruck. Die in der Schule der militärischen Disziplin erzogenen Franzosen werden die Achtung vor der Autorität und das Gefühl der Pflicht in das bürgerliche Leben mit hinüberuehmen. Die Armee sei für Frankreich eine Garantie der ihm schuldigen Achtung und des Friedens geworden, den es bewahren wolle. Die Rede Grövp's wurde durch die Rufe: „Es lebe die Republik, cs lebe die Armee, es lebe Grövy!" erwidert. Die Menschenmenge war eine ungeheure. Das Wetter ist ausgezeichnet. — Die Revue verlief in größter Ordnung. Der Enthusiasmus ist ungeheuer. Gambetta besichtigte zu Wagen mehrere innere Stadttheilc und wurde überall mit Ovationen empfangen. Bei der Revue wurden 12 Soldaten vom Sonnenstich betroffen. - Präsident Group hat die Mittheilung erhalten, daß der Munizipalrath von Athen beschlossen habe, zur Mitfeier des französischen Nationalfestes zu illuminiren.
In Paris ist Isaak Pereire gestorben, der französische Straußberg. Mac Mahon hat sich in Oberammergan das Passivnsspiel angesehen. Er versteht sich auf Passionen.
Dem Briefe eines Schweizers, welcher in Stuttgart studirt hat und sich nun in Paris befindet, entnehmen wir folgende Stelle: „Es geht mit raschen Schritten der rothen Parteiherrschaft entgegen — dießmal mit mehr Erfolg, weil die Demo- kratisirung der Armee die Disziplin und jede militärische Solidarität zu unterdrücken scheint. Gegen die Kommunisten ist man voll Opposition, aber weil die Franzosen eben keine geborenen Republikaner sind, wissen sie ihre Rechte nicht zu verwerthen und geben sie jedem Umstürzler freie Hand zum Handeln." Griechenland.
Nach Allem, was man hört, hat sich der König von Griechenland während seines Aufenthaltes in Berlin sehr zuversichtlich über die schwebende Verwickelung zwischen seinem Reiche und der Pforte ausgesprochen und wiederholt hervorgehoben, daß er an einen ernstlichen Widerstand der Türkei nicht glauben könne: sonst würde er auch während eines so kritischen Augenblicks nicht einen so langen Aufenthalt im Ausland nehmen. Da der König sowohl in Paris als in Berlin eine Reihe von Conferenzen mit den maßgebendsten Personen hatte, so wird man
schließen dürfen, daß diese optimistische Auffassung der Sachlage auch in den diplomatischen Kreisen getheilt wird. Aus der Thatsache, daß der König die Anfangs beabsichtigte Reise nach Petersburg anfgegeben hat, einen Schluß auf eine Verstimmung mit dem russischen Hof zu ziehen, liege durchaus kein Anlaß vor, heißt es wörtlich in unserer offiziösen Mittheilung. Aus dem Umstand aber, daß der König von Griechenland mit allen einflußreichen Personen in den Hauptstädten Europas lange Verhandlungen führt, darf man ebensowohl darauf schließen, daß er sich bemühe, eine mehr thatkräftige Unterstützung der europäischen Großmächte sich zu erringen, als die bisherige blos „moralische Billigung", mit der allein selbst er herzlich wenig anzufangen weiß.
England.
London, 14. Juli. (Unterhaus.) Auf die Anfrage Bourkes, ob es wahr sei, daß Rußland die Absendung von russischen Truppen vorschlug, um Griechenland bei Uebernahme der zugesprochenen Ge- bietstheile zu unterstützen, erklärte Dilke, die Regierung habe es kürzlich als unthunlich erklärt, Aufschluß über die Unterhandlungen zu geben, sie könne jedoch sagen, daß sie zu keinem Schritte ermuthigen würde, welcher nicht vollständig mit ihrer Politik im europäischen Konzert im Einklänge stehe. Die Regierung erhalte fortgesetzt ausnahmslos von sämmt- lichen Mächten Versicherungen, daß dieselben ein gleiches Ziel zu erreichen wünschen.
London, 15. Juli. In der Grube Riska unweit Newport fand eine heftige Explosion schlagender Wetter statt. Circa 119 Todte.
Die Nachrichten über den Stand der Orien- frage lauten zur Abwechslung wieder einmal sehr friedlich. In den englischen Regierungskreisen soll man in den letzten Tagen intime Berichte aus Kvn- stantinvpel erhalten haben, welche die formelle Annahme der Konferenzbeschlüsse seitens der Pforte als gewiß erscheinen lassen. Letztere sehe denn doch ein, daß sie einen offenen Widerstand gegen diese Beschlüsse nicht wagen dürfe, und werde demzufolge wenigstens formell daraus Angehen, in der Hoffnung, die Ausführung derselben möglichst zu verschleppen. Dagegen sei freilich bereits Vorsorge getroffen. Inzwischen werde Griechenland, den Nathschlägen der Mächte folgend, jede eigenmächtige Thal, welche die Lage der Dinge kompliziren könnte, unterlassen, so daß alle Aussicht dafür vorhanden sei, daß es vorderhand wenigstens nicht zu einem griechisch-türkischen Kriege kommen werde. Offenbar rechnet die Türkei wieder einmal auf die Uneinigkeit der Mächte, und diese bietet allerdings eine nicht gering anzuschlagende Gewähr dafür, daß es mit der „Liquidation" wohl nicht so rasch gehen wird, wie man das hier und da glaubt. Anderntheils wird die Pforte denn doch gut thun, den Bogen nicht allzustraff zu spannen, wenn sie nicht doch schließlich ihre Existenz auf's Spiel setzen will.
Türkei.
Konstantinopel, 15. Juli. Der Gouverneur Skutaris berichtet: Die Montenegriner griffen am 12. Juli, Nachmittags, die Albanesen bei Nranja und Matagussa an. Ein zweistündiger Kampf endigte mit dem Rückzug der Montenegriner. Diese verloren 1 Offizier und 12 Soldaten. Die Albanesen hatten 2 Todte und 3 Verwundete und standen hinter Verschanzungen.
Kandel L Verkehr.
AuS dem Horbcr Oberamte, 18. Juli. Unter den Fruchtarteu, die dem Landmanue Heuer einen besonders guten Ertrag in Aussicht stellen, ragt insbesondere der Reps hervor, der, wie schon ein flüchtiger Blick auf unsere Reps- selder lehrt, ganz vorzüglich steht und eine so reiche Ernte verheißt, wie wir sie schon langer Zeit nicht gehabt haben.
Mannheim, 12. Juli. (Getreidcmarkt.) Die amerikanischen Forderungen waren in der letzten Woche bedeutend höher, was etwas Besserung auch hier zur Folge hatte. Inzwischen hatten wir einige schöne Tage, was der cinzubringenden Ernte sehr zu Statten kommt und ist in Folge dessen die Stimmung wieder etwas abgcschwächt. Wir notiren: Amerikanischer Red. Winter effectiv 4L 261/4. Amerik. Sommer Waizen effectiv 24^—25. do. do. do. per August
23^4—23stz. Saxonska effect. 25—2504. Roggen do.
20. Haser do. 4c 16.
(Poftfreimarken.) Um einer nochmaligen Verwendung bereits benutzter Marken vorzubeugen, werden im deutschen Reichspostgebiet jetzt derart hergestellt, daß bei starker Durchfeuchtung des Papiers der Farbendruck sich leicht verwischt. Dem Publikum wird deßhalb empfohlen, beim Aufkleben der Marken darauf zu achten, daß nur die gummirte Rückseite angcfeuchtet wird, die farbige Vorderseite dagegen möglichst wenig mit Feuchtigkeit in Berührung kommt.
Allerlei.
— Badet, ihr Freunde, badet! Dr. Paul Niemeyer klagt mit Recht, der Besuch der Badeanstalten sei über dem Besuch der Kneipen einge- schlasen. Dr. Lutze, der eifrige Organisator der römisch-irischen Bäder, sagt: „Der Körper bedeckt sich im Laufe der Zeit mit einer Borke von angetrockneten Hautschüppchen, welche den Zutritt des in der Luft befindlichen Sauerstoffes in die feinen Poren verhindern. Wird die Borke erweicht und die Haut von aller Unreinlichkeit frei, so strömt durch 7 Millionen offener Kanäle die Lebenslust und damit leibliches und geistiges Wohlbehagen in den Körper ein."
— Eine einfache Vogelscheuche. Man nehme zwei kleine Spiegelscheiben, lege sie mit dem Rücken zusammen und einen Faden dazwischen, der mit verklebt wird und mache so einen zweiseitigen Spiegel, der im Sonnenlicht grell glänzt. Dann hänge man ihn an einen freien Zweig des zu schützenden Baumes; oder nehme dazu passende Stüngelchen und behänge sic mit Doppelspiegeln, stecke dieselbe hier und da auf dem Felde zwischen das Getreide oder die Puppen. Die Sperlinge als Vögel werden sich durch den Spiegeltanz ebensowohl vom Getreide wie von den Bäumen abhalten lassen: man überlasse nur dem Winde und der Sonne das weitere. Diese Doppelspiegel mit ihren nach allen Seiten blitzenden Lichte, welche bei jedem Luftzug tanzen, erfüllen die Vögel mit Schrecken.
— Man liest oft auf Gräbern: „Der Tod nur vermochte uns zu trennen." Aus einem Kirchhofe der Bannmeile von Paris hat nun „Figaro" folgende Grabschrift entdeckt: „Hier ruhen Mine. I. Leblauc und M. Paul Lenoir, ihr Schwiegersohn. Der Tod allein konnte sie vereinigen."
— In einer echten Pariser Schaubude war eine „bärtige Frau" zu bewundern und das Entree nahm am Eingänge ein kleines freundliches Mädchen in Empfang. Ein Zuschauer, der sich drinnen an dem Phänomen wirklich ergötzt hatte, blieb beim Herausgehen bei dem niedlichen Kinde stehen- und fragte es im Scherze: „Nicht wahr, Kleine, die bärtige Frau ist doch nicht deine Mama?" „Nein, mein Herr." antwortete das Kind, „sie ist mein - Papa." ?
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— (Ein glückliches Ehepaar.) „Wie kommt's denn, daß die Müllerischen so glücklich miteinander leben? Jetzt ' sind sic schon 22 Jahr' verheirathet und haben noch nie einen Streit gehabt!" — „Das ist sehr einfach. Sic wascht den ganzen Tag außcr'm Haus und Er ist Nachtwächter!" (Fl. Bl.)
Allgemein er DeutscherVcr sicher un gs-Verein Stuttgart. Unfall-, Jnvaliditäts-, Kranken-, Bersorgungs- und Stcrbekasse. Im Monat Juni 1880 wurden 120 Scha- dcnfälle angemcldct und zwar 100 äußere Verletzungen und 20 innere Erkrankungen. Von den Unfällen hatten'17 eine gänzliche vder theilwcise Invalidität der Verletzten zur Folge. Bon den Mitgliedern der Sterbekasse starben im Juni 11. Neu ausgenommen wurden in diesem Monat 2609 Personen. Alle vor 1. Mai eingetretenen Schäden inklusive der Jnvali- ditätsfälle sind bis auf die von 11 noch nicht genesenen Personen vollständig regulirt. Eine Zusammenstellung des Geschäftsbetriebs im ersten Halbjahr 1880 ergibt folgende Zahlen. Schadcufälle 671 (durchschnittlich also per Monat 112); äußere Verletzungen 449, innere Erkrankungen 222. Von den äußern Schäden hatten 5 den sofortigen Tod, 49 aber gänzliche oder theilwcise Invalidität zur Folge. Aus der Stcrbekasse starben in den 6 Monaten 116 Personen (durchschnittlich ca. 20 per Monat). Neu ausgenommen wurden in den Verein im ersten Halbjahr 11617 Personen (per Monat durchschnittlich 1936). Diese Zahlen bestätigen nicht allein eine günstige Entwicklung des Vereins, sondern sie geben davon Zeügniß, daß nunmehr auch in Deutschland die Unfall-Versicherung sich immer mehr Bahn bricht. Dieselbe ist aber auch Jedem sehr zu empfehlen, da sic nur wenig Kosten verursacht und man schon z. B. durch Bezahlung von 6 bis 10 bei vorübergehender Erwerbsunfähigkeit täglich 2 bis 3 4L sowie im Todes- oder Jnvalidi- tätsfall 2000 bis 3000 4Ü sich sichern kann. Deshalb ist es auch unbegreiflich, daß trotz den täglich sich wiederholenden Mahnungen durch die häufig eintretenden Unfälle, welche so manche Familie unversehens ihres Ernährers berauben und in Jammer und Elend bringen, nicht noch eine weit zahlreichere ja geradezu allgemeine Betheiligung an derartig gemeinnützig wirkenden Versicherungsgesellschaften Platz greift.
Goldkur» der K. Itsatskassen-Verwaltung
vom 15. Juli 1880.
20-Frankcnstücke.16 4L 16 4.
Frankfurter Gold-Cour» von» 17. Juli 1880.
20 Frankenstückc.16 18—22
Englische Sovereigns.20 „ 38—42
Russische Imperiales.16 „ 69—74
Dukaten.9 „ 53—58
Dollars in Gold.4 „ 18—21
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